ANSPRACHE 2005 19

19 Als ich vor einigen Tagen den neuen Botschafter empfing, wollte ich bekräftigen, daß die Traditionen und die Kultur des mazedonischen Volkes Werte beinhalten, die den Geist Europas bilden. Die hll. Brüder Cyrill und Methodius, die Apostel der slawischen Völker, haben in bedeutsamer Weise zu seiner Formung beigetragen. Ihr menschliches und christliches Wirken hat in der Geschichte Ihres Landes unauslöschliche Spuren hinterlassen. Die Wallfahrt, die Sie alljährlich zum Grab des hl. Cyrill unternehmen, ist eine passende Gelegenheit, um zu den Wurzeln Ihrer Geschichte zurückzukehren. Cyrill und Methodius, gebürtig aus Thessalonike und von der Kirche von Byzanz in die Mission zu den slawischen Völkern gesandt, legten den Grundstein zu einer wahren christlichen Kultur und unternahmen Schritte, die die Voraussetzungen für den Frieden zwischen den verschiedenen Völkern bilden sollten. Diese Werte des Friedens und der Brüderlichkeit, die diese heiligen Schutzpatrone Europas zusammen mit dem hl. Benedikt unermüdlich verteidigten, bleiben die unerläßlichen Elemente für den Aufbau solidarischer Gemeinschaften, die offen sind für den ganzheitlichen Fortschritt des Menschen unter Achtung der Würde eines jeden Menschen und des ganzen Menschen.

Ich bin überzeugt, daß der Weg zum Aufbau einer Gesellschaft, die wirklich auf das Gemeinwohl achtet, der ist, im Evangelium die Wurzeln der geteilten Werte zu suchen, wie die Erfahrung der hll. Cyrill und Methodius lehrt. Das ist der brennende Wunsch der katholischen Kirche, die kein anderes Interesse hat, als Jesu Christi Worte der Liebe und Hoffnung zu verbreiten und zu bezeugen, Worte des Lebens, die im Laufe der Jahrhunderte viele Märtyrer und Glaubenszeugen inspiriert haben. Ich hoffe aufrichtig, daß Ihre Wallfahrt heute dazu beiträgt, diese edlen menschlichen und christlichen Ideale in der ganzen Nation lebendig zu erhalten. Ich bete darum, daß Ihr Land sich mit Vertrauen für Europa öffnet und so entscheidend zum Aufbau seiner Zukunft beiträgt, der sich an Ihrem reichen religiösen und kulturellen Erbe inspiriert.

Auch möchte ich das geliebte mazedonische Volk meines Gebets versichern, damit es mit fester Hoffnung in die Zukunft geht und von allen Mitgliedern der bürgerlichen und religiösen Gesellschaft gestützt wird. Dafür erbitte ich den himmlischen Segen der hll. Cyrill und Methodius. Gott segne und schütze Ihr Land und seine Bewohner. BEI DER MAIANDACHT IM "CAMPO SANTO TEUTONICO"

Dienstag, 24. Mai 2005

Verehrter, lieber Herr Rektor,

verehrter Herr Botschafter und Gattin,
verehrte liebe Mitglieder der Bruderschaft,
des Priesterkollegs,
liebe Schwestern und Brüder!

Ich möchte ganz einfach danken, daß diese schöne Begegnung hier in der Kirche des »Campo Santo Teutonico« möglich geworden ist.

Wir sind der Mutter des Herrn, dem Herrn selbst und so einander begegnet. Der Rektor hat schon darauf hingewiesen, wie viel mich mit dieser Kirche, mit diesem Haus, mit seinen Gemeinschaften, die es innerlich und äußerlich tragen, verbindet. Als ich im November 1981 zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt war und dann im Februar mein Amt praktisch übernehmen konnte, habe ich die ersten Monate hier gewohnt. Es ist eine schöne Erinnerung, zum einen weil es wie eine Rückkehr in meine Jugend war, wieder einfach in einem Zimmer wohnen, nur mit dem nötigsten um sich herum, wieder von vorne und frisch beginnen. Aber eine schöne Erinnerung vor allem dadurch, daß diese Gemeinschaft des Priesterkollegs, diese Kirche und dieses Haus als lebendiges Haus Gottes und so als rechtes Haus der Menschen hält. Und dann bin ich selbstverständlich der Bruderschaft begegnet, der Herr Rektor hat uns ja eben geschildert, wie sie die eigentlich tragende Kraft des ganzen ist, und so mit großer Selbstverständlichkeit ihr auch beigetreten und freue mich, daß ich auf diese Weise sozusagen allen Dimensionen dieser Gemeinschaft des »Campo Santo Teutonico« zugehören darf. Ich möchte die Gelegenheit benützen, Ihnen, Herr Rektor, herzlich zu danken, daß Sie nun schon seit, ich glaube, zweieinhalb Jahrzehnten dieses Haus innerlich beseelen und führen und tragen, für alles, was Sie dafür tun. Ich möchte der Bruderschaft dafür danken, daß sie dieses lebendige Haus ist, das dieses Kolleg von innen her unterhält, trägt, und möchte natürlich dem Priesterkolleg meine Dankbarkeit aussprechen, das mir damals diese Gemeinschaft geschenkt hat, die ja geblieben ist. Immer wieder durfte ich hier die heilige Messe feiern und dabei immer wieder Pilgern aus allen Teilen Deutschlands begegnen und so die Gemeinschaft mit der Heimat geistlich und menschlich pflegen.

