Generalaudienz 2001 64

64 4. Kommen wir nun zu unserer Strophe (vgl. V. 45 -152), die der Atmosphäre der morgendlichen Laudes gut entspricht. Im Mittelpunkt der acht Verse steht nämlich eine nächtliche Szene, die sich aber auf den neuen Tag hin öffnet. Nach einer langen Nacht des Wartens und der Gebetswache im Tempel, wenn die Morgenröte sich am Horizont abzeichnet und die Liturgie beginnt, ist der Gläubige sicher, daß der Herr diejenigen erhören wird, die die Nacht betend, hoffend und über das Gotteswort meditierend verbracht haben. Von dieser Gewißheit gestärkt, wird er zu Beginn des sich vor ihm eröffnenden Tages die Gefahren nicht mehr fürchten. Er weiß, daß seine Verfolger, die sich ihm tückisch nähern (vgl. V. 50), ihn nicht übermannen werden, weil der Herr an seiner Seite ist.

5. In dieser Strophe lesen wir ein eindringliches Gebet: »Erhöre mich, Herr, ich rufe von ganzem Herzen […] Schon beim Morgengrauen komme ich und flehe; ich warte auf dein Wort« (V. 45. 47). Im Buch der Klagelieder finden wir diese Aufforderung: »Steh auf, klage bei Nacht, zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe zu ihm die Hände« (
Lm 2,9). Der hl. Ambrosius betonte: »Weißt du nicht, Mensch, daß du die Erstlingsfrüchte deines Herzens und deiner Stimme jeden Tag Gott darbringen mußt? Beeile dich bei Tagesanbruch, um die Erstlingsfrüchte deiner Frömmigkeit in die Kirche zu tragen « (vgl. Exp. in Ps CXVIII:PL 15, 14 76A).

Gleichzeitig hebt unsere Strophe auch mit Nachdruck die Gewißheit hervor: Wir sind nicht allein, weil Gott hört und eingreift. Der Betende spricht: »Du bist nahe, Herr« (V. 5 ), und dies bestätigen weitere Psalmen: »Sei mir nah, und erlöse mich! Befrei mich meinen Feinden zum Trotz!« (Ps 69,9). »Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind« (Ps 34,9).

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Mensch von heute hat Hunger: nicht nur nach dem täglichen Brot, sondern vor allem nach dem täglichen Wort. Der Psalm, den wir gehört haben, stillt den Hunger nach einem Wort, das Zuspruch und zugleich Anspruch ist.

Wir haben ein Loblied gehört auf Gottes Wort. Gerade für den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer war dieser Psalm sehr wichtig. In der Wortlosigkeit des Gefängnisses hat er gespürt, daß Gottes Wort ihm nahe ist. So wurde für ihn die Liebe zu Gott immer mehr zur Liebe zu Seinem Wort: "Wie diese Liebe kein Ende haben kann, so finden auch die Worte kein Ende, die sie bekennen".

Der Psalm spricht uns auch heute an. Gottes Wort hält, auch wenn Worte der Menschen brechen. Gottes Wort trägt, selbst wenn sich die menschlichen Versprechen als Versprecher entpuppen. Daher machen wir uns die Bitte zu eigen: "Schon beim Morgengrauen komme ich und flehe. Ich warte auf dein Wort".
*****


Das Wort Gottes ist auch uns Stütze und Halt. Mit dieser Zuversicht grüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Besonders grüße ich den Initiativkreis Ansgarjahr, der aus dem hohen Norden Deutschlands in den Süden nach Rom gepilgert ist. Gern erteile ich euch, euren Lieben daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.



Mittwoch, 21. November 2001

Siegeshymnus für den Durchzug durchs Rote Meer

65 (Lesung: Ex 15,1-4 Ex 15,13 Ex 15,17).

1. Dieser Siegeshymnus (vgl. Ex 5,1 -18), der in den Laudes am Samstag der ersten Woche vorkommt, führt uns zu einem Schlüsselereignis der Heilsgeschichte zurück: zu den Geschehnissen des Exodus, als das Volk Israel in einer nach menschlichem Ermessen verzweifelten Situation von Gott gerettet wurde. Die Umstände sind bekannt: Nach der langen Sklaverei in Ägypten hatten sich die Juden auf den Weg ins Gelobte Land gemacht; dabei wurden sie aber von der Streitmacht des Pharaos eingeholt, und nichts hätte sie vor der Vernichtung bewahrt, wenn der Herr nicht mit seiner starken Hand eingegriffen hätte. Der Hymnus beschreibt detailliert die Überheblichkeit in den Vorhaben des bewaffneten Feindes: »Ich jage nach, hole ein. Ich teile die Beute« (Ex 5,9).

