Heiligstes Herz
Jesu
7. Juni 2013
Weltgebetstag
zur Heiligung der Priester
Liebe Mitbrüder im Priesteramt, liebe
Freunde!
Aus Anlass des kommenden Hochfestes des
heiligsten Herzens Jesu am 7. Juni 2013, an dem wir den Weltgebetstag zur
Heiligung der Priester begehen, grüße ich jeden einzelnen von Euch sehr
herzlich und danke dem Herrn für das unsagbare Geschenk des Priestertums und
für die Treue zur Liebe Christi.
Wenn auch die Einladung des Herrn, »in
seiner Liebe zu bleiben« (cfr. Joh 15,9) allen Getauften gilt, so erklingt sie
doch am Fest des heiligsten Herzens Jesu mit neuer Kraft in uns Priestern. So
hat uns der Heilige Vater bei der Eröffnung des Priesterjahres mit den Worten
des heiligen Pfarrers von Ars daran erinnert, dass »das Priestertum … die Liebe
des Herzens Jesu« ist (cfr. Predigt in
der Zweiten Vesper am Hochfest des heiligsten Herzens Jesu, 19. Juni 2009). Aus diesem Herzen –
und das dürfen wir niemals vergessen – ist das Geschenk des priesterlichen
Amtes entsprungen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die
Tatsache, in »seiner Liebe zu bleiben«, uns kraftvoll zur Heiligkeit antreibt.
Zu einer Heiligkeit – das wissen wir sehr gut –, die nicht in außerordentlichen
Taten besteht, sondern darin, Christus zu erlauben, in uns zu handeln und seine
Haltungen, Gedanken, Verhaltensweisen zu den unseren zu machen. Die
Karatmessung der Heiligkeit ist gegeben von der Gestalt, die Christus in uns
annimmt, davon wie sehr wir in der Kraft des Heiligen Geistes unser ganzes
Leben nach ihm gestalten.
Wir Priester sind geweiht und ausgesandt
worden, um die Heilssendung des menschgewordenen Gottessohnes zu
vergegenwärtigen. Unsere Funktion ist für die Kirche und die Welt unerlässlich
und erfordert von uns vollkommene Treue zu Christus und unaufhörliche Vereinigung
mit ihm. So sind wir in demütigem Dienst Führer, die die unserem Dienst
anvertrauten Gläubigen zur Heiligkeit führen. So wird in unserem Leben der
Wunsch Jesus abgebildet, den er selbst im Hohepriesterlichen Gebet nach der
Einsetzung der Eucharistie zum Ausdruck gebracht hat: »Für sie bitte ich; nicht
für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie
gehören dir. (…) Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass
du sie vor dem Bösen bewahrst. (…) Heilige sie in der Wahrheit; (…) ich heilige
mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind« (Joh
17,9.15.17.19).
Im
Jahr des Glaubens
Diese Gedanken nehmen im
Zusammenhang mit dem von Papst Benedikt XVI. durch das Motu proprio Porta Fidei (11. Oktober 2011)
ausgerufenen Jahr des Glaubens eine besondere Bedeutung an. Es hat am 11.
Oktober 2012 begonnen, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten
Vatikanischen Konzils, und wird am Hochfest Christkönig am kommenden 24.
November enden. Die Kirche muss mit ihren Hirten auf dem Weg sein, um die
Menschen aus der „Wüste“ hinauszuführen, hin zur Gemeinschaft mit dem Sohn
Gottes, der das Leben für die Welt ist (cfr. Joh 6,33).
Unter diesem Blickwinkel richtet die
Kongregation für den Klerus diesen Brief an alle Priester der Welt, um jedem zu
helfen, den Einsatz zu verstärken, dieses Ereignis der Gnade zu leben. Dabei
sind wir in besonderer Weise gerufen, Protagonisten zu sein und uns mit Eifer
für eine Wiederentdeckung des Glaubens in seiner Ganzheit und Faszination
einzusetzen, angeregt von der Überlegung, dass die Neuevangelisierung gerade
auf die genuine Weitergabe des christlichen Glaubens ausgerichtet ist.
Im Apostolischen Schreiben Porta Fidei bringt der Papst die
Empfindungen der Priester nicht weniger Länder zum Ausdruck: »Während es in der
Vergangenheit möglich war, ein einheitliches kulturelles Gewebe zu erkennen,
das in seinem Verweis auf die Glaubensinhalte und die von ihnen inspirierten
Werte weithin angenommen wurde, scheint es heute in großen Teilen der
Gesellschaft aufgrund einer tiefen Glaubenskrise, die viele Menschen befallen
hat, nicht mehr so zu sein« (Nr. 2).
Die Feier des Jahres des Glaubens stellt
sich als eine Gelegenheit für die Neuevangelisierung dar, als Anlass, die
Versuchung zur Entmutigung zu überwinden, um unsere Kräfte unter der Leitung
des heutigen Nachfolgers Petri immer mehr einzusetzen. Glauben zu haben
bedeutet vor allem, sicher zu sein, dass Christus, der in seinem Fleisch den
Tod besiegt hat, für die, die an Ihn glauben, die Möglichkeit eröffnet hat,
diese seine Bestimmung zur Herrlichkeit zu teilen und die Sehnsucht nach einem
vollkommenen Leben und vollkommener, ewiger Freude zu stillen, die im Herzen
jedes Menschen wohnt. Deshalb gilt: »Die Auferstehung Christi ist unsere größte
Gewissheit; sie ist der kostbarste Schatz! Wie sollten wir diese Gewissheit,
diesen Schatz nicht mit den anderen teilen? Sie ist nicht nur für uns da, sie
ist da, um weitergegeben zu werden, um sie den anderen zu schenken, um sie mit
den anderen zu teilen. Gerade das ist unser Zeugnis« (Papst Franziskus,
Generalaudienz, 3. April 2013).
Wir müssen uns als Priester
darauf vorbereiten, die Gläubigen zu einem reiferen Glauben zu führen. Wir
spüren, dass wir selbst die Ersten sind, die ihr Herz mehr öffnen müssen.
Erinnern wir uns an die Worte des Meisters am letzten Tag des Laubhüttenfestes
in Jerusalem : »Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.
Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser
fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn
glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht
verherrlicht war« (Joh 7,37-39). Auch aus dem Priester, alter Christus, können
Ströme von lebendigem Wasser fließen, in dem Maße, wie er die Worte Christi
gläubig trinkt und sich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet. Von seiner
„Öffnung“, Zeichen und Mittel der göttlichen Gnade zu sein, hängt letztlich
nicht nur die Heiligung des ihm anvertrauten Volkes ab, sondern sie ist auch
der Stolz seiner Identität: »Der Priester, der wenig aus sich
herausgeht, der wenig salbt – ich sage nicht „gar nicht“, denn, Gott sei Dank,
entreißen die Leute uns die Salbung – kommt um das Beste unseres Volkes, um
das, was das Innerste seines Priesterherzens zu aktivieren vermag. Wer nicht
aus sich herausgeht, wird, statt Mittler zu sein, allmählich ein
Zwischenhändler, ein Verwalter. Wir kennen alle den Unterschied: Der
Zwischenhändler und der Verwalter „haben bereits ihren Lohn“, und das sie ihre
eigene Haut und ihr Herz nicht aufs Spiel setzen, empfangen sie keinen
liebevollen Dank, der von Herzen kommt. Genau daher kommt die Unzufriedenheit
einiger, die schließlich traurig, traurige Priester, und zu einer Art
Antiquitäten- oder Neuheitensammler werden, anstatt Hirten mit dem „Geruch der
Schafe“ zu sein – das erbitte ich von euch: Seid Hirten mit dem „Geruch der
Schafe“, dass man ihn riecht –, Hirten inmitten ihrer Herde und
Menschenfischer« (Idem, Predigt in der Chrisam-Messe, 28. März
2013).