20 Ich finde es sehr wichtig, daß hier Priestergemeinschaft und wissenschaftliche Arbeit ineinandergehen, daß gerade historische Arbeit geleistet wird. Die Erneuerung der Theologie im 20. Jahrhundert, die sich dann im Zweiten Vaticanum konkretisiert hat, kam ja aus einem neuen Studium der Väter, aus einer neuen Zuwendung zu den lebendigen Wurzeln, die uns tragen, zu der ursprünglichen Rezeption des Glaubens, die dann immer wieder befruchtend weiter einwirkt. Nur wenn wir von den Wurzeln leben, können auch die Bäume neu wachsen und Frucht tragen.

Und so auch mein Dank an das Institut der Görres-Gesellschaft, der ich in der Tat seit meinen frühen Freisinger Jahren, also seit den 50er Jahren, zugehören darf.

Wir haben, ich hatte es schon gesagt, diese Begegnung miteinander als Maiandacht, als Begegnung mit der Mutter des Herrn gefeiert, und das war von selbst dann auch eine eucharistische Andacht, denn beides gehört zusammen. Wir gehen in diesen Tagen auf das Fronleichnamsfest zu, wir stehen in dem großen Kontext des Eucharistischen Jahres, und dies mag uns Anlaß sein, die inneren Zusammenhänge, die da stehen, tiefer zu bedenken, um sie auch tiefer leben zu können.

»Ave verum corpus natum ex Maria virgine«, singt und betet die Kirche. »Wahrer Leib, sei uns gegrüßet, den Maria uns gebar.« Maria hat dem lebendigen, dem ewigen Wort Gottes ihr Fleisch und ihr Blut geschenkt. Sie ist, wie die Väter sagen, die »heilige Erde Israels«, aus der der neue Adam geformt werden konnte. Und auch in der verwandelnden Verklärung, die durch die Auferstehung geschehen ist, ist es dieser Leib geblieben. Leib, der aus Maria, der Jungfrau genommen worden ist, und diesen Leib hat er in die Ewigkeit Gottes hineingetragen. Nun schenkt er uns, wie Maria ihm Fleisch und Blut gegeben hatte, sein Fleisch und Blut. Und so wie er dieses ihm geschenkte menschliche Fleisch und Blut umgewandelt hatte, daß es Leib Christi in die Ewigkeit hinein wurde, will er, indem er uns nun Fleisch und Blut zu essen und zu trinken gibt, uns umwandeln, uns verwandeln, daß wir gottesfähig werden und in die Gottesgemeinschaft hineinreichen können, daß wir mit ihm ein Leib werden und so ein Leib untereinander, Glieder, die einander dienen, von ihm her auf ihn hin, und so füreinander leben.

Dabei bleibt aber doch die doppelte Bewegung bestehen: Maria hat ihm Fleisch und Blut gegeben, er gibt es uns zurück, um uns wieder hinaufzuwandeln in das neue Leben Gottes. Aber er will zugleich doch auch durch uns immer wieder neu leibhaftig in der Geschichte gegenwärtig sein. Er will, daß wir sein Zelt werden, daß er durch uns, in uns sich neu inkarnieren und in der Welt leibhaftig Tag um Tag, Generation um Generation gegenwärtig sein kann. So ist dieser doppelte Kreislauf der Kommunion, den uns das marianische Geheimnis anzeigt, der Kern der eucharistischen Realität, und dabei wird zugleich sichtbar, wie Eucharistie weit über ein rituelles Geschehen, über einen liturgischen Vorgang hinaus das Ganze unseres Lebens, das Ganze der Geschichte umgreift.

Wir wollen in diesen Tagen dem Herrn danken, daß er uns in diesen großen Kreislauf von Mensch zu Gott, von Gott zu Mensch hineingenommen hat, und wir wollen Maria, die gleichsam den Anfang bilden durfte, darum bitten, daß sie uns immer wieder hilft, wirklich unser Fleisch und Blut ihm zu geben und von ihm her sein Fleisch und Blut zu empfangen und so neue Menschen zu werden.

