1 der Könige (EUS) 1
1 1 König David war alt und hochbetagt; auch wenn man ihn in Decken hüllte, wurde ihm nicht mehr warm.2 Da sagten seine Diener zu ihm: Man suche für unseren Herrn, den König, ein unberührtes Mädchen, das ihn bedient und pflegt. Wenn es an seiner Seite schläft, wird es unserem Herrn, dem König, warm werden.3 Man suchte nun im ganzen Land Israel nach einem schönen Mädchen, fand Abischag aus Schunem und brachte sie zum König.4 Das Mädchen war überaus schön. Sie pflegte den König und diente ihm; doch der König erkannte sie nicht.
5 Adonija, der Sohn der Haggit, trat anmaßend auf und sagte: Ich werde König sein. Er beschaffte sich Wagen und Besatzung dazu sowie fünfzig Mann, die vor ihm herliefen.6 Sein Vater David hatte ihn nie in seinem Leben getadelt und nie zu ihm gesagt: Warum tust du das? Auch war Adonija ein sehr stattlicher Mann; seine Mutter hatte ihn nach Abschalom geboren.7 Er verhandelte mit Joab, dem Sohn der Zeruja, und mit dem Priester Abjatar. Beide stellten sich hinter Adonija.8 Der Priester Zadok aber und Benaja, der Sohn Jojadas, und der Prophet Natan, auch Schimi, Reï und die Helden Davids schlossen sich ihm nicht an.
9 Adonija schlachtete nun am Stein Sohelet bei der Rogel-Quelle Schafe, Rinder und Mastkälber zum Opfermahl. Er lud dazu alle seine Brüder, die Königssöhne, sowie alle Männer von Juda ein, die im Dienst des Königs standen.10 Den Propheten Natan jedoch und Benaja sowie die Helden und seinen Bruder Salomo lud er nicht ein.
11 Da sagte Natan zu Batseba, der Mutter Salomos: Hast du nicht gehört, daß Adonija, der Sohn der Haggit, König geworden ist, ohne daß David, unser Herr, davon weiß?12 Komm nun, ich will dir einen Rat geben, wie du dir und deinem Sohn Salomo das Leben retten kannst.13 Geh zum König David, und sag zu ihm: Mein Herr und König, du hast doch deiner Magd geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen. Warum ist nun Adonija König geworden?14 Noch während du dort mit dem König redest, will auch ich kommen und deine Worte bestätigen.
15 Batseba ging zum König in das Gemach. Er war sehr gealtert, und Abischag aus Schunem bediente ihn.16 Batseba verneigte sich und warf sich vor dem König nieder, und der König fragte sie: Was willst du?17 Sie sagte: Mein Herr, du selbst hast doch deiner Magd beim Herrn, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen.18 Nun aber ist Adonija König geworden, und du, mein Herr und König, weißt nichts davon.19 Er hat eine Menge Rinder, Mastkälber und Schafe geschlachtet und alle Söhne des Königs, den Priester Abjatar und den Feldherrn Joab dazu eingeladen. Doch deinen Knecht Salomo hat er nicht eingeladen.20 Auf dich, mein Herr und König, sind nun die Augen ganz Israels gerichtet. Du sollst ihnen bekanntgeben, wer nach meinem Herrn und König auf dem Thron sitzen wird.21 Sonst müssen ich und mein Sohn Salomo es büßen, wenn mein Herr und König zu seinen Vätern entschlafen ist.
22 Während sie noch mit dem König redete, kam der Prophet Natan.23 Man meldete dem König: Der Prophet Natan ist da. Er trat vor den König, warf sich vor ihm nieder, mit dem Gesicht zur Erde,24 und sagte: Mein Herr und König, du hast wohl verfügt: Adonija soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen.25 Denn er ist heute hinabgezogen, hat eine Menge Rinder, Mastkälber und Schafe geschlachtet und hat dazu alle Söhne des Königs, die Obersten des Heeres und den Priester Abjatar eingeladen. Sie essen und trinken mit ihm und rufen: Es lebe der König Adonija!26 Mich aber, deinen Knecht, sowie den Priester Zadok und Benaja, den Sohn Jojadas, und deinen Knecht Salomo hat er nicht eingeladen.27 Wenn nun diese Verfügung wirklich von meinem Herrn und König ergangen ist, warum hast du dann deinen Knecht nicht wissen lassen, wer nach meinem Herrn und König auf dem Thron sitzen wird?
