Allgemeines Direktorium für die Katechese



ONGREGATION FÜR DEN KLERUS

ALLGEMEINES DIREKTORIUM

FÜR DIE KATECHESE

NAMEN UND ABKÜRZUNGEN

I DIE BIBLISCHEN BÜCHER


Gen: Das Buch Genesis

Ex: Das Buch Exodus

Lev: Das Buch Levitikus

Num: Das Buch Numeri

Dtn: Das Buch Deuteronium

Jos: Das Buch Josua

Ri: Das Buch der Richter

Rut: Das Buch Rut


1 Sam: Das erste Buch Samuel


2 Sam: Das zweite Buch Samuel

1 Kön: Das erste Buch der Könige

2 Kön: Das zweite Buch der Könige

1 Chr: Das erste Buch der Chronik

2 Chr: Das zweite Buch der Chronik

Esra: Das Buch Esra

Neh: Das Buch Nehemia

Tob: Das Buch Tobit

Jdt: Das Buch Judit

Est: Das Buch Ester

1 Makk: Das erste Buch der Makkabäer

2 Makk: Das zweite Buch der Makkabäer

Ijob: Das Buch Ijob

Ps: Die Psalmen

Spr: Das Buch der Sprichwörter

Koh: Das Buch Kohelet

Hld: Das Hohe Lied

Weish: Das Buch der Weisheit

Sir: Das Buch Jesus Sirach

Jes: Das Buch Jesaja

Jer: Das Buch Jeremia

Klgl: Die Klagelieder

Bar: Das Buch Baruch

Ez: Das Buch Ezechiel

Dan: Das Buch Daniel

Hos: Das Buch Hosea

Joël: Das Buch Joël

Am: Das Buch Amos

Obd: Das Buch Obadja

Jona: Das Buch Jona

Mi: Das Buch Micha

Nah: Das Buch Nahum

Hab: Das Buch Habakuk

Zef: Das Buch Zefanja

Hag: Das Buch Haggai

Sach: Das Buch Sacharja

Mal: Das Buch Maleachi

Mt: Das Evangelium nach Matthäus

Mk: Das Evangelium nach Markus

Lk: Das Evanglium nach Lukas

Joh: Das Evangelium nach Johannes

Apg: Die Apostelgeschichte

Röm: Der Brief an die Römer

1 Kor: Der erste Brief an die Korinther

2 Kor: Der zweite Brief an die Korinther

Gal: Der Brief an die Galater

Eph: Der Brief an die Epheser

Phil: Der Brief an die Philipper

Kol: Der Brief an die Kolosser

1 Thess: Der erste Brief an die Thessalonicher

2 Thess: Der zweite Brief an die Thessalonicher

1 Tim: Der erste Brief an Timotheus

2 Tim: Der zweite Brief an Timotheus

Tit: Der Brief an Ttius

Phlm: Der Brief an Philemon

Hebr: Der Brief an die Hebräer

Jak: Der Brief des Jakobus

1 Petr: Der erste Brief des Petrus

2 Petr: Der zweite Brief des Petrus

1 Joh: Der erste Brief des Johannes

2 Joh: Der zweite Brief des Johannes


3 Joh: Der dritte Brief des Johannes

Jud: Der Brief des Judas

Offb: Die Offenbarung des Johannes

« Libreria Editrice Vaticana omnia sibi vindicat iura. Sine eiusdem licentia scripto data nemini liceat hunc Directorium denuo imprimere aut in aliam linguam vertere ».

Copyright 1997 - Libreria Editrice Vaticana

00120 Vatikanstadt

Tel. (06) 698.85003 - Fax (06) 698.84716


ISBN 88-209-2454-4

II

KIRCHLICHE DOKUMENTE

AA: II. Vat. Konzil, Dekret über das Laienapostolat Apostolicam actuositatem (18. November 1965)

AG: II. Vat. Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad Gentes (7. Dezember 1965)

CA: Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus Annus (1. Mai 1991): AAS 83 (1991), S.793-867

CD: II. Vat. Konzil, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus(28. Oktober 1965)

CCL: Corpus Christianorum, Series Latina (Turnholti 1953 ff.)

CIC: Codex Iuris Canonici (25. Januar 1983)

ChL: Johannes Paul II., Nachsynodales Apostol. Schreiben Christifideles Laici (30. Dezember 1988): AAS 81 (1989), S. 393-521

CSEL: Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum (Wien 1866 ff.)

