Katechismus KK 1997 2051


DIE ZEHN GEBOTE




Exodus
Ex 20,2-17



Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.

Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.

Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht.

Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig!

Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.


Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.

Ehre deinen Vater und deine Mutter,

damit du lange lebst

in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.

Du sollst nicht morden.

Du sollst nicht die Ehe brechen,


Du sollst nicht stehlen.

Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.

Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen.

Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.


Deuteronomium
Dt 5,6-21



Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.

Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgend etwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.

Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebot achten, erweise ich Tausenden meine Huld.



Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht.

Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.

Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.

Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hocherhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.


Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat,

damit du lange lebst und es dir gut geht

in dem Land, das der, Herr, dein Gott, dir gibt.

Du sollst nicht morden,

du sollst nicht die Ehe brechen,


du sollst nicht stehlen,

du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,

du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren,

nicht sein Feld,

seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.


Katechetische

Überlieferung


Ich bin der Herr, dein Gott

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.

Gedenke, daß du die Feiertage heiligst.

Ehre deinen Vater und deine Mutter

damit du lange lebest und es dir wohlergehe auf Erden.

Du sollst nicht töten.

Du sollst nicht ehebrechen.

Du sollst nicht stehlen.

Du sollst kein falsches Zeugnis geben gegen deinen Nächsten.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.




ZWEITER ABSCHNITT



DIE ZEHN GEBOTE




"Meister, was muß ich tun?"

2052 "Meister, was muß ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?" Jesus weist den reichen jungen Mann, der ihm diese Frage stellt, zunächst darauf hin, daß Gott, der "allein Gute", als Inbegriff und Quell alles Guten anzuerkennen sei. Dann sagt Jesus zu ihm: "Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote". Und er nennt dem Fragesteller die Gebote, welche die Nächstenliebe betreffen: "Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen; ehre Vater und Mutter!" Schließlich faßt Jesus diese Gebote zusammen: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" (Mt 19,16-19) (Vgl. dazu auch CEC 1858).

2053 Dieser ersten Antwort wird noch eine zweite hinzugefügt: "Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann aber komm und folge mir nach!" (Mt 19,21). Dies hebt die erste Antwort nicht auf. Es gehört zur Nachfolge Christi, daß man die Gebote hält. Das Gesetz wird nicht abgeschafft (Vgl. Mt 5,17), sondern der Christ wird aufgefordert, es in der Person seines Meisters wiederzufinden, der dessen vollkommene Erfüllung ist. Die Aufforderung Jesu an den jungen Mann, ihm im Gehorsam eines Jüngers und im Beobachten der Gebote nachzufolgen, ist in den drei synoptischen Evangelien mit der Aufforderung zu Armut und Keuschheit verbunden (Vgl. Mt 19,6-12 Mt 19,21 Mt 19,23-29). Die evangelischen Räte sind von den Geboten nicht zu trennen (Vgl. dazu auch CEC 1968 CEC 1973).

2054 Jesus hat die zehn Gebote übernommen; er hat aber auch die Kraft des Geistes geoffenbart, die in ihnen wirkt. Er predigte eine Gerechtigkeit, die "weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer" (Mt 5,20) und als die der Heiden (Vgl. Mt 5,46-47). Er verdeutlichte die Forderungen der Gebote: "Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten ... Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein" (Mt 5,21-22) (Vgl. dazu auch CEC 581).

2055 Als man ihm die Frage stellt: "Welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?" (Mt 22,36), antwortet Jesus: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten" (Mt 22,37-40) (Vgl. Dt 6,5 Lv 19,18). Der Dekalog ist im Licht dieses zweifachen und zugleich einzigen Gebotes der Liebe auszulegen, welche die Erfüllung des Gesetzes ist (Vgl. dazu auch CEC 129):

"Die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes" (Rm 13,9-10).