Doch was vermag selbst das größte Heer angesichts der göttlichen Allmacht? Gott gebietet dem Meer, einen Durchgang für das angegriffene Volk zu schaffen und sich beim Durchzug der Angreifer zu schließen: »Da schnaubtest du, Sturm. Das Meer deckte sie zu. Sie sanken wie Blei ins tosende Wasser« (Ex 15,10).

Es sind eindrucksvolle Bilder, die das Ausmaß der Größe Gottes vermitteln wollen, wobei sie das Erstaunen eines Volkes zum Ausdruck bringen, das seinen Augen fast nicht glauben kann und einstimmig einen ergriffenen Gesang anstimmt: »Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden. Er ist mein Gott, ihn will ich preisen; den Gott meines Vaters will ich rühmen« (Ex 5,2).

2. Das Canticum spricht nicht nur von der wiedergewonnenen Freiheit; es weist auch auf ihren positiven Zweck hin, nämlich auf den Eintritt in die Wohnung Gottes, um in Gemeinschaft mit ihm zu leben: »Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast, du führtest sie machtvoll zu deiner heiligen Wohnung« (Ex 15,13).So ver standen war dieses Ereignis nicht nur Grundlage des Bundes zwischen Gott und seinem Volk, sondern es wurde gewissermaßen zum »Symbol« der ganzen Heilsgeschichte. Das Volk Israel wird viele ähnliche Situationen erleben, und auch dann wird es jedes Mal zu einem Exodus kommen. Im besonderen nimmt jenes Geschehnis die große Befreiung vorweg, die Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung verwirklichen wird.

Deshalb erklingt unser Hymnus auf ganz besondere Weise in der Liturgie der Osternacht, um mit der Intensität seiner Bilder darzustellen, was sich in Christus erfüllt hat. In ihm wurde uns die Rettung zuteil, allerdings nicht vor einem menschlichen Unterdrücker, sondern vor der Sklaverei Satans und der Sünde, die seit Anbeginn auf dem Schicksal der Menschheit lastet. Mit ihm macht sich die Menschheit erneut auf den Weg, auf jenen Pfad, der zum Haus des Vaters zurückführt.

3. Diese Befreiung,im Mysterium schon verwirklicht und in der Taufe als zum Wachsen bestimmter Lebenssamen bereits gegenwärtig, wird ihre Fülle am Ende der Zeiten erreichen, wenn Christus in Herrlichkeit zurückkehrt und die »Herrschaft Gott,dem Vater,übergibt« (1Co 5,24). Das Stundengebet lädt uns ein,genau auf diesen endgültigen, eschatologischen Horizont zu schauen, wenn es das Canticum mit einem Zitat aus dem Buch der Offenbarung eröffnet: »Die Sieger über das Tier […] sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes« (Ap 5,2 Ap 5,3).

Am Ende der Zeiten wird sich für alle Geretteten all das vollkommen verwirklichen, was das Geschehen des Auszugs aus Ägypten vorwegnahm und was das Osterereignis Christi in endgültiger, aber für die Zukunft offener Weise gewirkt hat. Unsere Rettung ist nämlich wahrhaftig und tiefgreifend, ber sie steht zwischen dem »schon« und dem »noch nicht« des irdischen Zustands, wie der Apostel Paulus uns sagt: »Wir sind gerettet, doch in der Hoffnung« (Rm 8,24).

4. »Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch erhaben« (). Indem uns das Stundengebet diese Worte des antiken Hymnus auf die Lippen legt, fordert es uns auf, unseren Tag in den großen Horizont der Heilsgeschichte zu stellen. Das ist die christliche Art, den Lauf der Zeit wahrzunehmen. In der Aufeinanderfolge der Tage gibt es nicht etwa eine uns niederdrückende Fatalität, sondern einen Plan, der sich entwickelt: Hierbei müssen unsere Augen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen.

Diese heilsgeschichtliche Perspektive war den Kirchenvätern besonders wichtig, und sie deuteten die Hauptereignisse des Alten Testaments - von der Sintflut zu Zeiten Noahs bis hin zur Berufung Abrahams, von der Befreiung des Exodus bis zur Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil - gerne als »Vorwegnahmen« künftiger Begebenheiten und erkennen ihnen einen »archetypischen« Wert zu: In ihnen wurden die Grundeigenschaften angekündigt, die sich im Laufe der ganzen Menschheitsgeschichte auf unterschiedliche Weise wiederholen sollten.

