Katechismus KK 1997 1986


ARTIKEL 13 GNADE UND RECHTFERTIGUNG



I Die Rechtfertigung

1987 Die Gnade des Heiligen Geistes hat die Macht, uns zu rechtfertigen, das heißt von unseren Sünden reinzuwaschen und uns "die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus" (Rm 3,22) und aus der Taufe (Vgl. Rm 6,3-4) zu schenken (Vgl. dazu auch CEC 734):

"Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, daß Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus" (Rm 6,8-11).

1988 Durch die Macht des Heiligen Geistes nehmen wir am Leiden und an der Auferstehung Christi teil, indem wir der Sünde sterben und zu einem neuen Leben geboren werden. Denn wir sind die Glieder seines Leibes, der Kirche (Vgl. 1Co 12), und die Rebzweige, die auf den Weinstock aufgepfropft sind, welcher er selbst ist (Vgl. Jn 15,1-4) (Vgl. dazu auch CEC 654).

"Durch den Geist haben wir an Gott teil. Dadurch, daß wir am Geist teilhaben, werden wir der göttlichen Natur teilhaftig ... Deswegen sind die, in denen der Geist wohnt, vergöttlicht" (Athanasius, ep. Serap. 1,24) (Vgl. dazu auch CEC 460).

1989 Das erste Werk der Gnade des Heiligen Geistes ist die Bekehrung, die die Rechtfertigung bewirkt, wie Jesus zu Beginn des Evangeliums angekündigt hat: "Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe" (Mt 4,17). Der Mensch wird von der Gnade dazu bewogen, sich Gott zuzuwenden und von der Sünde Abstand zu nehmen. So empfängt er die Vergebung und die Gerechtigkeit von oben. Darin besteht "die Rechtfertigung selbst, die nicht nur Vergebung der Sünden ist, sondern auch Heiligung und Erneuerung des inneren Menschen" (K. v. Trient: DS 1528) (Vgl. dazu auch CEC 1427).

1990 Die Rechtfertigung löst den Menschen von der Sünde, die der Liebe zu Gott widerspricht, und reinigt sein Herz. Die Rechtfertigung erfolgt auf die Initiative der Barmherzigkeit Gottes hin, der die Vergebung anbietet. Sie versöhnt den Menschen mit Gott, befreit von der Herrschaft der Sünde und heilt (Vgl. dazu auch CEC 1446 CEC 1733).

1991 Die Rechtfertigung besteht zugleich darin, daß man durch den Glauben an Jesus Christus die Gerechtigkeit Gottes aufnimmt."Gerechtigkeit" besagt hier die Geradheit der göttlichen Liebe. Bei der Rechtfertigung werden Glaube, Hoffnung und Liebe in unsere Herzen gegossen und es wird uns geschenkt, dem Willen Gottes zu gehorchen (Vgl. dazu auch CEC 1812).

1992 Die Rechtfertigung wurde uns durch das Leiden Christi verdient, der sich am Kreuz als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe dargebracht hat und dessen Blut zum Werkzeug der Sühne für die Sünden aller Menschen geworden ist. Die Rechtfertigung wird uns durch die Taufe, das Sakrament des Glaubens, gewährt. Sie läßt uns der Gerechtigkeit Gottes gleichförmig werden, der uns durch die Macht seiner Barmherzigkeit innerlich gerecht macht. Die Rechtfertigung hat die Verherrlichung Gottes und Christi sowie die Gabe des ewigen Lebens zum Ziel (Vgl. K. v. Trient: DS 1529) (Vgl. dazu auch CEC 617 CEC 1266 CEC 294).

"Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten: die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben. Denn es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, daß er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt" (Rm 3,21-26) (Vgl. dazu auch CEC 2543).

1993 Die Rechtfertigung begründet ein Zusammenwirken zwischen der Gnade Gottes und der Freiheit des Menschen. Sie äußert sich dadurch, daß der Mensch dem Wort Gottes, das ihn zur Umkehr auffordert, gläubig zustimmt und in der Liebe mit der Anregung des Heiligen Geistes zusammenwirkt, der unserer Zustimmung zuvorkommt und sie trägt (Vgl. dazu auch CEC 2008).

"Wenn Gott durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes das Herz des Menschen berührt, bleibt einerseits der Mensch nicht ganz untätig, denn er nimmt ja jene Eingebung auf, die er auch ablehnen könnte; anderseits kann er sich doch nicht aus freiem Willen heraus ohne die Gnade Gottes zur Gerechtigkeit vor ihm erheben" (K. v. Trient: D5 1525) (Vgl. dazu auch CEC 2068).

