Generalaudienz 2002 17

17 Durch die Erinnerung, daß Gott sein Volk »wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron« führte (Ps 77,21), gelangt der Psalm schließlich von selbst zur Gewißheit: Gott wird erneut zum Heil führen. Seine mächtige und unsichtbare Hand wird mit uns sein durch die sichtbare Hand der Hirten und der von ihm eingesetzten Führer. Der Psalm, der mit einem Schmerzensschrei begonnen hat, weckt zum Schluß Gefühle des Glaubens und der Hoffnung auf den großen Hirten unserer Seelen (vgl. He 13,201 Petr He 2,25).

Das Buch der Psalmen hat das gesamte Leben des Menschen im Blick. Geburt und Sterben, Not und Überfluß, Leid und Freude: Alle Aspekte menschlicher Existenz werden vor Gott gebracht.

Psalm 77, den wir heute betrachten, erhebt eine laute Klage zu Gott, der um Beistand und Rettung angerufen wird. Zwar ist die Verzweiflung des Beters groß, weil er sich von Gott verlassen meint, doch der Glaube vertraut auf die Wundertaten des Herrn. Der Rückblick in die großartige Geschichte der Beziehung Gottes zum auserwählten Volk verwandelt Angst und Not des Psalmisten in Hoffnung und Zuversicht: Gott, der Herr über die Geschichte, begleitet auch das Leben des einzelnen und rettet es.
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Herzlich begrüße ich alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Besonders willkommen heiße ich die Arbeitsgemeinschaft Marianischer Kongregationen im Bistum Augsburg sowie eine Gruppe der Katholischen Polizeiseelsorge im Freistaat Bayern. Gerne erteile ich euch, euren Lieben daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.






Mittwoch, 20. März 2002



Liebe Schwestern und Brüder!

1. Unser Lob an den Herrn des Lebens führt heute eine Frauenstimme an. Denn in der Erzählung des Ersten Buches Samuel ist es Hanna, die den soeben gesungenen Hymnus anstimmt, nachdem sie dem Herrn ihr Kind, den kleinen Samuel, dargebracht hatte. Er wird ein Prophet in Israel sein und durch sein Handeln den Übergang des jüdischen Volkes zu einer neuen Regierungsform, der Monarchie, entscheidend beeinflussen; Hauptpersonen sollten der unglückselige König Saul und der ruhmvolle König David sein. Hanna hatte viel gelitten, weil - so heißt es in der Erzählung - der Herr »ihren Schoß verschlossen hatte« (1S 1,5).

Eine unfruchtbare Frau galt im alten Israel als »trockener Zweig«, als tote Präsenz, weil sie den Ehemann daran hinderte, in der Erinnerung der nachfolgenden Generationen weiterzuleben, ein wichtiges Kennzeichen in der noch ungewissen und verschwommenen Vision vom Jenseits.

2. Aber Hanna hatte ihr Vertrauen auf den Gott des Lebens gesetzt und gebetet: »Herr der Heere, wenn du das Elend deiner Magd wirklich ansiehst, wenn du an mich denkst und deine Magd nicht vergißt und deiner Magd einen männlichen Nachkommen schenkst, dann will ich ihn für sein ganzes Leben dem Herrn überlassen« V. 11). Und Gott erhörte den Ruf dieser gedemütigten Frau und schenkte ihr Samuel: Aus dem vertrockneten Baumstumpf wuchs ein Reis hervor (vgl. Jes Is 11,1). Was in menschlichen Augen unmöglich war, wurde greifbare Wirklichkeit in dem Kind, das dem Herrn geweiht werden sollte.

Das Danklied, das von den Lippen der Frau kam, wurde dann von einer anderen Mutter, Maria, die durch den Heiligen Geist gebären und dennoch Jungfrau bleiben sollte, aufgenommen und neugeformt. In der Tat ist im Magnifikat der Mutter Jesu eine Ähnlichkeit mit Hannas Lied zu erkennen, das deshalb das »Magnificat des Alten Testaments« genannt wird. .

18 3. Die Gelehrten weisen darauf hin, daß der Verfasser in Wirklichkeit Hanna einen Psalm königlicher Art mit Zitaten oder Anspielungen auf andere Psalmverse in den Mund gelegt hat.

Im Vordergrund steht die Gestalt des jüdischen Königs, der von den übermächtigen Feinden angegriffen wird, aber am Ende sich rettet und triumphiert, weil der Herr neben ihm den Bogen der Helden zerbrochen hat (vgl.
1S 2,4).

