CHIESA NUOVA
Pfarrei S. Maria
in Vallicella
Oratorium des hl. Philipp
Neri
Samstag, 26. Mai
2012, 19.00 Uhr
Hl. Philipp Neri
Heilige Messe am
Vorabend
des
Pfingstfestes
unter dem
Vorsitz von Kard. Mauro Piacenza
Präfekt der
Kongregation für den Klerus
Homelie
[Gen 11,1-9; Ps 32; Röm 8,22-27; Joh 7,37-39]
X
„Spe salvi facti
sumus“. In der Hoffnung sind wir gerettet.
Mit diesen Worten,
die dem Abschnitt aus dem Brief an die Römer entstammen, den wir gerade gehört
haben, hat Papst Benedikt XVI. sein zweites Lehrschreiben über die christliche
Hoffnung einleiten wollen.
Und fast in der Art
eines Hilferufs erinnert uns der Apostel daran, dass „die gesamte Schöpfung bis
zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir
als Erstlingsgabe den Geist besitzen, seufzen in unserem Herzen und warten
darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.“
Das Hochfest von
Pfingsten, das wir heute Abend am liturgischen Gedenktag des hl. Philipp Neri
feiern, erinnert uns daran, dass wir „den Geist besitzen“, mehr noch, es
erinnert uns an die „Erstlingsgabe des Geistes“!
Den Geist besitzen,
bedeutet in Wirklichkeit, dass er derjenige ist, der uns besitzt, denn die
„Gabe“ geht der „Frucht“ stets voraus, wie auch das Sein dem Handeln.
Diese Aussage ist
objektiv wahr und zwar dank der Gabe der Sakramente, insbesondere jener der
Taufe, der Firmung und der heiligen Weihe, die jeweils in den Gläubigen die
Wirkung haben, die wir eine besondere, „dauernde Einwohnung des Geistes“
nennen, sodass deren Sein gewandelt und dem Sein Christi, unseres Herrn,
gleichgestaltet wird.
Besonders klar zeigt
es sich im Leben der Heiligen, den wahren Reformatoren der Kirche, dass der
Geist von ihnen Besitz genommen hat. Jede Reform, die nicht vom Geist ausgeht,
hat lediglich im menschlichen Willen ihren Ursprung und gehorcht deshalb oft
der eigenen Willkür, oder schlimmer noch, den Forderungen der Welt; wenn sie
jedoch vom Geist ausgeht, dann wird sie schrittweise verwirklicht und breitet sich
langsam aus – nicht mit menschlichen Mitteln, die auf ideologisierende Weise
Druck ausüben und Verwirrung im Herzen der Menschen stiften, sondern mit dem
strahlenden Beispiel der Heiligkeit, das von aller Welt angenommen und
anerkannt wird.
Der hl. Philipp Neri
ist ein beredtes Beispiel dafür, was es heißt, „pfingstliche Menschen“ zu sein:
Christen und Priester, „die der Geist besitzt“, und gerade deswegen war er ein
großer Reformator seiner Zeit.
Der Heilige Geist
stützt nämlich und „bewegt“ die Kirche, und in dieser „Bewegung“, die
geschichtlich betrachtet die fruchtbarste und langlebigste überhaupt ist,
ergeht an die Menschen der Ruf, aus freien Stücken mit dem Werk des Geistes
zusammenzuarbeiten und so auch heilig zu werden – sowohl aus Gnade als auch
aufgrund von Verdiensten.
Der Heilige Geist
hat seit Pfingsten eine „Kette der Heiligkeit“ geknüpft; er tut dies heute und
wird es noch bis zum Ende der Zeiten tun, damit diese Kette der wahren Reform
der Kirche dient. Die Kirche, insofern als sie „Gegenwart Christi in der Welt“
ist, steuert zur Geschichte das wahre und dauerhaft Neue bei! Es handelt sich
um jene „Neuheit“, die der Herr uns stets schenkt, denn sie ist der Anfang
jenes Reiches, das mit der Verkündigung des Engels an die allerseligste Jungfrau
Maria in die Zeit eingebrochen ist. Seit jenem Augenblick dauerte die Neuheit
ohne Unterbrechung an und wird dies auch bis zum Ende der Zeiten tun.
Es ist ganz und gar
erstaunlich, was der Heilige Geist wirkt, wenn er Freundschaft zwischen den
Heiligen stiftet: der hl. Philipp Neri, der hl. Karl Borromäus, der hl. Camillo
von Lellis, die hl. Teresa von Jesus, der hl. Ignatius von Loyola, der
ehrwürdige Baronius... All diese grundverschiedenen Menschen sind „Besitztum
des Geist“, alle leisten dem Papst Gehorsam, d.h. es charakterisiert sie eine
tiefe Liebe zum Nachfolger Petri, der in ihnen wahre Reformatoren, die der Herr
seiner Kirche geschenkt hat, erkennen konnte.