1994 Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie wird in Jesus Christus geoffenbart und durch den Heiligen Geist gewährt. Der hl. Augustinus ist der Ansicht, daß "die Rechtfertigung des Gottlosen ein größeres Werk ist als die Erschaffung des Himmels und der Erde", denn "Himmel und Erde werden vergehen, während das Heil und die Rechtfertigung der Auserwählten bleiben werden" (ev. Jo. 72,3). Er meint sogar, die Rechtfertigung der Sünder übertreffe die Erschaffung der Engel in Gerechtigkeit, da sie von einem noch größeren Erbarmen zeuge (Vgl. dazu auch CEC 312 CEC 412).

1995 Der Heilige Geist ist der innere Meister. Die Rechtfertigung läßt den "inneren Menschen" erstehen (Rm 7,22 Ep 3,16) und bringt die Heiligung des ganzen menschlichen Wesens mit sich (Vgl. dazu auch CEC 741).

"Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit gestellt habt, so daß ihr gesetzlos wurdet, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, so daß ihr heilig werdet ... Jetzt, da ihr aus der Macht der Sünde befreit und zu Sklaven Gottes geworden seid, habt ihr einen Gewinn, der zu eurer Heiligung führt und das ewige Leben bringt" (Rm 6,19 Rm 6,22).



II Die Gnade

1996 Wir haben unsere Rechtfertigung der Gnade Gottes zu verdanken. Die Gnade ist das Wohlwollen, die ungeschuldete Hilfe, die Gott uns schenkt, um seinem Ruf zu entsprechen. Denn unsere Berufung ist es, Kinder Gottes zu werden (Vgl. Jn 1,12-18), seine Adoptivsöhne (Vgl. Rm 8,14-17), teilzuhaben an der göttlichen Natur (Vgl. 2P 1,3-4) und am ewigen Leben (Vgl. Jn 17,3) (Vgl. dazu auch CEC 153).

1997 Die Gnade ist eine Teilhabe am Leben Gottes; sie führt uns in das Innerste des dreifaltigen Lebens: Durch die Taufe hat der Christ Anteil an der Gnade Christi, der das Haupt seines Leibes ist. Als ein "Adoptivsohn" darf er nun in Vereinigung mit dem eingeborenen Sohn Gott "Vater" nennen. Er empfängt das Leben des Geistes, der ihm die Liebe einhaucht und der die Kirche aufbaut (Vgl. dazu auch CEC 375 CEC 260).

1998 Diese Berufung zum ewigen Leben ist übernatürlich. Sie ist ganz dem ungeschuldeten Zuvorkommen Gottes zu verdanken, denn er allein kann sich offenbaren und sich schenken. Sie geht über die Verstandes- und Willenskräfte des Menschen und jedes Geschöpfes hinaus (Vgl. 1Co 2,7-9) (Vgl. dazu auch CEC 1719).

1999 Die Gnade Christi besteht darin, daß uns Gott ungeschuldet sein Leben schenkt. Er gießt es durch den Heiligen Geist in unsere Seele ein, um sie von der Sünde zu heilen und sie zu heiligen. Das ist die heiligmachende oder vergöttlichende Gnade, die wir in der Taufe erhalten haben. Sie ist in uns der Ursprung des "Heiligungswerkes" (Vgl. Jn 4,14 Jn 7,38-39) (Vgl. dazu auch CEC 1966).

"Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt" hat (2Co 5,17-18).

2000 Die heiligmachende Gnade ist ein bleibendes Geschenk, eine übernatürliche feste Neigung. Sie vervollkommnet die Seele, um sie zu befähigen, mit Gott zu leben und aus seiner Liebe zu handeln. Man unterscheidet die sogenannte habituelle Gnade, das heißt eine bleibende Neigung, entsprechend dem göttlichen Ruf zu leben und zu handeln, von den sogenannten helfenden Gnaden, das heißt dem göttlichen Eingreifen zu Beginn der Bekehrung oder im Verlauf des Heiligungswerkes.

2001 Schon die Vorbereitung des Menschen auf den Empfang der Gnade ist ein Werk der Gnade. Diese ist notwendig, um unser Mitwirken an der Rechtfertigung durch den Glauben und an der Heiligung durch die Liebe hervorzurufen und zu unterstützen. Gott vollendet in uns, was er begonnen hat, "denn er beginnt, indem er bewirkt, daß wir wollen; er vollendet, indem er mit unserem schon bekehrten Wollen mitwirkt" (Augustinus, grat. 17) (Vgl. dazu auch CEC 490).

"Zwar arbeiten auch wir, aber wir arbeiten nur zusammen mit Gott, der arbeitet. Sein Erbarmen ist uns nämlich zuvorgekommen, damit wir geheilt wurden, und es folgt uns, damit wir, einmal geheilt, belebt werden; es kommt uns zuvor, damit wir gerufen werden, und es folgt uns, damit wir verherrlicht werden; es kommt uns zuvor, damit wir fromm leben, und folgt uns, damit wir für immer mit Gott leben, denn ohne ihn können wir nichts tun" (Augustinus, nat. et grat. 31).