Bedeutsam ist das Ende des Liedes, denn der Herr betritt in einer feierlichen Epiphanie die Bühne: »Wer gegen den Herrn streitet, wird zerbrechen, der Höchste läßt es donnern am Himmel. Der Herr hält Gericht bis über die Grenzen der Erde. Seinem König gebe er Kraft und erhöhe die Macht seines Gesalbten« (V. 10). Das letzte Wort in Hebräisch ist »Messias«, das heißt »der Gesalbte«, weshalb dieses königliche Gebet als ein Lied der Hoffnung auf den Messias verstanden werden kann.

4. Wir möchten zwei Themen in diesem Dankhymnus hervorheben, der die Gefühle von Hanna zum Ausdruck bringt. Das erste herrscht auch in Marias Magnifikat vor und ist die von Gott gewirkte Umkehrung der Geschicke. Die Starken werden gedemütigt, die Schwachen »gürten sich mit Kraft«, die Satten verdingen sich um Brot, und die Hungrigen sitzen bei einem üppigen Gastmahl; der Arme wird aus dem Staub gehoben und erhält »einen Ehrenplatz« (vgl. V. 4. 8).

Aus diesem alten Gebet hört man leicht den Leitfaden der sieben Taten heraus, die Maria von Gott, dem Retter, in der Geschichte vollbracht sieht: »Er vollbringt mit seinem Art achtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an« (Lc 1,51 -54).

Es ist ein Glaubensbekenntnis, das die beiden Mütter vor dem Herrn der Geschichte ablegen, der sich zu ihrem Schutz auf die Seite der Armen, der Elenden und Unglücklichen, der Beleidigten und Gedemütigten stellt.

5. Das zweite Thema, das wir betrachten wollen, hängt noch mehr mit der Gestalt von Hanna zusammen: »Die Unfruchtbare bekommt sieben Kinder, doch die Kinderreiche welkt dahin« (1S 2,5). Der Herr, der die Geschicke umkehrt, steht auch am Ursprung des Lebens und des Todes. Der unfruchtbare Schoß von Hanna glich einem Grab; und doch konnte Gott daraus Leben erwecken, denn »in seiner Hand ruht die Seele allen Lebens und jeden Menschenleibes Geist« (Jb 12,10). Auf der gleichen Linie singt man gleich darauf: »Der Herr macht tot und lebendig, er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf« (1S 2,6).

Nun ist die Hoffnung nicht nur auf das werdende Leben gerichtet, sondern auch auf das Leben, das Gott nach dem Tod erwecken kann. Damit öffnet sich gleichsam ein »österlicher« Horizont der Auferstehung. Und Jesaja singt: »Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus« Is 26,19).

Gottes Handeln ist real. Er tut wirklich Großes an denen, die ihn fürchten und lieben. Der Mächtige ist die Stärke und die Freude der Demütigen. Diese Erkenntnis spricht aus dem Danklied der Hanna im ersten Buch Samuel, dem „Magnifikat des Alten Testamentes".

Hanna und Maria preisen die Gegenwart Gottes und sein erfahrbares Wirken in der Geschichte. Dieser Gott annulliert die menschengesetzten Kategorien von arm und reich: „er erniedrigt, und er erhöht" (1S 2,7). Das Bekenntnis zum Gott, dem Leben und Tod gehören, gibt uns übernatürliche Hoffnung, bleibende Freude und die notwendige Kraft, um den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.
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19 Ein herzlicher Gruß gilt den Pilgern und Besuchern aus den Ländern deutscher Sprache. In dieser Fastenzeit wollen wir neu bedenken, daß die Freude und Hoffnung der Demütigen in Gott selbst liegt. Gerne erteile ich Euch allen, Euren Lieben daheim und den vielen, die mit uns über Radio und Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 27. März 2002



Liebe Schwestern und Brüder!

1. Morgen beginnt das österliche Triduum, das uns das zentrale Ereignis unserer Erlösung wiedererleben läßt. Es sind Tage des intensiveren Betens und Meditierens, in denen wir mit Hilfe der eindrucksvollen Riten der Karwoche über das Leiden, den Tod und die Auferstehung Christi nachdenken.

Im Ostergeheimnis liegt der Sinn und die Vollendung der menschlichen Geschichte. »Ostern« - so lehrt der Katechismus der Katholischen Kirche - »ist nicht einfach ein Fest unter anderen, sondern ›das Fest der Feste‹, ›die Feier der Feiern‹, so wie die Eucharistie das Sakrament der Sakramente ist. Der hl. Athanasius nennt das Osterfest ›den großen Sonntag‹ (ep. fest. 1), so wie die Heilige Woche im Osten ›die Große Woche‹ genannt wird. Das Mysterium der Auferstehung, worin Christus den Tod besiegt hat, durchdringt unsere alte Zeit mit seiner mächtigen Kraft, bis alles Christus unterworfen sein wird« (CEC 1169).

