Generalaudienzen 2005-2013 13010
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Liebe Brüder und Schwestern!
Zu Beginn des neuen Jahres blicken wir auf die Geschichte des Christentums, um zu sehen, wie sich eine Geschichte entfaltet und wie sie erneuert werden kann. In ihr können wir sehen, daß die vom Licht Gottes geleiteten Heiligen die echten Reformer des Lebens der Kirche und der Gesellschaft sind. Als Lehrer mit dem Wort und als Zeugen mit dem Beispiel verstehen sie es, eine beständige und tiefgehende kirchliche Erneuerung zu fördern, weil sie selbst tief erneuert werden, mit der wahren Neuheit - nämlich der Gegenwart Gottes in der Welt - in Berührung kommen. Diese tröstliche Wirklichkeit, daß nämlich in jeder Generation Heilige geboren werden und die Kreativität der Erneuerung in sich tragen, begleitet ständig die Geschichte der Kirche inmitten der Betrübnisse und negativen Aspekte ihres Weges. In der Tat sehen wir Jahrhundert für Jahrhundert auch die Kräfte der Reform und der Erneuerung entstehen, da die Neuheit Gottes unerschöpflich ist und immer neue Kraft verleiht, weiter voranzugehen. So geschah es auch im 13. Jahrhundert bei der Entstehung und außerordentlichen Entwicklung der Bettelorden: ein Modell großartiger Erneuerung in einer neuen geschichtlichen Epoche. Sie wurden so genannt wegen des für sie kennzeichnenden Merkmals des »Bettelns«, das heißt: Sie nahmen demütig die wirtschaftliche Unterstützung der Leute in Anspruch, um das Gelübde der Armut zu leben und ihren Auftrag der Glaubensverkündigung zu erfüllen. Von den Bettelorden, die in jener Zeit entstanden, sind die bekanntesten und bedeutendsten die Minderbrüder und die Predigerbrüder, bekannt als Franziskaner und Dominikaner. So werden sie nach den Namen ihrer Gründer, Franziskus von Assisi bzw. Dominikus de Guzmán, benannt. Diese beiden großen Heiligen besaßen die Fähigkeit, einsichtig »die Zeichen der Zeit« zu lesen, da sie die Herausforderungen erfaßten, denen sich die Kirche ihrer Zeit stellen mußte.
Eine erste Herausforderung stellte die Ausbreitung verschiedener Gruppen und Bewegungen von Gläubigen dar, die zwar von einem berechtigten Wunsch nach einem echten christlichen Leben inspiriert waren, sich aber oft außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stellten. Sie befanden sich in tiefem Gegensatz zu der reichen und schönen Kirche, die sich gerade mit der Blüte des Mönchtums entwickelt hatte. In früheren Katechesen habe ich mich mit der Klostergemeinschaft von Cluny beschäftigt, die zunehmend junge und damit lebenswichtige Kräfte wie auch Güter und Reichtümer angezogen hat. So hatte sich logischerweise in einem ersten Augenblick eine an Besitz reiche und auch unbewegliche Kirche entwickelt. Im Widerspruch zu dieser Kirche stand die Idee, daß Christus arm auf die Erde gekommen ist und die wahre Kirche die Kirche der Armen hätte sein sollen; der Wunsch nach einer wahren christlichen Authentizität stand also im Gegensatz zur Wirklichkeit der tatsächlich wahrnehmbaren Kirche. Es handelt sich um die sogenannten Armutsbewegungen des Mittelalters. Sie bekämpften beharrlich die Lebensweise der Priester und Mönche der damaligen Zeit und beschuldigten sie, das Evangelium verraten zu haben und nicht wie die ersten Christen die Armut zu leben; und diese Bewegungen setzten dem Amt der Bischöfe eine eigene »parallele Hierarchie« entgegen. Um ihre Entscheidungen zu rechtfertigen, verbreiteten sie außerdem Lehren, die mit dem katholischen Glauben unvereinbar waren. So griff zum Beispiel die Bewegung der Katharer oder Albigenser alte Irrlehren wieder auf, wie die Abwertung und Verachtung der materiellen Welt - der Widerstand gegen den Reichtum wird rasch zum Widerstand gegen die materielle Wirklichkeit als solche -, die Leugnung des freien Willens und dann den Dualismus, die Existenz eines zweiten Prinzips des Bösen, das Gott gleichgestellt wird. Diese Bewegungen waren besonders in Frankreich und Italien erfolgreich, und das nicht nur wegen ihrer festen Organisation, sondern auch deshalb, weil sie eine tatsächliche Unordnung in der Kirche anklagten, die durch das wenig beispielhafte Verhalten verschiedener Vertreter des Klerus verursacht worden war.