CT: Johannes Paul II., Apostol. Schreiben Catechesi tradendae (16. Oktober 1979): AAS 71 (1979), S. 1277-1340

DCG (1971): Hl. Kongregation für den Klerus, Directorium Catecheticum Generale Ad normam decreti (11. April 1971): AAS 64 (1972), S. 97-176 [Allgemeines Katechetisches Direktorium]

DH: II. Vat. Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae (7. Dezember 1965)

DM: Johannes Paul II., Enzyklika Dives in misericordia (30. November 1980): AAS 72 (1980), S. 1177-1232

DV: II. Vat. Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum (18. November 1965)

DS: H. Denzinger - A. Schönmetzer, Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Editio XXXVI emendata, Friburgi Br., Romae, Vindobonae 1976 (die Übersetzung folgt der Ausgabe von Denzinger-Hünermann, 1991)

EA: Johannes Paul II., Nachsynodales Apostol. Schreiben Ecclesia in Africa (14. September 1995): AAS 88 (1996), S. 5-82

EN: Paul VI., Apostol. Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975): AAS 58 (1976), S. 5-76

EV: Johannes Paul II., Enzyklika Evangelium vitae (25. März 1995): AAS 87 (1995), S. 401-522

FC: Johannes Paul II., Nachsynodales Apostol. Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981): AAS 73 (1981), S. 81-191

FD: Johannes Paul II., Apostol. Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992): AAS 86 (1994), S. 113-118

GE: II. Vat. Konzil, Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum educationis (28. Oktober 1965)

GS: II. Vat. Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes(7. Dezember 1965)

IRK: Internationaler Rat für die Katechese, Die Erwachsenenkatechese in der christlichen Gemeinschaft, Vatikanstadt 1990

KKK: Katechismus der Katholischen Kirche, München - Vatikanstadt 1993

LC: Kongregation für die Glaubenslehre, Instruktion Libertatis conscientia (22. März 1986): AAS 79 (1987), S. 554-599

LE: Johannes Paul II., Enzyklika Laborem exercens (14. September 1981): AAS 73 (1981), S. 577-647

Leitfaden: Kongregation für die Evangelisierung der Völker,Guida per i catechisti [Leitfaden für Katecheten]. Anleitung für Berufung, Ausbildung und Förderung von Katecheten in den Missionsländern, die von der Kongregation für die Evangelisierung der Völker abhängen (3. Dezember 1993).

LG: II. Vat Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium (21. November 1964)

MM: Johannes XXIII., Enzyklika Mater et Magistra (15. Mai 1961): AAS 53 (1961), S. 401-464

NA: II. Vat Konzil, Dekret über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen ReligionenNostra aetate (28. Oktober 1965)

OICA: Ordo initiationis christianae adultorum, Typis Polyglottis Vaticanis 1972

PB: Johannes Paul II., Apostol. Konstitution Pastor Bonus (28. Juni 1988): AAS 80 (1988), S. 841-930

PG: Patrologiae Cursus completus, Series Graeca, hrsg. v. J.-P. Migne, Parisiis 1857 ss.

PL: Patrologiae Cursus completus, Series Latina, hrsg. v. J.-P. Migne, Parisiis 1844 ss.

PO: II. Vat Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis (7. Dezember 1965)

PP: Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967): AAS 59 (1967), S. 257-299

RH: Johannes Paul II., Enzyklika Redemptor hominis (4. März 1979): AAS 71 (1979), S. 257-324

RM: Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990): AAS 83 (1991), S. 249-340

SC: II. Vat Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium (4. Dezember 1963)

SCh: Sources Chrétiennes, Collection, Paris 1946 ff.

SRS: Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987): AAS 80 (1988), S. 513-586

SYN 1977: Bischofssynode, Botschaft an das Volk Gottes über die Katechese in unserer ZeitCum iam ad exitum (28. Oktober 1977), Typis Polyglottis Vaticanis 1977

SYN 1985: Bischofssynode (außerordentliche Versammlung 1985), Schlußbericht Ecclesia sub verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi (7. Dezember 1985)

TMA: Johannes Paul II., Apostol. Schreiben Tertio millennio adveniente (10. November 1994): AAS 87 (1995), S. 5-41

UR: II. Vat Konzil, Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio (21. November 1964)

UUS: Johannes Paul II., Enzyklika Ut unum sint (25. Mai 1995): AAS 87 (1995), S. 921-982

VS: Johannes Paul II., Enzyklika Veritatis splendor (6. August 1993): AAS 85 (1993), S. 1133-1228