2002 Das freie Handeln Gottes erfordert die freie Antwort des Menschen. Denn Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen und hat ihm zusammen mit der Freiheit die Fähigkeit verliehen, ihn zu erkennen und zu lieben. Die Seele kann nur freiwillig in die Gemeinschaft der Liebe eintreten. Gott berührt das Herz des Menschen unmittelbar und bewegt es direkt. Er hat in den Menschen eine Sehnsucht nach dem Wahren und Guten gelegt, die er allein erfüllen kann. Die Verheißungen des "ewigen Lebens" entsprechen über alle Hoffnung hinaus diesem inneren Verlangen (Vgl. dazu auch CEC 1742).

"Wenn du am Ende deiner sehr guten Werke am siebten Tag geruht hast, dann um uns durch die Stimme deines Buches im voraus zu sagen, daß auch wir am Ende unserer Werke, die deshalb ,sehr gut' sind, weil du sie uns geschenkt hast, am Sabbat des ewigen Lebens in dir ruhen werden" (Augustinus, conf. 13, 36,51) (Vgl. dazu auch CEC 2550).

2003 Die Gnade ist in erster Linie die Gabe des Heiligen Geistes, der uns rechtfertigt und heiligt. Zur Gnade gehören aber auch die Gaben, die der Geist uns gewährt, um uns an seinem Wirken teilnehmen zu lassen und uns zu befähigen, am Heil der andern und am Wachstum des Leibes Christi, der Kirche, mitzuwirken. Dazu gehören die sakramentalen Gnaden, das heißt Gaben, die den verschiedenen Sakramenten zu eigen sind. Dazu gehören aber auch die besonderen Gnaden, die entsprechend dem vom hl. Paulus verwendeten griechischen Ausdruck Charismen genannt werden, der Wohlwollen, freies Geschenk und Wohltat bedeutet (Vgl. LG 12). Es gibt verschiedene Charismen, manchmal außerordentliche wie die Wunder- oder Sprachengabe. Sie alle sind auf die heiligmachende Gnade hingeordnet und haben das Gemeinwohl der Kirche zum Ziel. Sie stehen im Dienst der Liebe, welche die Kirche aufbaut (Vgl. 1Co 12) (Vgl. dazu auch CEC 1108 CEC 1127 CEC 799-801).

2004 Unter den besonderen Gnaden sind die Standesgnaden zu erwähnen, welche die Ausübung der Pflichten des christlichen Lebens und der Dienste innerhalb der Kirche begleiten.

"Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade. Hat einer die Gabe prophetischer Rede, dann rede er in Übereinstimmung mit dem Glauben; hat einer die Gabe des Dienens, dann diene er. Wer zum Lehren berufen ist, der lehre; wer zum Trösten und Ermahnen berufen ist, der tröste und ermahne. Wer gibt, gebe ohne Hintergedanken; wer Vorsteher ist, setze sich eifrig ein; wer Barmherzigkeit übt, der tue es freudig" (
Rm 12,6-8).

2005 Da die Gnade übernatürlich ist, entzieht sie sich unserer Erfahrung und ist nur durch den Glauben zu erkennen. Wir können uns also nicht auf unsere Gefühle oder Werke verlassen, um daraus zu folgern, daß wir gerechtfertigt und gerettet sind (Vgl. K. v. Trient: DS 1533-1534). Doch nach dem Wort des Herrn: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" (Mt 7,20), können wir, wenn wir an die Wohltaten Gottes in unserem Leben und im Leben der Heiligen denken, darin eine Gewähr dafür erblicken, daß die Gnade in uns am Werk ist. Das ermutigt uns zu einem stets stärkeren Glauben und zu einer Haltung vertrauender Armut (Vgl. dazu auch CEC 1768).

Diese Haltung wird besonders gut in der Antwort der hl. Jeanne d'Arc auf eine Fangfrage ihrer kirchlichen Richter veranschaulicht: Befragt, ob sie wisse, daß sie in der Gnade Gottes sei, antwortet sie: "Falls ich nicht in ihr bin, wolle Gott mich in sie versetzen; falls ich in ihr bin, möge Gott mich in ihr bewahren" (Jeanne d'Arc, proc.).



III Das Verdienst

"Die Schar der Heiligen verkündet deine Größe, denn in der Krönung ihrer Verdienste krönst du das Werk deiner Gnade" (MR, Präfation von den Heiligen, nach einem Wort des "Lehrers der Gnade", des hl. Augustinus, Psal. 102,7).

2006 Das Wort "Verdienst" bezeichnet im allgemeinen die Vergeltung, die eine Gemeinschaft oder Gesellschaft für die Tat eines ihrer Mitglieder schuldet, die als Wohltat oder Missetat, als etwas zu Belohnendes oder zu Bestrafendes empfunden wird. Verdienste zu vergelten, ist Sache der Tugend der Gerechtigkeit, denn es entspricht dem für sie geltenden Prinzip der Gleichheit (Vgl. dazu auch CEC 1723 CEC 1807).