Die Franziskaner und Dominikaner hingegen zeigten auf den Spuren ihrer Gründer, daß es möglich war, die dem Evangelium entsprechende Armut, die Wahrheit des Evangeliums als solche zu leben, ohne sich von der Kirche zu trennen; sie zeigten, daß die Kirche der wahre, echte Ort des Evangeliums und der Heiligen Schrift bleibt. Ja, Dominikus und Franziskus schöpften gerade aus der innigen Gemeinschaft mit der Kirche und dem Papsttum die Kraft ihres Zeugnisses. Mit einer in der Geschichte des geweihten Lebens ganz neuen und einzigartigen Entscheidung verzichteten die Mitglieder dieser Orden nicht nur auf den Besitz persönlicher Güter, wie dies die Mönche seit der Antike taten, sondern sie wollten nicht einmal, daß Ländereien und Immobilien auf die Gemeinschaft eingetragen werden. Sie beabsichtigten auf diese Weise, ein äußerst nüchternes Leben zu bezeugen, um mit den Armen solidarisch zu sein und allein auf die Vorsehung zu vertrauen, jeden Tag von der Vorsehung, von dem Vertrauen zu leben, sich in die Hände Gottes zu begeben. Dieser persönliche und gemeinschaftliche Stil der Bettelorden, verbunden mit der völligen Zustimmung zur Lehre der Kirche und ihrer Autorität, wurde von den Päpsten jener Zeit, wie Innozenz III. und Honorius III., sehr geschätzt; sie gewährten diesen neuen kirchlichen Erfahrungen ihre volle Unterstützung, da sie in ihnen die Stimme des Geistes erkannten. Und an Früchten fehlte es nicht: Die Gruppen der Armutsbewegungen, die sich von der Kirche getrennt hatten, kehrten in die kirchliche Gemeinschaft zurück oder wurden langsam weniger, bis sie ganz verschwanden. Obwohl wir in einer Gesellschaft leben, in der oft das »Haben« Vorrang vor dem »Sein« hat, ist man auch heute sehr empfänglich für die Zeichen von Armut und von Solidarität, die die Gläubigen mit mutigen Entscheidungen bieten. Auch heute fehlt es nicht an ähnlichen Initiativen: die Bewegungen, die wirklich von der Neuheit des Evangeliums ausgehen und es heutzutage mit Radikalität leben, indem sie sich in die Hände Gottes begeben, um dem Nächsten zu dienen. Die Welt hört, wie Paul VI. in Evangelii nuntiandi ausführte, gern auf die Lehrer, wenn sie auch Zeugen sind. Das ist eine Lehre, die im Werk der Verbreitung des Evangeliums nie vergessen werden darf: als erste das leben, was man verkündigt, Spiegel der göttlichen Liebe sein.
Franziskaner und Dominikaner waren Zeugen, aber auch Lehrer. Denn eine weitere in ihrer Zeit verbreitete Forderung war die nach religiöser Bildung. Nicht wenige gläubige Laien, die in den in großer Expansion befindlichen Städten wohnten, hatten den Wunsch, ein geistlich intensives christliches Leben zu führen. Sie suchten also, die Kenntnis des Glaubens zu vertiefen und auf den beschwerlichen, aber begeisternden Weg der Heiligkeit geführt zu werden. Die Bettelorden verstanden es glücklicherweise, auch dieser Notwendigkeit entgegenzukommen: Die Verkündigung des Evangeliums in aller Einfachheit und in seiner Tiefe und Größe war ein Ziel, vielleicht das Hauptziel dieser Bewegung. Mit großem Eifer widmeten sie sich nämlich der Predigt. Die Gläubigen - oft richtiggehende Mengen, die sich versammelten, um die Prediger in den Kirchen und unter freiem Himmel zu hören - waren sehr zahlreich; denken wir zum Beispiel an den hl. Antonius. Es wurden Themen behandelt, die dem Leben der Leute nahestanden, vor allem die Praxis der theologalen und sittlichen Tugenden, mit konkreten, leicht verständlichen Beispielen. Außerdem wurden Formen gelehrt, um das Gebets- und Frömmigkeitsleben zu nähren. So verbreiteten zum Beispiel die Franziskaner sehr die Verehrung für die Menschheit Christi, verbunden mit dem Einsatz, den Herrn nachzuahmen. Es überrascht daher nicht, daß zahlreiche Gläubige, Männer und Frauen, die Entscheidung trafen, sich auf dem christlichen Weg von Franziskanern und Dominikanern begleiten zu lassen, die gesuchte und geschätzte geistliche Begleiter und Beichtväter waren. So entstanden Vereinigungen von Laiengläubigen, die sich an der Spiritualität des hl. Franziskus und des hl. Dominikus inspirierten, die ihrem Lebensstand angepaßt worden war. Es handelt sich um den sowohl franziskanischen wie auch dominikanischen Dritten Orden. Mit anderen Worten, der Vorschlag einer »laikalen Heiligkeit« gewann viele Menschen. Wie das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung gerufen hat, ist die Berufung zur Heiligkeit nicht nur einigen vorbehalten, sondern sie ist universal (vgl. Lumen gentium LG 40). In allen Lebensständen und entsprechend den Erfordernissen eines jeden von ihnen findet sich die Möglichkeit, das Evangelium zu leben. Auch heute muß jeder Christ nach dem »hohen Maßstab des christlichen Lebens« trachten, zu welchem Lebensstand auch immer er gehören mag!