2. Morgen, am Gründonnerstag, werden wir Christus betrachten, wie er im Abendmahlssaal am Vorabend seines Leidens sich selbst der Kirche hingegeben, das Amtspriestertum gestiftet und seinen Jüngern das neue Gebot, das Liebesgebot, hinterlassen hat. Im Sakrament der Eucharistie wollte er bei uns bleiben, indem er sich für uns zur heilbringenden Speise gemacht hat. Nach der eindrucksvollen Abendmahlsmesse werden wir in Anbetung mit dem Herrn wachen und seinen Wunsch befolgen, den er gegenüber den Aposteln am Ölberg geäußert hatte: »Bleibt hier und wacht mit mir!« (Mt 26,38).

Am Karfreitag werden wir den tragischen Ablauf der Passion des Erlösers bis zur Kreuzigung auf Golgota an uns vorüberziehen lassen. Bei der Kreuzverehrung werden wir Gottes unendliche Barmherzigkeit begreifen lernen. Indem er bewußt dieses unvorstellbare Leiden auf sich nahm, hat sich der eingeborene Sohn des Vaters zur endgültigen Heilsbotschaft für die Menschheit gemacht. Gewiß, es ist ein schwerer Weg, der Kreuzweg! Und doch wird uns nur dort jenes Geheimnis des Todes vermittelt, das Leben schenkt.

Die gesammelte stille Atmosphäre des Karsamstags wird uns dann Gelegenheit bieten, im Gebet mit Maria das wunderbare Ereignis der A ferstehung zu erwarten und dessen tiefe Freude schon im voraus zu verspüren.

In der Osternachtsfeier wird beim Gesang des »Gloria« die Herrlichkeit unserer Bestimmung enthüllt werden:eine neue Menschheit zu bilden, die von Christus erlöst wurde, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Wenn in allen Teilen der Welt am Ostertag in den Kirchen die Sequenz gesungen wird: »Dux vitae mortuus regnat vivus«, »des Lebens Fürst, der starb, herrscht nun lebend«, werden wir das Kreuz Christi bis ins Tiefste erfassen und lieben: An ihm hat Christus für immer die Sünde und den Tod besiegt!

3. Im österlichen Triduum werden wir das Antlitz Christi noch eingehender betrachten. Das leidende und sterbende Antlitz, das uns die Dramatik der Ereignisse und Situationen verdeutlicht, die auf der Menschheit lasten, auch in diesen Tagen;das leuchtende Antlitz, das unserem Dasein neue Hoffnung schenkt.

20 Im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte schrieb ich: »Zweitausend Jahre nach diesen Ereignissen erlebt die Kirche sie wieder, als wären sie heute geschehen. Im Angesicht Christi betrachtet sie, die Braut, ihren Schatz, ihre Freude. ›Dulcis Iesu memoria, dans vera cordis gaudia‹: Wie süß ist die Erinnerung an Jesus, die Quelle echter Herzensfreude!« (NM 28).

Am Ölberg werden wir uns mit all jenen verbunden fühlen, die von der Last der Angst und Einsamkeit niedergedrückt sind. Wenn wir über den Prozeß nachdenken, der Jesus gemacht wurde, werden wir uns all derer erinnern, die um ihres Glaubens nd um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.

Während wir Christus auf dem Kreuzweg nach Golgota begleiten, werden wir vertrauensvoll für diejenigen bitten, die an Leib und Seele vom Gewicht des Bösen und der Sünde belastet werden.

In der letzten Stunde des Opfertodes des Sohnes Gottes werden wir mit Vertrauen den sehnsüchtigen Wunsch zu Füßen des Kreuzes niederlegen, der die Herzen aller erfüllt: der Wunsch nach Frieden!

Maria, die ihrem Sohn bis unter das Kreuz gefolgt ist, wird uns, nachdem wir mit ihr das schmerzliche Antlitz Christi betrachtet haben, führen, so daß wir das Licht und die Freude genießen können, die vom leuchtenden Antlitz des Auferstandenen ausstrahlen.

Mein Wunsch ist, daß es wirklich ein Heiliges Triduum werde, damit wir glückliche und trostreiche Ostern feiern können!

Ostern, das „Fest der Feste", erwartet uns. In dieser Heiligen Woche lassen wir uns vom Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung Christi ergreifen. Die andächtige Mitfeier des österlichen Triduums führt uns zu einem tieferen Verstehen der unendlichen Barmherzigkeit Gottes mit den Menschen. Am Gründonnerstag lädt Jesus seine Jünger ein, bei Ihm zu bleiben, zu wachen und zu beten. Schauen wir auf Ihn, Christus den Herrn, der sich für unser Heil am Kreuz geopfert hat: Er führt uns durch den Schmerz des Karfreitags zur Herrlichkeit der Auferstehung am Ostertag.
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Mit dieser kurzen Betrachtung grüße ich alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Insbesondere heiße ich die Gläubigen aus München und aus Neunkirchen in Österreich willkommen. Herzlich lade ich Euch ein, an diesen Tagen der Gnade dem leidenden Antlitz Christi zu begegnen, um mit Ihm zur Osterfreude zu gelangen. Dazu erteile ich Euch und Euren Lieben daheim sowie allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, gerne den Apostolischen Segen.



