Jesus Sirach (EUS) 13
13 1 Wer Pech anrührt, dem klebt es an der Hand; wer mit einem Zuchtlosen umgeht, nimmt seine Art an.
2 Wie willst du tragen, was dir zu schwer ist? Ist einer reicher als du, wie kannst du mit ihm zusammengehen? Wie kann der irdene Topf mit dem Kessel zusammengehen? Der Kessel stößt an ihn, und er zerbricht.
3 Der Reiche tut Unrecht und prahlt noch damit, der Arme leidet Unrecht und muß um Gnade bitten.
4 Bist du ihm nützlich, ist er um dich bemüht, brichst du zusammen, läßt er dich im Stich.
5 Hast du etwas, gibt er dir schöne Worte, doch er macht dich arm, ohne daß es ihm leid tut.
6 Hat er dich nötig, schmeichelt er dir, er lächelt dir zu und macht dir Hoffnung.
7 Solange es Vorteil bringt, hält er dich zum besten, zweimal, dreimal täuscht er dich. Sieht er dich dann wieder, geht er an dir vorbei und schüttelt den Kopf über dich.
8 Gib acht, wag dich nicht zu weit vor, und werde nicht wie die, denen der Verstand fehlt.
9 Naht sich ein Vornehmer, halte dich fern, um so mehr wird er dich an sich ziehen.
10 Dräng dich nicht vor, sonst mußt du dich wieder zurückziehen; zieh dich aber nicht ganz zurück, sonst wirst du vergessen.
11 Sei nicht zu sicher im freien Umgang mit ihm, trau nicht seinen vielen Reden! Mit seinen vielen Reden sucht er dich zu verführen, er lächelt dir zu und forscht dich aus.
12 Grausam handelt der Mächtige und kennt kein Mitleid, gegen das Leben vieler schmiedet er heimliche Pläne.
13 Gib acht, und sei vorsichtig, geh nicht mit gewalttätigen Menschen!14 "[]
15 Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen, jeder Mensch den, der ihm ähnlich ist.
16 Jedes Lebewesen hat seinesgleichen um sich, mit seinesgleichen gehe auch der Mensch zusammen.
17 Geht etwa der Wolf mit dem Lamm zusammen? Ebensowenig der Frevler mit dem Gerechten.
18 Lebt etwa die Hyäne mit dem Hund in Frieden und der Reiche in Frieden mit dem Armen?
19 Des Löwen Beute sind die Wildesel in der Wüste; so sind die Geringen die Weide des Reichen.
20 Ein Greuel für den Stolzen ist die Demut, ein Greuel für den Reichen ist der Arme.
21 Wankt ein Reicher, wird er vom Freund gestützt, wankt ein Geringer, wird er vom Freund gestürzt.
22 Redet ein Reicher, so hat er viele Helfer. Sein törichtes Gerede nennen sie schön. Redet ein Geringer, ruft man: Pfui! Mag er auch klug reden, für ihn ist kein Platz.
23 Redet ein Reicher, dann schweigen alle, sie erheben seine Klugheit bis zu den Wolken. Redet ein Geringer, heißt es: Wer ist denn das? Stolpert er, dann stoßen sie ihn noch.
24 Gut ist der Reichtum, wenn keine Schuld an ihm klebt; schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand.
25 Das Herz des Menschen verändert sein Gesicht und macht es heiter oder traurig.
26 Zeichen des glücklichen Herzens ist ein frohes Gesicht; Sorgen und Kummer sind quälendes Grübeln.
14 1 Wohl dem Menschen, dem sein eigener Mund keine Vorwürfe macht, der nicht klagen muß vor Kummer über seine Sünden.
2 Wohl dem Menschen, der sich nicht selbst tadeln muß und dessen Hoffnung nicht aufhört.
3 Einem Engherzigen steht Reichtum nicht an. Wozu braucht ein Geiziger Gold?
4 Wer gegen sich selbst geizt, sammelt für einen andern; in seinen Gütern wird ein Fremder schwelgen.
5 Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
6 Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Mißgunst.