Die Bedeutung der Bettelorden wuchs im Mittelalter so sehr, daß Laieneinrichtungen wie die Zusammenschlüsse von Handwerkern, die alten Zünfte und selbst die zivilen Obrigkeiten oft auf den geistlichen Rat der Mitglieder dieser Orden für die Abfassung ihrer Bestimmungen und bisweilen für die Lösung innerer und äußerer Konflikte zurückgriffen. Die Franziskaner und Dominikaner wurden zu geistlichen Gestaltern der mittelalterlichen Stadt. Mit großer Intuition verwirklichten sie eine den Veränderungen der Gesellschaft angemessene Seelsorgestrategie. Da viele Menschen vom Land in die Städte zogen, errichteten sie ihre Konvente nicht mehr in ländlichen Gegenden, sondern in den Städten. Um ihre Tätigkeit zum Wohl der Seelen auszuüben, war es außerdem notwendig, sich entsprechend der seelsorglichen Erfordernisse zu bewegen. Mit einer weiteren ganz und gar neuen Entscheidung gaben die Bettelorden das für das antike Mönchtum klassische Prinzip der »stabilitas« auf, um eine andere Form zu wählen. Minderbrüder und Prediger reisten mit missionarischem Eifer von einem Ort zum anderen. Dementsprechend gaben sie sich eine Organisationsform, die sich von jener des Großteils der Mönchsorden unterschied. An Stelle der traditionellen Autonomie, die jedes Kloster genoß, behielten sie dem Orden als solchem und dem Generaloberen sowie auch der Struktur der Provinzen eine größere Bedeutung vor. Auf diese Weise standen die Bettelorden in größerem Maße für die Erfordernisse der universalen Kirche zur Verfügung. Diese Flexibilität machte die Entsendung der Brüder möglich, die am meisten für die Durchführung besonderer Missionen geeignet waren, und die Bettelorden gelangten nach Nordafrika, in den Nahen Osten, nach Nordeuropa. Durch diese Flexibilität wurde die missionarische Dynamik erneuert.
Eine weitere große Herausforderung stellten die kulturellen Umwandlungen dar, die zu jener Zeit in Gang waren. Neue Fragen belebten die Diskussion an den Universitäten, die am Ende des 12. Jahrhunderts entstanden waren. Minderbrüder und Prediger zögerten nicht, auch diese Aufgabe zu übernehmen, und traten als Studenten und Professoren in die berühmtesten Universitäten jener Zeit ein, errichteten Studienzentren, brachten Texte von großem Wert hervor, riefen richtiggehende Denkschulen ins Leben, waren Protagonisten der scholastischen Theologie in ihrer besten Zeit und nahmen bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung des Denkens. Die größten Denker, der hl. Thomas von Aquin und der hl. Bonaventura, waren Angehörige der Bettelorden und wirkten gerade mit dieser Dynamik der neuen Evangelisierung, die auch den Mut zum Denken, zum Dialog zwischen Vernunft und Glaube erneuert hat. Auch heute gibt es eine »Liebe der und in der Wahrheit «, eine »intellektuelle Nächstenliebe«, die geübt werden muß, um die Vernunft zu erhellen und den Glauben mit der Kultur zu verbinden. Der von den Franziskanern und Dominikanern an den mittelalterlichen Universitäten entfaltete Einfluß ist, liebe Gläubige, eine Einladung, an den Orten der Ausarbeitung des Wissens gegenwärtig zu sein, um mit Achtung und Überzeugung das Licht des Evangeliums zu den grundlegenden Fragen vorzubringen, die den Menschen, seine Würde und seine ewige Bestimmung betreffen. Eingedenk der Rolle der Franziskaner und Dominikaner im Mittelalter, der geistlichen Erneuerung, die sie hervorriefen, des Hauches neuen Lebens, das sie in der Welt vermittelten, sagte ein Mönch: »In jener Zeit wurde die Welt alt. Zwei Orden entstanden in der Kirche, deren Jugend sie erneuerten wie die eines Adlers« (Burchard von Ursberg, Chronicon).