VORWORT

1. Das II. Vatikanische Konzil ordnete die Abfassung eines »Direktoriums für die katechetische Unterweisung des christlichen Volkes« an.(1) In Ausführung dieses Auftrags des Konzils bediente sich die Kongregation für den Klerus einer Sonderkommission von Fachleuten und konsultierte die Bischofskonferenzen der Welt, die ihr zahlreiche diesbezügliche Anregungen und Bemerkungen zukommen ließen. Der vorbereitete Text wurde von einer ad hoc zusammengestellten theologischen Kommission und von der Kongregation für die Glaubenslehre überprüft. Am 18. März 1971 wurde er von Paul VI. endgültig approbiert und am 11. April des gleichen Jahres unter dem Titel Directorium Catecheticum Generale [Allgemeines Katechetisches Direktorium] promulgiert.

2. Die dreißig Jahre seit dem Abschluß des II. Vatikanischen Konzils bis zur Schwelle des dritten Jahrtausends stellen zweifellos eine in bezug auf Orientierungen und Förderung der Katechese sehr nutzbringende Zeit dar. Es war eine Zeit, die in gewisser Weise die evangelisierende Vitalität der Urkirche wieder an den Tag legte und treffenderweise auf die Lehren der Väter zurückgriff und auf kluge Weise eine Rückkehr zum altchristlichen Katechumenat förderte. Von 1971 an hat das Allgemeine Katechetische Direktorium den Teilkirchen bei der langwierigen Erneuerung der Katechese den Weg gewiesen, da es sich als Bezugspunkt sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch bezüglich des pädagogischen Vorgehens und der zu verwendenden Methoden anbot.

Der Weg, den die Katechese in dieser Periode durchlief, war überall von einem großmütigen Einsatz von seiten vieler Personen, von bewunderungswürdigen Initiativen und sehr positiven Früchten für die Glaubensbildung und –vertiefung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gekennzeichnet. Doch fehlte es gleichzeitig nicht an Krisen, Unzulänglichkeiten in bezug auf die Lehre und an Experimenten, welche die Qualität der Katechese absinken ließen; sie gehen zum großen Teil auf die Entwicklung des weltweiten kulturellen Umfeldes und auf kirchliche Fragen nicht katechetischen Ursprungs zurück.

3. Das kirchliche Lehramt hat in diesen Jahren nie aufgehört, seine pastorale Sorge für die Katechese auszuüben. In allen Kontinenten haben zahlreiche Bischöfe und Bischofskonferenzen dem katechetischen Wirken einen beachtlichen Impuls gegeben auch durch die Veröffentlichung trefflicher Katechismen und pastoraler Weisungen; zudem förderten sie die Ausbildung von Fachleuten und die katechetische Forschung. Diese Anstrengungen waren fruchtbar und wirkten sich auf die katechetische Praxis der Teilkirchen günstig aus. Besonders wertvoll für die katechetische Erneuerung war der Ordo initiationis christianae adultorum (Ordnung für die christliche Initiation Erwachsener), der am 6. Januar 1972 von der Kongregation für den Gottesdienst erlassen wurde.

Insbesondere ist das Wirken Pauls VI. zu erwähnen, des Papstes, der die Kirche während der ersten Periode der Nachkonzilszeit leitete. In bezug auf ihn sagte Johannes Paul II.: »Mein verehrter Vorgänger Paul VI. hat durch seine Taten, seine Predigt und seine maßgebliche Interpretation des II. Vatikanischen Konzils — das er als den großen Katechismus für die moderne Zeit ansah —, durch sein ganzes Leben der Katechese der Kirche in sehr beispielhafter Weise gedient«.(2)


4 Ein entscheidender Meilenstein für die Katechese war die anläßlich der Generalversammlung der Bischofssynode über die Evangelisierung in der heutigen Zeit im Oktober 1974 in die Wege geleitete Reflexion. Die Vorschläge dieser Versammlung wurden Papst Paul VI. vorgelegt, der das Nachsynodale Apostolische Schreiben Evangelii nuntiandi am 8. Dezember 1975 promulgierte. Dieses Dokument legt — unter anderem — ein besonders bedeutsames Prinzip vor: die Katechese als evangelisierendes Wirken im Rahmen der großen Sendung der Kirche. Von jetzt an wird man das katechetische Wirken als ständige Teilnahme an den Dringlichkeiten und Sorgen des missionarischen Auftrags für unsere Zeit betrachten müssen.