April 2002


Mittwoch, 3. April 2002



21 Lesung: Psalm 97, 1 -2. 5 -6. 11 -12 1.

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Das Licht, die Freude und der Friede, die in der Osterzeit die Gemeinschaft der Jünger Christi durchströmen und sich in der ganzen Schöpfung ausbreiten, prägen unsere heutige Begegnung, die in der intensiven Atmosphäre der Osteroktav stattfindet. Es ist der Triumph Christi über das Böse und den Tod, den wir in diesen Tagen feiern. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wird das von Gott gewollte Reich der Gerechtigkeit und Liebe errichtet.

Die heutige Katechese, die sich mit dem Psalm 97 befaßt, ruft eben dieses Thema des Reiches Gottes in Erinnerung. Der Psalm beginnt mit dem feierlichen Spruch: »Der Herr ist König. Die Erde frohlocke. Freuen sollen sich die vielen Inseln.« Er klingt wie eine Verherrlichung des göttlichen Königs, des Herrn des Kosmos und der Geschichte. Wir könnten also sagen, daß wir einen »österlichen« Psalm vor uns haben. .

Wir wissen, welche Bedeutung die Ankündigung des Reiches Gottes in Jesu Verkündigung hatte. Es ist nicht nur die Anerkennung der Abhängigkeit der geschaffenen Wesen gegenüber dem Schöpfer; es ist auch die Überzeugung, daß nach Gottes Willen ein Plan, ein Projekt, ein Leitfaden von Harmonie und Gutem in die Geschichte eingewoben sind. All das hat sich im Ostern des Todes und der Auferstehung Jesu voll verwirklicht.

2. Betrachten wir jetzt den Psalmtext, den uns die Liturgie in den Laudes vorlegt. Gleich nach dem Ruf zum Herrn, dem König, der wie ein Trompetenstoß klingt, öffnet sich vor dem Beter eine großartige göttliche Epiphanie. Indem er Zitate oder Anspielungen auf andere Teile von Psalmen oder Schriften der Propheten, besonders von Jesaja, benützt, beschreibt der Psalmist das Erscheinen des Großen Königs auf der Weltbühne, der von einer Reihe von kosmischen Dienern oder Helfern umgeben wird: den Wolken, der Finsternis, dem Feuer, den Blitzen.

Neben ihnen personifiziert eine weitere Reihe von Dienern sein Handeln in der Geschichte: die Gerechtigkeit, das Recht, die Herrlichkeit. Ihr Auftritt läßt die ganze Schöpfung erbeben. Die Erde frohlockt an allen Orten, einschließlich der Inseln, die als die entferntesten Bereiche galten (vgl.
Ps 97,1). Der ganze Erdkreis wird von Blitzen erhellt und von einem Erdbeben erschüttert (vgl. V. 4). Die Berge, die der biblischen Kosmologie zufolge die ältesten und solidesten Wirklichkeiten bilden, schmelzen, als wären sie aus Wachs (vgl. V. 5), wie schon der Prophet Micha gesungen hat: »Seht, der Herr verläßt seinen erhabenen Ort … Die Berge zerschmelzen unter ihm wie Wachs in der Hitze des Feuers; die Talgründe werden aufgerissen« (Mi 1,3 - 4). Die Himmel sind erfüllt von Engelshymnen, die die Gerechtigkeit rühmen, das heißt das vom Herrn vollbrachte Heilswerk für die Gerechten. Die ganze Menschheit schaut das Offenbarwerden der göttlichen Herrlichkeit, das heißt der geheimnisvollen Wirklichkeit Gottes (vgl. Ps 97,6), während die »Feinde«, das heißt die Sünder und die Ungerechten, vor der unwiderstehlichen Kraft des Gerichtes des Herrn weichen (vgl. V. 3).

3. Nach der Theophanie des Herrn des Weltalls beschreibt der Psalm zwei Arten der Reaktion angesichts des Großen Königs und seines Eintritts in die Geschichte. Auf der einen Seite stürzen die Götzendiener und Götzenbilder zerstört und besiegt zu Boden; auf der anderen Seite stimmen die Gläubigen, die sich in Zion zum Gottesdienst zu Ehren des Herrn versammelt haben, voll Freude einen Lobgesang an. Die Darstellung derer, »die Bildern dienen« (vgl. V. 7 - 9), ist bedeutsam: Die Götzen werfen sich vor dem einzigen Gott nieder, und ihre Anhänger werden zuschanden. Die Gerechten freuen sich über das göttliche Gericht, das die Lüge und die falsche Religiosität ausmerzt, die Quelle des moralischen Elends und der Knechtschaft sind. Sie stimmen ein leuchtendes Glaubensbekenntnis an: »Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, hoch erhaben über alle Götter« (V. 9).