5. Schon die Propheten hatten sich mit den Ereignissen der Heilsgeschichte auseinandergesetzt und deren immer aktuellen Sinn sowie deren vollkommene Verwirklichung in der Zukunft dargestellt. So gelangen sie durch ihre Überlegungen über das Geheimnis des von Gott mit dem Volk Israel geschlossenen Bundes dazu, von einem »neuen Bund« zu sprechen (Jr 3,31 vgl. Ez Ez 36,26 -27), in dem das Gesetz Gottes in das Herz des Menschen selbst eingeschrieben ist. Es ist nicht schwer, in dieser prophetischen Vorhersage den neuen Bund zu sehen, der im Blut Christi geschlossen und durch die Gabe des Geistes verwirklicht worden ist.Wenn die Gläubigen diesen Siegeshymnus des damaligen Auszugs im Licht des österlichen Exodus sprechen, werden sie von der Freude darüber erfüllt, sich als durch die Zeit pilgernde Kirche zu fühlen, die zum himmlischen Jerusalem unterwegs ist.

66 6.Es geht also darum, mit immer neuem Staunen das zu betrachten, was Gott seinem Volk bereitet hat: »Du brachtest sie hin und pflanztest sie ein auf dem Berg deines Erbes. Einen Ort, wo du thronst, Herr, hast du gemacht; ein Heiligtum, Herr, haben deine Hände gegründet« (Ex 15,17). Der Siegesgesang bringt nicht den Triumph des Menschen zum Ausdruck, sondern den Triumph Gottes. Er ist nicht ein Kriegslied, sondern ein Liebesgesang.

Wenn wir zulassen,daß unsere Tage von diesem überschwenglichen Lob der damaligen Juden erfüllt sind, gehen wir durch die nicht gefahr- und risikolosen und zuweilen leidvollen Straßen der Welt in der Gewißheit, vom barmherzigen Blick Gottes umgeben zu sein: Nichts kann der Macht seiner Liebe widerstehen.

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Bedrängnis dürfen wir dem befreienden Gott begegnen. Gott ist der Retter unseres Lebens! Diese frohe Erfahrung ist zum Refrain der Heilsgeschichte geworden: Unaufhörlich preist die Kirche die Macht und Liebe Gottes, sein befreiendes Handeln an uns sündigen Menschen.

Gott lenkt das Volk der Erlösten mit Güte und führt es auf den Weg zu seiner heiligen Wohnung (vgl. Ex 15,13). Das Ziel unserer Befreiung aus der Macht von Sünde und Tod ist ein Leben in voller Gemeinschaft mit dem ewigen Gott. Die Erlösung ist von Gott her real und geht an die Wurzeln. Sie erreicht uns, wenn wir uns von Jesus Christus auf den Weg zum Vaterhaus führen lassen.

Als Christen wissen wir: Die Zeit vergeht nie umsonst. Jeder Tag unseres Lebens hat teil an der Heilsgeschichte. Was immer auch geschehen mag, der liebende Blick und der starke Arm des gütigen Gottes begleiten uns auf allen unseren Wegen.
*****


Mit diesen Gedanken grüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, unter ihnen den Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen aus Südtirol. Möge die lebendige Hoffnung auf Gottes rettende Macht und Liebe euer Leben froh und hell machen! Mit diesem Wunsch erteile ich euch, euren Lieben daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, von Herzen den Apostolischen Segen.



Mittwoch, 28. November 2001

Lesung Psalm 117,1-2

67
1 Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen!
2 Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. Halleluja!
1. Dies ist der kürzeste aller Psalmen. Im hebräischen Original besteht er aus nur siebzehn Wörtern, von denen neun besonders wichtig sind. Es handelt sich um eine kleine Doxologie, also einen kurzgefaßten Lobgesang, der sehr gut ein längeres Hymnengebet beschließen könnte. So war es mitunter in der Liturgie der Fall, ähnlich wie bei unserem »Gloria Patri«, das wir am Ende jedes Psalms beten.

In der Tat erweisen sich diese wenigen Gebetsworte als bedeutungsvoll und tief, um in einer allumfassenden Perspektive den Bund zwischen dem Herrn und seinem Volk zu verherrlichen. In dieser Hinsicht nimmt der Apostel Paulus den ersten Vers auf, um alle Völker der Welt zum Lobpreis Gottes aufzufordern. So schreibt er an die Christen von Rom: »Die Heiden aber rühmen Gott um seines Erbarmens willen; es steht ja in der Schrift: […] Lobt den Herrn, alle Heiden, preisen sollen ihn alle Völker« (
Rm 15,9 Rm 15,11).