28 Darauf befahl König David: Ruft mir Batseba! Sie kam zum König herein, trat vor den König hin,29 und der König schwor ihr: So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus jeder Gefahr gerettet hat:30 Ich habe dir beim Herrn, dem Gott Israels, geschworen, daß dein Sohn Salomo nach mir König sein und an meiner Stelle auf meinem Thron sitzen soll, und so will ich es heute wahr machen.31 Da verneigte sich Batseba bis zur Erde, warf sich vor dem König nieder und rief: Ewig lebe mein Herr, der König David!
32 Hierauf befahl König David: Ruft mir den Priester Zadok, den Propheten Natan und Benaja, den Sohn Jojadas! Sie erschienen vor dem König,33 und dieser trug ihnen auf: Nehmt das Gefolge eures Herrn mit euch, setzt meinen Sohn Salomo auf mein eigenes Maultier, und führt ihn zum Gihon hinab!34 Dort sollen ihn der Priester Zadok und der Prophet Natan zum König von Israel salben, und ihr sollt in das Horn stoßen und rufen: Es lebe König Salomo!35 Dann zieht mit ihm herauf! Er soll kommen, sich auf meinen Thron setzen und König werden an meiner Stelle; denn ihn habe ich zum Fürsten von Israel und Juda bestimmt.36 Benaja, der Sohn Jojadas, antwortete dem König: So sei es, so füge es der Herr, der Gott meines Herrn und Königs.37 Wie der Herr mit meinem Herrn und König war, so möge er auch mit Salomo sein. Er mache seinen Thron noch erhabener als den Thron meines Herrn, des Königs David.
38 Der Priester Zadok, der Prophet Natan und Benaja, der Sohn Jojadas, zogen mit den Keretern und Peletern hinab. Sie setzten Salomo auf das Maultier des Königs David und führten ihn zum Gihon.39 Der Priester Zadok hatte das Salbhorn aus dem Zelt mitgenommen und salbte Salomo. Hierauf blies man das Widderhorn, und alles Volk rief: Es lebe König Salomo!40 Nun zog das ganze Volk mit ihm hinauf. Dabei spielten sie auf Flöten und waren voller Freude, so daß bei ihrem Geschrei die Erde zu bersten drohte.
41 Das hörten Adonija und alle Geladenen, die bei ihm waren. Sie hatten eben das Mahl beendet. Als Joab den Schall des Hornes hörte, rief er: Was soll das laute Lärmen in der Stadt?42 Während er noch redete, kam Jonatan, der Sohn des Priesters Abjatar. Adonija rief ihm zu: Komm, du bist ein tüchtiger Mann. Du bringst sicher eine gute Nachricht.43 Doch Jonatan erwiderte Adonija: Im Gegenteil. Unser Herr, der König David, hat Salomo als König eingesetzt.44 Er hat mit ihm den Priester Zadok ausgeschickt sowie den Propheten Natan und Benaja, den Sohn Jojadas, samt den Keretern und Peletern, und diese haben ihn auf das Maultier des Königs gesetzt.45 Der Priester Zadok und der Prophet Natan haben ihn am Gihon zum König gesalbt. Von dort sind sie voller Freude hinaufgezogen, und die Stadt ist in großer Aufregung. Das war der Lärm, den ihr gehört habt.46 Salomo hat sich bereits auf den königlichen Thron gesetzt.47 Auch sind die Diener des Königs gekommen, um unseren Herrn, den König David, zu beglückwünschen und zu rufen: Gott lasse Salomos Ruhm noch größer werden als deinen, und er mache seinen Thron noch erhabener als deinen Thron. Dabei hat sich der König auf seinem Lager tief verneigt.48 Auch hat der König gesagt: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der mir heute gewährt hat, daß mein Nachkomme auf meinem Thron sitzt und daß meine Augen das noch sehen dürfen.
49 Da erschraken alle Geladenen, die bei Adonija waren, und brachen auf; jeder ging seines Weges.50 Adonija fürchtete sich vor Salomo. Er stand auf, eilte zum Altar und ergriff dessen Hörner.51 Man meldete Salomo: Adonija hat aus Furcht vor König Salomo die Hörner des Altars ergriffen und gesagt: König Salomo schwöre mir zuerst, daß er seinen Knecht nicht mit dem Schwert hinrichten läßt.52 Salomo versprach: Wenn er sich wie ein rechtschaffener Mann verhält, soll ihm kein Haar gekrümmt werden. Stellt es sich aber heraus, daß er unrecht handelt, muß er sterben.53 Darauf ließ ihn König Salomo vom Altar wegholen. Als er kam und vor König Salomo niederfiel, befahl ihm dieser: Geh in dein Haus!