Der Dekalog in der Heiligen Schrift

2056 "Dekalog" bedeutet wörtlich "zehn Worte" (Ex 34,28 Dt 4,13 Dt 10,4). Diese "zehn Worte" hat Gott seinem Volk auf dem heiligen Berg Sinai geoffenbart. Im Unterschied zu den anderen von Mose aufgezeichneten Geboten (Vgl. Dt 31,9 Dt 31,24) hat der "Finger Gottes" (Ex 31,18) (Vgl. Dt 5,22) sie geschrieben. Darum sind sie in einem besonderen Sinn Worte Gottes. Überliefert werden sie uns im Buch Exodus (Vgl. Ex 20,1-17).und im Buch Deuteronomium (Vgl. Dt 5,6-22). Schon im Alten Testament nehmen die heiligen Bücher auf die "zehn Worte" Bezug (Vgl. z. B. Os 4,2 Jr 7,9 Ez 18,5-9). Doch erst im Neuen Bund, in Jesus Christus, enthüllt sich ihr tiefster Sinn (Vgl. dazu auch CEC 62 CEC 700).

2057 Der Dekalog ist zunächst im Zusammenhang mit dem Auszug aus Ägypten zu verstehen, jener im Zentrum des Alten Bundes stehenden großen Befreiungstat Gottes. Diese "zehn Worte", ob negativ als Verbote, oder positiv als Gebote (wie: "Ehre Vater und Mutter!") formuliert, zeigen die Bedingungen für ein von der Sklaverei der Sünde befreites Leben. Der Dekalog ist ein Weg des Lebens (Vgl. dazu auch CEC 2084):

Wenn du "den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden" (Dt 30,16).

Diese befreiende Kraft des Dekalogs zeigt sich zum Beispiel im Gebot der Sabbatruhe, das auch für die Fremden und die Sklaven gilt (Vgl. dazu auch CEC 2170):

"Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt" (Dt 5,15).

2058 In den "zehn Worten" wird das Gesetz Gottes zusammengefaßt und verkündet: "Diese Worte sagte der Herr auf dem Berg zu eurer vollzähligen Versammlung, mitten aus dem Feuer, aus Wolken und Dunkel, unter lautem Donner, diese Worte und sonst nichts. Er schrieb sie auf zwei Steintafeln und übergab sie mir" (Dt 5,22). Darum werden diese beiden Tafeln "die Bundesurkunde" genannt (Ex 25,16). Sie enthalten die Bestimmungen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Diese "Tafeln der Bundesurkunde" (Ex 31,18 Ex 32,15 Ex 34,29) sollen in der "Lade" aufbewahrt werden (Ex 25,16 Ex 40,3) (Vgl. dazu auch CEC 1962).

2059 Die "zehn Worte" werden von Gott im Rahmen einer Theophanie ausgesprochen - "Auge in Auge hat der Herr auf dem Berg mitten aus dem Feuer mit euch geredet" (Dt 5,4). Die zehn Worte gehören zur Selbstoffenbarung Gottes und seiner Herrlichkeit. In den Geboten, die er gibt, schenkt Gott sich selbst und seinen heiligen Willen. Indem er seinen Willen kundtut, offenbart sich Gott seinem Volk (Vgl. dazu auch CEC 707 CEC 2823).

2060 Die Gabe der Gebote und des Gesetzes ist Bestandteil des Bundes, den Gott mit den Seinen geschlossen hat. Dem Buch Exodus zufolge ergeht die Offenbarung der "zehn Worte" in der Zeit zwischen dem Bundesangebot (Vgl. Ex 19) und dem Bundesschluß (Vgl. Ex 24), nachdem sich das Volk verpflichtet hat, alles zu "tun", was der Herr gesagt hatte, und ihm zu "gehorchen" (Ex 24,7). Der Dekalog wird erst überliefert, wenn zuvor an den Bund erinnert worden ist ("Der Herr, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen": Dt 5,2) (Vgl. dazu auch CEC 62).