Auch die letzte von Paul VI. für Oktober 1977 einberufene Synodenversammlung wählte die Katechese als Thema der Analyse und Reflexion der Bischöfe. Diese Synode erblickte »in der katechetischen Erneuerung ein kostbares Geschenk des Heiligen Geistes an die Kirche von heute«.(3)


5 Johannes Paul II. übernahm 1978 dieses Erbe und formulierte seine ersten Weisungen in dem Apostolischen Schreiben Catechesi tradendae vom 16. Oktober 1979. Dieses bildet eine mit dem Schreiben Evangelii nuntiandi völlig kohärente Einheit und stellt die Katechese wieder ganz in den Rahmen der Evangelisierung.

Während seines ganzen Pontifikats hat Johannes Paul II. ein ständiges Lehramt von sehr hohem katechetischem Wert dargeboten. Unter den Reden, Briefen und Lehrschriften ragen die zwölf Enzykliken heraus: von Redemptor hominis bis zu Ut unum sint. Diese Rundschreiben bilden schon an und für sich ein Corpus synthetischer und organischer Lehre zu der vom II. Vatikanischen Konzil geforderten Anwendung der Erneuerung des kirchlichen Lebens.

Was die katechetische Bedeutung dieser Dokumente des Lehramtes Johannes Pauls II. betrifft, sind besonders zu erwähnen die Enzykliken Redemptor hominis (4. März 1979), Dives in misericordia (30. November 1980), Dominum et vivificantem (18. Mai 1986) und, wegen der Bekräftigung der dauernden Gültigkeit des Missionsauftrags, Redemptoris missio (7. Dezember 1990).


6 Andererseits hatten die ordentlichen und außerordentlichen Vollversammlungen der Bischofssynode auf dem Gebiet der Katechese eine besondere Auswirkung. Wegen ihrer besonderen Wichtigkeit ist auf die Synodenversammlungen von 1980 und 1987 hinzuweisen, welche die Sendung der Familie und die Berufung der getauften Laien zum Thema hatten. Auf die Synodenarbeiten folgten die entsprechenden Apostolischen Schreiben Johannes Pauls II.:Familiaris consortio (22. November 1981) und Christifideles laici (30. Dezember 1988). Die außerordentliche Bischofssynode von 1985 wirkte sich ebenfalls entscheidend auf die Gegenwart und Zukunft der Katechese unserer Zeit aus. Auf ihr wurde eine Bilanz von zwanzig Jahren Anwendung des II. Vatikanischen Konzils gezogen, und die Synodenväter schlugen dem Heiligen Vater die Ausarbeitung eines Weltkatechismus für die ganze katholische Kirche vor. Johannes Paul II. hat den Vorschlag der außerordentlichen Bischofssynode von 1985 wohlwollend aufgenommen und sich zu eigen gemacht. Nach dem geduldigen und langwierigen Prozeß der Ausarbeitung wurde der Katechismus der Katholischen Kirche durch die Apostolische Konstitution Fidei depositum vom 11. Oktober 1992 den Bischöfen und den Teilkirchen übergeben.


7 Dieses Ereignis von so tiefgreifender Bedeutung und die Gesamtheit der im vorhergehenden angegebenen Fakten und Interventionen des Lehramtes machten eine Überarbeitung des »Allgemeinen Katechetischen Direktoriums« zur dringenden Aufgabe, um dieses wertvolle pastoraltheologische Instrument auf die neue Situation und die neuen Erfordernisse abzustimmen. Dieses Erbe zu sammeln und für die katechetische Tätigkeit systematisch zusammenzufassen, und zwar im Blick auf die jetzige Etappe des Lebens der Kirche, ist ein Dienst des Heiligen Stuhls für alle.

Die von der Kongregation für den Klerus in Gang gebrachte neue Ausarbeitung des »Allgemeinen Direktoriums für die Katechese« wurde von einer Gruppe von Bischöfen und Fachleuten für Theologie und Katechese geleistet. Sie wurde dann den Bischofskonferenzen und den wichtigsten katechetischen Instituten und Studienzentren zur Konsultation unterbreitet. Bei der Abfassung hielt man sich im wesentlichen an die Grundidee und die Inhalte des Textes von 1971.