2 1 Als die Zeit herankam, da David sterben sollte, ermahnte er seinen Sohn Salomo:2 Ich gehe nun den Weg alles Irdischen. Sei also stark und mannhaft!3 Erfüll deine Pflicht gegen den Herrn, deinen Gott: Geh auf seinen Wegen, und befolg alle Gebote, Befehle, Satzungen und Anordnungen, die im Gesetz des Mose niedergeschrieben sind. Dann wirst du Erfolg haben bei allem, was du tust, und in allem, was du unternimmst.4 Und der Herr wird sein Wort wahr machen, das er mir gegeben hat, als er sagte: Wenn deine Söhne auf ihren Weg achten und aufrichtig mit ganzem Herzen und ganzer Seele vor mir leben, wird es dir nie an Nachkommen auf dem Thron Israels fehlen.
5 Du weißt selbst, was Joab, der Sohn der Zeruja, mir angetan hat: was er den beiden Heerführern Israels, Abner, dem Sohn Ners, und Amasa, dem Sohn Jeters, angetan hat. Er hat sie ermordet, hat mit Blut, das im Krieg vergossen wurde, den Frieden belastet, und mit unschuldigem Blut den Gürtel an seinen Hüften und die Schuhe an seinen Füßen befleckt.6 Laß dich von deiner Weisheit leiten und sorge dafür, daß sein graues Haupt nicht unbehelligt in die Unterwelt kommt.7 Doch die Söhne Barsillais aus Gilead sollst du freundlich behandeln. Sie sollen zu denen gehören, die von deinem Tisch essen; denn sie sind mir ebenso entgegengekommen, als ich vor deinem Bruder Abschalom fliehen mußte.8 Da ist auch Schimi, der Sohn Geras, vom Stamm Benjamin, aus Bahurim. Er hat einen bösen Fluch gegen mich ausgesprochen, als ich nach Mahanajim floh. Doch ist er mir an den Jordan entgegengekommen, und ich habe ihm beim Herrn geschworen, daß ich ihn nicht mit dem Schwert hinrichten werde.9 Jetzt aber laß ihn nicht ungestraft! Du bist ein kluger Mann und weißt, was du mit ihm tun sollst. Schick sein graues Haupt blutig in die Unterwelt!10 David entschlief zu seinen Vätern und wurde in der Davidstadt begraben.11 Die Zeit, in der David über Israel König war, betrug vierzig Jahre. In Hebron regierte er sieben und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre.
12 Salomo saß nun auf dem Thron seines Vaters David, und seine Herrschaft festigte sich mehr und mehr.
13 Adonija, der Sohn der Haggit, begab sich zu Batseba, der Mutter Salomos. Sie fragte ihn: Kommst du in friedlicher Absicht? Er antwortete: Ja.14 Dann fuhr er fort: Ich möchte mit dir reden. Sie erwiderte: Rede nur!15 Da sagte er: Du weißt, daß mir das Königtum zustand und daß ganz Israel mich als König haben wollte. Doch ist mir die Königswürde entgangen; sie ist meinem Bruder zugefallen, weil sie ihm vom Herrn bestimmt war.16 Jetzt aber möchte ich eine einzige Bitte an dich richten. Weise mich nicht ab! Sie antwortete: Sprich sie nur aus!17 Da begann er: Rede doch mit König Salomo; dich wird er nicht abweisen. Bitte ihn, daß er mir Abischag aus Schunem zur Frau gibt.18 Batseba erwiderte: Gut, ich werde in deiner Angelegenheit mit dem König reden.