2. Dieser kurze Hymnus, über den wir heute nachdenken, beginnt also - wie es oft bei dieser Art von Psalmen der Fall ist - mit einer Aufforderung zum Lob, die nicht nur an das Volk Israel, sondern an alle Völker der Erde gerichtet ist. Ein »Halleluja« soll den Herzen aller Gerechten entspringen, die Gott mit aufrichtigem Herzen suchen und lieben. Auch hier spiegelt der Psalter eine umfassende Sichtweise wider, die wahrscheinlich von der Erfahrung Israels während des babylonischen Exils im 6. Jh. v. Chr. gefördert wird: Damals begegnete das jüdische Volk anderen Nationen und Kulturen und empfand das Bedürfnis, den Menschen, mit denen es zusammenlebte, seinen Glauben zu verkünden. Im Psalter spürt man die Gewißheit, daß das Gute auf vielen Feldern erblühen und gleichsam zum einen Herrn und Schöpfer geleitet und gerichtet werden kann.

Wir könnten daher von einer »Ökumene« des Gebets sprechen, das Völker, die sich hinsichtlich ihrer Herkunft, Geschichte und Kultur unterscheiden, in einer einzigen Umarmung vereint. Wir stehen dabei in der Perspektive der großen »Vision« Jesajas, der das Zusammenströmen aller Völker zum »Berg mit dem Haus des Herrn … am Ende der Tage« beschreibt. Dann werden die Schwerter und Lanzen aus den Händen fallen, ja sie werden zu Pflugscharen und Winzermessern umgeschmiedet, damit die Menschheit in Frieden lebe, dem einzigen Herrn aller Menschen lobsinge, sein Wort höre und sein Gesetz befolge (vgl. Is 2,1 -5).

3. Israel, das auserwählte Volk, hat vor diesem universalen Horizont einen Auftrag zu erfüllen: Es muß zwei große göttliche Tugenden verkünden, die es in seinem Bund mit dem Herrn erfahren hat (vgl. V. 2). Diese beiden Tugenden, die gewissermaßen die Grundzüge des Antlitzes Gottes darstellen, der »gute Doppelname« Gottes, um mit den Worten des hl. Gregor von Nyssa zu sprechen (vgl. In psalmorum inscriptiones), werden mit ebenso vielen hebräischen Begriffen zum Ausdruck gebracht, die allerdings in den Übersetzungen nicht in ihrer ganzen Bedeutungsfülle erstrahlen können.

Das erste ist hesed, ein Begriff, der im Psalter wiederholt verwendet wird und auf den ich bei anderer Gelegenheit bereits eingegangen bin. Er möchte die Verflechtung jener tiefen Empfindungen ausdrücken, die zwischen zwei von einer wahren und dauerhaften Beziehung verbundenen Personen bestehen. Er umfaßt also Werte wie Liebe, Treue, Barmherzigkeit, Güte, Zärtlichkeit. Zwischen uns und Gott existiert demnach ein Verhältnis, das nicht unterkühlt ist, wie etwa zwischen einem Kaiser und seinem Untertan, sondern lebendig, wie die Beziehung, die sich zwischen zwei Freunden, zwischen Eheleuten, zwischen Eltern und Kindern entwickelt.

4. Das zweite Wort - ’emét - ist fast ein Synonym des ersten. Auch dieser Begriff tritt im Psalter häufig auf, genauer gesagt fast die Hälfte aller Male, an denen dieses Wort sonst noch im Alten Testament zu finden ist.

Der Begriff an und für sich bezeichnet die »Wahrheit«, also die Echtheit einer Verbindung, ihre Authentizität und Loyalität, die trotz der Hindernisse und Prüfungen erhalten bleibt; es ist die reine und freuderfüllte Treue, die keine Brüche kennt. Nicht umsonst erklärt der Psalmist, daß sie »in Ewigkeit währt« (vgl. V. 2). Die treue Liebe Gottes wird nie enden, und sie wird uns nicht uns selbst oder der Finsternis der Sinnlosigkeit, eines blinden Schicksals, der Leere und des Todes überlassen.

Gott liebt uns mit einer bedingungslosen Liebe, die keine Müdigkeit kennt und nie erlischt. Das ist die Botschaft unseres Psalms; er ist so kurz wie ein Stoßgebet, aber so bedeutungsvoll wie ein großer Hymnus.

5. Die Worte, die er uns ans Herz legt, sind wie ein Widerhall des Lobgesangs im himmlischen Jerusalem, wo eine große Menge aller Sprachen, Völker und Nationen vor dem Thron Gottes und des Lammes die göttliche Herrlichkeit besingt (vgl. Ap 7,9). Diesem Canticum schließt sich die pilgernde Kirche an mit unzähligen Worten des Lobs, die oft vom dichterischen Genius und von der Musik zum Ausdruck gebracht worden sind. Denken wir - um nur ein Beispiel zu nennen - an das Te Deum, dessen sich viele Generationen von Christen im Laufe der Jahrhunderte bedient haben, um Lob und Dank zu sagen: »Te Deum laudamus, te Dominum confitemur, te aeternum Patrem omnis terra veneratur.« Der kurze Psalm, über den wir heute nachdenken, ist seinerseits eine wirkungsvolle Zusammenfassung der ewigen Lobesliturgie, mit der die Kirche in der Welt ihre Stimme erhebt und sich dem vollkommenen Lob anschließt, das Christus selbst an den Vater richtet.