Liebe Brüder und Schwestern, rufen wir gerade zu Beginn dieses Jahres den Heiligen Geist an, die ewige Jugend der Kirche: Er lasse einen jeden die Dringlichkeit spüren, ein konsequentes und mutiges Zeugnis für das Evangelium zu geben, damit es nie an Heiligen mangle, welche die Kirche als immer reine und schöne Braut ohne Makel und Falten erstrahlen lassen, die fähig ist, die Welt unwiderstehlich zu Christus hinzuziehen, ihrem Heil.
Ein Blick in die Geschichte der Kirche zeigt uns, daß Kirche immer wieder der Reform bedarf, weil das Schwergewicht der Gewohnheiten des Menschen sie immer nach unten zieht, aber daß in ihr auch immer wieder Kräfte der Reform aufbrechen, daß eine Kreativität zum Guten hin immer wieder neu da ist und daß es die Heiligen sind, die diese Kräfte der Reform in sich tragen. Im 13. Jahrhundert waren es die Bettelorden, vor allem die Minderbrüder des heiligen Franz von Assisi und der Predigerorden des heiligen Dominikus, die eine dauerhafte und tiefgehende kirchliche Erneuerung brachten. Damals war gegen die Immobilität der großen monastischen Orden und der Hierarchie ein Aufbegehren in der Kirche lebendig, das nach der Einfachheit des Evangeliums verlangte - nach der Armut - und sich in Gegensatz zu Glanz und Größe der offiziellen Kirche setzte: Armutsbewegungen, die aber dann sogleich auch in Häresie verfielen, die Materie in einem falschen asketischen Streben ablehnten, als etwas Böses betrachteten, die schließlich davon ausgingen, daß es nicht nur Gott, sondern ein böses Prinzip gibt, weil in der Welt so viel Böses ist, das sie in der Materie verankert sahen und so mit dem guten Impuls zur Einfachheit, zur Armut, zur Strenge des Glaubens und des Lebens zerstörerisch wirkten, weil sie die Größe Gottes verminderten und die Schöpfung nicht mehr liebten. In dieser Situation sind Gestalten wie Franz und Dominikus aufgestanden, die auch den Impuls der Armut, der Einfachheit, der Radikalität des Evangeliums in sich trugen, aber ihn in der Kirche und mit der Kirche als den wahren Ort des Evangeliums lebten und so in ihr Erneuerung schufen, die dann auch Europa erneuern und umgestalten konnte. Für sie war es wesentlich, daß sie in der Armut des Evangeliums das Evangelium wörtlich lebten, aber daß sie es in der Gemeinschaft mit dem Papst und mit der Kirche vollbrachten und so von innen her das ganze Volk Gottes erneuert haben. Dazu gehörte dann nicht nur dieser, sagen wir, ökonomische Faktor, die Einfachheit des Lebens, die sich einer bestimmten Wirtschaftsform entgegenstellte und sie auch erneuern half, sondern vor allem die Verkündigung des Evangeliums. Es waren große Verkündiger, die das Evangelium wieder als lebendige Kraft im 13. Jahrhundert neu zu den Menschen zu bringen vermochten und so, wie es der Wille des hl. Franz war, Volk Gottes aus der Einfachheit der Ursprünge neu sammelten. Sie waren Prediger, Beichtväter, Förderer der Frömmigkeit, und damit entstand einerseits die Radikalität derer, die sich ganz dieser Bewegung anschlossen, aber auch der Wille der anderen, mit dabei zu sein, die sogenannten Dritten Orden, Menschen, die in den Berufen der Welt lebten, aber den Geist des Evangeliums, den ihnen diese Gemeinschaften vorlebten, auch tragen wollten, in dem Wissen, daß man in jedem Stand heilig sein kann, wenn auch in verschiedenen Formen. Dazu kam dann die neue Organisation: Es waren nicht mehr ortsfeste, stabile Gemeinschaften, sondern bewegliche, die von einem Generaloberen geleitet wurden und damit mit einer neuen Flexibilität das Wort verkünden konnten, so daß die dynamische Kraft der Mission neu erstanden ist. Und schließlich auch eine neue Dynamik der Auseinandersetzung mit den großen geistigen Problemen der Zeit. In jener Zeit sind die Universitäten entstanden, und die Bettelbrüder gehörten zu den ersten Studenten und Professoren, die mit neuer Radikalität und Kühnheit nach der Einheit von Glaube und Vernunft fragten und so zu einer neuen Blüte christlicher und menschlicher Kultur beigetragen haben. In alledem haben sie auch uns etwas zu sagen: Erneuerung der Gesellschaft kommt aus einer tiefen Begegnung mit dem Evangelium, aus der Radikalität des Lebens mit dem Evangelium, das dann sich in seiner Größe neu öffnet. Heiligkeit ist radikal gelebtes Evangelium, und wir müssen heute wieder den Mut haben, dies zu versuchen. Es gibt ja auch heute solche Bewegungen, die neue Dynamik in die Kirche hereintragen und von denen wir uns ansprechen lassen wollen.