19 Als nun Batseba zu König Salomo kam, um mit ihm wegen Adonija zu sprechen, erhob sich der König, ging ihr entgegen und verneigte sich vor ihr. Dann setzte er sich auf seinen Thron und ließ auch für die Königinmutter einen Thron hinstellen. Sie setzte sich an seine rechte Seite20 und begann: Eine einzige kleine Bitte hätte ich an dich. Weise mich nicht ab! Der König antwortete ihr: Sprich sie nur aus, Mutter! Ich werde dich nicht abweisen.21 Da bat sie: Man gebe doch Abischag aus Schunem deinem Bruder Adonija zur Frau.22 Der König Salomo entgegnete seiner Mutter: Warum bittest du für Adonija um Abischag aus Schunem? Fordere doch gleich das Königtum für ihn! Er ist ja mein älterer Bruder, und auf seiner Seite stehen der Priester Abjatar und Joab, der Sohn der Zeruja.23 Und König Salomo schwor beim Herrn: Gott soll mir dies und das antun, wenn dieses Ansinnen Adonija nicht das Leben kostet.24 So wahr der Herr lebt, der mich eingesetzt und auf den Thron meines Vaters David erhoben hat und der mir, wie er versprochen hat, ein Haus gebaut hat: Noch heute muß Adonija sterben.25 Darauf schickte König Salomo Benaja, den Sohn Jojadas, hinauf, und dieser versetzte Adonija den Todesstoß.
26 Zum Priester Abjatar sagte der König: Geh auf dein Landgut nach Anatot! Zwar hast du den Tod verdient; doch will ich dich heute nicht töten, weil du die Lade Gottes, des Herrn, vor meinem Vater David getragen und alle Demütigungen mit meinem Vater geteilt hast.27 So setzte Salomo Abjatar als Priester des Herrn ab und erfüllte das Wort, das der Herr über das Haus Eli in Schilo gesprochen hatte.
28 Die Kunde davon erreichte Joab. Er hatte zu Adonija gehalten, sich aber nicht an Abschalom angeschlossen. Er floh in das Zelt des Herrn und ergriff die Hörner des Altars.29 Man meldete dem König Salomo: Joab ist in das Zelt des Herrn geflohen und steht neben dem Altar. Salomo sandte Benaja, den Sohn Jojadas, mit dem Auftrag: Geh hin, und stoß ihn nieder!30 Benaja kam in das Zelt des Herrn und rief Joab zu: Der König befiehlt dir herauszukommen. Doch Joab antwortete: Nein, hier will ich sterben. Benaja berichtete dem König: Das hat Joab gesagt, so hat er mir geantwortet.31 Da gebot ihm der König: Tu, was er gesagt hat! Stoß ihn nieder, und begrab ihn! Nimm so von mir und vom Haus meines Vaters das Blut, das Joab ohne Grund vergossen hat.32 Der Herr lasse sein Blut auf sein Haupt kommen, weil er ohne Wissen meines Vaters zwei Männer, die gerechter und besser waren als er, niedergestoßen und mit dem Schwert getötet hat: Abner, den Sohn Ners, den Heerführer Israels, und Amasa, den Sohn Jeters, den Heerführer Judas.33 Ihr Blut komme für immer auf das Haupt Joabs und seiner Nachkommen. David aber, seinen Nachkommen, seinem Haus und seinem Thron sei vom Herrn immerfort Heil beschieden.34 Nun ging Benaja, der Sohn Jojadas, hinauf, stieß Joab nieder und tötete ihn. Er wurde auf seinem Besitz in der Steppe begraben.
35 Der König setzte dann Benaja, den Sohn Jojadas, an seiner Stelle über das Heer, und dem Priester Zadok verlieh er die Stelle Abjatars.
36 Hierauf ließ der König Schimi rufen und befahl ihm: Bau dir ein Haus in Jerusalem, bleib hier, und geh nicht weg, weder dahin noch dorthin!37 Du sollst wissen, daß du sterben mußt, sobald du hinausgehst und das Kidrontal überschreitest. Du wirst dann selbst schuld sein an deinem Tod.38 Schimi antwortete dem König: Gut, dein Knecht wird tun, was mein Herr, der König, bestimmt hat. So blieb Schimi viele Tage in Jerusalem.39 Nach Verlauf von drei Jahren entflohen zwei Sklaven Schimis zu Achisch, dem Sohn Maachas, dem König von Gat. Man meldete Schimi: Deine Sklaven sind in Gat.40 Da machte er sich auf, sattelte seinen Esel und begab sich zu Achisch nach Gat, um seine Sklaven zu suchen. Er ging hin und holte sie aus Gat zurück.41 Es wurde aber Salomo hinterbracht, daß Schimi von Jerusalem nach Gat gegangen und wieder zurückgekehrt sei.42 Er ließ daher Schimi rufen und hielt ihm vor: Habe ich dich nicht beim Herrn schwören lassen und dich gewarnt: Sobald du weggehst und dich dahin oder dorthin begibst, so weißt du, daß du sterben mußt? Und du hast geantwortet: Gut, ich habe es gehört.43 Warum hast du den Eid beim Herrn und den Befehl, den ich dir gegeben habe, nicht beachtet?44 Und weiter sagte der König zu Schimi: Du weißt, wieviel Böses du meinem Vater David angetan hast; jetzt läßt es der Herr auf dich selbst zurückfallen.45 Der König Salomo aber sei gesegnet, und der Thron Davids stehe fest vor dem Herrn in Ewigkeit.46 Hierauf erteilte der König dem Benaja, dem Sohn Jojadas, Befehl, und dieser ging hinaus und versetzte Schimi den Todesstoß. Die Herrschaft war nun fest in der Hand Salomos.