68 Laßt uns also den Herrn loben! Loben wir ihn, ohne müde zu werden. Unser Lob muß jedoch eher durch unser Leben als durch unsere Worte zum Ausdruck kommen. Wir wären nämlich sehr wenig glaubwürdig, wenn wir mit unserem Psalm die Völker dazu einladen wollten, den Herrn zu preisen, und dabei folgende Mahnung Jesu nicht ernst nehmen würden: »So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16). Wenn sie den Psalm 117 singt - wie alle Psalmen, die den Herrn preisen - versucht die Kirche, das Volk Gottes, selbst zum Lobgesang zu werden.



Liebe Schwestern und Brüder!

Der Text, den wir heute betrachten, ist der kürzeste im gesamten Psalter. Er besteht tatsächlich nur aus siebzehn Wörtern. Alle Völker und Nationen auf der ganzen Welt werden zum Lobpreis Gottes aufgerufen. Denn zwischen dem Schöpfer und der Menschheit besteht ein Verhältnis unverbrüchlicher Treue: „Die Treue des Herrn währt in Ewigkeit".

Interessant ist dabei dies: Gottes Treue umfaßt alle Menschen. Deswegen sind nicht nur die Israeliten aufgerufen, den Herrn zu loben und zu preisen. Alle Menschen, alle Völker, alle Nationen sollen ihrem Schöpfer in freudiger Dankbarkeit entgegentreten.

Wir können hier von einer Ökumene des Gebetes sprechen, die verschiedenste Stämme und Völker in Einheit zusammenbringt.
*****


Herzlich begrüße ich alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Ich heiße die Teilnehmer aus der Diözese Graz-Seckau willkommen. Euer „Adventlauf" sei ein Lob Gottes. Bringt sein Licht in die Dunkelheit der Welt - dorthin, wo Menschen in Finsternis leben müssen. Gerne erteile ich euch und euren Lieben daheim sowie allen, die mit uns über Radio Vatikan oder das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.



Mittwoch, 5. Dezember 2001

Psalm 118, Ein Freuden- und Siegesgesang

69 1. Wenn der Christ im Einklang mit der betenden Stimme Israels den Psalm 118 singt, den wir soeben gehört haben, spürt er in seinem Innern eine besondere Emotion, denn er findet in diesem stark liturgisch geprägten Hymnus zwei Sätze, die im Neuen Testament mit neuem Klang widerhallen werden. Mit dem ersten Satz ist Vers 22 gemeint: »Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.« Diese Worte zitiert Jesus, nachdem er das Gleichnis mit den bösen Winzern erzählt hat, und er wendet sie auf seine Sendung des Todes und der Herrlichkeit an (vgl. Mt 21,42). Sie werden auch von Petrus in der Apostelgeschichte wiederaufgenommen: »Er (Jesus) ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen « (Ac 4,11 -12). Cyrill von Jerusalem merkt hierzu an: »Wir reden von ›einem‹ Herrn Jesus Christus, damit eins sei die Sohnschaft. Von ›einem‹ reden wir, damit du nicht noch einen anderen Sohn annimmst […] Christus wird als ›Stein‹ bezeichnet. Nicht ist er ein lebloser, von Menschenhänden gehauener Stein; er ist ein Eckstein, und wer auf diesen vertraut, wird nicht zuschanden werden« (X. Katechese an die Täuflinge, 3; aus: BKV, Bd. 41, 1922).

Der zweite Satz, den das Neue Testament aus dem Psalm 118 übernimmt, wird von der Menschenmenge beim feierlichen messianischen Einzug Christi in Jerusalem verkündet: »Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!« (Mt 21,9 vgl. Ps 118,26). Die Akklamation wird durch das »Hosanna« eingerahmt, das an die hebräische Anrufung hoshia’na’- »rette uns!« - anknüpft. .