Den
Glauben weitergeben
Christus hat den Aposteln und der Kirche
die Sendung anvertraut, die Frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden. Der
heilige Paulus empfindet das Evangelium als »Kraft Gottes, die jeden rettet,
der glaubt« (Röm 1,16). Jesus Christus selbst ist das Evangelium, die „Frohe
Botschaft“ (cfr. 1Kor 1,24). Unsere Aufgabe ist es, Träger der Macht der
grenzenlosen Liebe Gottes zu sein, die sich in Christus offenbart hat. Die
Antwort auf die großherzige göttliche Offenbarung ist der Glaube, Frucht der
Gnade in unseren Seelen, der die Öffnung des Menschenherzens verlangt. »Nur
glaubend also wächst der Glaube und wird stärker; es gibt keine andere
Möglichkeit, Gewißheit über das eigene Leben zu haben, als sich in ständig
zunehmendem Maße den Händen einer Liebe zu überlassen, die als immer größer
erfahren wird, weil sie ihren Ursprung in Gott hat« (Porta Fidei, Nr. 7). Möge der Priester nach Jahren des
priesterlichen Dienstes mit seine Früchten und Schwierigkeiten wie der heilige
Paulus sagen können: »Überallhin habe ich das Evangelium Christi gebracht«
(cfr. Röm 15,19; 1Kor 15, 1-11; etc.).
Bei der Glaubensweitergabe mit Christus
zusammenzuwirken ist die Aufgabe jedes Christen, in der charakteristischen
organischen Zusammenarbeit zwischen Geweihten und Laien in der heiligen Kirche.
Diese freudige Pflicht umfasst zwei tief miteinander verbundene Aspekte. Der
erste, die Treue zu Christus, was bedeutet, Ihm persönlich zu begegnen, Ihm zu
folgen, Freundschaft mit Ihm zu pflegen, an Ihn zu glauben. Im heutigen
kulturellen Kontext erweist sich das Zeugnis des Lebens als besonders wichtig –
Voraussetzung für Authentizität und Glaubwürdigkeit –, das entdecken lässt, wie
die Macht der Liebe Gottes sein Wort wirksam macht. Wir dürfen nicht vergessen,
dass die Gläubigen im Priester den Mann Gottes suchen, das Wort Gottes, die
Barmherzigkeit Gottes und das Brot des Lebens.
Ein zweiter Punkt des missionarischen
Charakters der Glaubensweitergabe bezieht sich auf die freudige Annahme der
Worte Christi, der Wahrheiten, die es uns lehrt, der Inhalte der Offenbarung.
Diesbezüglich wird gerade die geordnete und systematische Darlegung der
katholischen Lehre, verankert im Wort Gottes und in der immerwährenden und
lebendigen Tradition der Kirche, ein grundlegendes Mittel sein.
Wir müssen uns vor allem dafür einsetzen,
das Jahr des Glaubens als gottgegebene Gelegenheit zu erleben – und auch andere
dazu führen –, um zu verstehen, dass die uns von den Konzilsvätern als Erbe
hinterlassenen Texte nach den Worten des seligen Johannes Paul II. »weder ihren
Wert noch ihren Glanz verlieren. Sie müssen auf sachgemäße Weise gelesen
werden, damit sie aufgenommen und verarbeitet werden können als qualifizierte
und normgebende Texte des Lehramtes innerhalb der Tradition der Kirche. Zum Abschluss
des Jubiläums fühle ich mich mehr denn je dazu verpflichtet, auf das Konzil als
die große Gnade hinzuweisen, in deren Genuss die Kirche im 20. Jahrhundert
gekommen ist. In ihm ist uns ein sicherer Kompass geboten worden, um uns auf
dem Weg des jetzt beginnenden Jahrhunderts zu orientieren« (Johannes Paul II., Apostol. Schreiben Novo millennio ineunte, 6. Januar 2001,
57: AAS 93 [2001], 308, n. 57).
Die
Inhalte des Glaubens
Der Katechismus der Katholischen Kirche – gewünscht von der
außerordentlichen Bischofssynode 1985 als Mittel im Dienst der Katechese und
verwirklicht in der Zuammenarbeit des gesamten Epoiskopats – erläutert den
Gläubigen die Kraft und die Schönheit des Glaubens.
Der Katechismus
ist eine authentische Frucht des
Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, das den pastoralen Dienst
vereinfacht: ansprechende, eindrückliche, tiefe Predigten; Katechese und Kurse
theologischer Bildung für Erwachsene; die Vorbereitung der Katecheten, die
Ausbildung der verschiedenen Berufungen in der Kirche, insbesondere in den
Priesterseminaren.
Die Note
mit pastoralen Hinweisen zum Jahr des Glaubens (6. Januar 2012) bietet
weitgefächerte Initiativen, um diese besondere Zeit der Gnade vereint mit dem
Heiligen Vater und dem Bischofskollegium zu leben: die Pilgerfahrten der
Gläubigen zum Stuhl Petri, ins Heilige Land, zu den Marienwallfahrtsorten, der
nächste Weltjugendtag in Rio de Janeiro im kommenden Juli, die Symposien,
Tagungen und Versammlungen, auch auf internationaler Ebene, insbesondere jene,
die der Wiederentdeckung der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils gewidmet
sind; die Organisation von Gruppen von Gläubigen zur Lektüre und gemeinsamen
Vertiefung des Katechismus mit einem erneuerten Einsatz für seine
Verbreitung.
Im gegenwärtigen vom Relativismus
geprägten Klima ist es angebracht, zu unterstreichen, wie wichtig die Kenntnis
der authentischen katholischen Lehre ist, untrennbar verbunden mit der
Begegnung von anziehenden Glaubenszeugnissen. Von den ersten Jüngern Jesu in
Jerusalem wird in der Apostelgeschichte berichtet: »Sie hielten an der Lehre
der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den
Gebeten« (Apg 2,42).
In diesem Sinne ist das Jahr des Glaubens
eine besondere Gelegenheit, um die Predigten, Katechesen, Ansprachen und
anderen Beiträge des Heiligen Vaters aufmerksamer anzunehmen. Für viele
Gläubige wird die Möglichkeit, den Text der Predigten und Ansprachen bei den
Audienzen zur Verfügung zu haben, eine große Hilfe sein, um den Glauben an
andere Menschen weiterzugeben.
Es geht um Wahrheiten, aus denen man lebt,
wie der heilige Augustinus sagt, als er in einer Predigt über die redditio symboli die Übergabe des Credo beschreibt: »Ihr habt es also empfangen und wiedergegeben, aber
im Geist müsst ihr es immer gegenwärtig halten, ihr müsst es im Bett
wiederholen, auf den Plätzen darüber nachdenken und es während der Mahlzeiten
nicht vergessen; und selbst wenn euer Leib schläft, muss euer Herz in ihm
wachen« (Augustinus, Sermo 215,
über die Redditio Symboli).
In Porta
Fidei wird ein Weg skizziert, der die Glaubensinhalte tiefer zu verstehen
hilft und ebenso den Akt, mit dem wir beschließen, uns Gott in völliger
Freiheit gänzlich anzuvertrauen: Es besteht nämlich eine tiefe Einheit zwischen
dem Glaubensakt und den Inhalten, denen wir zustimmen (cfr. Nr. 10).
Im
Glauben wachsen
Das Jahr des Glaubens
stellt also eine Einladung dar, uns zu Jesus zu bekehren, dem einzigen Erlöser
der Welt, und im Glauben als theologischer Tugend zu wachsen. Im Vorwort zum
ersten Band Jesus von Nazareth schreibt der Papst von den negativen
Konsequenzen, die es hat, wenn man Jesus als Persönlichkeit darstellt, über die
man wenig Sicheres weiß: »Eine solche Situation ist dramatisch für den Glauben,
weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird: Die innere Freundschaft mit
Jesus, auf die doch alles ankommt, droht ins Leere zu greifen« (S. 8).
Es lohnt sich, diese Worte zu betrachten:
»die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt«. Es geht um die
persönliche Begegnung mit Christus – die Begegnung eines jeden von uns und
jeder unserer Brüder und Schwestern im Glauben, denen wir in unserem Amt
dienen.
Jesus begegnen wie die ersten Jünger –
Andreas, Petrus, Johannes –, wie die Samariterin oder wie Nikodemus, ihn im
eigenen Haus aufzunehmen wie Martha und Maria, auf ihn zu hören, indem man oft
das Evangelium liest; mit der Gnade des Heiligen Geistes ist das der sichere
Weg, um im Glauben zu wachsen. So schrieb der Diener Gottes Paul VI.: »Der
Glaube ist der Weg, auf dem die göttliche Wahrheit die Seele erreicht« (Insegnamenti, IV, S. 919).
Jesus lädt uns ein zu spüren, dass wir
Kinder und Freunde Gottes sind: »Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn
ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr
habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr
euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der
Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet« (Joh 15,15-16).