In der Maiandacht schauen wir vor allen Dingen hin, während wir hier das Bild der Schmerzhaften Mutter in einer Friedhofskirche, in einer Kirche, in der Kranke auch immer wieder sich versammelt haben, schauen wir hin auf Maria, die immer jugendliche Jungfrau. Und wir erfahren und bedenken dabei, daß sie deswegen immer jung bleibt und immer wieder neu jung vor den Menschen steht, weil sie aus der Ewigkeit Gottes ist, die den Quell allen Lebens bildet. Und so lädt sie uns ein, gleichsam an diesen Quell zu gehen, der uns immer wieder verjüngt, der die Kirche verjüngt und der die Menschheit verjüngt.

Danke noch einmal für dieses Zusammensein. Ich möchte auch noch sagen, daß ich mich sehr freue, daß sich ein Chor gebildet hat - das war mir ein ganz neues Erlebnis -, der uns noch eine weitere Dimension dieser festlichen Begegnung geschenkt hat. Ihnen allen wünsche ich einen schönen Abend, ein schönes Fronleichnamsfest und gesegnete Zeit.

AN DIE BISCHÖFE VON BURUNDI ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 28. Mai 2005



Liebe Brüder im Bischofsamt!

Mit großer Freude empfange ich euch, die Hirten der Kirche in Burundi, die ihr als Pilger nach Rom gekommen seid, um euch bei den Apostelgräbern zu versammeln und dem Nachfolger Petri und seinen Mitarbeitern zu begegnen. Ich wünsche mir, daß diese Erfahrung der Gemeinschaft in der Liebe eine Ermutigung für euch sei in eurem Auftrag als Diener des Evangeliums Christi für die Hoffnung der Welt. Mein Dank gilt dem Bischof von Bubanza und Präsidenten eurer Bischofskonferenz, Jean Ntagwarara, für die zuvorkommenden Worte, die er soeben in eurem Namen an mich gerichtet hat. Sie zeigen die geistige und missionarische Vitalität eurer Diözesangemeinschaften, denen ich, wie auch allen Burundern, meine herzlichen Grüße entbiete. Mit euch möchte ich außerdem Erzbischof Michael A. Courtneys gedenken: Er ist dem Auftrag, den der Heilige Vater ihm im Dienst eures geliebten Landes und der Ortskirche übertragen hatte, bis zur Hingabe seines Lebens treu geblieben.

21 Aus euren Fünfjahresberichten geht die aktive Beteiligung der katholischen Kirche an der Förderung des Friedens und der Versöhnung im Lande, vor allem in dieser Zeit der Wahlen, eindeutig hervor. Das große Leid in den dunklen Stunden des Krieges, in dessen Verlauf - man muß es erneut betonen - zahlreiche Christen ihren Glauben heldenhaft bezeugten, hat das Streben nach Brüderlichkeit und Einheit unter allen Einwohnern, in der Nachfolge Christi und in seinem Namen, nicht ausgelöscht. Ich spreche den Wunsch aus, daß der zu diesem Zweck ausgearbeitete pastorale Aktionsplan wie auch die Diözesansynoden, die den Plan auf lokaler Ebene umsetzen werden, dazu beitragen, das Evangelium zu verkünden, die Erinnerung und die Herzen zu heilen und die Solidarität unter allen Burundern zu fördern, indem Haß und Feindseligkeit geächtet werden und unermüdlich zu Vergebung und Versöhnung aufgerufen wird.

In diesem Jahr feiern wir das zehnjährige Jubiläum des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Ecclesia in Africa, veröffentlicht von meinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. Dieses Dokument bleibe gleichsam die Charta eures Einsatzes in der Sendung, die euch gemeinsam mit den anderen Ortskirchen anvertraut ist! Besonders fordere ich euch auf, allen Gläubigen eure verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen, damit sie die Anforderungen ihrer Taufe immer bewußter leben. Viele leiden unter großer Armut und innerer Not und sind versucht, zu alten, nicht vom Geist des Herrn geläuterten Praktiken zurückzukehren oder sich Sekten zuzuwenden. Nehmt euch ihrer an, und ermöglicht ihnen eine solide christliche Ausbildung, ohne jedoch die Bemühungen der Inkulturation zu vernachlässigen, vor allem im Bereich der Übersetzung der Bibel und der Texte des Lehramts. Dadurch wird es möglich, »die Botschaft des Evangeliums immer besser aufzunehmen und dabei doch allen echten afrikanischen Werten treu zu bleiben« (vgl. Ecclesia in Africa ).

Zum Abschluß unseres Treffens, liebe Brüder im Bischofsamt, nehme ich diese Gelegenheit wahr, für die apostolische Arbeit zu danken, die von den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen eurer Diözesen, sowohl von den einheimischen als auch von denen aus anderen Ländern, unter oft schwierigen Bedingungen geleistet wird. Ich vergesse auch nicht die Katecheten, diese wertvollen Helfer im Apostolat, und alle Gläubigen, die sich für die Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft einsetzen. Dies geschieht im Rahmen der kirchlichen Werke zur sozialen Förderung und zur Mitarbeit in den Bereichen der Erziehung und des Gesundheitswesens. Auf euch alle und auf die Mitglieder eurer Diözesen rufe ich den Geist herab, der im Glauben stark macht, die Hoffnung belebt und die Liebe stützt, und gerne erteile ich euch von Herzen meinen Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER DER 54. VOLLVERSAMMLUNG DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ


Synodenaula

Montag, 30. Mai 2005



Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt!