2061 Die Gebote erhalten ihre volle Bedeutung innerhalb des Bundes. Der Schrift zufolge findet das moralische Handeln des Menschen seinen eigentlichen Sinn im Bund und durch den Bund. Das erste der "zehn Worte" erinnert daran, daß Gott sein Volk zuerst geliebt hat:

"Da zur Bestrafung der Sünde der Übergang vom Freiheitsparadies zur Knechtschaft dieser Welt geschehen war, betrifft der erste Satz des Dekalogs, das erste Wort der Gebote Gottes, die Freiheit: ,Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus' (
Ex 20,2 Dt 5,6)" (Origenes, hom. in EX 8,1) (Vgl. dazu auch CEC 2086).

2062 Die eigentlichen Gebote folgen erst an zweiter Stelle; sie sagen, was aufgrund der durch den Bund gestifteten Zugehörigkeit zu Gott zu tun ist. Die sittliche Lebensführung ist Antwort auf das liebende Handeln des Herrn. Sie ist Anerkennung, Ehrerbietung und Danksagung an Gott. Sie ist Mitwirkung an dem Plan, den Gott in der Geschichte verfolgt (Vgl. dazu auch CEC 142 CEC 2002).

2063 Der Bund und der Dialog zwischen Gott und dem Menschen werden auch dadurch bezeugt, daß Gott als Gesetzgeber stets in der ersten Person spricht ("Ich bin der Herr ...") und sich dabei immer an einen Einzelnen wendet ("Du..."). In allen Geboten Gottes wird der Adressat mit einem in der Einzahl gehaltenen Personalpronomen angesprochen. Während Gott seinen Willen dem ganzen Volk kundtut, teilt er ihn auch jedem einzelnen mit (Vgl. dazu auch CEC 878).

Der Herr "schrieb die Liebe zu Gott vor und schärfte die Gerechtigkeit gegen den Nächsten ein, damit der Mensch gerecht und Gottes würdig wäre, und bereitete ihn durch den Dekalog auf seine Freundschaft und auf die Eintracht mit dem Nächsten vor ... Die Worte des Dekalogs ... dauern auch bei uns (den Christen) fort, denn durch die Ankunft (des Herrn) wurden sie ausgefaltet und erweitert, nicht aber aufgehoben" (Irenäus, haer. 4,16,3-4).



Der Dekalog in der Überlieferung der Kirche

2064 Getreu der Schrift und in Übereinstimmung mit dem Beispiel Jesu hat die Überlieferung der Kirche dem Dekalog immer vorrangige Bedeutung zuerkannt.

2065 Seit dem hl. Augustinus nehmen die "zehn Gebote" in der Unterweisung der Taufbewerber und der Gläubigen einen wichtigen Platz ein. Im 15. Jahrhundert kam der Brauch auf, die Gebote des Dekalogs in positiver Formulierung und in leicht einzuprägender Reimform wiederzugeben. Dieser Brauch besteht zum Teil noch heute. Die Katechismen der Kirche legten die christliche Sittenlehre oft anhand der "zehn Gebote" dar.

2066 Im Lauf der Geschichte wurden die Gebote verschieden eingeteilt und numeriert. Der vorliegende Katechismus folgt der vom hl. Augustinus vorgenommenen Einteilung, die in der katholischen Kirche zur Tradition geworden ist. Sie ist auch die der lutherischen Bekenntnisse. Die griechischen Väter haben eine etwas andere Einteilung vorgenommen, die sich in den orthodoxen Kirchen und den reformierten Gemeinschaften findet.

2067 Die zehn Gebote bringen die Forderungen der Gottes- und Nächstenliebe zum Ausdruck. Die ersten drei Gebote beziehen sich vor allem auf die Liebe zu Gott, die sieben weiteren auf die Liebe zum Nächsten (Vgl. dazu auch CEC 1853).

"Wie die Liebe zwei Gebote umfaßt, auf die der Herr das ganze Gesetz und die Propheten bezieht ... so sind die zehn Gebote auf zwei Tafeln verteilt. Drei waren auf die eine Tafel und sieben auf die andere geschrieben" (Augustinus, serm. 33,2,2).