Mittel,
um im Glauben zu wachsen. Die Eucharistie
Jesus lädt dazu ein, voll Vertrauen zu
bitten, mit den Worten des Vaterunsers zu beten. Mit den Seligpreisungen stellt
er allen ein Ziel vor Augen, das aus menschlicher Sicht verrückt erscheint:
»Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist« (Mt
5,48). Um eine gute Pädagogik der
Heiligkeit auszuüben, die
in der Lage ist, sich den Situationen und Rhythmen der einzelnen Menschen
anzupassen, müssen wir Freunde Gottes und Männer des Gebets sein.
Im Gebet lernen wir, das Kreuz zu tragen,
jenes Kreuz, das offen ist für die ganze Welt, für ihr Heil und das, wie der
Herr Hananias offenbart, auch die Sendung des gerade bekehrten Saulus begleiten
wird: »Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen
Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Ich werde ihm auch
zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss« (Apg 9,15-16). Und den
Gläubigen Galatiens wird der heilige Paulus die folgende Zusammenfassung seines
Lebens geben: »Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe,
sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe,
lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich
hingegeben hat« (Gal 2,19-20).
In der Eucharistie wird das Geheimnis des
Kreuzesopfers vergegenwärtigt. Die Liturgiefeier der heiligen Messe ist die
Begegnung mit Jesus, der sich als Opfer für uns hingibt und uns ihm
gleichgestaltet. »Die Liturgie besitzt nämlich von ihrem Wesen her eine
pädagogische Wirksamkeit, die Gläubigen in die Kenntnis des gefeierten
Mysteriums einzuführen. Gerade deswegen hatte in der ältesten Tradition der
Kirche der Weg der christlichen Einführung, auch wenn er die systematische
Einsicht in die Glaubensinhalte nicht vernachlässigte, doch immer den
Erfahrungscharakter, in dem die lebendige und überzeugende Begegnung mit
Christus ausschlaggebend war, die durch authentische Zeugen vermittelt wurde.
Darum ist derjenige, der in die Mysterien einführt, zunächst der Zeuge« (Benedikt XVI., Apostol. Schreiben Sacramentum caritatis, 22. Februar 2007,
Nr. 64). Daher ist es nicht verwunderlich, dass in der Note mit pastoralen Hinweisen zum Jahr des Glaubens vorgeschlagen wird, die Feier des Glaubens
in der Liturgie zu intensivieren, und insbesondere in der Eucharistie, wo der
Glaube der Kirche bekannt, gefeiert und gestärkt wird (cfr. Nr. IV, 2).
Wenn die Eucharistiefeier mit großem Glauben und großer Verehrung gefeiert
wird, dann wird dies sicher Früchte bringen.
Das
Sakrament der Barmherzigkeit, die vergibt
Wenn die Eucharistie das Sakrament ist,
welches das Bild des Gottessohnes in uns aufbaut, so lässt das Sakrament der
Versöhnung uns die Macht der göttlichen Barmherzigkeit erfahren, die die Seele
von den Sünden befreit und uns die Schönheit der Rückkehr zu Gott verkosten
lässt, zum wahren Vater, der jedes seiner Kinder liebt. Deshalb muss der
Priester als Erster selbst überzeugt sein: »Nur wenn wir uns als Kinder Gottes
verhalten, ohne uns von unserem Fallen, unseren Sünden entmutigen zu lassen,
und uns von ihm geliebt fühlen, wird unser Leben neu, unbeschwert und voller
Freude. Gott ist unsere Stärke! Gott ist unsere Hoffnung!« (Papst Franziskus,
Generalaudienz, 10. April 2013).
Der Priester selbst muss in der Welt
Sakrament dieser barmherzigen Gegenwart sein: »Jesus hat kein Zuhause, denn
sein Zuhause sind die Menschen, sind wir, seine Sendung ist es, allen die Türen
zu Gott zu öffnen, die liebevolle Gegenwart Gottes zu sein« (Idem, Generalaudienz, 27. März 2013). Wir dürfen daher dieses wunderbare
übernatürliche Geschenk weder vergraben noch es austeilen, ohne dieselbe
Haltung zu haben wie Der, der die Sünder bis zum Höhepunkt des Kreuzes geliebt
hat. In diesem Sakrament gibt der Vater uns eine einzigartige Gelegenheit –
nicht nur geistlich, sondern wir selbst mit unserer Menschlichkeit –, die
sanfte Hand zu sein, die wie der barmherzige Samariter das Öl ausgießt, das den
Wunden der Seele Linderung verschafft (Lk 10, 34). Machen wir uns diese Worte
des Papstes zu Eigen: »Ein Christ, der sich in sich selbst verschließt, der all
das versteckt, was der Herr ihm gegeben hat, ist ein Christi… ist kein Christ!
Er ist ein Christ, der Gott nicht für all das dankt, was er ihm geschenkt hat!
Das sagt uns, dass das Warten auf die Wiederkunft des Herrn die Zeit des
Handelns ist – wir sind in der Zeit des Handelns –, die Zeit, in der wir die
Gaben Gottes Frucht bringen lassen sollen, nicht für uns selbst, sondern für
ihn, für die Kirche, für die Mitmenschen, die Zeit, in der wir stets danach
streben müssen, das Gute in der Welt wachsen zu lassen. (…) Liebe Brüder und
Schwestern, der Blick auf das Jüngste Gericht darf uns keine Angst machen.
Vielmehr sollte er uns anspornen, die Gegenwart besser zu leben. Mit
Barmherzigkeit und Geduld schenkt Gott uns diese Zeit, damit wir täglich
lernen, ihn in den Armen und Geringen zu erkennen, damit wir uns für das Gute
einsetzen und wachsam sind im Gebet und in der Liebe. Möge der Herr uns am Ende
unseres Lebens und der Geschichte als gute und treue Diener erkennen« (Idem, Generalaudienz, 24. April 2013).
Das Sakrament der Versöhnung ist also auch
das Sakrament der Freude: »Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er
hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und
küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen
dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber
sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an,
steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb
her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war
tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden« (Lk
15,11-24). Jedes Mal, wenn wir beichten, finden wir die Freude bei Gott zu
verweilen, weil wir seine Barmherzigkeit erfahren haben, vielleicht oft, wenn
wir dem Herrn unsere von Lauheit und Mittelmäßigkeit verursachten
Unterlassungen bekennen. So wird unser Glaube gestärkt, unser Glaube als
Sünder, die Jesus lieben und sich von Ihm geliebt wissen: »Wenn jemand vor den
Richter gerufen wird oder einen Prozess anstrengt, dann sucht er sich als
Erstes einen Fürsprecher, einen Anwalt, der ihn verteidigt. Wir haben einen
Fürsprecher, der uns immer verteidigt, der uns gegen die List des Teufels
verteidigt, der uns gegen uns selbst, gegen unsere Sünden verteidigt! Liebe
Brüder und Schwestern, wir haben diesen Fürsprecher: Wir dürfen keine Angst
haben, zu ihm zu gehen und um Vergebung zu bitten, um Segen zu bitten, um
Barmherzigkeit zu bitten! Er vergibt uns immer, er ist unser Fürsprecher: Er
verteidigt uns immer! Vergesst das nicht!« (Idem,
Generalaudienz, 17. April 2013).
In der eucharistischen Anbetung können wir
Christus, der in der heiligen Hostie gegenwärtig ist, mit dem heiligen Thomas
von Aquin sagen:
Plagas
sicut Thomas non intúeor
Deum
tamen meum Te confiteor
Fac
me tibi semper magis crédere
In
Te spem habére, Te dilígere.
Und auch mit dem Apostel
Thomas können wir in unserem priesterlichen Herzen wiederholen, wenn Jesus in
unseren Händen ist: Dominus meus et Deus
meus!
»Selig ist die, die geglaubt hat, dass
sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (Lk 1,45). Mit diesen Worten größte
Elisabet die Jungfrau Maria. Zu ihr, der Mutter der Priester, die uns auf dem
Weg des Glaubens vorangegangen ist, nehmen wir unsere Zuflucht, damit ein jeder
von uns im Glauben an ihren göttlichen Sohn wachsen möge und wir so das Leben
und das Licht, die Wärme des heiligsten Herzens Jesu in die Welt tragen!