Es ist mir eine Freude, euch heute morgen hier anläßlich eurer Vollversammlung zu begegnen, nachdem ich gestern mit vielen von euch in Bari die Abschlußmesse des Nationalen Eucharistischen Kongresses gefeiert habe. Mein Gruß gilt eurem Präsidenten, Kardinal Camillo Ruini, dem ich für die herzlichen Worte danke, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Zudem begrüße ich die drei Vizepräsidenten, den Generalsekretär und einen jeden von euch und bekunde euch meinerseits Empfindungen tiefer Gemeinschaft und aufrichtiger Zuneigung.

Es sind erst wenige Wochen seit meiner Wahl vergangen. Die Gefühle, die uns in den Tagen des Leidens und des Todes meines verehrten Vorgängers, des Dieners Gottes Johannes Paul II., verbanden, sind in unserem Innersten noch lebendig. Er war für einen jeden von uns ein Vater, ein Vorbild und ein Freund. Ich bin euch besonders dankbar, weil ich spüre, daß ihr mich mit derselben Gesinnung aufnehmt, mit der ihr ihn in den 26 Jahren seines Pontifikats begleitet habt.

Liebe Brüder, im übrigen haben die Bande zwischen uns eine feste Wurzel, die alle Bischöfe der Welt mit dem Nachfolger Petri verbindet, die aber in dieser Nation besonders stark ist, weil der Papst der Bischof von Rom und der Primas von Italien ist. Die Geschichte hat gezeigt, welch große Früchte des Guten dieses besondere Band über nunmehr 20 Jahrhunderte hinweg hervorgebracht hat, und dies sowohl für das Glaubensleben und das Erblühen der Zivilisation des italienischen Volkes als auch für den Dienst des Nachfolgers Petri selbst. Da ich nun den neuen und unerwarteten Dienst, zu dem der Herr mich berufen hat, beginne, fühle ich mich zutiefst von eurer Nähe und Anteilnahme gestärkt: Gemeinsam können wir die Sendung, die Jesus Christus uns anvertraut hat, erfüllen; gemeinsam können wir Christus bezeugen und ihn heute nicht weniger als gestern in den Häusern und Herzen der Italiener vergegenwärtigen.

Nicht nur geht das Verhältnis Italiens zum christlichen Glauben auf apostolische Zeiten zurück, auf die Verkündigung und das Martyrium von Petrus und Paulus, sondern es ist auch heute noch tief und lebendig. Sicherlich ist jene auf eine rein funktionale Rationalität gegründete Form der Kultur, die dem Christentum und generell den religiösen und moralischen Traditionen der Menschheit widerspricht und die darauf abzielt, diese auszuschließen, auch in Italien gegenwärtig, wie in gewissem Maße überall in Europa. Hier ist ihre Vorherrschaft jedoch weder absolut noch unangefochten: Viele, auch unter denen, die unseren Glauben nicht teilen oder ihn jedenfalls nicht praktizieren, weisen darauf hin, daß eine solche Kulturform in Wahrheit eine unheilvolle Verstümmelung des Menschen und seines Verstandes darstellt. Vor allem bewahrt die Kirche in Italien eine umfassende Präsenz unter den Menschen eines jeden Alters und Standes. Daher kann sie den Menschen die ihr vom Herrn anvertraute Heilsbotschaft in den verschiedensten Situationen vor Augen führen.

Liebe Brüder, ich kenne eure Bemühungen, diese Gegenwart lebendig zu halten und ihre missionarische Dynamik zu steigern. In den pastoralen Richtlinien, die ihr den italienischen Diözesen für dieses erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts gegeben habt, nehmt ihr die Lehre Johannes Pauls II. in Novo millennio ineunte auf: Zu Recht zeigt ihr auf, daß die Betrachtung Jesu Christi und in ihm des wahren Antlitzes des Vaters sowie die lebendige und tägliche Beziehung zu ihm das alles tragende Fundament ist. Tatsächlich findet sich hier die Seele und die geheime Kraft der Kirche, die Quelle der Wirksamkeit unseres Apostolats. Vor allem im Geheimnis der Eucharistie können wir selbst, unsere Priester und alle unsere Gläubigen in der Fülle diese Beziehung zu Christus leben: Hier wird er unter uns erfahrbar; hier bringt er sich immer wieder von neuem dar, er übereignet sich uns, damit wir uns ihm übereignen und seine Liebe kennenlernen. Das Jahr der Eucharistie und der soeben in Bari gefeierte Kongreß helfen uns, tiefer in dieses Geheimnis einzutreten.