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Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Teilnehmer an dieser Audienz. Der Heilige Geist helfe uns, mutig und kohärent das Evangelium zu leben und zu bezeugen. Er lasse es nie an Heiligen fehlen, die der Welt die Schönheit des Glaubens sichtbar machen und sie so für Christus gewinnen. Der Herr begleite uns alle mit seiner Liebe und gebe uns den Mut und die Kraft, das Evangelium zu lieben und zu leben.
APPELL
Ich möchte nun in einem Appell auf die dramatische Situation in Haiti hinweisen. Meine Gedanken gehen an die Bevölkerung, die vor wenigen Stunden so schwer von einem verheerenden Erdbeben getroffen wurde, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen sind, eine große Zahl von Menschen obdachlos wurde und vermißt wird und immense materielle Schäden entstanden sind. Ich lade alle ein, sich meinem Gebet zum Herrn für die Opfer dieser Katastrophe und für alle, die um sie trauern, anzuschließen. Ich versichere alle, die ihr Zuhause verloren haben oder in anderer Form von dieser schweren Naturkatastrophe betroffen sind, meiner geistlichen Nähe und bitte Gott, sie in ihrem Leid zu trösten und zu stärken. Zudem appelliere ich an die Großherzigkeit aller, damit es diesen unseren Brüdern und Schwestern in diesem Moment der Not und des Schmerzes nicht an unserer konkreten Solidarität und an der tatkräftigen Unterstützung der internationalen Gemeinschaft mangele. Die katholische Kirche wird ihrerseits durch ihre karitativen Einrichtungen der Bevölkerung unverzüglich Hilfe zukommen lassen.
20010
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir befinden uns mitten in der Gebetswoche für die Einheit der Christen, einer ökumenischen Initiative, die vor mehr als einem Jahrhundert Gestalt angenommen hat und jedes Jahr die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenkt, nämlich die sichtbare Einheit unter den Christen, ein Thema, das das Gewissen anspricht und alle, die an Christus glauben, zum Einsatz anregt. Und sie tut dies vor allem mit der Einladung zum Gebet und ahmt so Jesus nach, der den Vater für seine Jünger bittet: »Sie sollen eins sein, damit die Welt glaubt« (Jn 17,21). Der beharrliche Aufruf zum Gebet für die volle Gemeinschaft unter den Jüngern des Herrn bringt die wahre und tiefste Ausrichtung der gesamten ökumenischen Suche zum Ausdruck, weil die Einheit vor allem Geschenk Gottes ist. Denn wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt: »Das heilige Anliegen der Wiederversöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi übersteigt die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten« (Unitatis Redintegratio UR 24). Daher besteht außer unserer Anstrengung, die brüderlichen Beziehungen zu entfalten und den Dialog zur Klärung und Lösung der Divergenzen zu fördern, die die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften trennen, die Notwendigkeit, vertrauensvoll und einträchtig zum Herrn zu beten.
Das Thema dieses Jahres ist dem Evangelium des hl. Lukas entnommen, den letzten Worten des Auferstandenen an seine Jünger: »Ihr seid Zeugen dafür« (Lc 24,48). Um den Vorschlag des Themas hat der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Abstimmung mit der Kommission für »Glaube und Kirchenverfassung« des Ökumenischen Rates der Kirchen eine ökumenische Gruppe aus Schottland gebeten. Vor einem Jahrhundert hatte nämlich vom 13. bis 24. Juni 1910 im schottischen Edinburgh die »Weltkonferenz über die Probleme bezüglich der nichtchristlichen Welt« stattgefunden. Zu den damals diskutierten Themen gehörte auch die objektive Schwierigkeit, der nichtchristlichen Welt die Verkündigung des Evangeliums durch untereinander gespaltene Christen glaubwürdig vorzulegen. Wenn die Christen gegenüber einer Welt, die Christus nicht kennt, die sich von ihm entfernt hat oder sich dem Evangelium gegenüber gleichgültig zeigt, nicht geeint, ja oft im Gegensatz zueinander auftreten, wird dann die Verkündigung Christi als einziger Erlöser der Welt und unser Friede glaubwürdig sein? Die Beziehung zwischen Einheit und Mission bildete von da an eine wesentliche Dimension der ganzen ökumenischen Tätigkeit und war der Ausgangspunkt für sie. Und wegen dieses besonderen Beitrags bleibt die Konferenz von Edinburgh gleichsam einer der Fixpunkte der modernen Ökumene. Die katholische Kirche hat beim Zweiten Vatikanischen Konzil diese Perspektive aufgegriffen und sie nachdrücklich betont, als sie bekräftigte, daß die Spaltung unter den Jüngern Jesu »ganz offenbar dem Willen Christi [widerspricht], sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen« (Unitatis Redintegratio UR 1).