Mauro Kard. Piacenza
Präfekt
+ Celso Morga Iruzubieta
Sekretär
Es folgen Vorschläge für eine
Gebetsstunde für den Bischof und das Presbyterium als Gebetsvigil vor dem
Weltgebetstag oder auch am Tag selbst:
Eucharistische
Anbetung
Lied zum Einzug
Liturgische Begrüßung durch
den Bischof. Es folgt das Gebet.
Lasset uns beten.
Barmherziger Vater, der du die Apostel im
Bekenntnis deines Namens in der Treue bestärkt hast, komme uns zu Hilfe mit der
Gnade deines Heiligen Geistes und gewähre deinen Dienern, in der Fülle des
Glaubens verwurzelt zu bleiben und im eifrigen Dienst an deiner Kirche in
Weisheit und Heiligkeit zu erstrahlen. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Evangelium (Man kann
zwischen den folgenden Texten wählen: Mk 16,15-20; Lk 5,1-11; Lk 10,1-9;
Joh 10,11-16; Joh 15,9-17; Joh 21,1-14).
Homilie
Erneuerung der
priesterlichen Versprechen wie in der Chrisam-Messe.
* * *
Nun erfolgt die Aussetzung
des Allerheiligsten. Lied (Adoro te devote)
Stille Anbetung. Zur
persönlichen Betrachtung können einige Texte wie die folgenden dienen.
Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret »Presbyterorum Ordinis« über
Dienst und Leben der Priester, Nr. 3
Die
Priester im Volk Gottes
Die Priester werden aus der Reihe der Menschen genommen und für die
Anliegen der Menschen bei Gott bestellt, um Gaben und Opfer für die Sünden
darzubringen; allen begegnen sie deshalb als ihren Brüdern. Auch der Herr
Jesus, Gottes Sohn, der vom Vater als Mensch zu den Menschen gesandt wurde,
lebte ja mit uns zusammen und wollte in allem seinen Brüdern gleich werden, die
Sünde ausgenommen. Ihn haben schon die heiligen Apostel nachgeahmt; Paulus, der
als Lehrer der Heiden »für das Evangelium erwählt« war (Röm 1,1), bezeugt
ausdrücklich, er sei allen alles geworden, um alle zu retten. Die Priester des
Neuen Testamentes werden zwar aufgrund ihrer Berufung und Weihe innerhalb der
Gemeinde des Gottesvolkes in bestimmter Hinsicht abgesondert, aber nicht um von
dieser, auch nicht von irgendeinem Menschen, getrennt zu werden, sondern zur
gänzlichen Weihe an das Werk, zu dem sie Gott erwählt hat. Sie könnten nicht
Christi Diener sein, wenn sie nicht Zeugen und Ausspender eines anderen als des
irdischen Lebens wären; sie vermöchten aber auch nicht den Menschen zu dienen,
wenn diese und ihre Lebensverhältnisse ihnen fremd blieben. Ihr Dienst verlangt
in ganz besonderer Weise, dass sie sich dieser Welt nicht gleichförmig machen;
er erfordert aber zugleich, dass sie in dieser Welt mitten unter den Menschen
leben, dass sie wie gute Hirten ihre Herde kennen und auch die heimzuholen
suchen, die außerhalb stehen, damit sie Christi Stimme hören und eine Herde und
ein Hirt sei. Dabei helfen ihnen gerade jene Eigenschaften viel, die zu Recht
in der menschlichen Gesellschaft sehr geschätzt sind: Herzensgüte,
Aufrichtigkeit, Charakterfestigkeit und Ausdauer, unbestechlicher
Gerechtigkeitssinn, gute Umgangsformen und Ähnliches, das der Apostel Paulus
empfiehlt: »Was wahr ist, was ehrwürdig und recht, was lauter, liebenswert und
ansprechend, überhaupt was Tugend ist und Lob verdient, darauf seid bedacht«
(Phil 4,8)23.
Papst Franziskus, Predigt in der Chrisam-Messe (28. März 2013)
Liebe Brüder und Schwestern,
mit Freude feiere ich die erste Chrisam-Messe als
Bischof von Rom. Ich begrüße euch herzlich, besonders euch, liebe Priester, die
ihr heute wie ich des Tages eurer Priesterweihe gedenkt.
Die Lesungen und auch der Psalm sprechen uns von
„Gesalbten“: vom Gottesknecht bei Jesaja, von König David und von Jesus,
unserem Herrn. Den dreien ist gemeinsam, dass die Salbung, die sie empfangen,
dazu bestimmt ist, das gläubige Volk Gottes zu salben, dessen Diener sie sind;
ihre Salbung ist für die Armen, die Gefangenen, die Unterdrückten… Ein sehr
schönes Bild für dieses „Sein für“ des heiligen Chrisam ist das des Psalms 133:
„Das ist wie köstliches Salböl, das vom Kopf hinabfließt auf den Bart, auf
Aarons Bart, das auf sein Gewand hinabfließt“ (V. 2). Das Bild des Salböls, das
sich ausbreitet, das vom Bart Aarons hinabfließt bis zum Saum seiner heiligen
Gewänder, ist ein Bild der priesterlichen Salbung, die durch den Gesalbten
schlechthin bis an die Enden des Universums gelangt, für das die Gewänder
stehen.
Die heiligen Gewänder des Hohenpriesters sind
reich an Symbolen. Eines davon ist das der Namen der Söhne Israels, die in die
Onyx-Steine eingraviert waren, welche die Schultern des Efod – des Vorläufers
unseres heutigen Messgewands – zierten: sechs Namen auf dem Stein der rechten
Schulter und sechs auf dem der linken (vgl. Ex 28,6-14). Auch in das
Brustschild waren die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert (vgl. Ex
28,21). Das bedeutet, dass der Priester sich beim Zelebrieren das ihm
anvertraute Volk auf die Schultern lädt und seine Namen ins Herz eingeschrieben
trägt. Wenn wir uns mit unserem einfachen Messgewand bekleiden, kann es uns hilfreich
sein, auf unseren Schultern und im Herzen das Gewicht unseres gläubigen Volkes,
unserer Heiligen und unserer Märtyrer – und in unserer Zeit gibt es deren
viele! – zu spüren und sie uns vor Augen zu führen.
Von der Schönheit des Liturgischen, das nicht
einfach Verzierung und Freude an schönen Gewändern ist, sondern Gegenwart der
Herrlichkeit unseres Gottes, die in seinem lebendigen und gestärkten Volk ihren
Widerschein findet, gehen wir nun zur Betrachtung der Handlung über. Das
kostbare Öl, das das Haupt Aarons salbt, beschränkt sich nicht darauf, ihm
selbst Duft zu verleihen, sondern breitet sich aus und gelangt bis in die
„Randgebiete“. Der Herr wird es dann deutlich sagen: Seine Salbung ist für die
Armen, die Gefangenen, die Kranken und für die, welche traurig und einsam sind.
Die Salbung, liebe Brüder, ist nicht dafür da, uns selber in Duft zu hüllen,
und erst recht nicht, damit wir sie in einer Ampulle aufbewahren, denn das Öl
würde ranzig… und das Herz bitter.
Den guten Priester erkennt man daran, wie sein
Volk gesalbt wird.; das ist ein deutliches Beweismittel. Wenn die uns
anvertrauten Menschen mit dem Öl der Freude gesalbt werden, ist das zu merken –
zum Beispiel, wenn sie aus der Messe kommen mit dem Gesicht dessen, der eine
gute Nachricht erhalten hat. Die Leute mögen es, wenn das Evangelium so
gepredigt wird, dass man die Salbung spürt, sie mögen es, wenn das Evangelium,
das wir predigen, ihr Alltagsleben erreicht, wenn es wie das Salböl Aarons bis
an den „Saum“ der Wirklichkeit hinabfließt, wenn es die Grenzsituationen, die
„Randgebiete“ erleuchtet, wo das gläubige Volk stärker der Invasion derer
ausgesetzt ist, die seinen Glauben ausplündern wollen. Die Leute danken uns,
weil sie spüren, dass wir unter Einbeziehung der Situation ihres Alltagslebens
gebetet haben, mit ihren Leiden und ihren Freuden, ihren Ängsten und ihren
Hoffnungen. Und wenn sie spüren, dass der Duft des Gesalbten schlechthin, der
Duft Christi, durch uns zu ihnen kommt, fühlen sie sich ermutigt, uns all das
anzuvertrauen, von dem sie möchten, dass es den Herrn erreiche: „Beten Sie für
mich, Pater, denn ich habe dieses Problem“, „segnen Sie mich, Pater“, „beten
Sie für mich“ – das sind Zeichen dafür, dass die Salbung am Saum des Gewandes
angekommen ist, denn sie wird in Bittgebet verwandelt, in Bittgebet des
Gottesvolkes. Wenn wir in dieser Beziehung zu Gott und zu seinem Volk stehen
und die Gnade durch uns hindurchfließt, dann sind wir Priester, Mittler
zwischen Gott und den Menschen. Was ich hervorheben möchte ist, dass wir stets
die Gnade wieder aufleben lassen müssen und in jeder Bitte, manchmal
unangebracht, manchmal rein materiell oder sogar banal – aber das ist es nur
scheinbar – den Wunsch unserer Leute, mit dem duftenden Öl gesalbt zu werden,
intuitiv erfassen müssen, denn sie wissen, dass wir es besitzen. Intuitiv
erfassen und erspüren, wie der Herr die von Hoffnung erfüllte Qual der unter
Blutungen leidenden Frau spürte, als sie den Saum seines Mantels berührte.