2007 Gegenüber Gott gibt es von seiten des Menschen kein Verdienst im eigentlichen Sinn. Zwischen ihm und uns besteht eine unermeßliche Ungleichheit, denn wir haben alles von ihm, unserem Schöpfer, empfangen (Vgl. dazu auch CEC 42).

2008 Der Mensch hat nur deshalb im christlichen Leben bei Gott ein Verdienst, weil Gott in Freiheit verfügt hat, den Menschen mit seiner Gnade mitwirken zu lassen.Ausgangspunkt für dieses Mitwirken ist immer das väterliche Handeln Gottes, das den Anstoß für das freie Handeln des Menschen gibt, so daß die Verdienste für gute Werke in erster Linie der Gnade Gottes und erst dann dem Glaubenden zuzuschreiben sind. Das Verdienst des Menschen kommt im Grunde Gott zu, denn seine guten Taten gehen in Christus aus den zuvorkommenden und helfenden Gnaden des Heiligen Geistes hervor (Vgl. dazu auch CEC 306 CEC 155 CEC 970).

2009 Die Annahme an Kindes Statt macht uns aus Gnade der göttlichen Natur teilhaftig. Sie kann uns darum der ungeschuldeten Gerechtigkeit Gottes entsprechend ein wirkliches Verdienst verleihen. Dies ist ein Recht aus Gnade, das volle Recht der Liebe, die uns zu "Miterben" Christi macht, würdig, "das ewige Leben zu gegebener Zeit zu erlangen" (K. v. Trient: DS 1546). Die Verdienste unserer guten Werke sind Geschenke der göttlichen Güte (Vgl. K. v. Trient: DS 1548). "Die Gnade ist vorausgegangen; jetzt wird vergolten, was geschuldet ist ... Die Verdienste sind Geschenke Gottes" (Augustinus, serm. 298, 4-5) (Vgl. dazu auch CEC 604).

2010 Da in der Ordnung der Gnade das erste Handeln Gott zukommt, kann niemand die erste Gnade verdienen, aus der die Bekehrung, die Vergebung und die Rechtfertigung hervorgehen. Erst vom Heiligen Geist und der Liebe dazu angetrieben, können wir uns selbst und anderen die Gnaden verdienen, die zu unserer Heiligung, zum Wachstum der Gnade und der Liebe sowie zum Erlangen des ewigen Lebens beitragen. Der Weisheit Gottes gemäß können selbst zeitliche Güter wie Gesundheit oder Freundschaft verdient werden. Diese Gnaden und Güter sind Gegenstand des christlichen Gebetes. Dieses sorgt für die Gnade, die für unsere verdienstlichen Taten unerläßlich ist (Vgl. dazu auch CEC 1998).

2011 Die Liebe Christi ist in uns die Quelle all unserer Verdienste vor Gott. Die Gnade vereint uns in tätiger Liebe mit Christus und gewährleistet so den übernatürlichen Charakter unserer Taten und folglich ihren Verdienst vor Gott und den Menschen. Die Heiligen waren sich stets lebhaft bewußt, daß ihre Verdienste reine Gnade sind (Vgl. dazu auch CEC 492):

"Nach der Verbannung auf Erden hoffe ich, in der Heimat mich an dir zu erfreuen; aber ich will nicht Verdienste für den Himmel sammeln, sondern allein für deine Liebe arbeiten ... Am Ende dieses Lebens werde ich mit leeren Händen vor dir erscheinen; denn ich bitte dich nicht, o Herr, meine Werke zu zählen. All unsere Gerechtigkeit ist voll Makel in deinen Augen! Ich will mich also mit deiner eigenen Gerechtigkeit bekleiden und von deiner Liebe den ewigen Besitz deiner selbst erlangen". (Theresia vom Kinde Jesu, offr.)



IV Die christliche Heiligkeit

2012 "Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt ... denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht" (Rm 8,28-30) (Vgl. dazu auch CEC 459).

2013 "Daher ist allen klar, daß alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und Vollkommenheit der Liebe berufen sind" (LG 40). Alle sind zur Heiligkeit berufen: "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist" (Mt 5,48) (Vgl. dazu auch CEC 915 CEC 2545 CEC 825).

"Zur Erreichung dieser Vollkommenheit sollen die Gläubigen die Kräfte, die sie nach Maß der Gabe Christi empfangen haben, anwenden, um, ... indem sie dem Willen des Vaters in allem gehorchen, sich der Ehre Gottes und dem Dienst am Nächsten mit ganzem Herzen zu verschreiben. So wird die Heiligkeit des Gottesvolkes zu überreichen Früchten anwachsen, wie es in der Geschichte der Kirche durch das Leben so vieler Heiliger leuchtend aufgezeigt wird" (LG 40).