In diesen theologischen und geistlichen Zusammenhang fügt sich das Thema ein, das in dieser Woche zur Betrachtung und zum Gebet vorgeschlagen wird: die Notwendigkeit eines gemeinsamen Zeugnisses für Christus. Der als Thema vorgeschlagene kurze Text »Ihr seid Zeugen dafür« muß im Zusammenhang des ganzen 24. Kapitels des Lukasevangeliums gelesen werden. Rufen wir uns kurz den Inhalt dieses Kapitels in Erinnerung. Zuerst gehen die Frauen zum Grab, sie sehen die Zeichen der Auferstehung Jesu und berichten den Aposteln und den anderen Jüngern, was sie gesehen haben (V. 8); dann erscheint der Auferstandene selbst den Emmausjüngern auf dem Weg; er erscheint dem Simon Petrus und danach den »Elf und den anderen Jüngern, die versammelt waren« (V. 33). Er öffnet ihren Geist für das Verständnis der Schrift bezüglich seines Erlösungstodes und seiner Auferstehung und versichert: »In seinem Namen wird man allen Völkern… verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden« (V. 47). Den »versammelten« Jüngern, die Zeugen seiner Sendung gewesen sind, verheißt der auferstandene Herr die Gabe des Heiligen Geistes (vgl. V. 49), damit sie gemeinsam vor allen Völkern von ihm Zeugnis geben. Aus diesem Auftrag - »Ihr seid Zeugen dafür« (vgl. Lc 24,48) -, der das Thema dieser Gebetswoche für die Einheit der Christen ist, ergeben sich für uns zwei Fragen. Die erste: Was heißt »dafür«? Die zweite: Wie können wir »dafür« Zeugen sein?
Wenn wir den Zusammenhang des Kapitels betrachten, besagt »dafür« vor allem Kreuz und Auferstehung: Die Jünger haben die Kreuzigung des Herrn gesehen, sie sehen den Auferstandenen und beginnen so, alle Schriftstellen zu verstehen, die vom Geheimnis des Leidens und vom Geschenk der Auferstehung sprechen. »Dafür« ist also das Geheimnis Christi, des Gottessohnes, der Mensch geworden, für uns gestorben und auferstanden ist, der ewig lebt und daher Gewähr unseres ewigen Lebens ist.
Doch da wir Christus kennen - das ist der wesentliche Punkt -, kennen wir das Antlitz Gottes. Christus ist vor allem die Offenbarung Gottes. Zu allen Zeiten nehmen die Menschen das Dasein Gottes wahr, des einen Gottes, der aber fern ist und sich nicht zeigt. In Christus zeigt sich dieser Gott, der ferne Gott wird nahe. »Dafür« ist also - vor allem mit dem Geheimnis Christi - Gott, der uns nahe geworden ist. Das schließt eine weitere Dimension ein: Christus ist nie allein; er ist mitten unter uns gekommen, er ist alleine gestorben, aber er ist auferstanden, um alle an sich zu ziehen. Christus schafft sich, wie die Schrift sagt, einen Leib, er vereint die ganze Menschheit in seiner Wirklichkeit des unsterblichen Lebens. Und so kennen wir in Christus, der die Menschheit vereint, die Zukunft der Menschheit: das ewige Leben. All dies ist daher letztlich sehr einfach: Wir kennen Gott dadurch, daß wir Christus kennen, seinen Leib, das Geheimnis der Kirche und die Verheißung des ewigen Lebens.
Kommen wir jetzt zur zweiten Frage. Wie können wir »dafür« Zeugen sein? Wir können Zeugen nur dadurch sein, daß wir Christus kennen und durch die Kenntnis Christi auch Gott kennen. Die Kenntnis Christi jedoch schließt gewiß eine intellektuelle Dimension ein - das Lernen all dessen, was wir von Christus kennen -, sie ist aber immer viel mehr als ein intellektueller Prozeß: Sie ist ein existentieller Prozeß, ein Prozeß der Öffnung meines Ich, meiner Verwandlung durch die Gegenwart und Kraft Christi, und insofern auch ein Prozeß der Öffnung gegenüber allen anderen, die Leib Christi sein sollen. Auf diese Weise ist offensichtlich, daß die Kenntnis Christi als intellektueller und vor allem existentieller Prozeß ein Prozeß ist, der uns zu Zeugen macht. Mit anderen Worten: Wir können nur Zeugen sein, wenn wir Christus aus erster Hand und nicht nur von anderen kennen, aus unserem eigenen Leben, aus unserer persönlichen Begegnung mit Christus. Indem wir ihm wirklich in unserem Glaubensleben begegnen, werden wir zu Zeugen und können so zur Neuheit der Welt, zum ewigen Leben beitragen. Der Katechismus der Katholischen Kirche gibt uns auch einen Hinweis zum Inhalt dieses »dafür«. Die Kirche hat das Wesentliche all dessen, was der Herr uns in der Offenbarung geschenkt hat, im »sogenannten Nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis« zusammengefaßt, das eine große Autorität besitzt, »weil es aus den beiden ersten Ökumenischen Konzilien (325 und 381) hervorging« (CEC 195). Der Katechismus präzisiert, daß dieses Symbolum »noch heute allen großen Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist« (ebd.). In diesem Glaubensbekenntnis finden sich also die Glaubenswahrheiten, welche die Christen gemeinsam bekennen und bezeugen können, damit die Welt glaubt, indem sie mit dem Verlangen und dem Einsatz zur Überwindung der bestehenden Gegensätze den Willen bekunden, zur vollen Gemeinschaft, zur Einheit des Leibes Christi unterwegs zu sein.