4. Dem Bild, das den Sieg über die Götzen und ihre Anbeter beschreibt, wird der - wir möchten sagen - herrliche Tag der Gläubigen entgegengestellt (vgl. V. 10 -12). Denn es ist die Rede von einem Licht, das den Gerechten erstrahlt (vgl. V. 11): Es scheint, als ginge eine Morgenröte der Freude, des Festes, der Hoffnung auf, auch weil bekanntlich das Licht ein Symbol für Gott ist (vgl. 1Jn 1,5).

Der Prophet Malachia erklärte: »Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen« (Ml 3,20). Zum Licht kommt die Glückseligkeit hinzu: ». …Freude den Menschen mit redlichem Herzen. Ihr Gerechten, freut euch am Herrn, und lobt seinen heiligen Namen« (Ps 97,11 -12).

Das Reich Gottes ist Quelle des Friedens und der Freude und löscht das Reich der Finsternis aus. Eine zeitgenössische jüdische Gemeinde Jesu sang: »Die Gottlosigkeit weicht der Gerechtigkeit, wie die Finsternis dem Licht weicht; die Gottlosigkeit wird für immer verschwinden, und die Gerechtigkeit wird sich wie die Sonne als Beginn der Ordnung der Welt erweisen« (Buch der Geheimnisse von Qumran:1 Q 27, I, 5 -7).

22 5. Bevor wir unsere Betrachtung von Psalm 97 abschließen, ist es wichtig, in ihm neben dem Antlitz des Herrn, des Königs, auch das des Gläubigen zu finden. Es wird mit sieben Merkmalen als Zeichen der Vollkommenheit und Fülle beschrieben. Diejenigen, die das Kommen des großen göttlichen Königs erwarten, das Böse hassen, den Herrn lieben, sind die Hasidim, das heißt die Frommen (vgl. V. 10); sie gehen den Weg der Gerechtigkeit, haben ein redliches Herz (vgl. V. 11), freuen sich an den Werken Gottes, danken und preisen den heiligen Namen des Herrn (vgl. V. 12). Bitten wir den Herrn, daß diese geistlichen Züge auch auf unserem Gesicht zu erkennen sind.

Große Freude erfüllt die Herzen aller Gläubigen in diesen Tagen der Osteroktav. Wir feiern den strahlenden Sieg des auferstandenen Christus über die Mächte des Bösen und des Todes. Diese Freude findet ihren Widerklang in Psalm 97, ein Triumphlied auf Gott, der sich in Jesus Christus als Herr der Geschichte und Fürst des Friedens offenbart.

Das Osterereignis bringt den unvergänglichen Glanz des neuen Lebens der Auferstehung in unsere Welt. Wo Christus herrscht, erhellen Gerechtigkeit und Recht die Völker. Als Menschen, die sich von seinem Licht ergreifen und führen lassen, stimmen wir frohen Herzens ein in den Gesang des Psalmisten: „Die Erde frohlocke. Ihr Gerechten, freut euch am Herrn, und lobt seinen heiligen Namen!" (
Ps 97,1 Ps 97,12).
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Mit diesen österlichen Gedanken grüße ich von Herzen alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. In besonderer Weise heiße ich eine Gruppe von Dozenten und Studierenden der Universität Erfurt willkommen. Euch allen und Euren Lieben daheim sowie denen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, erteile ich gerne den Apostolischen Segen.






Mittwoch, 10. April 2002



Lesung: Psalm 80, 2 -3a. 9 -10. 18. 19 1.

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Der soeben erklungene Psalm hat den Ton einer Klage und Bitte des ganzen Volkes Israel. Im ersten Teil wird ein bekanntes biblisches Bild, das des Hirten, verwendet. Der Herr wird als »Hirte Israels« angerufen, der »Josef weidet wie eine Herde« (Ps 80,2). Von der Höhe der Bundeslade aus, auf den Kerubim thronend, leitet der Herr seine Herde, das heißt sein Volk, und beschützt es in den Gefahren.