2014 Der geistliche Fortschritt strebt nach immer innigerer Vereinigung mit Christus. Diese Vereinigung wird "mystisch" genannt, weil sie durch die Sakramente - "die heiligen Mysterien" - am Mysterium Christi teilhat und in Christus am Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit. Gott beruft uns alle zu dieser innigen Vereinigung mit ihm. Besondere Gnaden oder außerordentliche Zeichen dieses mystischen Lebens werden nur Einzelnen gewährt, um die uns allen geschenkte Gnade sichtbar zu machen (Vgl. dazu auch CEC 774).

2015 Der Weg zur Vollkommenheit führt über das Kreuz. Es gibt keine Heiligkeit ohne Entsagung und geistigen Kampf (Vgl. 2Tm 4). Der geistliche Fortschritt verlangt Askese und Abtötung, die stufenweise dazu führen, im Frieden und in der Freude der Seligpreisungen zu leben (Vgl. dazu auch CEC 407 CEC 2725 CEC 1438).

"Wer aufsteigt, hört nie auf, durch endlose Anfänge von Anfang zu Anfang zu schreiten. Wer aufsteigt, hört nie auf, zu ersehnen, was er schon kennt" (Gregor von Nyssa, hom. in Cant. 8).

2016 Die Kinder unserer Mutter, der heiligen Kirche, erhoffen die Gnade der Beharrlichkeit bis zum Ende und die Belohnung durch Gott, ihren Vater, für die guten Werke, die sie dank seiner Gnade in Gemeinschaft mit Jesus vollbracht haben (Vgl. K. v. Trient: DS 1576). Da sie sich an die gleiche Lebensregel halten, teilen die Gläubigen die "selige Hoffnung" derer, die das göttliche Erbarmen in der "Heiligen Stadt" versammelt. Dieses "neue Jerusalem", das von Gott her aus dem Himmel herabkommt, ist "bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat" (Ap 21,2) (Vgl. dazu auch CEC 162 CEC 1821 CEC 1274).



KURZTEXTE



2017 Die Gnade des Heiligen Geistes schenkt uns die Gerechtigkeit Gottes. Der Geist vereint uns durch den Glauben und die Taufe mit dem Leiden und der Auferstehung Christi und läßt uns an dessen Leben teilhaben.

2018 Die Rechtfertigung hat wie die Bekehrung zwei Seiten. Unter dem Antrieb der Gnade wendet sich der Mensch Gott zu und von der Sünde ab; so empfängt er die Vergebung und die Gerechtigkeit von oben.

2019 Die Rechtfertigung besteht in der Sündenvergebung, der Heiligung und der Erneuerung des inneren Menschen.

2020 Die Rechtfertigung ist uns durch das Leiden Christi verdient worden und wird uns durch die Taufe gewährt. Sie läßt uns der Gerechtigkeit Gottes gleichförmig werden, die uns gerecht macht. Sie hat die Ehre Gottes und Christi und das Geschenk des ewigen Lebens zum Ziel. Sie ist das vortrefflichste Werk der Barmherzigkeit Gottes.

2021 Die Gnade ist die Hilfe, die Gott uns gewährt, um unserer Berufung zu entsprechen, seine Adoptivkinder zu werden. Sie führt uns in das Innerste des Lebens der Dreifaltigkeit ein.

2022 Im Werk der Gnade kommt das göttliche Handeln der freien Antwort des Menschen zuvor, führt zu ihr hin und ruft sie hervor. Die Gnade entspricht den tiefen Erwartungen der menschlichen Freiheit; sie ruft diese auf, mit ihr mitzuwirken und vervollkommnet sie.

2023 Die heiligmachende Gnade ist die ungeschuldete Gabe, in der Gott uns sein Leben schenkt. Sie wird vom Heiligen Geist in unsere Seele eingegossen, um sie von der Sünde zu heilen und sie zu heiligen.

2024 Die heiligmachende Gnade macht uns "Gott wohlgefällig". Besondere Gaben des Heiligen Geistes, die Charismen, sind auf die heilig machende Gnade hingeordnet und haben das Gemeinwohl der Kirche zum Ziel. Gott handelt auch durch vielfältige, helfende Gnaden, die man von der habituellen Gnade, die in uns dauernd vorhanden ist, unterscheidet.

2025 Verdienst vor Gott gibt es für uns nur infolge des freien Ratschlusses Gottes, den Menschen am Wirken seiner Gnade zu beteiligen. Das Verdienst gebührt in erster Linie der Gnade Gottes, in zweiter Linie dem Mitwirken des Menschen. Das Verdienst des Menschen kommt somit Gott zu.