Die Feier der Gebetswoche für die Einheit der Christen bringt uns dazu, weitere wichtige Aspekte für die Ökumene zu betrachten. Vor allem den großen Fortschritt, der in den Beziehungen zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nach der Konferenz von Edinburgh vor einem Jahrhundert verwirklicht worden ist. Die moderne ökumenische Bewegung hat sich in so bedeutsamer Weise entwickelt, daß sie im letzten Jahrhundert zu einem wichtigen Element im Leben der Kirche geworden ist, da sie an das Problem der Einheit unter allen Christen erinnert und auch das Wachsen der Gemeinschaft unter ihnen unterstützt hat. Sie fördert nicht nur die brüderlichen Beziehungen unter den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Antwort auf das Liebesgebot, sondern regt auch die theologische Forschung an. Zudem bezieht sie das konkrete Leben der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften mit Themenbereichen ein, welche die Seelsorge und das sakramentale Leben berühren, wie zum Beispiel die gegenseitige Anerkennung der Taufe, die Fragen bezüglich der Mischehen, die Einzelfälle der »comunicatio in sacris« in besonderen, genau definierten Situationen. Auf der Linie eines solchen ökumenischen Geistes haben sich die Kontakte in diesem Jahrhundert auch auf die Pfingstbewegungen, die evangelikalen und charismatischen Bewegungen zugunsten einer größeren gegenseitigen Kenntnis ausgeweitet, obwohl es in diesem Bereich nicht an schwerwiegenden Problemen mangelt.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die katholische Kirche in brüderliche Beziehungen zu allen Ostkirchen und kirchlichen Gemeinschaften des Westens getreten, indem sie im einzelnen mit dem Großteil von ihnen bilaterale theologische Dialoge organisierte, die dazu geführt haben, in verschiedenen Punkten Konvergenzen oder auch Übereinstimmungen zu finden und so die Bande der Gemeinschaft zu vertiefen. Im soeben vergangenen Jahr haben die verschiedenen Dialoge positive Schritte verzeichnet. Mit den orthodoxen Kirchen hat die »Gemischte Internationale Kommission für den Theologischen Dialog« bei der im Oktober 2009 in Paphos auf Zypern abgehaltenen XI. Vollversammlung mit der Untersuchung eines entscheidenden Themas im Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen begonnen: »Die Rolle des Bischofs von Rom in der Gemeinschaft der Kirche im ersten Jahrtausend«, das heißt in der Zeit, als die Christen des Ostens und des Westens in voller Gemeinschaft lebten. Diese Untersuchung wird in der Folge auf das zweite Jahrtausend ausgeweitet werden. Ich habe bereits mehrmals um das Gebet der Katholiken für diesen schwierigen und für die gesamte ökumenische Bewegung wesentlichen Dialog gebeten. Auch mit den altorientalischen orthodoxen Kirchen (der koptischen, äthiopischen, syrischen und armenischen Kirche) hat sich die dafür zuständige »Gemischte Kommission« vom 26. bis 30. Januar des vergangenen Jahres getroffen. Diese wichtigen Initiativen beweisen, daß ein tiefgehender und hoffnungsvoller Dialog mit allen Ostkirchen, die sich nicht in voller Gemeinschaft mit Rom befinden, in ihrer je besonderen Eigentümlichkeit im Gang ist.
Im Lauf des vergangenen Jahres wurden mit den kirchlichen Gemeinschaften des Westens die während dieser vierzig Jahre in den verschiedenen Dialogen erreichten Ergebnisse untersucht, wobei man sich besonders jenen mit der Anglikanischen Gemeinschaft, mit dem Lutherischen Weltbund, mit der Reformierten Weltallianz und mit dem Weltrat der Methodisten widmete. Diesbezüglich hat der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen eine Studie verfaßt, um die Konvergenzpunkte herauszuarbeiten, zu denen man in den jeweiligen bilateralen Dialogen gelangt ist, und um gleichzeitig auf die offenen Probleme hinzuweisen, über die eine neue Phase der Diskussion begonnen werden muß.