Das hat er während des Durchzugs durch die Wüste getan. Aber jetzt scheint er abwesend zu sein, gleichsam eingeschlafen, desinteressiert. Die Herde, die er leiten und nähren sollte (vgl. Ps 22), speist er nur mit Tränenbrot (vgl. Ps 80,6). Die Feinde verspotten dieses gedemütigte und erniedrigte Volk; aber Gott scheint dies nicht zu beeindrucken, er »kommt nicht zu Hilfe« (V. 3), er bietet seine Macht nicht auf zum Schutz der Opfer von Gewalt und Unterdrückung. Der wiederholte antiphonale Ruf (vgl. V. 4. 8) soll Gott aus seiner unbeteiligten Haltung wachrütteln, um zu bewirken, daß er sich wieder als Hirt und Hüter seines Volkes erweist.

2. Im zweiten Teil des Gebets, der voll von Anspannung und zugleich voller Zuversicht ist, finden wir ein anderes in der Bibel beliebtes Symbol, das des Weinbergs. Es ist ein leicht verständliches Bild, weil es zur Vorstellung vom verheißenen Land paßt und Zeichen der Fruchtbarkeit und Freude ist.

23 Der Weinberg - so lehrt der Prophet Jesaja in einer seiner schönsten poetischen Seiten (vgl. Is 5,1 -7) - versinnbildlicht das Volk Israel. Zwei Grunddimensionen werden beschrieben: Einerseits, weil er von Gott gepflanzt ist (vgl. Jes Is 5,2 Ps 79,9 -10), stellt der Weinberg das Geschenk, die Gnade, die Liebe Gottes dar; anderseits erfordert er die Arbeit des Winzers, durch die er Trauben hervorbringt, aus denen dann Wein gemacht werden kann; er stellt folglich die menschliche Antwort dar, das persönliche Bemühen und die Frucht der guten Werke.

3. Durch das Bild des Weinbergs ruft der Psalm die wichtigsten Etappen der jüdischen Geschichte in Erinnerung: ihre Wurzeln, die Erfahrung des Auszugs aus Ägypten, den Einzug ins Gelobte Land. Mit Salomons Reich hatte der Weinberg seine weiteste Ausdehnung - über Palästina hinaus - erlangt. Er reichte von den nördlichen Bergen des Libanon mit seinen Zedern bis zum Mittelmeer und fast bis zum großen Eufrat (vgl. V. 11 -12).

Aber die Schönheit dieser Blüte ist zerstört. Der Psalm erinnert uns daran, daß ein Sturm auf den Weinberg Gottes niedergegangen ist, das heißt, Israel hat eine schwere Prüfung erlitten, eine harte Invasion hat das verheißene Land verwüstet. Gott selbst hat, als wäre er ein Eindringling, die Mauern des Weinbergs eingerissen und damit zugelassen, daß die Räuber ihn plündern; diese sind vom Eber dargestellt, der nach alter Sichtweise als gewalttätiges und unreines Tier gilt. Zur Gewalt des Ebers gesellen sich alle wilden Tiere als Symbol einer Horde von Feinden, die alles verwüstet (vgl. V. 13 -14).

4. Da richtet das Volk einen dringenden Hilferuf an Gott und bittet, er möge zurückkehren und sich zum Schutz der Opfer erheben und sein Schweigen brechen: »Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock« (V. 15). Und Gott wird wieder zum Schützer des lebensfähigen Wurzelstocks dieses Weinbergs, der einem so gewaltigen Sturm ausgesetzt war. Gott jagt alle hinfort, die versucht hatten, den Weinberg zu zerstören und zu verbrennen (vgl. V. 16 -17).

Jetzt wird im Psalm eine messianische Hoffnung offenbar. Denn in Vers 18 heißt es: »Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.« Man denkt vielleicht zuerst an König David, der mit Hilfe des Herrn den Aufstand zur Befreiung angeführt hat. Aber inbegriffen ist auch die Hoffnung auf den zukünftigen Messias, den »Menschensohn«, der vom Propheten Daniel besungen wird (vgl. 7, 13 -14) und dessen Titel Jesus bevorzugte, wenn er sein Werk und seine messianische Person benannte. Ja, die Kirchenväter sind sich darin einig, daß der im Psalm erwähnte Weinberg eine prophetische Vorschau auf Christus, den »wahren Weinstock« (Jn 15,1), und auf die Kirche ist.

5. Damit das Angesicht des Herrn wieder leuchtet, ist es notwendig, daß Israel sich in treuer Liebe und im Gebet zu Gott, dem Retter, bekehrt. Das bekräftigt der Psalm mit den Worten: »Dann wollen wir nicht von dir weichen« (Ps 79,19).

Psalm 80 ist also ein Lied, das stark vom Leiden, aber auch von einer unerschütterlichen Zuversicht geprägt ist. Gott ist immer bereit, sich seinem Volk »hinzuwenden«, aber es ist auch notwendig, daß sich sein Volk in treuer Liebe zu ihm »hinwendet«. Wenn wir uns von der Sünde abkehren, wird der Herr sich von seiner Absicht, zu strafen, »abkehren«: Das ist die Überzeugung des Psalmisten, die auch in unseren Herzen Widerhall findet und sie auf die Hoffnung hin öffnet.