2026 Durch unsere Annahme an Kindes Statt und dank der ungeschuldeten Gerechtigkeit Gottes kann die Gnade des Heiligen Geistes uns ein wirkliches Verdienst ermöglichen. Die Liebe ist in uns die Hauptquelle des Verdienstes vor Gott.

2027 Niemand kann sich die erste Gnade verdienen, welche die Bekehrung bewirkt. Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes können wir für uns und auch für andere die Gnaden verdienen, die uns zum ewigen Leben verhelfen, wie auch die notwendigen zeitlichen Güter.

2028 "Daher ist allen klar, daß alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und zur Vollkommenheit der Liebe berufen sind" (LG 40). "Die christliche Vollkommenheit hat nur eine Grenze: die, keine Grenze zu haben" (Gregor von Nyssa, v. Mos).

2029 "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Mt 16 Mt 24).






ARTIKEL 14 DIE KIRCHE - MUTTER UND LEHRMEISTERIN



2030 Der Getaufte erfüllt seine Sendung in der Kirche, der Gemeinschaft aller Getauften. Von der Kirche empfängt er das Wort Gottes, das die Weisungen des "Gesetzes Christi" (Ga 6,2) enthält. Von der Kirche empfängt er die Gnade der Sakramente, die ihn auf dem "Weg" stärkt. Die Kirche gibt ihm das Beispiel der Heiligkeit. In der heiligen Jungfrau Maria erkennt er die Gestalt und die Quelle dieser Heiligkeit; er gewahrt sie im unverfälschten Zeugnis derer, die sie leben; er entdeckt sie in der geistlichen Tradition und in der langen Geschichte der Heiligen, die ihm vorausgegangen sind und deren jeweiliger Gedenktag in der Liturgie gefeiert wird (Vgl. dazu auch CEC 828 CEC 970 CEC 1172).

2031 Das sittliche Leben ist ein geistiger Gottesdienst. Im Leib Christi, den wir bilden, und in Verbindung mit der Darbringung der Eucharistie bringen wir uns selbst als "lebendiges und heiliges Opfer" dar, das Gott gefällt (Rm 12,1). In der Liturgie und der Feier der Sakramente verbinden sich Gebet und Lehre mit der Gnade Christi, um das christliche Handeln zu erhellen und zu nähren. Wie das ganze christliche Leben findet das sittliche Leben seine Quelle und seinen Höhepunkt im eucharistischen Opfer (Vgl. dazu auch CEC 1368).



I Sittliches Leben und Lehramt der Kirche

(Vgl. dazu auch CEC 85-87 CEC 888-892)

2032 Die Kirche ist "die Säule und das Fundament der Wahrheit" (1Tm 3,15). Den "feierlichen Auftrag Christi zur Verkündigung der Heilswahrheit hat die Kirche von den Aposteln erhalten" (LG 17). "Der Kirche kommt es zu, immer und überall die sittlichen Grundsätze auch über die soziale Ordnung zu verkündigen wie auch über menschliche Dinge jedweder Art zu urteilen, insoweit die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen dies erfordern" (CIC 747, § 2) (Vgl. dazu auch CEC 2246 CEC 2420).

2033 Das Lehramt der Hirten der Kirche auf dem Gebiet der Moral wird für gewöhnlich in der Katechese und Predigt ausgeübt, mit Hilfe der Werke der Theologen und der geistlichen Schriftsteller. Unter Leitung und Aufsicht der Hirten ist das "Vermächtnis" der christlichen Moral von Generation zu Generation weitergegeben worden. Dieses besteht aus einer unverwechselbaren Gesamtheit von Regeln, Geboten und Tugenden, welche sich aus dem Glauben an Christus ergeben und durch die Liebe belebt werden. Diese Katechese nimmt nach alter Tradition neben dem Glaubensbekenntnis und dem Vaterunser den Dekalog zur Grundlage, der die für alle Menschen geltenden Grundsätze des sittlichen Lebens ausspricht (Vgl. dazu auch CEC 84).

2034 Der Papst und die Bischöfe sind "authentische, das heißt mit der Autorität Christi versehene Lehrer, die dem ihnen anvertrauten Volk den Glauben verkündigen, der geglaubt und auf die Sitten angewandt werden soll" (LG 25). Das universale ordentliche Lehramt des Papstes und der in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfe lehrt die Gläubigen die zu glaubende Wahrheit, die zu lebende Liebe und die zu erhoffende Seligkeit.

2035 Die höchste Stufe in der Teilhabe an der Autorität Christi wird durch das Charisma der Unfehlbarkeit gewährleistet. Diese reicht so weit wie das Vermächtnis der göttlichen Offenbarung (Vgl. LG 25). Sie erstreckt sich auf alle Elemente der Lehre einschließlich der Sittenlehre, ohne welche die Heilswahrheiten des Glaubens nicht bewahrt, dargelegt und beobachtet werden können (Vgl. CDF, Erkl. "Mysterium Ecclesiae" 3).