2068 Das Konzil von Trient lehrt, daß die zehn Gebote für Christen verpflichtend sind und daß auch der gerechtfertigte Mensch sie zu befolgen hat (Vgl. DS 1569-1570). Das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt: "Die Bischöfe empfangen als Nachfolger der Apostel vom Herrn ... die Sendung, alle Völker zu lehren und jedem Geschöpf das Evangelium zu verkündigen, damit alle Menschen durch Glaube, Taufe und Erfüllung der Gebote das Heil erlangen" (LG 24) (Vgl. dazu auch CEC 1993 CEC 888).



Die Einheit des Dekalogs

2069 Der Dekalog bildet ein unteilbares Ganzes. Jedes seiner "Worte" verweist auf alle anderen; sie bedingen einander. Die beiden Tafeln erhellen einander; sie bilden eine Einheit. Wer ein Gebot übertritt, verstößt gegen das ganze Gesetz (Vgl. Jc 2,10-11). Man kann den Mitmenschen nicht ehren, ohne Gott, seinen Schöpfer, zu preisen. Man kann Gott nicht anbeten, ohne die Menschen, seine Geschöpfe, zu lieben. Der Dekalog bringt das gottbezogene und das gesellschaftliche Leben des Menschen in eine Einheit (Vgl. dazu auch CEC 2534).



Der Dekalog und das natürliche Gesetz

2070 Die zehn Gebote sind Teil der Offenbarung Gottes. Zugleich lehren sie uns die wahre Natur des Menschen. Sie heben seine wesentlichen Pflichten hervor und damit indirekt auch die Grundrechte, die der Natur der menschlichen Person innewohnen. Der Dekalog enthält einen hervorragenden Ausdruck des natürlichen Sittengesetzes (Vgl. dazu auch CEC 1955):

"Von Anfang an hatte Gott die natürlichen Gebote in die Herzen der Menschen gepflanzt. Er begnügte sich zunächst damit, an sie zu erinnern. Das war der Dekalog" (Irenäus, haer. 4,15,1).

2071 Obwohl die Gebote des Dekalogs schon der Vernunft einsichtig sind, wurden sie geoffenbart. Um zu einer vollständigen und sicheren Erkenntnis der Forderungen des natürlichen Gesetzes zu gelangen, bedurfte die sündige Menschheit dieser Offenbarung (Vgl. dazu auch CEC 1960).

"Im Zustand der Sünde war eine volle Erklärung der Gebote des Dekalogs nötig geworden, weil das Licht der Vernunft verdunkelt und der Wille vom Weg abgewichen war" (Bonaventura, sent. 4, 37, 1,3).

Wir erkennen die Gebote Gottes durch die göttliche Offenbarung, die uns in der Kirche verkündet wird und durch die Stimme des Gewissens (Vgl. dazu auch CEC 1777).



Die Verbindlichkeit des Dekalogs

2072 Weil die zehn Gebote die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott und dem Nächsten zum Ausdruck bringen, sind sie ihrem Wesen nach schwerwiegende Verpflichtungen. Sie sind unveränderlich, sie gelten immer und überall. Niemand kann von ihnen dispensieren. Gott hat die zehn Gebote in das Herz des Menschen geschrieben (Vgl. dazu auch CEC 1858 CEC 1958).

2073 Die Gehorsamspflicht gegenüber den Geboten erstreckt sich auch auf Verpflichtungen, die der Sache nach weniger schwer wiegen. So wird z. B. durch das fünfte Gebot untersagt, einander durch Worte zu verletzen, was nur aufgrund der Umstände oder der Absicht dessen, der die Beleidigung ausspricht, ein schwerwiegendes Vergehen sein kann.



"Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen"

2074 Jesus sagte: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen" (Jn 15,5). Die Frucht, von der hier die Rede ist, ist die Heiligkeit eines durch die Vereinigung mit Christus fruchtbaren Lebens. Wenn wir an Jesus Christus glauben, an seinen Mysterien teilhaben und seine Gebote halten, liebt der Erlöser in uns seinen Vater und seine Brüder, unseren Vater und unsere Brüder. Durch die Gnade des Heiligen Geistes wird seine Person zur lebendigen inneren Richtschnur unseres Handelns. "Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe" (Jn 15,12) (Vgl. dazu auch CEC 2732 CEC 521).