22 Die allerseligste Gottesmutter geht uns voran, sie stützt und begleitet uns in der Betrachtung des Antlitzes Christi, in dem wir das Antlitz des Vaters erkennen. Die Verehrung der Mutter des Herrn und die Liebe zu ihr sind im italienischen Volk weit verbreitet und tief verwurzelt; sie sind ein kostbares Erbe, das wir immer pflegen müssen und stellen auch im Hinblick auf die Evangelisierung einen großen Reichtum dar. Auf diesen Fundamenten, liebe Brüder, können wir wahrhaft uns selbst und unseren Brüdern die Berufung zur Heiligkeit vor Augen stellen, »diesen hohen Maßstab des gewöhnlichen christlichen Lebens«, wie es Johannes Paul II. in Novo millennio ineunte so treffend ausdrückt (NM 31): Der Heilige Geist kommt zu uns von Christus und vom Vater, um uns in das Geheimnis des Lebens und der Liebe Gottes einzuführen jenseits aller menschlichen Kraft und Erwartung.

Konkret ist die Gegenwart der Kirche inmitten der italienischen Bevölkerung zunächst durch ein dichtes Netz an Pfarrgemeinden gekennzeichnet und durch die Lebendigkeit, die diese noch immer an den Tag legen, wenn auch angesichts großer gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen. In einem kürzlich von euch veröffentlichten pastoralen Schreiben (Das missionarische Antlitz der Pfarreien in einer sich verändernden Welt)habt ihr euch daher wohlweislich darum bemüht, die Pfarrgemeinden zu fördern. Ihr habt ihren Wert und ihre Funktion bekräftigt und so besonders jene Priester ermutigt, denen die nicht leichte Verantwortung des Pfarrers übertragen ist. Aber ihr habt auch deutlich gemacht, daß es für die Pfarrgemeinden notwendig ist, in der täglichen Pastoral eine verstärkt missionarische Haltung anzunehmen und sich daher einer intensiveren Zusammenarbeit mit allen lebendigen Kräften, über die heute die Kirche verfügt, zu öffnen. Diesbezüglich ist es sehr wichtig, daß sich die Gemeinschaft zwischen den pfarrgemeindlichen Strukturen und den verschiedenen »charismatischen« Realitäten, die in den letzten Jahrzehnten entstanden und die in Italien weit verbreitet sind, verstärkt, damit die Mission alle Bereiche des Lebens erreichen kann. Ein kostbarer Beitrag zu eben diesem Ziel kommt sicherlich von der Präsenz von Ordensgemeinschaften, die in Italien trotz des Mangels an Berufungen noch zahlreich vertreten sind.

Ein entscheidendes Gebiet für die Zukunft des Glaubens und für die gesamte Orientierung des Lebens einer Nation ist gewiß das der Kultur. Daher bitte ich euch, die von euch unternommene Arbeit fortzuführen, damit die Stimme der Katholiken stets in der italienischen kulturellen Debatte vertreten ist und vor allem damit die Möglichkeiten erweitert werden, auf vernünftige Weise die vielfältigen Fragen, die sich in den verschiedenen Bereichen des Wissens und in den großen Entscheidungen des Lebens stellen, im Licht des Glaubens anzugehen. Heute werden die Kultur und die Verhaltensvorbilder immer mehr dadurch bedingt und gekennzeichnet, wie sie von den Medien dargestellt werden: Die Bemühung eurer Konferenz, auch auf dieser Ebene ein angemessenes Ausdrucksvermögen zu besitzen, damit allen eine christliche Deutung der Ereignisse und der Probleme gegeben werden kann, ist daher verdienstvoll.

Die tatsächliche Situation der Kirche in Italien bestätigt und rechtfertigt somit die Aufmerksamkeit, die euch viele Schwesterkirchen in Europa und in der Welt schenken, und die Erwartungen, die sie an euch haben. Wie mein geliebter Vorgänger Johannes Paul II. mehrmals betont hat, kann und muß Italien eine große Rolle im gemeinsamen Zeugnis für Jesus Christus spielen, der unser einziger Retter ist, damit in ihm der Maßstab der wahren Menschlichkeit gefunden wird: der Maßstab für das Gewissen der Einzelpersonen wie auch für die Ordnung des gesellschaftlichen Lebens.