Dieser Moment Jesu inmitten der Menschen, die sich von allen Seiten um ihn
drängen, verkörpert die ganze Schönheit des priesterlich bekleideten Aarons mit
dem Salböl, das auf seine Gewänder herabfließt. Es ist eine verborgene
Schönheit, die nur für die von Glauben erfüllten Augen jener Frau erstrahlt,
die an Blutungen litt. Selbst die Jünger – zukünftige Priester – vermögen nicht
zu sehen, begreifen nicht: In der „existenziellen Peripherie“ sehen sie nur die
Äußerlichkeit der Menge, die sich von allen Seiten um Jesus drängt, so dass sie
ihn beinahe erdrückt (vgl. Lk 8,42). Der Herr hingegen spürt die Kraft der
göttlichen Salbung, die den Saum seines Mantels erreicht.
So müssen wir hinausgehen, um unsere Salbung zu
erproben, ihre Macht und ihre erlösende Wirksamkeit: in den „Randgebieten“, wo
Leiden herrscht, Blutvergießen; Blindheit, die sich danach sehnt zu sehen, wo
es Gefangene so vieler schlechter Herren gibt. Es ist eben gerade nicht in den
Selbsterfahrungen oder in den wiederholten Introspektionen, dass wir dem Herrn
begegnen: Selbsthilfekurse können im Leben nützlich sein, doch unser
Priesterleben zu verbringen, indem wir von einem Kurs zum anderen, von einer
Methode zur anderen übergehen, das führt dazu, Pelagianer zu werden, die Macht
der Gnade herunterzuspielen, die in dem Maß aktiv wird und wächst, in dem wir
gläubig hinausgehen, um uns selbst zu verschenken und den anderen das
Evangelium zu geben, das bisschen Salbung, das wir besitzen, denen zu schenken,
die absolut gar nichts haben.
Der Priester, der wenig aus sich herausgeht, der
wenig salbt – ich sage nicht „gar nicht“, denn, Gott sei Dank, entreißen die
Leute uns die Salbung – kommt um das Beste unseres Volkes, um das, was das
Innerste seines Priesterherzens zu aktivieren vermag. Wer nicht aus sich
herausgeht, wird, statt Mittler zu sein, allmählich ein Zwischenhändler, ein
Verwalter. Wir kennen alle den
Unterschied: Der Zwischenhändler und der Verwalter
„haben bereits ihren Lohn“, und das sie ihre eigene Haut und ihr Herz nicht
aufs Spiel setzen, empfangen sie keinen liebevollen Dank, der von Herzen kommt.
Genau daher kommt die Unzufriedenheit einiger, die schließlich traurig,
traurige Priester, und zu einer Art Antiquitäten- oder Neuheitensammler werden,
anstatt Hirten mit dem „Geruch der Schafe“ zu sein – das erbitte ich von euch:
Seid Hirten mit dem „Geruch der Schafe“, dass man ihn riecht –, Hirten inmitten
ihrer Herde und Menschenfischer. Es ist wahr, dass die so genannte
Identitätskrise des Priesters uns alle bedroht und mit einer Kulturkrise
einhergeht, doch wenn wir ihre Welle zu durchbrechen verstehen, werden wir im
Namen des Herrn in See stechen und die Netze auswerfen können. Es ist gut, dass
die Wirklichkeit selbst uns dazu führt, dorthin zu gehen, wo das, was wir aus
Gnade sind, eindeutig als reine Gnade erscheint: in dieses Meer der heutigen
Welt, wo allein die Salbung zählt – und nicht die Funktion – und die
ausgeworfenen Netze sich allein im Namen dessen als fruchtbringend erweisen,
auf den wir vertraut haben: Jesus.
Liebe Gläubige, seid euren Priestern nahe mit
Zuneigung und mit Gebet, damit sie immer Hirten nach dem Herzen Gottes seien.
Liebe Priester, der Himmlische Vater erneuere in
uns den Geist der Heiligkeit, mit dem wir gesalbt worden sind; er erneuere ihn
in unseren Herzen so, dass die Salbung zu allen gelangt, auch in die „Randgebiete“,
dorthin, wo unser gläubiges Volk sie am meisten erwartet und schätzt. Mögen die
uns anvertrauten Menschen uns als Jünger des Herrn empfinden, mögen sie spüren,
dass wir mit ihren Namen bekleidet sind, dass wir keine andere Identität
suchen. Und mögen sie durch unsere Worte und Werke das Öl der Freude empfangen,
das Jesus, der Gesalbte schlechthin, uns zu bringen gekommen ist. Amen.
Benedikt XVI., Predigt zum Abschluss des Priesterjahres (11.
Juni 2010).
Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!
Das Priesterjahr, das wir 150 Jahre nach dem Tod des heiligen Pfarrers von Ars, dem Vorbild priesterlichen Dienens in unserer Welt, begangen haben, geht zu Ende. Vom Pfarrer von Ars haben wir uns führen lassen, um Größe und Schönheit des priesterlichen Dienstes neu zu verstehen. Der Priester ist nicht einfach ein Amtsträger wie ihn jede Gesellschaft braucht, damit gewisse Funktionen in ihr erfüllt werden können. Er tut vielmehr etwas, das kein Mensch aus sich heraus kann: Er spricht in Christi Namen das Wort der Vergebung für unsere Sünden und ändert so von Gott her den Zustand unseres Lebens. Er spricht über die Gaben von Brot und Wein die Dankesworte Christi, die Wandlungsworte sind – ihn selbst, den Auferstandenen, sein Fleisch und sein Blut gegenwärtig werden lassen und so die Elemente der Welt verändern: die Welt auf Gott hin aufreißen und mit ihm zusammenfügen. So ist Priestertum nicht einfach „Amt“, sondern Sakrament: Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln. Diese Kühnheit Gottes, der sich Menschen anvertraut, Menschen zutraut, für ihn zu handeln und da zu sein, obwohl er unsere Schwächen kennt – die ist das wirklich Große, das sich im Wort Priestertum verbirgt. Daß Gott uns dies zutraut, daß er Menschen so in seinen Dienst ruft und so sich ihnen von innen her verbindet, das wollten wir in diesem Jahr neu bedenken und verstehen. Wir wollten die Freude neu aufleben lassen, daß Gott uns so nahe ist und die Dankbarkeit dafür, daß er sich unserer Schwachheit anvertraut. Daß er uns führt und hält, Tag um Tag. So wollten wir auch jungen Menschen wieder zeigen, daß es diese Berufung, diese Dienstgemeinschaft für Gott und mit Gott gibt – ja, daß Gott auf unser Ja wartet. Mit der Kirche wollten wir wieder darauf hinweisen, daß wir Gott um diese Berufung bitten müssen. Wir bitten um Arbeiter in der Ernte Gottes, und dieser Ruf an Gott ist zugleich ein Anklopfen Gottes ans Herz junger Menschen, die sich zutrauen, was Gott ihnen zutraut. Es war zu erwarten, daß dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird. So ist es geschehen, daß gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Mißbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, daß wir alles tun wollen, um solchen Mißbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen; daß wir bei der Zulassung zum priesterlichen Dienst und bei der Formung auf dem Weg dahin alles tun werden, was wir können, um die Rechtheit der Berufung zu prüfen, und daß wir die Priester mehr noch auf ihrem Weg begleiten wollen, damit der Herr sie in Bedrängnissen und Gefahren des Lebens schütze und behüte. Wenn das Priesterjahr eine Rühmung unserer eigenen menschlichen Leistung hätte sein sollen, dann wäre es durch diese Vorgänge zerstört worden. Aber es ging uns gerade um das Gegenteil: Das Dankbar-Werden für die Gabe Gottes, die sich „in irdenen Gefäßen“ birgt und die immer wieder durch alle menschliche Schwachheit hindurch seine Liebe in dieser Welt praktisch werden läßt. So sehen wir das Geschehene als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet und der uns erst recht die große Gabe Gottes erkennen und lieben läßt. So wird sie zum Auftrag, dem Mut und der Demut Gottes mit unserem Mut und unserer Demut zu antworten. Das Wort Christi, das wir in der Liturgie als Eröffnungsvers gesungen haben, kann uns in dieser Stunde sagen, was es heißt, Priester zu werden und zu sein: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11, 29).