Natürlich mußte die neue Redigierung des Allgemeinen Direktoriums für die Katechese zwei Hauptforderungen miteinander in Einklang bringen:

– einerseits die von den Schreiben Evangelii nuntiandi und Catechesi tradendae geforderte Einfügung der Katechese in den Rahmen der Evangelisierung,

– andererseits die Übernahme der vom Katechismus der Katholischen Kirche vorgelegten Glaubensinhalte.


8 Der neue Text des Allgemeinen Direktoriums für die Katechese behält die Grundstruktur des Textes von 1971 bei und ist wie folgt gegliedert:

– Eine Einführende Darlegung, in der Richtlinien für die Deutung und das Verständnis der menschlichen und der kirchlichen Situation im Licht des Glaubens und im Vertrauen auf die Kraft des Samenkorns des Evangeliums geboten werden.

Der Erste Teil(4) gliedert sich in drei Kapitel und verwurzelt die Katechese deutlicher in der Konzilskonstitution Dei verbum, indem er sie in den Rahmen der in Evangelii nuntiandi undCatechesi tradendae vorgezeichneten Evangelisierung hineinstellt. Er legt zudem eine Klärung der Natur der Katechese vor.

– Der Zweite Teil(5) besteht aus zwei Kapiteln. Im ersten werden unter dem Titel »Normen und Richtlinien für die Darbietung der Botschaft des Evangeliums in der Katechese« die Inhalte des entsprechenden Kapitels des früheren Textes in neuer Artikulierung und einer bereicherten Sicht in ihrer Gesamtheit zusammengestellt. Das zweite, vollständig neue Kapitel steht im Dienst der Vorstellung des Katechismus der Katholischen Kirche als Bezugstext für die Glaubensvermittlung in der Katechese und für die Abfassung der örtlichen Katechismen. Der Text bietet auch Grundprinzipien für die Ausarbeitung der Katechismen für die Teil– und Ortskirchen.

– Der Dritte Teil(6) erscheint ziemlich erneuert, denn er formuliert zudem das Wesentliche einer an der göttlichen Pädagogik inspirierten Glaubenserziehung; eine Frage, die sowohl die Theologie wie die Humanwissenschaften betrifft.

– Der Vierte Teil(7) trägt den Titel »Die Adressaten der Katechese«. In fünf kurzen Kapiteln wird das Augenmerk auf die recht unterschiedlichen Situationen der Personen gerichtet, an die sich die Katechese wendet, auf die Aspekte, welche die gesellschaftlich-religiöse Situation betreffen, und ganz besonders auf die Frage der Inkulturation.

– Der Fünfte Teil(8) hat zum zentralen Schwerpunkt die Ortskirche, deren vorrangige Aufgabe es ist, die gesamte katechetische Tätigkeit zu planen, zu überwachen und zu koordinieren. Besondere Bedeutung kommt der Beschreibung der jeweiligen Rollen der verschiedenen katechetisch Tätigen (die stets im Bischof der Teilkirche ihren Bezugspunkt haben) und der Anforderungen an ihre Ausbildung in jedem einzelnen Fall zu.

– Der Schluß, der zu einer Intensivierung des katechetischen Wirkens in unserer Zeit auffordert, schließt die Reflexion und die Weisungen ab mit einem Aufruf zum Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes und in die Wirkkraft des in der Liebe ausgesäten Gotteswortes.


9 Der Zweck des vorliegenden Direktoriums ist natürlich der gleiche wie der, den der Text von 1971 verfolgte. Das heißt, es setzt sich zum Ziel, »die vom Lehramt der Kirche und besonders vom II. Vatikanischen Konzil festgelegten theologisch-pastoralen Grundprinzipien« darzubieten, »durch die die pastorale Tätigkeit des Dienstes am Wort besser geleitet und koordiniert werden kann«,(9) also ganz konkret die Katechese. Das Grundanliegen war und ist, eher Überlegungen und Grundsätze als unmittelbare Anwendungen oder praktische Weisungen zu bieten. Dieser Weg und diese Methode wurde vor allem aus folgendem Grund gewählt: Nur dann, wenn von Anfang an Wesen und Ziele der Katechese sowie die zu übermittelndenWahrheiten und Werte richtig verstanden werden, werden sich Fehler und Irrtümer im Bereich der Katechese vermeiden lassen.(10)

Die konkretere Anwendung dieser Grundsätze und Aussagen durch nationale, regionale oder diözesane Richtlinien und Direktorien, Katechismen und jedes weitere Mittel, das man als geeignet erachtet für eine wirksame Förderung der Katechese, liegt in der spezifischen Zuständigkeit der Episkopate.