2. Dieser wundervolle biblische Hymnus gehört zu der kleinen Psalmensammlung - vom 113. bis zum 118. Psalm -, der als »österliches Hallel« bezeichnet wird; es handelt sich also um das Psalmenlob, das im jüdischen Gottesdienst für das Paschafest und auch für die Hauptfeste des liturgischen Jahres verwendet wurde. Als Leitfaden des Psalms 118 kann der Prozessionsritus betrachtet werden, der wahrscheinlich von Gesängen für einen Solisten und einen Chor untermalt wurde, vor dem Hintergrund der Heiligen Stadt und ihres Tempels. Eine schöne Antiphon eröffnet und beschließt den Text: »Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig« (V. 1. 29).

Das Wort »Huld« übersetzt hier den hebräischen Begriff hesed, der die großzügige Treue Gottes gegenüber seinem verbündeten und befreundeten Volk zum Ausdruck bringt. In den Lobpreis dieser Treue werden drei Kategorien von Menschen einbezogen: das gesamte Volk Israel, das »Haus Aaron«, das heißt die Priester, und all jene, »die den Herrn fürchten«. Dieser Ausdruck steht für die Gläubigen und später auch die Proselyten, also die Mitglieder anderer Nationen, die sich zum Gesetz des Herrn bekehren möchten (vgl. V. 2-4).

3. Die Prozession scheint durch die Straßen Jerusalems zu ziehen, denn es ist von den »Zelten der Gerechten« die Rede (vgl. V. 15). Auf jeden Fall wird ein Dankeshymnus gebetet (vgl. V. 5 -18), dessen Botschaft sich aufs Wesentliche beschränkt: Auch in Stunden der Verzweiflung muß man die Fackel des Vertrauens hochhalten, denn die mächtige Hand des Herrn führt seine Gläubigen zum Sieg über das Böse und zum Heil.

Der heilige Verfasser benutzt eindrucksvolle und lebhafte Bilder: Die grausamen Gegner werden mit einem Bienenschwarm oder mit einer Flammenwand, die sich ausbreitet und alles zu Asche macht, verglichen (vgl. V. 12). Aber die Reaktion des Gerechten, der vom Herrn unterstützt wird, ist heftig. Dreimal wird wiederholt: »…ich wehre sie ab im Namen des Herrn« (V. 10. 11. 12 ), und das hebräische Verb bezeichnet ein zerstörerisches Eingreifen gegen das Böse. Ausgangsbasis ist nämlich die starke Rechte Gottes, also sein wirksames Handeln, und gewiß nicht die schwache und unsichere Hand des Menschen. Aus diesem Grund führt die Freude über den Sieg über das Böse zu einem eindrucksvollen Glaubensbekenntnis: »Meine Stärke und mein Lied ist der Herr; er ist für mich zum Retter geworden« (V. 14).

4. Die Prozession scheint beim Tempel, bei den »Toren zur Gerechtigkeit« (vgl. V. 19), das heißt bei der heiligen Pforte Zions, angelangt zu sein. Hier wird ein zweiter Dankesgesang angestimmt; er beginnt mit einem Dialog zwischen der Gemeinde und den Priestern, um zum Gottesdienst zugelassen zu werden. »Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken«, sagt der Solist im Namen der Prozessionsversammlung. »Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein« (V. 19 -20), antworten andere, wahrscheinlich die Priester.

Nachdem man eingetreten ist, wird die Stimme zu einer Dankeshymne an den Herrn erhoben, denn er bietet sich im Tempel als fester und sicherer »Stein« an, auf dem man das Haus des Lebens bauen kann (vgl. Mt 7, 24-25). Ein priesterlicher Segen kommt auf die Gläubigen herab, die in den Tempel gegangen sind, um ihren Glauben zu bekennen, ihr Gebet zu verrichten und den Gottesdienst zu feiern.

5. Die letzte Szene, die sich vor unseren Augen abspielt, besteht aus einem freudigen Ritus heiliger Tänze, begleitet vom festlichen Schwingen der Zweige: »Mit Zweigen in den Händen schließt euch zusammen zum Reigen, bis zu den Hörnern des Altars« (V. 27). Die Liturgie ist Freude, festliche Begegnung, Ausdruck des gesamten Daseins, das den Herrn lobt. Die Zeremonie der Zweige läßt an das jüdische Laubhüttenfest denken, den Tag des Gedenkens an den Pilgerweg Israels durch die Wüste: Zu diesem Fest wurde eine Prozession mit Palmen, Myrten und Weidenzweigen unternommen.

Der gleiche Ritus, von dem im Psalm die Rede ist, bietet sich dem Christen beim Einzug Jesu in Jerusalem, der in der Palmsonntagsliturgie gefeiert wird. Christus wird als »Sohn Davids« gepriesen (vgl. Mt 21,9) von der Volksmenge, »die sich zum Fest eingefunden hatte […] Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels! (Jn 12,12 -13). In jener freudigen Stunde, die aber auch das Leiden und den Tod Jesu einleitet, verwirklicht sich und wird der volle Sinn des zu Beginn angeführten Symbols des Ecksteins verständlich, der damit eine glorreiche und österliche Bedeutung annimmt.