Eine heikle Frage, die unsere größte seelsorgliche Aufmerksamkeit erfordert, ist die Familie. Mehr noch als in anderen Ländern stellt die Familie in Italien die grundlegende Zelle der Gesellschaft dar; sie ist zutiefst im Herzen der jungen Generationen verwurzelt; sie nimmt sich vieler Probleme an und bietet so Unterstützung und Hilfe in sonst hoffnungslosen Situationen. Und doch ist die Familie im gegenwärtigen kulturellen Klima auch in Italien vielen Risiken und Bedrohungen ausgesetzt, die wir alle kennen. Tatsächlich kommt zur Zerbrechlichkeit und zur inneren Instabilität vieler ehelicher Gemeinschaften die in der Gesellschaft und Kultur weit verbreitete Tendenz hinzu, das einzigartige Wesen der auf der Ehe gegründeten Familie und die ihr eigene Sendung zu bestreiten. Gerade Italien ist eine der Nationen, in denen der Geburtenrückgang am ernstesten und andauernsten ist, mit schon jetzt schweren Auswirkungen auf das gesamte Gemeinwesen. Ihr italienischen Bischöfe habt daher schon seit geraumer Zeit eure Stimme mit der Johannes Pauls II. vereint, um zuallererst die Heiligkeit des menschlichen Lebens und den Wert der Institution der Ehe zu verteidigen, aber auch um die Rolle der Familie in der Kirche und Gesellschaft zu fördern. So habt ihr wirtschaftliche und gesetzgeberische Maßnahmen gefordert, die es jungen Familien erleichtern, Kinder zu bekommen und zu erziehen. Im gleichen Sinne bemüht ihr euch derzeit, die Entscheidungen der Katholiken und aller Bürger bezüglich der nun kurz bevorstehenden Volksabstimmung über das Gesetz zur künstlichen Befruchtung zu erhellen und zu motivieren. In seiner Klarheit und Konkretheit ist euer Einsatz ein Zeichen der Sorge der Hirten für jeden Menschen. Der Mensch darf niemals zu einem bloßen Mittel herabgesetzt werden, sondern ist immer ein Zweck, wie es uns unser Herr Jesus Christus in seinem Evangelium lehrt und wie es uns der menschliche Verstand selbst sagt. In diesem Einsatz und im gesamten vielseitigen Werk, das zu der Sendung und Pflicht von Hirten gehört, bin ich euch im Wort und im Gebet nahe und vertraue auf das Licht und die Gnade des Geistes, der in den Gewissen und Herzen wirkt.

Die gleiche Sorge für das wahre Wohl des Menschen, die uns dazu drängt, uns für das Schicksal der Familien und den Respekt vor dem menschlichen Leben einzusetzen, kommt zum Ausdruck in der Aufmerksamkeit für die unter uns lebenden Armen, die Kranken, die Immigranten, die Völker, die von Krankheiten, Kriegen und Hunger dezimiert werden. Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, ich möchte euch und euren Gläubigen für die Großzügigkeit eurer Nächstenliebe danken, die dazu beiträgt, die Kirche konkret zu jenem neuen Volk zu machen, in dem niemand ein Fremder ist. Erinnern wir uns stets an die Worte des Herrn: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40).

Wie ihr wißt, werde ich mich im August zum Weltjugendtag nach Köln begeben und hoffe, dort erneut vielen von euch zu begegnen, begleitet von einer großen Schar italienischer Jugendlicher. Insbesondere in bezug auf die Jugendlichen, ihre Ausbildung und ihre Beziehung zum Herrn und zur Kirche möchte ich ein letztes Wort hinzufügen. In der Tat sind sie, wie Johannes Paul II. es wiederholt bekräftigt hat, die Hoffnung der Kirche, aber in der heutigen Welt sind sie auch besonders der Gefahr ausgesetzt, »ein Spiel der Wellen« zu sein, »hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen« (Ep 4,14). Sie brauchen daher Hilfe, um im Glauben zu wachsen und zu reifen: Dies ist der erste Dienst, den sie von der Kirche empfangen müssen, und besonders von uns Bischöfen und unseren Priestern. Wir wissen sehr wohl, daß viele von ihnen nicht in der Lage sind, sofort die gesamte Lehre der Kirche zu verstehen und anzunehmen, aber genau daher ist es wichtig, in ihnen wieder die Absicht zu erwecken, mit der Kirche zu glauben, das heißt die Zuversicht, daß diese Kirche, die vom Geist beseelt und geleitet wird, das wahre Subjekt des Glaubens ist. Wenn wir uns in sie eingliedern, treten wir in die Gemeinschaft des Glaubens ein und haben an ihr teil. Damit dies geschieht, müssen sich die Jugendlichen von der Kirche geliebt fühlen, und zwar konkret von uns Bischöfen und Priestern. So können sie in der Kirche die Freundschaft und Liebe spüren, die der Herr für sie hat; sie werden verstehen, daß in Christus Wahrheit und Liebe dasselbe sind, und sie werden ihrerseits lernen, den Herrn zu lieben und seinem Leib, der Kirche, zu vertrauen. Heute ist dies, liebe italienische Brüder im Bischofsamt, der zentrale Punkt für die große Herausforderung der Weitergabe des Glaubens an die jungen Generationen.