KURZTEXTE



2075 "Was muß ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen ?" - "Wenn du ... das Leben erlangen willst, halte die Gebote" (Mt 19,16-1 Mt 7).

2076 Durch sein Handeln und seine Predigt hat Jesus die bleibende Gültigkeit des Dekalogs bezeugt.

2077 Die Gabe des Dekalogs erfolgte innerhalb des Bundes, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. Die Gebote Gottes erhalten ihren wahren Sinn in und durch diesen Bund.

2078 In Treue zur Schrift und nach dem Beispiel Jesu hat die Überlieferung der Kirche dem Dekalog eine überaus wichtige und grundlegende Bedeutung zuerkannt.

2079 Der Dekalog bildet eine organische Einheit; jedes "Wort" oder "Gebot" verweist auf das Ganze. Wer ein Gebot übertritt, verstoßt gegen das gesamte Gesetz (Vgl. Jak Jc 2,10-11).

2080 Der Dekalog drückt das natürliche Sittengesetz treffend aus. Wir kennen ihn durch die göttliche Offenbarung und die menschliche Vernunft.

2081 Die zehn Gebote sprechen ihrem Wesen nach schwerwiegende Verpflichtungen aus. Der Gehorsam gegenüber diesen Geboten umfaßt jedoch auch der Sache nach weniger schwerwiegende Pflichten.

2082 Was Gott gebietet, ermöglicht er durch seine Gnade.



ERSTES KAPITEL

"DU SOLLST DEN HERRN,

DEINEN GOTT,

LIEBEN MIT GANZEM HERZEN,

GANZER SEELE UND MIT ALL

DEINER KRAFT"



2083 Jesus hat die Pflichten des Menschen gegenüber Gott in dem Wort zusammengefaßt: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken" (Mt 22,37) (Vgl. Lc 10,27 "... mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken"). Dieses Gebot ist der unmittelbare Widerhall des feierlichen Anrufs: "Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig" (Dt 6,4) (Vgl. dazu auch CEC 367).

Gott hat uns zuerst geliebt. An diese Liebe des einen Gottes erinnert das erste der "zehn Worte". Die darauf folgenden Gebote erläutern die liebende Antwort, die der Mensch seinem Gott geben soll (Vgl. dazu auch CEC 199).



ARTIKEL 1 DAS ERSTE GEBOT



"Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen" (Ex 20,2-5)(Vgl. Dt 5,6-9).

"In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen" (Mt 4,10).



I "Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm dienen"

2084 Gott gibt sich zu erkennen, indem er an sein allmächtiges, gütiges und befreiendes Handeln in der Geschichte des Volkes erinnert, an das er sich wendet: "Ich habe dich aus Ägypten geführt, aus dem Sklavenhaus". Das erste Wort enthält das erste Gebot des Gesetzes: "Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten; ihm sollst du dienen ... Ihr sollt nicht anderen Göttern nachfolgen" (Dt 6,13-14). Der erste Ruf und die gerechte Forderung Gottes ist die, daß der Mensch ihn annehme und ihn anbete (Vgl. dazu auch CEC 2057 CEC 398).

2085 Der eine und wahre Gott offenbart seine Herrlichkeit zunächst dem Volk Israel (Vgl. Ex 19,16-25 Ex 24,15-18) Mit der Offenbarung Gottes wird auch die Berufung und das wahre Wesen des Menschen geoffenbart. Der Mensch ist berufen, Gott zu bezeugen, indem er so handelt, wie es seiner Erschaffung "nach dem Bilde Gottes" und seiner Gottähnlichkeit entspricht (Vgl. dazu auch CEC 200 CEC 1701).