2036 Die Autorität des Lehramtes erstreckt sich auch auf die einzelnen Gebote des natürlichen Sittengesetzes. Es ist heilsnotwendig, sie zu beobachten, wie der Schöpfer es verlangt. Wenn das Lehramt der Kirche die Vorschriften des sittlichen Naturgesetzes in Erinnerung ruft, übt es einen wesentlichen Teil seiner prophetischen Aufgabe aus, den Menschen zu verkünden, was sie in Wirklichkeit sind, und sie daran zu erinnern, was sie vor Gott sein sollen (Vgl. DH 14) (Vgl. dazu auch CEC 1960).

2037 Das der Kirche anvertraute Gesetz Gottes wird den Gläubigen als Weg des Lebens und der Wahrheit gelehrt. Die Gläubigen haben das Recht (Vgl. CIC 213), in den heilsamen göttlichen Geboten unterwiesen zu werden, die das Urteilsvermögen läutern und mit Hilfe der Gnade die verwundete menschliche Vernunft heilen. Sie haben die Pflicht, die durch die rechtmäßige Autorität der Kirche erlassenen Anordnungen und Vorschriften zu beobachten. Selbst wenn diese disziplinärer Natur sind, erfordern sie Folgsamkeit in Liebe (Vgl. dazu auch CEC 2041).

2038 Bei ihrer Aufgabe, die christliche Moral zu lehren und anzuwenden, benötigt die Kirche den Eifer der Seelsorger, das Wissen der Theologen und den Beitrag aller Christen und Menschen guten Willens. Der Glaube und das gelebte Evangelium schenken jedem eine Lebenserfahrung "in Christus", die ihn erhellt und befähigt, die göttlichen und menschlichen Wirklichkeiten dem Geist Gottes entsprechend zu beurteilen (Vgl. 1Co 2,10-15). So kann der Heilige Geist sich ganz einfacher Menschen bedienen, um Gelehrte und höchste Würdenträger zu erleuchten (Vgl. dazu auch CEC 2442).

2039 Die kirchlichen Ämter sind im Geist brüderlichen Dienens und der Hingabe an die Kirche im Namen des Herrn auszuüben (Vgl. Rm 12,8 Rm 12,11). Wer im Dienst der Kirche steht, soll sich hüten, sich bei der moralischen Beurteilung des eigenen Tuns auf eine bloß individuelle Sicht zurückzuziehen. Er soll soweit wie möglich das Wohl aller im Blick haben, wie es im natürlichen und geoffenbarten Sittengesetz und daher auch im Gesetz der Kirche und in der Lehre des Lehramtes über die sittlichen Fragen zum Ausdruck kommt. Es ist nicht angemessen, das persönliche Gewissen und die Vernunft dem moralischen Gesetz oder dem Lehramt der Kirche entgegenzusetzen (Vgl. dazu auch CEC 1783).

2040 So kann sich unter den Christen eine echte Haltung kindlicher Liebe zur Kirche entwickeln. Sie ist die normale Entfaltung der Taufgnade, die uns im Schoß der Kirche gezeugt und zu Gliedern des Leibes Christi gemacht hat. In ihrer mütterlichen Sorge vermittelt uns die Kirche die Barmherzigkeit Gottes, die über alle unsere Sünden siegt und insbesondere im Sakrament der Versöhnung wirkt. Als eine sorgende Mutter spendet sie uns auch in ihrer Liturgie Tag für Tag die Nahrung des Wortes und der Eucharistie des Herrn (Vgl. dazu auch CEC 167).



II Die Gebote der Kirche

2041 Die Gebote der Kirche stehen im Dienst eines sittlichen Lebens, das mit dem liturgischen Leben verbunden ist und sich von ihm nährt. Der verpflichtende Charakter dieser von den Hirten der Kirche erlassenen positiven Gesetze will den Gläubigen das unerläßliche Minimum an Gebetsgeist und an sittlichem Streben, im Wachstum der Liebe zu Gott und zum Nächsten sichern.

2042 Das erste Gebot ("Du sollst am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen der heiligen Messe andächtig beiwohnen und dich knechtlicher Arbeit enthalten") verlangt von den Gläubigen, den Gedenktag der Auferstehung des Herrn sowie die liturgischen Hauptfeste, welche die Mysterien des Herrn, der Jungfrau Maria und der Heiligen ehren, zu heiligen. Sie sollen vor allem an der Eucharistiefeier teilzunehmen, zu der sich die christliche Gemeinschaft versammelt, und sich ausruhen von jenen Arbeiten und Tätigkeiten, welche die Heiligung dieser Tage hindern könnten. (Vgl. CIC 1246-1248 CIO 881,1.2.4) (Vgl. dazu auch CEC 1389 CEC 2180).