Der Psalm 118 ermutigt die Christen, im Osterereignis Jesu jenen Tag zu erkennen, »den der Herr gemacht hat« (V. 24) und an dem »der Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden ist« (vgl. V. 22). Mit dem Psalm können sie daher voller Dankbarkeit singen: »Meine Stärke und mein Lied ist der Herr;er ist für mich zum Retter geworden« (V. 14). »Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat;wir wollen jubeln und uns an ihm freuen« (V. 24).

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Liebe Schwestern und Brüder!

70 Der Psalm, den wir heute gehört haben, rührt unsere Herzen an. Mancher Vers trägt eine solche Schwere an Bedeutung in sich, daß er uns nicht kalt lassen kann.

Da ist zuerst der Jubelruf: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden". An einem Stein kann man sich stoßen, an einen Stein kann man sich aber auch klammern, um festen Stand und sicheren Tritt zu finden. Für uns Christen ist Jesus ein solcher Haltegriff. Er ist zum Eckstein des Lebens geworden.

Deshalb nimmt es nicht Wunder, daß wir ihn mit "Hosianna" willkommen heißen: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn". In der Tat: Jesus Christus ist die Tür zum Leben. Durch sie treten die Gerechten ins wahre Leben ein.

Nicht nur am Palmsonntag, sondern auch im Advent hat dieser Prozessionspsalm seinen besonderen Platz. "Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit!".
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Ganz herzlich begrüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Die Zeit vor Weihnachten lädt euch ein, die Türen eures Herzens für das Kommen des Herrn zu öffnen. Mit diesem Wunsch erteile ich euch, euren Lieben daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 19. Dezember 2001

71 1. Die Weihnachtsnovene, die wir in diesen Tagen feiern, spornt uns an, die Vorbereitung auf das große, unmittelbar bevorstehende Fest der Geburt des Erlösers ganz intensiv und tiefgehend zu erleben. Die Liturgie zeigt einen sinnvollen Weg auf zur Begegnung mit dem Herrn, der kommt, und sie schlägt uns jeden Tag verschiedene Gedanken zur Betrachtung und für das Gebet vor. Sie fordert uns zur Umkehr und zur fügsamen Aufnahme des Weihnachtsgeheimnisses auf.

Im Alten Testament hatten die Propheten das Kommen des Messias angekündigt und das aufmerksame Warten des auserwählten Volkes wachgehalten. Mit den gleichen Empfindungen sind auch wir eingeladen, diese Zeit zu erleben, um die Freude der nahen Weihnachtsfesttage voll auskosten zu können.

Unser Warten wird zur Stimme der Hoffnung der ganzen Menschheit und kommt in einer Reihe eindrucksvoller Anrufungen zum Ausdruck, die wir in der Eucharistiefeier vor dem Evangelium und im Vespergebet vor dem Magnifikat finden. Es sind die sogenannten »O«-Antiphonen, in denen sich die Kirche mit hochpoetischen Titeln an den Herrn, der kommt, wendet; sie bringen sehr treffend die Sehnsucht der Völker nach Frieden und Heil zum Ausdruck, eine Sehnsucht, die nur im menschgewordenen Gott ihre volle und endgültige Befriedigung findet. Sehnsucht nach der Ankunft des Herrn

2. Wie damals das Volk Israel macht sich auch heute die kirchliche Gemeinschaft zur Stimme der Männer und Frauen aller Zeiten, um das Kommen des Erlösers zu besingen. Sie betet: »O Weisheit, hervorgegangen aus dem Mund des Höchsten«, »O Führer des Hauses Israel«, »O Wurzel Jesse«, »O Schlüssel Davids«, »O Morgenstern«, »O Sonne der Gerechtigkeit«, »O König aller Völker, Immanuel, Gott-mit-uns

In jeder dieser begeisterten Anrufungen voller biblischer Hinweise spürt man den leidenschaftlichen Wunsch der Gläubigen, ihre Sehnsucht nach Frieden erfüllt zu sehen. Deshalb erflehen sie das Geschenk der Geburt des verheißenen Erlösers. Gleichzeitig jedoch ist ihnen deutlich bewußt, daß dies die konkrete Verpflichtung beinhaltet, ihm nicht nur in ihrer Seele, sondern auch in ihrem Lebensumfeld eine würdige Wohnung zu bereiten. Mit einem Wort gesagt: Das Kommen desjenigen, der der Welt den Frieden bringt, zu erbitten bedeutet, in fügsamer Gesinnung offen zu werden für die befreiende Wahrheit und die erneuernde Kraft des Evangeliums.