3 1 Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten. Er nahm eine Tochter des Pharao zur Frau und brachte sie in die Davidstadt, bis er sein Haus, das Haus des Herrn und die Mauern rings um Jerusalem vollendet hatte.
2 Das Volk opferte zu jener Zeit auf den Kulthöhen, weil dem Namen des Herrn noch kein Haus gebaut war.3 Salomo aber liebte den Herrn und befolgte die Gebote seines Vaters David; nur brachte er auf den Kulthöhen Schlachtopfer und Rauchopfer dar.4 So ging der König nach Gibeon, um dort zu opfern; denn hier war die angesehenste Kulthöhe. Tausend Brandopfer legte Salomo auf ihren Altar.
5 In Gibeon erschien der Herr dem Salomo nachts im Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.6 Salomo antwortete: Du hast deinem Knecht David, meinem Vater, große Huld erwiesen; denn er lebte vor dir in Treue, in Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen. Du hast ihm diese große Huld bewahrt und ihm einen Sohn geschenkt, der heute auf seinem Thron sitzt.7 So hast du jetzt, Herr, mein Gott, deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht, wie ich mich als König verhalten soll.8 Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann.9 Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht. Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?10 Es gefiel dem Herrn, daß Salomo diese Bitte aussprach.11 Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören,12 werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, daß keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.13 Aber auch das, was du nicht erbeten hast, will ich dir geben: Reichtum und Ehre, so daß zu deinen Lebzeiten keiner unter den Königen dir gleicht.14 Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine Gesetze und Gebote befolgst wie dein Vater David, dann schenke ich dir ein langes Leben.15 Da erwachte Salomo und merkte, daß es ein Traum war. Als er nach Jerusalem kam, trat er vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brand- und Heilsopfer dar und gab ein Festmahl für alle seine Diener.
16 Damals kamen zwei Dirnen und traten vor den König.17 Die eine sagte: Bitte, Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus, und ich habe dort in ihrem Beisein geboren.18 Am dritten Tag nach meiner Niederkunft gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder war bei uns im Haus, nur wir beide waren dort.19 Nun starb der Sohn dieser Frau während der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt.20 Sie stand mitten in der Nacht auf, nahm mir mein Kind weg, während deine Magd schlief, und legte es an ihre Seite. Ihr totes Kind aber legte sie an meine Seite.21 Als ich am Morgen aufstand, um mein Kind zu stillen, war es tot. Als ich es aber am Morgen genau ansah, war es nicht mein Kind, das ich geboren hatte.22 Da rief die andere Frau: Nein, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot. Doch die erste entgegnete: Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt. So stritten sie vor dem König.23 Da begann der König: Diese sagt: Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot! und jene sagt: Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.24 Und der König fuhr fort: Holt mir ein Schwert! Man brachte es vor den König.25 Nun entschied er: Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen!26 Doch nun bat die Mutter des lebenden Kindes den König - es regte sich nämlich in ihr die mütterliche Liebe zu ihrem Kind: Bitte, Herr, gebt ihr das lebende Kind, und tötet es nicht! Doch die andere rief: Es soll weder mir noch dir gehören. Zerteilt es!27 Da befahl der König: Gebt jener das lebende Kind, und tötet es nicht; denn sie ist seine Mutter.28 Ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie schauten mit Ehrfurcht zu ihm auf; denn sie erkannten, daß die Weisheit Gottes in ihm war, wenn er Recht sprach.
4 1 König Salomo war König von ganz Israel.2 Dies waren seine obersten Beamten: Asarja, der Enkel Zadoks, war Priester.3 Elihoref und Ahija, die Söhne Schischas, waren Staatsschreiber, Joschafat, der Sohn Ahiluds, war Sprecher des Königs.4 Benaja, der Sohn Jojadas, war Heerführer [Zadok und Abjatar waren Priester].5 Asarja, der Sohn Natans, war Vorgesetzter der Statthalter. Sabud, der Sohn Natans, war der Freund des Königs,6 Ahischar war Palastvorsteher, und Adoniram, der Sohn Abdas, war Aufseher über die Fronarbeiten.
