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Kirche sein in der Moderne: Der Beitrag des Zweiten Vatikanischen Konzils   versione testuale


 
Die Beziehung zwischen Kirche und Moderne ist eines der meistdiskutierten Themen und wahrscheinlich eine der ungelösten Fragen unserer Zeit. Diese Beziehung scheint einer beständigen Polarisierung ausgesetzt zu sein zwischen der stets vorhandenen Versuchung einer „Auflösung“ des kirchlichen Credo in der Modernität auf der einen und dem Gegensatz auf der anderen Seite, der zuweilen bis zur Zurückweisung reicht. Beide „Polarisierungen“ können Rechtfertigungen und Stützen finden, aber letztlich lassen beide die wichtige Frage unbeantwortet.
 
Aus methodischer Sicht halte ich es für notwendig, drei Prämissen zu unterstreichen. Die erste ist universal und betrifft jeden Forschungsprozeß, der wirklich ein solcher sein will. Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung ist es nie möglich, zu echter Kenntnis zu gelangen, wenn man einen der beteiligten Faktoren ausschließt.
Dieses ganz einfache gnoseologische Axiom weist darauf hin, daß es auch in bezug auf die Beziehung von Kirche und Moderne nicht legitim ist, die Probleme lösen zu wollen, indem man einen der beteiligten Faktoren „eliminiert“: die Modernität existiert, und die Kirche kann sie weder eliminieren, noch so tun, als würde sie nicht existieren, indem sie nostalgisch eine Vergangenheit sucht, in der der Dialog mit der Kultur einfacher und fruchtbringender erschien. Genauso – und das scheint mir ein wesentliches Element zu sein, das vielleicht zu wenig hervorgehoben wird – existiert die Kirche, es gibt sie und sie ist lebendig, und die Moderne kann diesen „Faktor“ der Realität nicht eliminieren, ohne sich selbst und dem selbsterklärten gnoseologischen Anspruch der Empirie zu widersprechen.
 
 
von S. Em. Kardinal Mauro Piacenza