Wir feiern das Herz-Jesu-Fest und schauen mit der Liturgie der Kirche
gleichsam in das Herz Jesu hinein, das im Tod von der Lanze des römischen
Soldaten geöffnet wurde. Ja, sein Herz ist offen für uns und vor uns – und
damit das Herz Gottes selbst. Die Liturgie legt uns die Sprache des Herzens
Jesu aus, die vor allem von Gott als dem Hirten der Menschen spricht und uns
damit das Priestertum Jesu zeigt, das im Innersten seines Herzens verankert ist
und den immerwährenden Grund wie den gültigen Maßstab alles priesterlichen
Dienstes zeigt, der immer im Herzen Jesu verankert sein und von daher gelebt
werden muß. Ich möchte heute vor allem die Texte auslegen, mit denen die
betende Kirche auf das in den Lesungen ausgebreitete Wort Gottes antwortet. In
diesen Gesängen gehen Wort und Antwort ineinander über. Sie sind einerseits
selbst aus Gottes Wort genommen, sind aber zugleich schon Antwort des Menschen
darauf, in der das Wort sich mitteilt und in unser Leben eintritt. Am
wichtigsten unter diesen Texten ist in der Liturgie von heute der Psalm 23
(22): „Der Herr ist mein Hirte“, in dem das betende Israel die
Selbstoffenbarung Gottes als Hirten aufgenommen und zur Wegweisung im eigenen
Leben gemacht hat. „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“ – in
diesem ersten Vers spricht sich Freude und Dankbarkeit dafür aus, daß Gott da
ist und sich um uns sorgt. Die Lesung aus Ezechiel beginnt mit dem gleichen
Motiv: „Ich will mich selber um meine Schafe kümmern“ (Ez 34, 11). Gott kümmert
sich persönlich um mich, um uns, um die Menschheit. Ich bin nicht allein
gelassen, nicht verloren im Weltall und in einer immer verwirrender werdenden
Gesellschaft. ER kümmert sich um mich. Er ist kein ferner Gott, dem mein Leben
zu unwichtig wäre. Die Religionen der Welt haben, soweit wir sehen können,
immer gewußt, daß es letztlich nur einen Gott gibt. Aber dieser Gott war weit
weg. Er überließ allem Anschein nach die Welt anderen Mächten und Gewalten,
anderen Gottheiten. Mit ihnen mußte man sich arrangieren. Der eine Gott war
gut, aber doch fern. Er war nicht gefährlich, aber auch nicht hilfreich. So
brauchte man sich mit ihm nicht zu beschäftigen. Er herrschte nicht. In der
Aufklärung ist merkwürdigerweise dieser Gedanke zurückgekehrt. Man verstand
noch, daß die Welt einen Schöpfer voraussetzt. Aber dieser Gott hatte die Welt
gebaut und sich offensichtlich von ihr zurückgezogen. Nun hatte sie ihre
Gesetzmäßigkeiten, nach denen sie ablief, in die Gott nicht eingriff, nicht
eingreifen konnte. Gott war nur ein ferner Anfang. Viele wollten vielleicht
auch gar nicht, daß Gott sich um sie kümmere. Sie wollten nicht gestört sein
durch Gott. Wo aber Gottes Sorge und Liebe als Störung empfunden wird, da ist
der Mensch verkehrt. Es ist schön und tröstlich zu wissen, daß ein Mensch mir
gut ist und sich um mich kümmert. Aber noch viel entscheidender ist, daß es den
Gott gibt, der mich kennt, mich liebt und sich um mich sorgt. „Ich kenne die
Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Joh 10,14), betet die Kirche vor dem
Evangelium mit einem Wort des Herrn. Gott kennt mich, sorgt sich um mich.
Dieser Gedanke sollte uns richtig froh werden lassen. Lassen wir ihn tief in
uns eindringen. Dann begreifen wir auch, was es bedeutet: Gott will, daß wir
als Priester seine Sorgen um die Menschen an einem kleinen Punkt der Geschichte
mittragen. Wir wollen als Priester Mitsorgende mit seiner Sorge um die Menschen
sein, sie dieses Sich-Kümmern Gottes praktisch erlebbar werden lassen. Und mit
dem Herrn sollte der Priester für seinen ihm anvertrauten Bereich sagen können:
„Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“ „Kennen“ ist im Sinne der
Heiligen Schrift nie bloß ein äußeres Wissen, wie man die Telefonnummer eines
Menschen kennt. „Kennen“ heißt: dem anderen innerlich nah sein. Ihm gut sein.
Wir sollten versuchen, die Menschen von Gott her und auf Gott hin zu „kennen“,
mit ihnen den Weg der Freundschaft Gottes zu gehen.
Kehren wir zu unserem Psalm zurück. Da heißt es: „Er leitet mich auf rechten
Pfaden, treu seinem Namen. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich
fürchte kein Unheil – denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab geben mir
Zuversicht“ (23 [22], 3f). Der Hirte zeigt den ihm Anvertrauten den rechten
Weg. Er geht voraus und führt sie. Sagen wir es anders: Der Herr zeigt uns, wie
man das Menschsein richtig macht. Er zeigt uns die Kunst, ein Mensch zu sein.
Was muß ich tun, damit ich nicht abstürze, im Sinnlosen mein Leben vertue? Das
ist doch die Frage, die sich jeder Mensch stellen muß und die zu allen Zeiten
des Lebens gilt. Und wieviel Dunkel gibt es zu dieser Frage in unserer Zeit!
Immer wieder kommt uns das Wort Jesu in den Sinn, der Mitleid mit den Menschen
hatte, weil sie wie Schafe ohne Hirten waren. Herr, hab Mitleid auch mit uns!
Zeige uns den Weg! Aus dem Evangelium wissen wir es: Er selbst ist der Weg. Mit
Christus leben, ihm nachgehen – das heißt: den richtigen Weg finden, damit
unser Leben sinnvoll wird und damit wir einmal sagen können: Ja, es war gut zu
leben. Israel war und ist Gott dankbar, daß er in den Geboten den Weg des
Lebens gezeigt hat. Der große Psalm 119 (118) ist ein einziger Ausdruck der
Freude darüber: Wir tappen nicht im Dunkeln. Gott hat uns gezeigt, was der Weg
ist, wie wir recht gehen können. Was die Gebote sagen, ist im Leben Jesu
zusammengefaßt und zu lebendiger Gestalt geworden. So erkennen wir, daß diese
Weisungen Gottes nicht Fesseln sind, sondern Weg, den er uns zeigt. Wir dürfen
ihrer froh sein, und wir dürfen uns freuen, daß sie in Christus als gelebte
Wirklichkeit vor uns stehen. Er selbst hat uns froh gemacht. Im Mitgehen mit
Christus geht uns die Freude der Offenbarung auf, und als Priester sollen wir
den Menschen die Freude darüber schenken, daß uns der rechte Lebensweg gezeigt
ist.