7 Salomo hatte zwölf Statthalter für ganz Israel, die den König und sein Haus versorgten. Je einen Monat im Jahr hatte ihn jeder zu versorgen.8 Das sind ihre Namen: Der Sohn Hurs (war Statthalter) im Gebirge Efraim,
9 der Sohn Dekers in Makaz, Schaalbim, Bet-Schemesch, Elon und Bet-Hanan,10 der Sohn Heseds in Arubbot. Ihm unterstanden Socho und das ganze Gebiet von Hefer.11 Dem Sohn Abinadabs unterstand der ganze Höhenrücken von Dor. Er hatte Tafat, eine Tochter Salomos, zur Frau.12 Baana, der Sohn Ahiluds, verwaltete Taanach, Megiddo und ganz Bet-Schean, das an der Seite von Zaretan unterhalb von Jesreel liegt, (das ist das ganze Gebiet) von Bet-Schean bis Abel-Mehola und bis über Jokneam hinaus.13 Der Sohn Gebers (war Statthalter) in Ramot-Gilead. Ihm unterstanden die Zeltdörfer Jaïrs, des Sohnes des Manasse, in Gilead und der Kreis Argob im Baschan, sechzig große Städte mit Mauern und bronzenen Torriegeln.14 Ahinadab, der Sohn Iddos, (war Statthalter) in Mahanajim,
15 Ahimaaz in Naftali. Auch er hatte eine Tochter Salomos, nämlich Basemat, zur Frau.16 Baana, der Sohn Huschais, (war Statthalter) in Ascher und Bealot,17 Joschafat, der Sohn Paruachs, in Issachar,18 Schimi, der Sohn Elas, in Benjamin.19 Geber, der Sohn Uris, (verwaltete) in Gilead das Land Sihons, des Königs der Amoriter, und Ogs, des Königs des Baschan. Dazu kam ein Vogt im Land Juda.
20 Das Volk von Juda und Israel war zahlreich wie der Sand am Meer. Es hatte zu essen und zu trinken und war glücklich.
5 1 Salomo war Herrscher über alle Reiche vom Eufrat bis zum Land der Philister und bis an die Grenze Ägyptens. Sie entrichteten Abgaben und waren Salomo untertan, solange er lebte.2 Der tägliche Unterhalt Salomos belief sich auf dreißig Kor Feinmehl, sechzig Kor gewöhnliches Mehl,3 zehn Mastrinder, zwanzig Weiderinder, hundert Schafe, nicht gerechnet die Hirsche, Gazellen, Rehe und das gemästete Geflügel.4 Denn er herrschte über das ganze Gebiet diesseits des Stromes, von Tifsach bis Gaza, über alle Könige diesseits des Stromes. Er hatte Frieden ringsum nach allen Seiten.5 Juda und Israel lebten in Sicherheit von Dan bis Beerscheba; ein jeder saß unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum, solange Salomo lebte.6 Salomo hatte viertausend Stallplätze für seine Wagenpferde und zwölftausend Mann als Besatzung für die Wagen.7 Jene Statthalter, jeder in seinem Monat, versorgten den König Salomo und alle, die zu seinem Tisch Zutritt hatten. Sie ließen es an nichts fehlen.8 Die Gerste und das Stroh für die Pferde und Zugtiere brachten sie jeweils an den Ort, für den jeder zuständig war.
9 Gott gab Salomo Weisheit und Einsicht in hohem Maß und Weite des Herzens - wie Sand am Strand des Meeres.10 Die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und alle Weisheit Ägyptens.11 Er war weiser als alle Menschen, weiser als Etan, der Esrachiter, als Heman, Kalkol und Darda, die Söhne Mahols. Sein Name war bekannt bei allen Völkern ringsum.12 Er verfaßte dreitausend Sprichwörter, und die Zahl seiner Lieder betrug tausendundfünf.13 Er redete über die Bäume, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer wächst. Er redete über das Vieh, die Vögel, das Gewürm und die Fische.14 Von allen Völkern kamen Leute, um die Weisheit Salomos zu hören, Abgesandte von allen Königen der Erde, die von seiner Weisheit vernommen hatten.