Ich versichere euch meines täglichen Gebets für euch und eure Kirchen, für die ganze geliebte italienische Nation, für ihre christliche Gegenwart und Zukunft, für ihre Aufgabe, zu der sie in Europa und in der Welt berufen ist, und erteile euch, euren Priestern und jeder italienischen Familie mit Zuneigung meinen besonderen Apostolischen Segen.

BEI DER ANDACHT ZUM ABSCHLUSS DES MAIENMONATS


Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten

Dienstag, 31. Mai 2005

Liebe Brüder und Schwestern!


23 Mit großer Freude schließe ich mich euch an am Ende dieser Gebetsstunde, die vom Vikariat der Vatikanstadt ausgerichtet wurde. Gerne sehe ich, daß ihr so zahlreich zum Abschluß des Maienmonats in die Vatikanischen Gärten gekommen seid. Insbesondere sind unter euch viele Personen, die im Vatikan leben und arbeiten, mit ihren Familien. Ich grüße alle herzlich, besonders die Herren Kardinäle und die Bischöfe, angefangen bei Erzbischof Angelo Comastri, der diese Gebetsstunde geleitet hat. Ich grüße die anwesenden Priester und Ordensleute und denke dabei auch an die kontemplativen Schwestern des Klosters »Mater Ecclesiae«, die mit uns geistig verbunden sind.

Liebe Freunde, den heiligen Rosenkranz betend, seid ihr zur Lourdes-Grotte heraufgegangen und habt gleichsam die Einladung der Jungfrau befolgt, den Geist zum Himmel zu erheben. Die Gottesmutter begleitet uns jeden Tag in unserem Gebet. In diesem Jahr der Eucharistie, das wir derzeit begehen, hilft uns Maria vor allem, das erhabene Sakrament der Eucharistie zu entdecken. Der geliebte Papst Johannes Paul II. hat uns in seiner letzten Enzyklika Ecclesia de Eucharistia Maria in ihrem ganzen Leben als »eucharistische Frau« vorgestellt (vgl.
EE 53). Sie war im tiefsten Innern »eucharistische Frau«, schon in ihrer inneren Haltung: bei der Verkündigung, als sie sich selbst für die Menschwerdung des Wortes Gottes anbot, dann unter dem Kreuz und bei der Auferstehung; und sie war »eucharistische Frau« in der Zeit nach Pfingsten, als sie im Sakrament jenen Leib empfing, den sie im Schoß empfangen und getragen hatte.

Heute wollen wir mit der Liturgie insbesondere das Geheimnis des Besuches der Jungfrau bei der hl. Elisabet betrachten. Maria begibt sich zu ihrer betagten Cousine Elisabet, von der alle sagten, sie sei unfruchtbar, und die doch im sechsten Monat einer von Gott geschenkten Schwangerschaft stand (vgl. Lc 1,36), und Maria trägt in ihrem Schoß den soeben empfangenen Jesus. Sie ist eine junge Frau, aber sie hat keine Angst, denn Gott ist mit ihr, er ist in ihr. In gewisser Weise können wir sagen, daß ihr Weg - und das unterstreichen wir gerne in diesem Jahr der Eucharistie - die erste »eucharistische Prozession« der Geschichte war. Als lebendiger Tabernakel des fleischgewordenen Gottes ist Maria die Bundeslade, in der der Herr sein Volk besucht und erlöst hat. Die Gegenwart Jesu erfüllt sie mit Heiligem Geist. Als sie in das Haus von Elisabet eintritt, ist ihr Gruß von Gnade durchströmt: Johannes hüpft vor Freude im Mutterleib, weil er gleichsam die Ankunft dessen spürt, den er einmal dem Volk Israel ankündigen wird. Es freuen sich die Kinder, und es freuen sich die Mütter. Diese von der Freude des Heiligen Geistes durchdrungene Begegnung findet ihren Ausdruck im Gesang des Magnificat.

Ist dies nicht auch die Freude der Kirche, die Christus in der heiligen Eucharistie unaufhörlich empfängt und ihn in die Welt trägt durch das Zeugnis der tätigen Nächstenliebe, die von Glaube und Hoffnung erfüllt ist? Ja, Jesus empfangen und ihn zu den anderen zu tragen, das ist die wahre Freude des Christen! Liebe Brüder und Schwestern, folgen wir Maria, und ahmen wir sie nach, ihre tief eucharistische Gesinnung, und unser ganzes Leben kann ein Magnificat (vgl. Ecclesia de Eucharistia EE 58), ein Lobpreis Gottes, werden. Das ist die Gnade, die wir gemeinsam heute abend von der allerseligsten Jungfrau zum Abschluß des Maienmonats erbitten. Euch allen erteile ich meinen Segen.

                                                          Juni 2005


AN DIE TEILNEHMER EINER PILGERFAHRT DER DIÖZESE VERONA


Audienzenhalle

Samstag, 4. Juni 2005

Liebe Brüder und Schwestern aus der Diözese Verona!