Da ist dann das Wort von der „finsteren Schlucht“, durch die der Herr den
Menschen geleitet. Unser aller Weg führt uns einmal in die finstere Schlucht
des Todes, in der uns niemand begleiten kann. Und ER ist da. Christus ist
selbst in die finstere Nacht des Todes hinabgestiegen. Auch dort verläßt er uns
nicht. Auch dort führt er uns. „Bette ich mich in der Unterwelt, du bist
zugegen“, sagt der Psalm 139 (138). Ja, du bist zugegen auch in der letzten
Not, und so kann unser Antwort-Psalm sagen: Auch dort, in finsterer Schlucht,
fürchte ich kein Unheil. Bei der Rede von der finsteren Schlucht können wir
aber auch an die dunklen Täler der Versuchung, der Mutlosigkeit, der Prüfung
denken, die jeder Mensch durchschreiten muß. Auch in diesen finsteren Tälern des
Lebens ist ER da. Ja, Herr, zeige mir in den Dunkelheiten der Versuchung, in
den Stunden der Verfinsterung, in denen alle Lichter zu erlöschen scheinen, daß
du da bist. Hilf uns Priestern, daß wir den uns anvertrauten Menschen in diesen
dunklen Nächten beistehen können. Ihnen dein Licht zeigen dürfen.
„Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht“: Der Hirte braucht den
Stock gegen die wilden Tiere, die in die Herde einbrechen möchten; gegen die
Räuber, die sich ihre Beute suchen. Neben dem Stock steht der Stab, der Halt
schenkt und schwierige Passagen zu durchschreiten hilft. Beides gehört auch zum
Dienst der Kirche, zum Dienst des Priesters. Auch die Kirche muß den Stock des
Hirten gebrauchen, mit dem sie den Glauben schützt gegen die Verfälscher, gegen
die Führungen, die Verführungen sind. Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein
Dienst der Liebe sein. Heute sehen wir es, daß es keine Liebe ist, wenn ein für
das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird. So ist es auch
nicht Liebe, wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens
wuchern läßt, als ob wir den Glauben selbst erfänden. Als ob er nicht mehr
Gottes Geschenk, die kostbare Perle wäre, die wir uns nicht nehmen lassen.
Zugleich freilich muß der Stock immer wieder Stab des Hirten werden, der den
Menschen hilft, auf schwierigen Wegen gehen zu können und dem Herrn
nachzufolgen.
Am Ende des Psalms ist die Rede vom gedeckten Tisch, vom Öl, mit dem das
Haupt gesalbt wird, vom übervollen Becher, vom Wohnen-Dürfen beim Herrn. Im
Psalm ist das zunächst Ausblick auf die Festesfreude, mit Gott im Tempel zu
sein, von ihm selbst bewirtet zu werden, bei ihm wohnen zu dürfen. Für uns, die
wir den Psalm mit Christus und mit seinem Leib, der Kirche, beten, hat dieser
Blick der Hoffnung noch eine größere Weite und Tiefe gewonnen. Wir sehen in
diesen Worten gleichsam einen prophetischen Vorgriff auf das Geheimnis der
Eucharistie, in der Gott selbst uns bewirtet und sich selbst als Speise für uns
gibt – als jenes Brot und als jenen köstlichen Wein, der allein die letzte
Antwort auf den innersten Hunger und Durst des Menschen sein kann. Wie sollten
wir uns da nicht darüber freuen, daß wir täglich zu Gast an Gottes eigenem
Tisch sein, bei ihm wohnen dürfen. Wie sollten wir uns nicht freuen, daß er uns
aufgetragen hat: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Daß er uns schenkt, Gottes
Tisch den Menschen zu decken; ihnen seinen Leib und sein Blut zu reichen, ihnen
das kostbare Geschenk seiner eigenen Gegenwart zu geben. Ja, wir können mit
ganzem Herzen die Wort des Psalms mitbeten: „Lauter Güte und Huld werden mir
folgen mein Leben lang“ (23 [22], 6).
Am Ende werfen wir noch einen kurzen Blick auf die beiden Kommunionlieder,
die uns die Kirche heute in ihrer Liturgie vorschlägt. Da ist zunächst das
Wort, mit dem der heilige Johannes den Bericht von der Kreuzigung Jesu
abschließt: „Ein Soldat stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floß
Blut und Wasser heraus“ (Joh 19, 34). Das Herz Jesu wird von der Lanze
durchbohrt. Es wird geöffnet, und es wird zur Quelle: Blut und Wasser, die
herausströmen, verweisen auf die beiden Grundsakramente, von denen die Kirche
lebt: Taufe und Eucharistie. Aus der geöffneten Seite des Herrn, aus seinem
geöffneten Herzen entspringt der lebendige Quell, der die Jahrhunderte hindurch
strömt und die Kirche schafft. Das offene Herz ist Quell eines neuen
Lebensstroms; Johannes hat dabei gewiß auch an die Prophezeiung des Ezechiel
gedacht, der aus dem neuen Tempel einen Strom hervorkommen sieht, der
Fruchtbarkeit und Leben schenkt (Ez 47): Jesus selbst ist der neue Tempel, und
sein offenes Herz ist die Quelle, aus der ein Strom neuen Lebens kommt, das
sich uns in der Taufe und in der Eucharistie mitteilt.
Die Liturgie des Herz-Jesu-Festes sieht aber auch ein anderes verwandtes
Wort aus dem Johannes-Evangelium als Kommunionvers vor: Wer Durst hat, komme zu
mir. Es trinke, wer an mich glaubt. Die Schrift sagt: „Aus seinem Innern werden
Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7, 37f). Im Glauben trinken wir
gleichsam aus dem lebendigen Wasser von Gottes Wort. Der Glaubende wird so
selbst zu einer Quelle, schenkt dem dürstenden Land der Geschichte lebendiges
Wasser. Wir sehen es an den Heiligen. Wir sehen es an Maria, die als die große
Glaubende und Liebende alle Jahrhunderte hindurch zur Quelle von Glaube, Liebe
und Leben geworden ist. Jeder Christ und jeder Priester sollten von Christus
her Quelle werden, die anderen Leben mitteilt. Wir sollten einer dürstenden
Welt Wasser des Lebens schenken. Herr, wir danken dir, daß du dein Herz für uns
aufgetan hast. Daß du in deinem Tod und in deiner Auferstehung Quelle des
Lebens wurdest. Laß uns lebende Menschen sein, von deiner Quelle lebend, und
schenke uns, daß auch wir Quellen sein dürfen, die dieser unserer Zeit Wasser
des Lebens zu schenken vermögen. Wir danken dir für die Gnade des
priesterlichen Dienstes. Herr, segne uns und segne alle dürstenden und
suchenden Menschen dieser Zeit. Amen.
* * *
Der Einsetzung des
Allerheiligsten kann ein Fürbittgebet vorausgehen.
Zelebrant – Im Gebet vereint wie die Apostel im Abendmahlssaal bitten wir
Gott, den Vater, durch seinen Sohn Jesus Christus, unsere Bitten für uns, für
die heilige Kirche und für die ganze Welt anzunehmen. Deshalb sagen wir
gläubig: Vater, mache uns zu
authentischen und eifrigen Zeugen deiner Liebe.
Zelebrant – Ewiger Vater, dein Heilswerk, gewirkt
durch deinen Sohn im Heiligen Geist, ist ein Widerschein des Geheimnisses der
Trinität, die Geheimnis der Liebe ist. Nimm unser Gebet an und hilf uns, dir
immer treu zu bleiben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Man singt das Tantum ergo, danach, vor den gewöhnlichen Anrufungen, kann man die Litanei von
unserem Herrn Jesus Christus, Priester und Opfer beten (aus dem Buch Geschenk und Geheimnis von Johannes Paul
II.)