15 Hiram, der König von Tyrus, sandte seine Diener zu Salomo; denn er hatte gehört, daß man ihn anstelle seines Vaters zum König gesalbt habe. Hiram war nämlich zeitlebens ein Freund Davids gewesen.16 Und Salomo ließ Hiram sagen:17 Du weißt selbst, daß mein Vater David durch Kriege verhindert war, dem Namen des Herrn, seines Gottes, ein Haus zu bauen, da seine Feinde ihn bedrängten, bis der Herr sie ihm unter die Füße legte.18 Jetzt aber hat mir der Herr, mein Gott, ringsum Ruhe verschafft. Es gibt keinen Widersacher mehr und keine Gefahr.19 Darum gedenke ich, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen; denn er hat meinem Vater David zugesagt: Dein Sohn, den ich an deiner Stelle auf deinen Thron setzen werde, wird meinem Namen das Haus bauen.20 Befiehl nun, daß man auf dem Libanon Zedern für mich fällt. Meine Knechte sollen mit deinen Knechten arbeiten. Den Lohn für deine Knechte werde ich dir geben, ganz wie du bestimmst. Du weißt ja selbst, daß wir niemand haben, der so gut Holz fällen kann wie die Leute von Sidon.21 Als Hiram die Botschaft Salomos vernahm, freute er sich sehr und rief aus: Gepriesen sei heute Jahwe, der David einen weisen Sohn als Herrscher über dieses große Volk gegeben hat.22 Er ließ Salomo sagen: Ich habe die Botschaft vernommen, die du an mich gesandt hast, und werde deinen Wunsch nach Zedern- und Zypressenholz erfüllen.23 Meine Leute werden es vom Libanon an das Meer schaffen. Ich lasse es dann auf dem Meer an den Ort flößen, den du mir nennen wirst. Dort lasse ich es wieder auseinandernehmen, so daß du es abholen kannst. Du aber erfülle meinen Wunsch, und sende Lebensmittel für mein Haus!24 Also lieferte Hiram so viel Zedern- und Zypressenholz, wie Salomo wollte,25 und Salomo gab Hiram zwanzigtausend Kor Weizen zum Unterhalt seines Hofes und zwanzig Kor feinstes Öl. Diese Menge lieferte Salomo Jahr für Jahr an Hiram.26 Der Herr schenkte Salomo Weisheit, wie er es ihm versprochen hatte. Zwischen Salomo und Hiram herrschte Friede, und sie schlossen miteinander ein Bündnis.27 König Salomo ließ Leute aus ganz Israel zum Frondienst ausheben. Dieser umfaßte 30000 Fronpflichtige.28 Von ihnen schickte er abwechselnd jeden Monat 10000 Mann auf den Libanon. Einen Monat waren sie auf dem Libanon und zwei Monate zu Hause. Adoniram leitete den Frondienst.29 Ferner hatte Salomo 70000 Lastträger und 80000 Steinhauer im Gebirge,30 nicht eingerechnet die 3600 Werkführer unter dem Befehl der Statthalter, denen die Leitung der Arbeit oblag. Sie führten die Aufsicht über die Arbeiter.31 Der König ließ mächtige, kostbare Steine brechen, um mit Quadern das Fundament des Tempels zu legen.32 Die Bauleute Salomos bearbeiteten mit den Bauleuten Hirams und den Gebalitern das Holz und die Steine und richteten sie her für den Bau des Tempels.