Psalm 80 ist ein eindringliches Bittgebet des Volkes Israel in einer verzweifelten Lage: Gott, der Herr, der sich immer wieder als Führer und Beschützer seines auserwählten Volkes erwiesen hat, scheint nunmehr abwesend zu sein: Der Herde fehlt der Hirte, der Weinberg ist verwüstet.

Diese beiden Bilder verdeutlichen die schlimme Lage der Menschen, die sich betend ihrem Schöpfer zuwenden. Ihnen wird dabei bewußt, daß nicht Gott sich abgewandt hat. Sie sind es, die einen anderen Weg gegangen sind. Doch werden sie das Antlitz des Herrn wiederfinden, wenn sie umkehren und in Treue dem Willen Gottes folgen: „Erhalt uns am Leben! Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen" (Ps 80,19).
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Von Herzen heiße ich alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. In besonderer Weise begrüße ich die Kommission für Ökumene des Bistums Hildesheim sowie alle Jugendlichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Euch allen und Euren Lieben daheim sowie allen, die mit uns über Radio Vatikan oder das Fernsehen verbunden sind, erteile ich gerne den Apostolischen Segen.




24

Mittwoch, 17. April 2002



Lesung: Jesaja 12, 1 - 4 1.

Liebe Schwestern und Brüder!

Der soeben gesungene Hymnus ist im liturgischen Morgengebet als Lied der Freude enthalten. Er »besiegelt« gleichsam einige Seiten des Buches Jesaja , die durch ihre messianische Lektüre berühmt geworden sind. Es handelt sich um die Kapitel 6 -12, allgemein »Das Buch vom Immanuel« genannt. Im Mittelpunkt dieser prophetischen Weissagungen steht die Gestalt eines Herrschers, der, obgleich er zur historischen davidischen Dynastie gehört, verklärte Konturen aufweist und glanzvolle Titel hat: »Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens« (Is 9,5).

Die konkrete Figur des Königs von Juda, den Jesaja als Sohn und Nachfolger des vom damaligen davidischen Ideal weit entfernten Herrschers Ahas’ver spricht, zeigt eine höhere Verheißung an: die des Messias und Königs, der den Namen »Immanuel«, das heißt »Gott-mit-uns«, voll verwirklichen wird, indem er die vollkommene göttliche Gegenwart in der menschlichen Geschichte sein wird. Es ist also durchaus verständlich, daß das Neue Testament und das Christentum in diesem königlichen Profil die Physiognomie Jesu Christi, des Sohnes Gottes, vermutet haben, der in Solidarität zu uns Mensch geworden ist.

2. Der Hymnus, auf den wir uns jetzt beziehen (vgl. Is 12,1 -6), wird von den Fachleuten auf Grund der literarischen Qualität und seiner allgemeinen Klangfarbe als eine dem Jesaja - der im 8. Jh. v. Chr. gelebt hatte - nachfolgende Komposition betrachtet. Er ist fast ein Zitat, ein in Psalmenform verfaßter Text, vielleicht aus der Liturgie, der an dieser Stelle als Abschluß des »Buches von Immanuel« eingefügt wurde, von dem er tatsächlich einige Themen in Erinnerung ruft: die Rettung, das Vertrauen, die Freude, das göttliche Handeln, die Anwesenheit des »Heiligen von Israel« unter dem Volk, ein Ausdruck, der sowohl die transzendente »Heiligkeit« Gottes als auch seine liebende und handelnde Nähe bezeichnet, auf die das Volk Israel zählen kann.

Der Sänger ist eine Person, die eine bittere Erfahrung gemacht und diese als einen göttlichen Urteilsspruch empfunden hat. Aber jetzt ist die Prüfung vorbei, die Reinigung ist erfolgt; der Zorn des Herrn weicht dem Lächeln, der Bereitschaft, zu heilen und zu trösten.

3. Die beiden Strophen des Hymnus verdeutlichen zwei Augenblicke. Im ersten (vgl. V. 1 - 3), der mit der Einladung zum Gebet beginnt: »An jenem Tag wirst du sagen«, herrschen die auf Gott bezogenen Worte Rettung, Retter, Heil vor: »Gott ist meine Rettung … Er ist für mich zum Retter geworden …Quellen des Heils.« Wir erinnern uns u.a., daß der Name Jesaja - wie der Name Jesus - die Wurzel des hebräischen Wortes »yasa’« enthält, das auf das »Heil« anspielt. Unser Beter hat deshalb die unerschütterliche Gewißheit, daß die Befreiung und Hoffnung in der göttlichen Gnade wurzeln.