Das zweite Gebot ("Du sollst deine Sünden jährlich wenigstens einmal beichten") sichert die Vorbereitung auf die Eucharistie durch den Empfang des Sakramentes der Versöhnung, das die in der Taufe erfolgte Umkehr und Vergebung weiterführt (Vgl. CIC 989 CIO 719) (Vgl. dazu auch CEC 1457).

Das dritte Gebot ("Du sollst wenigstens zur österlichen Zeit sowie in Todesgefahr die heilige Kommunion empfangen") gewährleistet ein Mindestmaß für den Empfang des Leibes und Blutes des Herrn. Dabei wird auf die Verbindung mit den Festen der Osterzeit, dem Ursprung und Zentrum der christlichen Liturgie, Wert gelegt (Vgl. ,3) (Vgl. dazu auch CEC 1389).

2043 Das vierte Gebot ("Du sollst die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten") sichert die Zeiten der Entsagung und Buße, die uns auf die liturgischen Feste vorbereiten; sie tragen dazu bei, daß wir die Herrschaft über unsere Triebe und die Freiheit des Herzens erringen (Vgl. CIC 1249-1251 CIO 882) (Vgl. dazu auch CEC 2177).

Das fünfte Gebot ("Du sollst der Kirche in ihren Erfordernissen beistehen") besagt, daß die Gläubigen verpflichtet sind, ihren Möglichkeiten entsprechend der Kirche in ihren materiellen Erfordernissen beizustehen. (Vgl. CIC 222 CIO 25. Die Bischofskonferenzen können außerdem für ihr Gebiet andere kirchliche Gebote erlassen; bgl. CIC 455) (Vgl. dazu auch CEC 1387 CEC 1438).

Die Gläubigen sind auch verpflichtet, ihren Möglichkeiten entsprechend zu den materiellen Bedürfnissen der Kirche beizutragen (Vgl. CIC 222) (Vgl. dazu auch CEC 1351).



III Sittliches Leben und missionarisches Zeugnis

2044 Die Treue der Getauften ist eine entscheidende Voraussetzung zur Verkündigung des Evangeliums und für die Sendung der Kirche in der Welt. Damit die Heilsbotschaft vor den Menschen ihre Wahrheits- und Ausstrahlungskraft zeigen kann, muß sie durch das Lebenszeugnis der Christen beglaubigt werden. "Das Zeugnis des christlichen Lebens selbst und die guten in übernatürlichem Geist vollbrachten Werke haben die Kraft, Menschen zum Glauben und zu Gott zu führen" (AA 6) (Vgl. dazu auch CEC 852 CEC 905).

2045 Als Glieder des Leibes, dessen Haupt Christus ist (Vgl. Ep 1,22), tragen die Christen durch die Beständigkeit ihrer Überzeugungen und ihres sittlichen Verhaltens zum Aufbau der Kirche bei. Die Kirche wächst, erstarkt und entwickelt sich durch die Heiligkeit ihrer Gläubigen (Vgl. LG 39), bis diese "zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen" (Ep 4,13) (Vgl. dazu auch CEC 753 CEC 828).

2046 Durch ihr christusförmiges Leben beschleunigen die Christen das Kommen des Reiches Gottes, des Reiches "der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens" (MR, Präfation vom Christkönigssonntag). Sie vernachlässigen deswegen ihre irdischen Aufgaben nicht; ihrem Meister getreu erfüllen sie diese redlich, geduldig und in Liebe (Vgl. dazu auch CEC 671 CEC 2819).



KURZTEXTE



2047 Das sittliche Leben ist ein geistiger Gottesdienst. Das christliche Handeln findet Nahrung in der Liturgie und in der Feier der Sakramente.

2048 Die Gebote der Kirche beziehen sich auf das sittliche und christliche Leben, das mit der Liturgie verbunden ist und sich aus ihr nährt.

2049 Die Hirten der Kirche üben ihr Lehramt im Bereich der Moral für gewöhnlich in Katechese und Predigt aus. Grundlage dafür ist der Dekalog, der die für jeden Menschen geltenden Grundsätze des sittlichen Lebens zum Ausdruck bringt.

2050 Als maßgebende Lehrer predigen der Papst und die Bischöfe dem Volk Gottes den Glauben, an dem festzuhalten und der im sittlichen Leben anzuwenden ist. Es steht ihnen auch zu, sich zu sittlichen Fragen zu äußern, die Gegenstand des sittlichen Naturgesetzes und der Vernunft sind.

2051 Die Unfehlbarkeit des Lehramtes der Hirten erstreckt sich auf all jene Elemente der Lehre, auch der Sittenlehre, ohne die sich die Heilswahrheiten des Glaubens nicht bewahren, darlegen und beobachten lassen.





Katechismus KK 1997 1986