Unter den jüngsten Ereignissen möchte ich das Gedächtnis des 10. Jahrestages der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre erwähnen, das am 31. Oktober 2009 von Katholiken und Lutheranern gemeinsam begangen worden ist, um die Fortsetzung des Dialogs anzuregen; ebenso den Besuch des Erzbischofs von Canterbury, Dr. Rowan Williams, in Rom, der auch Gespräche über die besondere Situation geführt hat, in der sich die Anglikanische Gemeinschaft befindet. Das gemeinsame Engagement zur Fortsetzung der Beziehungen und des Dialogs ist ein positives Zeichen, das beweist, wie intensiv die Sehnsucht nach der Einheit trotz allen entgegenstehenden Problemen ist. So sehen wir, daß es eine Dimension unserer Verantwortung gibt, alles nur Mögliche zu tun, um wirklich zur Einheit zu gelangen; aber da gibt es die andere Dimension, nämlich jene des göttlichen Wirkens, weil allein Gott der Kirche die Einheit schenken kann. Eine »selbstgemachte« Einheit wäre menschlich, aber wir sehnen uns nach der Kirche Gottes, nach der von Gott gemachten Kirche, der die Einheit schaffen wird, wann er will und wann wir dazu bereit sein werden. Wir müssen uns auch bewußt sein, wie viele tatsächliche Fortschritte in der Zusammenarbeit und Brüderlichkeit in all diesen Jahren, in diesen letzten fünfzig Jahren erreicht worden sind. Gleichzeitig müssen wir wissen, daß die ökumenische Arbeit kein linearer Prozeß ist. Denn alte Probleme, die im Umfeld einer anderen Epoche entstanden sind, verlieren ihr Gewicht, während im heutigen Umfeld neue Probleme und neue Schwierigkeiten entstehen. Deshalb müssen wir immer für einen Prozeß der Reinigung bereit sein, in dem uns der Herr dazu fähig macht, vereint zu sein.
Liebe Brüder und Schwestern, ich bitte um das Gebet aller für die komplexe ökumenische Wirklichkeit, für die Förderung des Dialogs wie auch dafür, daß die Christen in unserer Zeit ein neues gemeinsames Zeugnis der Treue zu Christus vor dieser unserer Welt geben können. Der Herr erhöre unser Gebet und das aller Christen, das in dieser Woche mit besonderer Eindringlichkeit zu ihm aufsteigt.
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die wir in diesen Tagen begehen, ruft uns dazu auf, nach dem Vorbild Christi den himmlischen Vater darum zu bitten, daß seine Kinder, die Getauften, alle eins seien, damit die Welt glaubt (vgl. Jn 17,21). Das Gebet Jesu macht uns bewußt, daß wirkliche Einheit über unsere Kräfte hinausgeht und in erster Linie ein Geschenk Gottes ist. So sagt das Zweite Vatikanische Konzil, daß das „heilige Anliegen der Versöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten übersteigt“ (UR 24). Daher ist neben unserem Einsatz für brüderliche Beziehungen und für einen aufrichtigen Dialog, der bestehende Gegensätze zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften zu klären und auszuräumen vermag, das vertrauensvolle und einmütige Gebet zum Herrn unerläßlich.
In diesem Jahr ist die Gestaltung der Gebetswoche einer ökumenischen Gruppe aus Schottland anvertraut. Vor hundert Jahren fand in Edinburgh eine Weltmissionskonferenz statt, die ein besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen der Einheit der Christen und dem Zeugnis für Christus richtete. Gerade gegenüber einer Welt, die Christus nicht kennt oder sich von ihm entfernt hat, braucht es eine glaubwürdige Verkündigung von geeinten, nicht zerstrittenen Zeugen. Die diesjährige Gebetswoche nimmt dieses Thema wieder auf, wenn sie sich unter das Wort Jesu stellt: „Ihr seid Zeugen dafür“ (Lc 24,48). Wie die Jünger gemeinsam in Jerusalem versammelt waren, als sie die Botschaft der Auferstehung Jesu vernahmen, so wollen auch wir, Christen aller Konfessionen, uns zusammenfinden, gemeinsam Gottes Wort hören und den Herrn um seinen Geist der Einheit und der Liebe bitten.
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Von Herzen heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher willkommen. Wenn das Verhältnis zu Gott recht ist, dann können auch die Beziehungen der Menschen untereinander recht sein. Helfen wir einander, den Weg zu Gott zu finden und die Freundschaft zu ihm immer weiter zu vertiefen und so auch die Einheit miteinander zu finden. Gottes Geist geleite euch auf allen euren Wegen.
Generalaudienzen 2005-2013 13010