Der hl. Justin der Märtyrer sagt (um 155) zu einem gelehrten Juden: "Es wird nie ein anderer Gott sein, Tryphon, noch war von Ewigkeit her ein anderer Gott als der, der dieses Weltall gemacht und geordnet hat. Wir glauben ferner, daß unser Gott kein anderer ist als der eurige, daß er vielmehr der gleiche ist wie der, der eure Väter aus Ägypten geführt hat ,mit starker Hand und erhobenem Arm'. Auch setzen wir unsere Hoffnung auf keinen anderen Gott - es gibt ja keinen anderen -, sondern auf denselben wie ihr, auf den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" (Justin, dial. 11,1).

2086 Im ersten Wort "ist das Gebot des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe enthalten. Denn wenn wir von Gott sagen, er sei unbeweglich, unveränderlich, bleibe immer der gleiche, bekennen wir ihn mit Recht als treu ohne jede Ungerechtigkeit. Darum ist es notwendig, seinen Worten zuzustimmen, festen Glauben an ihn und gänzliches Vertrauen zu ihm zu haben. Wer aber seine Allmacht, Milde und Bereitschaft und Neigung zum Wohltun betrachtet - könnte der anders als all seine Hoffnung auf ihn setzen? Wenn er die Reichtümer der Güte und Liebe anschaut, die er in uns ausgegossen hat - muß er ihn dann nicht lieben? Daher gebraucht Gott zur Einleitung und als Abschluß seiner Befehle und Gebote die Worte ,Ich bin der Herr'" (Catech. R. 3,2,4) (Vgl. dazu auch CEC 212 CEC 2061).



Glaube

(Vgl. dazu auch CEC 1814-1816)

2087 Unser sittliches Leben wurzelt im Glauben an Gott, der uns seine Liebe offenbart. Der hl. Paulus spricht vom "Gehorsam des Glaubens" (Rm 1,5 Rm 16,26) als der ersten Pflicht. Im "Verkennen" Gottes sieht er den Grund und die Erklärung für alle sittlichen Verfehlungen (Vgl. Rm 1,18-32) Wir haben Gott gegenüber die Pflicht, an ihn zu glauben und ihn zu bezeugen (Vgl. dazu auch CEC 143).

2088 Das erste Gebot verlangt von uns, unseren Glauben zu nähren, ihn umsichtig und wachsam zu behüten und alles zurückzuweisen, was ihm widerspricht. Man kann auf verschiedene Weisen gegen den Glauben sündigen:

Freiwilliger Glaubenszweifel besteht in der Vernachlässigung oder Weigerung, für wahr zu halten, was Gott geoffenbart hat und die Kirche zu glauben vorlegt. Unfreiwilliger Zweifel besteht im Zögern, zu glauben, in der Mühe, über Einwände gegen den Glauben hinwegzukommen, oder auch in der Angst, die durch das Dunkel des Glaubens hervorgerufen wird. Wird der Zweifel mit Absicht gepflegt, kann er zu geistiger Verblendung führen (Vgl. dazu auch
CEC 157).

2089 Unglaube besteht in der Mißachtung der geoffenbarten Wahrheit oder in der willentlichen Weigerung, ihr zuzustimmen. "Häresie nennt man die nach Empfang der Taufe erfolgte beharrliche Leugnung einer mit göttlichem und katholischem Glauben zu glaubenden Wahrheit oder einen beharrlichen Zweifel an einer solchen Glaubenswahrheit; Apostasie nennt man die Ablehnung des christlichen Glaubens im ganzen; Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche" (CIC 751) (Vgl. dazu auch CEC 162 CEC 817).



Hoffnung

(Vgl. dazu auch CEC 1817-1821)

2090 Wenn Gott sich offenbart und den Menschen anruft, vermag dieser der göttlichen Liebe nicht aus eigener Kraft voll zu entsprechen. Er muß hoffen, daß Gott ihm die Fähigkeit schenken wird, seine Liebe zu erwidern und den Geboten der Liebe entsprechend zu handeln. Die Hoffnung ist die vertrauensvolle Erwartung des göttlichen Segens und der beseligenden Gottesschau; sie ist auch mit der Befürchtung verbunden, gegen die Liebe Gottes zu verstoßen und sich strafbar zu machen (Vgl. dazu auch CEC 1996).