10 Selbstverständlich sind nicht alle Teile des Direktoriums von gleicher Wichtigkeit. Diejenigen, die von der göttlichen Offenbarung, vom Wesen der Katechese, von den Maßstäben handeln, welche die christliche Verkündigung bestimmen, sind für alle von Wert. Die Teile hingegen, welche die gegenwärtige Situation, die Methodologie und die Art und Weise betreffen, die Katechese auf die verschiedenen Situationen, auf das Alter und das kulturelle Umfeld abzustimmen, sind eher als Hinweise und Leitlinien aufzufassen.(11)


11 Die Adressaten des Direktoriums sind in erster Linie die Bischöfe, die Bischofskonferenzen und ganz allgemein alle, die in deren Auftrag und unter ihrer Leitung auf dem Gebiet der Katechese Verantwortung wahrnehmen. Selbstverständlich kann das Direktorium ein treffliches Instrument für die Heranbildung der Priesterkandidaten, für die Weiterbildung der Priester und für die Ausbildung der Katecheten sein.

Eine unmittelbare Zielsetzung des Direktorims ist es, bei der Abfassung der katechetischen Direktorien und Katechismen behilflich zu sein. Der von vielen Bischöfen erhaltenen Anregung entsprechend sind zahlreiche Anmerkungen und Hinweise beigegeben, die zur Ausarbeitung der erwähnten Instrumente von großem Nutzen sein können.


12 Da sich das Direktorium an die Teilkirchen richtet, deren pastorale Situationen und Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind, liegt es auf der Hand, daß darin nur gemeinsame oder Zwischensituationen dazwischen berücksichtigt werden konnten. Dasselbe gilt für die Beschreibung der Organisation der Katechese auf den verschiedenen Ebenen. Bei der Benützung des Direktoriums möge man sich folgende Beobachtung — die übrigens schon im Text von 1971 angeführt wurde, vor Augen halten: Was in Regionen, wo die Katechese sowohl qualitativ wie hinsichtlich der aufgewendeten Mittel ein hohes Niveau erreichen konnte, möglicherweise ungenügend sein wird, wird hingegen in den Regionen, wo die Katechese noch nicht einen solchen Fortschritt erleben konnte, vielleicht als außerordentlich erscheinen.


13 In der Veröffentlichung dieses Dokumentes, eines neuen Zeugnisses der Sorge des Apostolischen Stuhls für den katechetischen Dienst, kommt der Wunsch zum Ausdruck, daß es sehr aufmerksam und unter Erwägung der pastoralen Bedürfnisse jeder Teilkirche aufgenommen, geprüft und studiert werden und auch für die Zukunft zu Studien und tiefgreifenderen Forschungen anregen möge, die den Bedürfnissen der Katechese und den Normen und Anleitungen des Lehramtes der Kirche entsprechen.

Die selige Jungfrau Maria, Stern der Neu-Evangelisierung, geleite uns zur vollen Erkenntnis Jesu Christi, unseres Meisters und Herrn.

»Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch« (
2Th 3,1).

Aus dem Vatikan, 15. August 1997
Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel

Darío Castrillón Hoyos

Alterzbischof von Bucaramanga
Pro-Präfekt

Crescenzio Sepe

Titularerzbischof von Grado
Sekretär


EINFÜHRENDE DARLEGUNG

Die Verkündigung des Evangeliums

in der Welt von heute

»Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat, und sie brachte keine Frucht.
Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs empor und trug dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach« (Mc 4,3-8).


14 Diese einführende Darlegung will die Bischöfe und die in der Katechese Tätigen anregen, sich der Notwendigkeit bewußt zu werden, stets auf das Saatfeld zu achten und zwar aus einer Sicht des Glaubens und des Erbarmens. Die hier vorgelegte Deutung der heutigen Welt hat natürlich den Charakter der Vorläufigkeit, der mit der Zufälligkeit der Geschichte zusammenhängt.

»Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen«\i (@MC 4,3@)


15 Dieses Gleichnis ist eine Inspirationsquelle für die Evangelisierung. »Der Samen ist das Wort Gottes« (Lc 8,11). Der Sämann ist Jesus Christus. Er verkündigte vor zweitausend Jahren das Evangelium in Palästina und sandte seine Jünger, es in der Welt auszusäen. Jesus Christus, der heute durch seinen Geist in der Kirche zugegen ist, streut das Wort des Vaters weiterhin mit freigebigen Händen auf das Saatfeld der Welt.