Es ist wichtig festzustellen, daß er von selbst Bezug auf das große Heilsereignis des Auszugs aus der Sklaverei in Ägypten nimmt, weil er die Worte des von Mose angestimmten Befreiungsliedes zitiert: »Meine Stärke und mein Lied ist der Herr« (Ex 15,2).

4. Die von Gott geschenkte Rettung, die imstande ist, auch am dunklen Tag der Prüfung Freude und Vertrauen zu wecken, wird durch das klassische biblische Bild des Wassers dargestellt. »Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils« (Is 12,3). Man denkt unwillkürlich an die Szene der samaritischen Frau, der Jesus die Möglichkeit bietet, in sich selbst eine »sprudelnde Quelle« zu entdecken, »deren Wasser ewiges Leben schenkt« (Jn 4,14).

Cyrill von Alexandrien kommentiert dies sehr anschaulich: »Jesus nennt das lebenspendende Geschenk des Geistes lebendiges Wasser; mit dessen Hilfe wird der Menschheit, obwohl sie wie die Baumstämme in den Bergen ganz verlassen, ausgetrocknet und durch die List des Teufels jeder Tugend entledigt ist, die frühere Schönheit der Natur zurückgegeben … Der Erlöser nennt die Gnade des Heiligen Geistes Wasser, und wenn jemand an ihm teilhat, hat er die Quelle der göttlichen Lehre in sich, so daß er des Beistands der anderen nicht mehr bedarf und diejenigen unterweisen kann, die nach dem Wort Gottes dürsten. So waren die heiligen Propheten und Apostel und ihre Amtsnachfolger, während sie auf dieser Erde lebten. Von ihnen steht geschrieben: »Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils« (Kommentar zum Johannesevangelium II, 4, Rm 1994, S. 272. 275).

25 Nur zu oft verläßt die Menschheit diese Quelle, die das ganze Wesen der Person durchtränkt; voll Bitterkeit sagt der Prophet Jeremia: »Mich hat es [mein Volk] verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten« (Jr 2,13). Auch Jesaja hatte wenige Seiten zuvor »die ruhig dahinfließenden Wasser von Schiloach« gerühmt, das Symbol des in Zion gegenwärtigen Herrn, und hatte die Strafe der Überschwemmung durch »die gewaltigen und großen Wasser des Eufrat« (Is 8,6 -7) angedroht; dieser galt als Symbol der militärischen und wirtschaftlichen Macht und auch des Götzendienstes, aber seine Wasser, von denen Juda damals fasziniert war, sollten es überschwemmen.

5. Mit einer weiteren Einladung: »An jenem Tag wirst du sagen«, beginnt die zweite Strophe (vgl. Jes Is 12,4 -6); sie ist eine ständige Aufforderung zum frohen Lobpreis zu Ehren des Herrn. Die Befehlsform mehrt sich: »Dankt, ruft an, macht bekannt, verkündet, preist, jauchzt, jubelt.«

Im Mittelpunkt des Lobes steht ein einziges Bekenntnis des Glaubens an Gott, den Retter, der in der Geschichte handelt und seinem Geschöpf nahe ist, indem er dessen Schicksal teilt: »…herrliche Taten hat er vollbracht … groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels« (V. 5. 6). Dieses Glaubensbekenntnis hat auch eine missionarische Funktion: »Macht seine Taten unter den Völkern bekannt … auf der ganzen Erde soll man es wissen« (V. 4. 5). Die erlangte Rettung muß vor der Welt bezeugt werden, damit die ganze Menschheit zu diesen Quellen des Friedens, der Freude und der Freiheit eilt.

Das Canticum, das wir am Anfang gehört haben, ist das Danklied der Geretteten aus dem Buch Jesaja (Is 12,1-6). Darin preist der erlöste Mensch die Rettung durch Gottes Hand: "Meine Stärke und mein Lied ist der Herr". Auch wir sind eingeladen, Gott zu loben: "Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! . . . Preist den Herrn! . . . Jauchzt und jubelt. . . "

Im Herzen dieses Danklieds finden wir ein Glaubensbekenntnis: Die Erlösung kommt von Gott; Er handelt in der Geschichte und steht immer zu seinen Geschöpfen.

Das Heil, das der gläubige Mensch erfährt, soll immer und überall verkündet werden, damit die ganze Menschheit erfährt, wo die wahren Quellen zum Frieden, zur Freude und zur Freiheit sind.
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Mit diesen Gedanken grüße ich die Pilger und Besucher, die aus den Ländern deutscher Sprache nach Rom gekommen sind. Euch, Euren Angehörigen daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, erteile ich gern den Apostolischen Segen.




Generalaudienz 2002 17