2091 Das erste Gebot betrifft auch die Sünden gegen die Hoffnung, nämlich die Verzweiflung und die Vermessenheit.

In der Verzweiflung hört der Mensch auf, von Gott sein persönliches Heil, die Gnadenhilfe, um zum Heil zu gelangen, oder die Vergebung seiner Sünden zu erhoffen. Er widersetzt sich damit der Güte Gottes, seiner Gerechtigkeit - denn der Herr bleibt seinen Verheißungen treu - und seiner Barmherzigkeit (Vgl. dazu auch
CEC 1864).

2092 Es gibt zwei Arten von Vermessenheit: Der Mensch überschätzt seine Fähigkeiten, indem er hofft, er könne das Heil ohne die Hilfe von oben erlangen; oder er hofft vermessen, er könne von der Allmacht und dem Erbarmen Gottes Vergebung erlangen, ohne sich zu bekehren, und selig werden, ohne es zu verdienen (Vgl. dazu auch CEC 2732).


Liebe

(Vgl. dazu auch CEC 1822-1829)

2093 Im Glauben an die Liebe Gottes liegt die Aufforderung und die Pflicht, die göttliche Liebe aufrichtig zu erwidern. Das erste Gebot befiehlt uns, Gott über alles und seinetwegen sämtliche Geschöpfe zu lieben (Vgl. Dt 6,4-5)

2094 Man kann auf verschiedene Weise gegen die Liebe zu Gott sündigen. Gleichgültigkeit versäumt es oder weigert sich, an die Liebe Gottes zu denken; sie verkennt deren zuvorkommendes Wesen und leugnet ihre Kraft. Undankbarkeit unterläßt es oder weigert sich, die Liebe Gottes dankbar anzuerkennen und in Gegenliebe zu erwidern. Lauheit zögert oder unterläßt, die göttliche Liebe zu erwidern; in ihr kann die Weigerung liegen, sich dieser Liebe auszuliefern. Überdruß an geistlichen Dingen (acedia) oder geistige Trägheit kann so weit gehen, daß man die von Gott kommende Freude verschmäht und das göttliche Gut verabscheut. Haß gegen Gott entspringt dem Stolz. Er widersetzt sich der Liebe Gottes, dessen Güte er leugnet und den er vorgeblich deswegen verwünscht, weil Gott die Sünden verbietet und Strafen verhängt (Vgl. dazu auch CEC 2733 CEC 2303).



II "Ihm allein sollst du dienen"

2095 Die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe formen die sittlichen Tugenden und erfüllen sie mit Leben. So drängt uns die Liebe, Gott das zu geben, was wir ihm als Geschöpfe rechtmäßig schulden. Die Tugend der Gottesverehrung (virtus religionis) macht uns zu dieser Haltung bereit (Vgl. dazu auch CEC 1807).



Anbetung

(Vgl. dazu auch CEC 2628)

2096 Der erste Akt der Tugend der Gottesverehrung ist die Anbetung. Gott anbeten heißt, ihn als Gott, als den Schöpfer und Retter, den Herrn und Meister von allem, was ist, als unendliche und barmherzige Liebe anzuerkennen. Jesus beruft sich auf das Buch Deuteronomium (Vgl. Dt 6,13) und sagt: "Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen" (Lc 4,8).

2097 Gott anbeten heißt, in Ehrfurcht und absoluter Unterwerfung die "Nichtigkeit des Geschöpfs" anzuerkennen, welches einzig Gott sein Dasein verdankt. Gott anbeten heißt, wie Maria im Magnificat ihn zu loben, ihn zu preisen und sich selbst zu demütigen, indem man dankbar anerkennt, daß er Großes getan hat und daß sein Name heilig ist (Vgl. Lc 1,46-49). Die Anbetung des einzigen Gottes befreit den Menschen von der Selbstbezogenheit, von der Sklaverei der Sünde und der Vergötzung der Welt (Vgl. dazu auch CEC 2807).