Der Boden ist stets sehr verschiedenartig beschaffen. Das Evangelium fällt »auf den Weg« (Mc 4,4), wenn man nicht wirklich auf es hört; es fällt »auf felsigen Boden« (Mc 4,5) und dringt nicht tief in die Erde ein; oder es fällt »in die Dornen« (Mc 4,7) und wird im Herzen der Menschen, die von vielen Sorgen abgelenkt werden, sogleich erstickt. Ein Teil aber fällt »auf guten Boden« (Mc 4,8), das heißt in Männer und Frauen, die für die persönliche Beziehung zu Gott aufgeschlossen und mit dem Nächsten solidarisch sind, und bringt reiche Frucht.

Jesus teilt im Gleichnis die gute Nachricht mit, daß ungeachtet der ungünstigen Beschaffenheit des Bodens, der Spannungen, Konflikte und Probleme der Welt das Gottesreich kommen wird. Der Samen des Evangeliums befruchtet die Geschichte der Menschen und kündigt eine reiche Ernte an. Jesus gibt auch eine Mahnung: nur in einem bereitwilligen Herzen keimt das Wort Gottes.

Ein Blick auf die Welt vom Glauben aus


16 Die Kirche sät weiterhin das Evangelium Jesu auf das große Saatfeld Gottes. Die Christen, die in die verschiedenartigsten gesellschaftlichen Umgebungen eingebettet sind, blicken auf die Welt mit den gleichen Augen, mit denen Jesus die Gesellschaft seiner Zeit betrachtet hat. Der Jünger Jesu Christi nimmt ja von innen her an der »Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute«(12) teil, blickt auf die menschliche Geschichte und beteiligt sich an ihr nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Glauben. In dessen Licht erscheint die Welt gleichzeitig als »durch die Liebe des Schöpfers begründet und erhalten, unter die Knechtschaft der Sünde geraten, von Christus aber, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Brechung der Herrschaft des Bösen befreit«.(13)

Der Christ weiß, hinter jeder menschlichen Wirklichkeit und Begebenheit stehen gleichzeitig:

– das schöpferische Wirken Gottes, das jedem Wesen seine gute Beschaffenheit vermittelt;

– die aus der Sünde herrührende Kraft, die den Menschen einengt und abstumpft;

– die aus dem Pascha, aus der Auferstehung Christi, hervorbrechende Dynamik als Keim der Erneuerung, der dem Glaubenden die Hoffnung auf eine endgültige »Vollendung«(14) verleiht.

Ein Blick auf die Welt, der von einem dieser drei Aspekte absähe, wäre nicht wirklich christlich. Deshalb ist es wichtig, daß die Katechese die Katechumenen und die Glaubensschüler in eine »theologische Deutung der modernen Probleme«(15) einzuführen weiß.

Das Saatfeld der Welt


17 Als Mutter der Menschen sieht die Kirche zunächst voll tiefem Schmerz »eine unzählige Menge von Männern und Frauen, Kindern, Erwachsenen und alten Menschen, von konkreten und einmaligen Menschen also, die unter der unerträglichen Last des Elends leiden«.(16) Mit Hilfe einer Katechese, in welcher die Soziallehre der Kirche ihren Platz haben muß,(17) möchte sie im Herzen der Christen »den Einsatz für die Gerechtigkeit«(18) und die »Option oder vorrangige Liebe für die Armen«(19) wecken, damit ihre Präsenz wirklich erhellendes Licht und veränderndes Salz sei.

Die Menschenrechte


18 Bei der Analyse des Saatfeldes der Welt ist die Kirche sehr sensibel für alles, was die Würde der menschlichen Person verletzt. Sie weiß, daß dieser Würde die Menschenrechte entspringen,(20), 270-273) wird auf die haupstächlichen »Pflichten des Menschen« hingewiesen. Die Katechese muß beiden Aspekten die nötige Aufmerksamkeit schenken.] die beständiger Gegenstand der Sorge und des Einsatzes der Christen sind. Deswegen erfaßt ihr Blick nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen,(21) sondern vor allem die kulturellen und religiösen Indikatoren. Was sie anstrebt, ist die gesamtheitliche Entwicklung der Menschen und Völker.(22)

Die Kirche gewahrt mit Freude, daß »nunmehr das Bewußtsein von der Würde des Menschen wie ein befreiender Strom alle Völker durchzieht und durchdringt«.(23) Dieses Bewußtsein äußert sich in der lebhaften Sorge für die Respektierung der Menschenrechte und in der entschiedensten Zurückweisung ihrer Verletzungen. Besonders eingefordert werden das Recht auf Leben, auf Arbeit, auf Bildung, auf Gründung einer Familie, auf Teilnahme am öffentlichen Leben, auf Religionsfreiheit.