Kyrie, eleison Kyrie, eleison
Christe, eleison Christe, eleison
Kyrie, eleison Kyrie, eleison
Christe, audi nos Christe, audi nos
Christe, exaudi nos Christe, exaudi nos
Pater de cælis, Deus, miserere
nobis
Fili, Redemptor mundi, Deus, miserere nobis
Spiritus Sancte, Deus, miserere nobis
Sancta Trinitas, unus Deus, miserere nobis
Iesu, Sacerdos et Victima, miserere nobis
Iesu, Sacerdos in æternum
secundum ordinem
Melchisedech, miserere nobis
Iesu, Sacerdos quem misit
Deus evangelizare
pauperibus, miserere nobis
Iesu, Sacerdos qui in novissima cena
formam sacrificii
perennis instituisti, miserere nobis
Iesu, Sacerdos semper vivens
ad interpellandum
pro nobis, miserere nobis
Iesu, Pontifex quem Pater
unxit Spiritu
Sancto et virtute, miserere nobis
Iesu, Pontifex ex hominibus assumpte, miserere nobis
Iesu, Pontifex pro hominibus constitute, miserere nobis
Iesu, Pontifex confessionis nostræ, miserere nobis
Iesu, Pontifex amplioris præ Moysi gloriæ, miserere nobis
Iesu, Pontifex tabernaculi veri, miserere nobis
Iesu, Pontifex futurorum bonorum, miserere nobis
Iesu, Pontifex sancte,
innocens et
impollute, miserere nobis
Iesu, Pontifex fidelis et misericors, miserere nobis
Iesu, Pontifex Dei
et animarum zelo
succense, miserere nobis
Iesu, Pontifex in æternum perfecte, miserere nobis
Iesu, Pontifex qui per proprium
sanguinem cælos
penetrasti, miserere nobis
Iesu, Pontifex qui nobis
viam novam
initiasti, miserere nobis
Iesu, Pontifex qui dilexisti nos
et lavisti nos a
peccatis in sanguine tuo, miserere nobis
Iesu, Pontifex qui tradidisti temetipsum
Deo oblationem et
hostiam, miserere nobis
Iesu, Hostia Dei et hominum, miserere nobis
Iesu, Hostia sancta et immaculata, miserere nobis
Iesu, Hostia placabilis, miserere nobis
Iesu, Hostia pacifica, miserere nobis
Iesu, Hostia propitiationis et laudis, miserere nobis
Iesu, Hostia reconciliationis et pacis, miserere nobis
Iesu, Hostia in qua habemus
fiduciam et
accessum ad Deum, miserere nobis
Iesu, Hostia vivens in sæcula sæculorum, miserere nobis
Propitius esto! parce nobis, Iesu
Propitius esto! exaudi nos, Iesu
A temerario in clerum ingressu, libera nos, Iesu
A peccato sacrilegii, libera
nos, Iesu
A spiritu incontinentiæ, libera nos, Iesu
A turpi quæstu, libera nos, Iesu
Ab omni simoniæ labe, libera nos, Iesu
Ab indigna opum
ecclesiasticarum
dispensatione, libera nos, Iesu
Ab amore mundi eiusque vanitatum, libera nos, Iesu
Ab indigna Mysteriorum
tuorum
celebratione, libera nos, Iesu
Per æternum sacerdotium tuum, libera nos, Iesu
Per sanctam unctionem, qua a Deo Patre
in sacerdotem
constitutus es, libera nos, Iesu
Per sacerdotalem spiritum tuum, libera nos, Iesu
Per ministerium illud, quo Patrem tuum
super terram
clarificasti, libera nos, Iesu
Per cruentam tui ipsius immolationem
semel in cruce
factam, libera nos, Iesu
Per illud idem sacrificium
in altari
quotidie renovatum, libera nos, Iesu
Per divinam illam potestatem, quam
in sacerdotibus
tuis invisibiliter exerces, libera nos, Iesu
Ut universum ordinem sacerdotalem
in sancta
religione conservare digneris, Te rogamus, audi nos
Ut pastores secundum cor tuum
populo tuo
providere digneris, Te rogamus, audi nos
Ut illos spiritus sacerdotii tui
implere digneris,
Te rogamus, audi nos
Ut labia sacerdotum scientiam custodiant, Te rogamus, audi nos
Ut in messem tuam operarios
fideles mittere
digneris, Te rogamus, audi nos
Ut fideles mysteriorum tuorum
dispensatores
multiplicare digneris, Te rogamus, audi nos
Ut eis perseverantem in tua voluntate
famulatum
tribuere digneris, Te rogamus, audi nos
Ut eis in ministerio mansuetudinem,
in actione
sollertiam et
in oratione
constantiam concedere digneris, Te rogamus, audi nos
Ut per eos sanctissimi Sacramenti
cultum ubique
promovere digneris, Te rogamus, audi nos
Ut qui tibi bene ministraverunt,
in gaudium tuum
suscipere digneris, Te rogamus, audi nos
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, parce nobis, Domine
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, exaudi nos, Domine
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis, Domine
Iesu, Sacerdos, audi nos
Iesu, Sacerdos, exaudi nos
Oremus
Ecclesiæ tuæ, Deus, sanctificator et custos,
suscita in ea per Spiritum tuum idoneos et fideles sanctorum mysteriorum
dispensatores, ut eorum ministerio et exemplo christiana plebs in viam salutis
te protegente dirigatur. Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Deus, qui ministrantibus et ieiunantibus discipulis segregari iussisti
Saulum et Barnabam in opus ad quod assumpseras eos, adesto nunc Ecclesiæ tuæ
oranti, et tu, qui omnium corda nosti, ostende quos elegeris in ministerium.
Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Eucharistischer Segen,
Anrufungen und Wiedereinsetzung des Allerheiligsten. Lied: Laudate Dominum.
Al termine della
celebrazione si recita l’Atto di affidamento e di consacrazione dei sacerdoti alla SS. Vergine, secondo la formula usata da Benedetto XVI
a conclusione dell’Anno Sacerdotale.
Madre Immacolata, in questo luogo di grazia,
convocati dall’amore del Figlio tuo Gesù,
Sommo ed Eterno Sacerdote,
noi, figli nel Figlio e suoi sacerdoti,
ci consacriamo al tuo Cuore materno,
per compiere con fedeltà la Volontà del Padre.
Siamo consapevoli che, senza Gesù,
non possiamo fare nulla di buono (cfr. Gv 15, 5),
e che, solo per Lui, con Lui ed in Lui,
saremo per il mondo strumenti di salvezza.
Sposa dello Spirito Santo,
ottienici l’inestimabile dono
della trasformazione in Cristo.
Per la stessa potenza dello Spirito che,
estendendo su di Te la sua ombra,
ti rese Madre del Salvatore, aiutaci affinché
Cristo, tuo Figlio, nasca anche in noi.
Possa così la Chiesa essere rinnovata
da santi sacerdoti, trasfigurati dalla grazia
di Colui che fa nuove tutte le cose.
Madre di Misericordia, è il tuo Figlio
Gesù
che ci ha chiamati a diventare come Lui: luce del
mondo e sale della terra (cfr. Mt
5,13-14).
Aiutaci, con la tua potente intercessione, a non
venir mai meno a questa sublime vocazione, a non cedere ai nostri egoismi, alle
lusinghe del mondo ed alle suggestioni del Maligno.
Preservaci con la tua purezza, custodiscici con la
tua umiltà e avvolgici col tuo amore materno, che si riflette in tante anime a
te consacrate diventate per noi autentiche madri spirituali.
Madre della Chiesa, noi sacerdoti vogliamo essere
pastori che non pascolano se stessi, ma si donano a Dio per i fratelli trovando
in questo la loro felicità. Non solo a parole, ma con la vita vogliamo ripetere
umilmente, giorno per giorno, il nostro «Eccomi!». Guidati da Te vogliamo
essere apostoli della divina Misericordia, lieti di celebrare ogni giorno il
santo sacrificio dell’altare, e di donare a quanti ce lo chiedono il sacramento
della Riconciliazione.
Avvocata e Mediatrice di grazia,
tu che sei tutta immersa nell’unica mediazione
universale di Cristo, invoca da Dio per noi un cuore completamente rinnovato,
che ami Dio con tutte le proprie forze e serva l’umanità come hai fatto tu.
Ripeti al Signore l’efficace tua parola «Non hanno più vino», affinché il Padre
e il Figlio riversino su di noi come una nuova effusione dello Spirito Santo
pieno di stupore e di gratitudine per la tua continua presenza in mezzo a noi,
a nome di tutti i sacerdoti anch’io voglio esclamare «A che cosa devo che la
Madre del mio Signore venga a me?». Madre nostra da sempre, non ti stancare mai
di visitarci, di consolarci, di sostenerci. Vieni in nostro soccorso e liberaci
da ogni pericolo che incombe su di noi! Con questo atto di affidamento e di
consacrazione vogliamo accoglierti in modo più profondo e radicale, per sempre
e totalmente nella nostra esistenza umana e sacerdotale. La tua presenza faccia
rifiorire il deserto delle nostre solitudini e brillare il sole sulle nostre oscurità.
Faccia tornare il sereno dopo la tempesta, affinché ogni uomo veda la salvezza
del Signore, che ha il Nome e il Volto di Gesù riflesso nei nostri cuori per
sempre uniti al Tuo. Così sia.
Canto finale: Salve Regina