Gebet

2098 Die Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die das erste Gebot befiehlt, vollenden sich im Gebet. Wir beten Gott an, indem wir den Geist in Lob- und Dankgebet, Fürbitte und Bitte zu Gott erheben. Das Gebet ist eine unerläßliche Voraussetzung, um die Gebote Gottes halten zu können. Man soll "allzeit beten und darin nicht nachlassen" (Lc 18,1) (Vgl. dazu auch CEC 2742).



Opfer

2099 Es ist richtig, Gott Opfer darzubringen zum Zeichen der Anbetung und des Dankes, des Flehens und der Gemeinschaft mit ihm. "Ein wahres Opfer ist jegliches Werk, das getan wird, um in heiliger Gemeinschaft Gott anzuhangen" (Augustinus, CIV 10,6) (Vgl. dazu auch CEC 613).

2100 Damit die äußere Opferhandlung wahrhaftig ist, muß sie Ausdruck einer inneren Opferhaltung sein: "Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist ..." (Ps 51,19). Die Propheten des Alten Bundes verurteilten oft die Opfer, die ohne innere Anteilnahme (Vgl. Am 5,21-25) oder ohne Liebe zum Nächsten (Vgl. Is 1,10-20) dargebracht werden. Jesus erinnert an das Wort des Propheten Hosea: "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 9,13 Mt 12,7) (Vgl. Os 6,6). Das einzige vollkommene Opfer ist jenes, das Christus am Kreuz in völliger Hingabe an die Liebe des Vaters und zu unserem Heil dargebracht hat (Vgl. He 9,13-14). Indem wir uns mit seinem Opfer vereinen, können wir unser Leben zu einer Opfergabe an Gott machen (Vgl. dazu auch CEC 2711 CEC 614 CEC 618).



Versprechen und Gelübde

2101 Bei mehreren Anlässen wird der Christ aufgerufen, Gott Versprechen zu machen. Taufe und Firmung, Trauung und Weihe sind stets mit einem solchen Versprechen verbunden. Aus persönlicher Frömmigkeit kann der Christ Gott auch eine Tat, ein Gebet, ein Almosen, eine Wallfahrt oder ähnliches versprechen. Im treuen Einhalten der Gott gemachten Versprechen zeigt sich die der göttlichen Majestät geschuldete Ehrerbietung und die Liebe zum getreuen Gott (Vgl. dazu auch CEC 1237 CEC 1064).

2102 "Ein Gelübde, das ist ein Gott überlegt und frei gegebenes Versprechen, das sich auf ein mögliches und besseres Gut bezieht, muß kraft der Tugend der Gottesverehrung erfüllt werden" (CIC 1191, § 1). Das Gelübde ist ein Akt der Hingabe, durch den sich der Christ Gott weiht oder ihm ein gutes Werk verspricht. Durch die Erfüllung seiner Gelübde schenkt er Gott, was er ihm versprochen und geweiht hat. So war der hl. Paulus, wie die Apostelgeschichte uns zeigt, sehr darauf bedacht, seine Gelübde zu erfüllen (Vgl. Ac 18,18 Ac 21,23-24).

2103 Den Gelübden, den evangelischen Räten entsprechend zu leben, erkennt die Kirche einen beispielgebenden Wert zu (Vgl. CIC 654) (Vgl. dazu auch CEC 1973).

"Deshalb freut sich die Mutter Kirche darüber, daß sich in ihrem Schoß viele Männer und Frauen finden, die die Entäußerung des Erlösers nachdrücklicher befolgen und deutlicher erweisen, indem sie die Armut in der Freiheit der Kinder Gottes übernehmen und auf den Eigenwillen verzichten, das heißt, sie unterwerfen sich einem Menschen um Gottes willen hinsichtlich der Vollkommenheit über das Maß des Gebotes hinaus, um sich dem gehorsamen Christus mehr gleichzugestalten" (LG 42).

(Vgl. dazu auch CEC 914)

In gewissen Fällen kann die Kirche aus angemessenen Gründen von Gelübden und Versprechen dispensieren (Vgl. CIC 692 CIC 1196-1197).




Katechismus KK 1997 2051