19 Manchenorts jedoch werden in offensichtlichem Widerspruch zum Gespür für die Würde des Menschen die Menschenrechte klar verletzt.(24) Auf diese Weise kommt es zu anderen Armutsformen, die nicht auf der materiellen Ebene liegen: zu einer kulturellen und religiösen Armut, welche die kirchliche Gemeinschaft ebenfalls mit Besorgnis erfüllt. Denn die Verweigerung oder Beschränkung der Menschenrechte läßt den Menschen und die Völker genauso oder noch mehr verarmen als die Entbehrung materieller Güter.(25)

Auf diesem weiten Feld der Menschenrechte hat das evangelisierende Wirken der Kirche eine unverzichtbare Aufgabe: die unverletzliche Würde jeder menschlichen Person entdecken zu lassen. Dies ist »in einem gewissen Sinn die zentrale und alle anderen einschließende Aufgabe im Rahmen des Dienstes an der Menschheitsfamilie, zu dem die Kirche und in ihr die Laien berufen sind«.(26) Die Katechese muß sie auf diese Aufgabe vorbereiten.

Die Kultur und die Kulturen


20 Der Sämann weiß, daß das Samenkorn in konkrete Bodenbereiche eindringt und alle Elemente in sich aufnehmen muß, die nötig sind, um Frucht bringen zu können.(27) Er weiß auch, daß zuweilen einige dieser Elemente das Keimen und die Ernte beeinträchtigen können.

Die Konstitution Gaudium et Spes betont die große Bedeutung von Wissenschaft und Technik bei der Entstehung und Entwicklung der modernen Kultur. Die wissenschaftliche Einstellung, die von ihnen ausgeht, »gibt der Kultur und dem Denken... ein neues Gepräge«,(28) was sich auf den Menschen und die Reliogiosität stark auswirkt. Die wissenschaftliche und experimentelle Rationalität ist im Menschen von heute tief verwurzelt.

Doch das Bewußtsein, daß diese Art von Rationalität nicht alles zu erklären vermag, gewinnt immer mehr an Boden. Selbst die Wissenschaftler stellen fest, daß es neben der Strenge des Experimentierens einer anderen Art der Erkenntnis bedarf, um das menschliche Wesen in seiner Tiefe begreifen zu können. Die philosophische Reflexion über die Sprache zeigt beispielsweise, daß das symbolische Denken eine Form des Zugangs zum Mysterium der menschlichen Person ist, zu dem man auf andere Weise nicht Zugang findet. Somit wird eine Rationalität unumgänglich, die das menschliche Wesen nicht spaltet, sondern die seine Affektivität integriert, es eint und seinem Leben einen volleren Sinn gibt.


21 Neben dieser »universaleren Form der menschlichen Kultur«(29) stellt man heute auch ein wachsendes Verlangen fest, die bodenständigen Kulturen wieder aufzuwerten. Noch steht die Frage des Konzils im Raum: »Wie kann man für die Dynamik und Expansion der neuen Kultur eintreten, ohne daß die lebendige Treue zum überlieferten Erbe verlorengeht?«.(30)

– An vielen Orten wird man sich bewußt, daß die herkömmlichen Kulturen von dominierenden äußeren Einflüssen und entfremdender Nachahmung importierter Lebensformen angegriffen werden. Auf diese Weise werden die Identität und die Eigenwerte der Völker allmählich zersetzt.

– Man stellt auch den ungeheuren Einfluß der Massenmedien fest, die oftmals aus wirtschaftlichen oder ideologischen Interessen eine Sicht des Lebens aufdrängen, welche die kulturelle Eigenart der Völker, an die sie sich wenden, nicht respektiert.Die Evangelisierung begegnet so in der Inkulturation einer ihrer größten Herausforderungen.

Die Kirche muß alle positiven Werte der Kultur und der Kulturen aufnehmen(31) und im Licht des Evangeliums jene Elemente verwerfen, welche die Menschen und die Völker an der Entfaltung ihrer echten Fähigkeiten hindern.


Allgemeines Direktorium für die Katechese