Danke für euren Enthusiasmus. Danke für eure Freude, die Ausdruck und Frucht des Glaubens ist. Es freut mich, euch anläßlich eurer Pilgerfahrt zu den Gräbern der Apostel zu empfangen. Ich grüße alle ganz herzlich, beginnend bei eurem Bischof, dem ich dafür danke, daß er sich zum Sprecher eurer gemeinsamen Gefühle gemacht hat. Ich grüße die Priester, die Ordensmänner und -frauen, die Leiter der kirchlichen Vereinigungen und Bewegungen sowie die zivilen Autoritäten, die an dieser Begegnung teilnehmen wollten. Mit der heutigen Pilgerfahrt zum Apostolischen Stuhl wollt ihr zum Abschluß der Diözesansynode die Bande der Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, die die Diözesangemeinschaft Verona mit der Kirche von Rom verbinden. Ihr wollt zugleich eure volle Zustimmung zum Lehramt des Nachfolgers Petri bekräftigen, der von Christus als »Hirte aller Gläubigen gesandt ist, für das Gemeinwohl der ganzen Kirche und für das Wohl der einzelnen Kirchen zu sorgen« (Dekret Christus Dominus CD 2). Ihr seid gekommen, um im Glauben gestärkt zu werden, und ich, seit kurzem zu dieser schweren Aufgabe berufen, bin glücklich, durch euch eine alte und bedeutende kirchliche Gemeinschaft zu begrüßen, wie es die des hl. Zeno ist, der auch in meiner Heimat sehr verehrt wird; gerne ermutige ich euch, auch weiterhin ein christliches Zeugnis in der Welt von heute abzulegen.

Eure vor drei Jahren begonnene Synode hat im Jahr der Eucharistie ihren Höhepunkt erreicht. Dieser glückliche Umstand läßt uns besser verstehen, daß die Eucharistie das Herz der Kirche und des christlichen Lebens ist. »Ecclesia de Eucharistia - Die Kirche lebt von der Eucharistie« -, das hat uns der Diener Gottes Johannes Paul II. in seiner letzten Enzyklika schriftlich hinterlassen. Eure Diözese in all ihren Erscheinungsformen - von den Familien, den kleinen Hauskirchen, bis hin zu jeder sozialen und pastoralen Gruppierung der Pfarreien und des Landes - muß von der Eucharistie leben. Zum Abschluß des Eucharistischen Nationalkongresses in Bari am vergangenen Sonntag wollte ich daran erinnern, daß »in der Eucharistie Christus wirklich unter uns gegenwärtig [ist]. Seine Gegenwart ist nicht statisch. Es ist eine dynamische Präsenz, die uns erfaßt, damit wir die Seinen werden, damit wir ihm ähnlich werden. Christus zieht uns an sich, er läßt uns aus uns selbst herausgehen, damit wir alle mit ihm eins werden. Auf diese Weise nimmt er uns auch in die Gemeinschaft der Brüder auf, und die Gemeinschaft mit dem Herrn ist immer auch Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern« (O.R. dt., Nr. 23, 10.6.2005, S. 7). Es ist wahr: Unser geistliches Leben hängt wesentlich von der Eucharistie ab. Ohne sie erlöschen der Glaube und die Hoffnung, und die Liebe erkaltet. Deshalb, liebe Freunde, rufe ich euch auf, immer mehr auf den würdigen Vollzug der Eucharistiefeiern zu achten, besonders der sonntäglichen, damit der Sonntag wirklich der Tag des Herrn ist und den alltäglichen Ereignissen und Tätigkeiten vollen Sinn verleiht, indem er die Freude und Schönheit des Glaubens zeigt.

Die Familie ist zu Recht eines der Hauptthemen eurer Synode, wie sie es in den pastoralen Leitlinien der Kirche in Italien und in der ganzen Welt ist. Denn in eurer Diözese wie übrigens auch anderswo sind die Ehescheidungen und die nichtehelichen Lebensgemeinschaften gestiegen, und das ist für die Christen ein dringender Appell, das Evangelium des Lebens und der Familie in seiner Gesamtheit zu verkünden und zu bezeugen. Die Familie ist berufen, »innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe« zu sein (Pastoralkonstitution Gaudium et spes GS 48), weil sie auf dem unauflöslichen Ehebund gründet. Trotz der Schwierigkeiten und der sozialen und kulturellen Bedingtheiten des gegenwärtigen geschichtlichen Augenblicks mögen die christlichen Eheleute nicht aufhören, durch ihr Leben Zeichen der treuen Liebe Gottes zu sein; es ist zu wünschen, daß sie in der Seelsorge für die Verlobten, die jungen Ehepaare, die Familien und in der Erziehung der jungen Generationen mit den Priestern aktiv zusammenarbeiten.


ANSPRACHE 2005 19