Die wahre Reform der
Kirche, deren Notwendigkeit wir so deutlich wahrnehmen, gestaltet sich als eine
geheimnisvolle Zusammenarbeit, durch die Menschen in ihren verschiedenen
Bereichen ihren Beitrag zu einem übernatürlichen Plan des Geistes leisten.
Nicht immer ist es uns gegeben, den Plan sofort einzusehen oder zu erkennen,
doch haben wir die Gewissheit, dass der Geist am Werk ist und dass er diese
Seelen, ohne die jede rein menschliche Anstrengung scheitern muss, vorbereitet.
Wir haben die
Gewissheit, dass der Heilige Geist stets der gleiche ist, „Dominum et
Vivificantem“, derjenige also, der Herr ist und lebendig macht!
Der Pfingstgeist,
der vor zweitausend Jahren ins Obergemach herabstieg, ist der gleiche Geist,
der die Kirche während der großen Konzile der Antike geleitet hat. Es ist der
gleiche Geist des Konzils von Trient und der großen katholischen
Reformbewegung, die später davon ausging. Es ist der gleiche Geist des Zweiten
Vatikanischen Konzils: Er ist der gleiche: gestern, heute und immerdar.
Der gleiche Geist
belebt und trägt ein und dieselbe Kirche: Die Subsistenz des einen Subjekts
„Kirche“ kann daher in keiner Weise jemals unterbrochen sein – Sie, die seit
zweitausend Jahren auf den Straßen der Welt unterwegs ist, um das Reich Gottes
zu verkünden und den Menschen das Wort und die Heilswerke des Herrn zu bringen,
indem sie die Sakramente feiert.
Wie es der Geist zur
Zeit des hl. Philipp Neri verstand, im großen Buch der – stets heiligen –
Geschichte der Kirche eine außergewöhnliche, strahlend helle Seite zu
schreiben, so wird er es auch in unseren Tagen verstehen, für Erneuerung zu
sorgen und einmal mehr Seiten echter Reform zu schreiben, was er durch das
Leben und das Werk der Heiligen, die er erweckt, bewerkstelligen wird.
Flehen wir ihn ohne
Unterlass mit unserem ganzen Sein an: „Geist der Heiligkeit, schenke uns
heilige Frauen und Männer! Schenke uns Heilige, und heilige uns, o Herr des
Lebens!“
Worin aber besteht
das Geheimnis der Heiligkeit? Das Geheimnis des hl. Philipp? Worin besteht das
Geheimnis der heiligen Reformatoren?
Im Evangelium hören
wir heute die Worte „Jesus stellte sich hin und rief: Wer Durst hat, komme zu
mir, und es trinke, wer an mich glaubt.“
Er, das lebendige
Wasser, ist die Quelle jeder Begegnung mit dem Geist, mit jenem Geist, der –
vergessen wir es nie – für uns immer der Geist Christi ist.
„Besitztum des
Geistes“ wird man also, wenn man zu jener Quelle hingeht, die Christus ist, um
dort zu trinken! Das Geheimnis ist das Gebet!
Die tiefe Stille im
Gebet, während der man die Stimme des Geistes Gottes heraushört und vom
Stimmengewirr der Welt zu unterscheiden vermag, ist der notwendige Rahmen,
innerhalb dessen die Saat für die zur Reform führende Heiligkeit ausgesät wird.
Hier wird sie durchblutet, sprosst sie auf, blüht und kommt zur Reife.
Außerhalb des Gebets
kann es keinerlei zur Reform führenden Impuls geben, der das wahre Wohl der
Kirche und der Welt im Auge hat! Oft gibt es in den menschlichen – allzu
menschlichen! – soziologischen und pastoralen Studien keinen Platz für den
Geist und somit auch nicht für die wahre Reform der Kirche. Diese scheinen eher
ein „dröhnendes Erz“ und eine „lärmende Pauke“ zu sein, denn sie besitzen nicht
die Liebe, die von Gott kommt (vgl. 1 Kor 13,1).
Unser Herr
wiederholt vielmehr für uns mit Kraft die Worte: „Wer Durst hat, komme zu mir,
und es trinke, wer an mich glaubt!“
Die Heiligen – der
hl. Philipp Neri – zeigen uns auf untrügliche Weise den Weg des Gebets und des
Eintauchens in Gott als einzigen Weg zur Reform auf, damit man vor allem bei
sich selbst beginnt und, ausgehend von dieser tiefen, sehr schwierigen und „ersten“
Reform, geheimnisvoll ausstrahlt und für die Reform der Kirche wirkt!
Bitten wir an diesem
Pfingstfest um die Gabe einer neuen Ausgießung des Geistes im Leben eines jeden
von uns; erflehen wir von der allerseligsten Jungfrau Maria, als Frau des Geistes
und erste Hüterin jener Neuheit, die Christus ist, nach und nach in jene
Heiligkeit eingeführt zu werden, die als einzige die wahre Reform der Kirche
mit sich bringt. Amen.