3. Zu diesem Weg der Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus, der an Weihnachten der Menschheit entgegengeht, gehört auch der besondere Fasten- und Gebetstag, den wir am vergangenen Freitag begangen haben, um Gott um das Geschenk der Versöhnung und des Friedens zu bitten. Es war ein bedeutungsvoller Moment der Adventszeit und eine Gelegenheit, die Ursachen des Kriegs und die Gründe für den Frieden zu ergründen. Angesichts der Spannungen und Gewalttaten, die leider auch in diesen Tagen verschiedene Teile der Welt heimsuchen, darunter auch das Heilige Land, das einzigartiges Zeugnis gibt vom Geheimnis der Geburt Jesu, müssen wir Christen die Friedensbotschaft, die aus der Grotte von Betlehem kommt, noch stärker erklingen lassen.

Wir müssen uns zum Frieden bekehren; wir müssen uns zu Christus, unserem Frieden, bekehren in der Gewißheit, daß seine entwaffnende Liebe in der Krippe jede düstere Bedrohung und jedes Gewaltvorhaben überwindet. Man muß weiterhin das Jesuskind, für uns von der Jungfrau Maria geboren, vertrauensvoll bitten, die Wunder wirkende Kraft seines Friedens möge den Haß und die Rache vertreiben, die sich im Menschenherzen verbergen. Wir müssen zu Gott beten, daß das Böse vom Guten und von der Liebe besiegt werde.

4. Wie die Adventsliturgie uns nahelegt, erflehen wir vom Herrn die Gabe, uns voller Freude »für das Fest seiner Geburt zu bereiten«, damit die Geburt Jesu uns »wachend und betend« finde und wir ihn »bei seinem Kommen mit Liedern des Lobes empfangen« (Präfation vom Advent II ). Nur so wird Weihnachten ein Fest der Freude und der Begegnung mit dem friedenstiftenden Erlöser sein.

Ist dies etwa nicht der Wunsch, den wir beim bevorstehenden Weihnachtsfest austauschen möchten? Dazu muß in dieser Woche unser Gebet noch intensiver und einstimmiger werden. »Christus est pax nostra - Christus ist unser Friede.« Sein Friede erneuere jeden Bereich unseres täglichen Lebens. Er erfülle die Herzen, damit sie sich dem Wirken seiner verwandelnden Gnade öffnen; er durchdringe die Familien, damit sie vor der Krippe oder um den Weihnachtsbaum versammelt ihre treue Gemeinschaft festigen; er herrsche in den Städten, in den Nationen und in der internationalen Gemeinschaft und gelange in alle Winkel der Welt.

Laßt auch uns - wie damals die Hirten in der Nacht von Betlehem - nach Betlehem eilen. In der Stille der Heiligen Nacht werden wir zusammen mit Josef und Maria das Kind betrachten, »das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt« (
Lc 2,12 Lc 2,16). Maria, die das Wort Gottes in ihrem jungfräulichen Schoß aufgenommen und es in ihre mütterlichen Arme geschlossen hat, helfe uns, diesen letzten Abschnitt des liturgischen Weges durch den Advent mit intensiverer Anteilnahme zu leben.

Mit diesen Empfindungen spreche ich euch allen, die ihr hier seid, euren Familien und allen euren Lieben meine herzlichen Glück- und Segenswünsche aus.

Euch allen ein Frohes Weihnachtsfest!

Liebe Schwestern und Brüder!

Weihnachten steht vor der Tür. Wachsam und stets bereit zu Taten der Liebe, bereiten wir uns auf das Fest der Geburt Christi vor, die Ankunft unseres Erlösers. Ihm wollen wir nicht nur in unseren Herzen, sondern gerade auch in unserer Lebenswelt eine würdige Bleibe schaffen.

Mir dem Weihnachtsfest verbindet sich der brennende Wunsch nach Frieden. Angesichts der schrecklichen Gewalt im Heiligen Land, dem Geburtsland Jesu, und in anderen Teilen der Erde müssen wir Christen die Friedensbotschaft von Bethlehem noch hörbarer machen: „Christus est nostra pax - Christus ist unser Friede". Sein Friede erfülle unsere Herzen; er erneuere unser tägliches Leben und Arbeiten, durchdringe unsere Familien und herrsche in unseren Städten und Nationen! Gläubig vertrauen wir darauf, daß die entwaffnende Liebe des Erlösers in der Krippe die Pläne dunkler Gewalt zunichte machen und allen Menschen neue Perspektiven der Hoffnung und des Lichtes schenken wird.
*****



Generalaudienz 2001 64