6 1 Im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat, begann er das Haus des Herrn zu bauen.2 Das Haus, das König Salomo für den Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch.3 Die Vorhalle vor dem Hauptraum des Hauses war zwanzig Ellen breit, entsprechend der Breite des Hauses, und zehn Ellen tief in der Längsrichtung des Hauses.4 Er machte für das Haus Fenster mit Rahmen und Gittern.5 An die Wände des Hauses, und zwar an die Wände des Hauptraums und des hinteren Raumes, legte er ringsum einen Anbau mit Kammern.6 Dieser war im Untergeschoß fünf Ellen, im mittleren sechs und im dritten sieben Ellen breit; die Außenwand des Hauses hatte er abgestuft, um sie nachher nicht beschädigen zu müssen.7 Beim Bau des Hauses wurden Steine verwendet, die man schon im Steinbruch fertig behauen hatte; Hämmer, Meißel und sonstige eiserne Werkzeuge waren beim Bau des Hauses nicht zu hören.8 Die Türe zu den unteren Kammern war an der Südseite des Hauses. Über Treppen stieg man zum mittleren und vom mittleren zum dritten Stockwerk hinauf.9 Als er den Bau des Hauses vollendet hatte, überdeckte er es mit Balken und Brettern aus Zedernholz.10 Den Anbau führte er um das ganze Haus. Seine Höhe betrug (in jedem Stockwerk) fünf Ellen, und Zedernbalken verbanden ihn mit dem Haus.11 Das Wort des Herrn erging an Salomo:12 Dieses Haus, das du baust, - wenn du meinen Geboten gehorchst und auf meine Vorschriften achtest und alle meine Befehle ausführst und befolgst, dann werde ich an dir das Wort wahr machen, das ich zu deinem Vater David gesprochen habe.13 Und ich werde inmitten der Israeliten wohnen und mein Volk Israel nicht verlassen.14 So vollendete Salomo den Bau des Hauses.15 Er täfelte seine Innenwände mit Zedernholz aus; vom Fußboden bis zu den Balken der Decke ließ er eine Holzvertäfelung anbringen. Den Fußboden belegte er mit Zypressenholz.16 Zwanzig Ellen vor der Rückseite des Hauses errichtete er vom Fußboden bis zum Gebälk eine Wand aus Zedernholz und schuf so die Gotteswohnung, das Allerheiligste.17 Vierzig Ellen lang war der davorliegende Hauptraum.18 Im Innern hatte das Haus Zedernverkleidung mit eingeschnitzten Blumengewinden und Blütenranken. Alles war aus Zedernholz, kein Stein war zu sehen.19 Im Innern des Hauses richtete er die Gotteswohnung ein, um die Bundeslade des Herrn aufstellen zu können.20 Die Wohnung war zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch; er überzog sie mit bestem Gold. Auch ließ er einen Altar aus Zedernholz herstellen.21 Das Innere des Hauses ließ Salomo mit bestem Gold auskleiden, und vor der Gotteswohnung ließ er goldene Ketten anbringen.22 So überzog er das ganze Haus vollständig mit Gold; auch den Altar vor der Gotteswohnung überzog er ganz mit Gold.23 In der Gotteswohnung ließ er zwei Kerubim aus Olivenholz anfertigen. Ihre Höhe betrug zehn Ellen.24 Fünf Ellen maß der eine Flügel des Kerubs und fünf Ellen sein anderer Flügel. Von einem Flügelende bis zum anderen waren es zehn Ellen.25 Auch der zweite Kerub war zehn Ellen hoch. Beide hatten gleiches Maß und gleiche Gestalt.26 Der eine Kerub war zehn Ellen hoch, und ebenso hoch war der andere.27 Er stellte die Kerubim mitten in den innersten Raum. Ihre Flügel waren so ausgespannt, daß der Flügel des einen Kerubs die eine Wand, der Flügel des zweiten Kerubs die andere Wand, die Flügel in der Mitte des Raumes aber einander berührten.28 Er ließ die Kerubim mit Gold überziehen.29 An allen Wänden des Hauses, im inneren wie im äußeren Raum, ließ er ringsum Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen.30 Auch die Fußböden des hinteren und des vorderen Raumes ließ er mit Gold belegen.31 Für den Eingang zur Gotteswohnung ließ er Türflügel aus Olivenholz anfertigen. Die Giebelbalken und die Seitenpfosten bildeten ein Fünfeck.32 An den beiden Türflügeln aus Olivenholz ließ er Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und sie mit Gold überziehen, indem er auf die Kerubim und die Palmen Gold auftragen ließ.33 Ebenso ließ er für den Eingang zum Hauptraum Türpfosten aus Olivenholz anfertigen, die ein Viereck bildeten,34 dazu zwei Türflügel aus Zypressenholz. Zwei drehbare Teile hatte der eine Türflügel, und zwei drehbare Teile der andere.35 Er ließ auf ihnen Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und auf das Schnitzwerk dünnes Blattgold legen.36 Er legte den inneren Hof an (und umgab ihn mit einer Mauer) aus drei Lagen Quadern und einer Lage Zedernbalken.37 Im vierten Jahr, im Monat Siw, war das Fundament für das Haus des Herrn gelegt worden,38 und im elften Jahr, im Monat Bul, das ist der achte Monat, wurde das Haus mit all seinem Zubehör vollendet, ganz so, wie es geplant war. Sieben Jahre hatte man an ihm gebaut.
1 der Könige (EUS) 1