7 Tut er etwas Gutes, dann tut er es aus Versehen, und am Ende zeigt er seine Schlechtigkeit.
8 Schlimm ist ein Geizhals, der sein Gesicht abwendet und die Hungernden verachtet.
9 Dem Auge des Toren ist sein Besitz zu klein, ein geiziges Auge trocknet die Seele aus.
10 Das Auge des Geizigen hastet nach Speise, Unruhe herrscht an seinem Tisch. [Ein gütiges Auge mehrt das Brot, selbst eine schwache Quelle spendet Wasser auf den Tisch.]
11 Mein Sohn, wenn du imstande bist, pflege dich selbst; soweit du kannst, laß es dir gutgehen!
12 Denk daran, daß der Tod nicht säumt und die Frist bis zur Unterwelt dir unbekannt ist.
13 Bevor du stirbst, tu Gutes dem Freund; beschenk ihn, soviel du vermagst.
14 Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!
15 Mußt du nicht einem andern deinen Besitz hinterlassen, den Erben, die das Los werfen über das, was du mühsam erworben hast?
16 Beschenk den Bruder, und gönn auch dir etwas; denn in der Unterwelt ist kein Genuß mehr zu finden.
17 Wir alle werden alt wie ein Kleid; es ist ein ewiges Gesetz: Alles muß sterben.
18 Wie sprossende Blätter am grünen Baum - das eine welkt, das andere wächst nach -, so sind die Geschlechter von Fleisch und Blut: das eine stirbt, das andere reift heran.
19 Alle ihre Werke vermodern, was ihre Hände schufen, folgt ihnen nach.
20 Wohl dem Menschen, der nachsinnt über die Weisheit der sich bemüht um Einsicht,
21 der seinen Sinn richtet auf ihre Wege und auf ihre Pfade achtet,
22 der ihr nachgeht wie ein Späher und an ihren Eingängen lauert,
23 der durch ihre Fenster schaut und an ihren Türen horcht,
24 der sich bei ihrem Haus niederläßt und seine Zeltstricke an ihrer Mauer befestigt,
25 der neben ihr sein Zelt aufstellt und so eine gute Wohnung hat,
26 der sein Nest in ihr Laub baut und in ihren Zweigen die Nacht verbringt,
27 der sich in ihrem Schatten vor der Hitze verbirgt und im Schutz ihres Hauses wohnt.
15 1 Wer den Herrn fürchtet, handelt so, und wer am Gesetz festhält, erlangt die Weisheit.
2 Sie geht ihm entgegen wie eine Mutter, wie eine junge Gattin nimmt sie ihn auf.
3 Sie nährt ihn mit dem Brot der Klugheit und tränkt ihn mit dem Wasser der Einsicht.
4 Er stützt sich auf sie und kommt nicht zu Fall, er vertraut auf sie und wird nicht enttäuscht.
5 Sie erhöht ihn über seine Gefährten, sie öffnet ihm den Mund in der Versammlung.
6 Sie läßt ihn Jubel und Freude finden, unvergänglichen Ruhm wird sie ihm verleihen.
7 Für schlechte Menschen ist sie unerreichbar, Unbeherrschte werden sie nicht schauen.
8 Den Zuchtlosen ist sie fern. Lügner denken nicht an sie.
9 Schlecht klingt das Gotteslob im Mund des Frevlers, es ist ihm von Gott nicht zugeteilt.
10 Im Mund des Weisen erklinge das Gotteslob, und wer dazu Vollmacht hat, unterrichte darin.
11 Sag nicht: Meine Sünde kommt von Gott. Denn was er haßt, das tut er nicht.
12 Sag nicht: Er hat mich zu Fall gebracht. Denn er hat keine Freude an schlechten Menschen.
13 Verabscheuungswürdiges haßt der Herr; alle, die ihn fürchten, bewahrt er davor.
14 Er hat am Anfang den Menschen erschaffen und ihn der Macht der eigenen Entscheidung überlassen.
15 [Er gab ihm seine Gebote und Vorschriften.] Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue.
16 Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt.
17 Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil.
18 Überreich ist die Weisheit des Herrn; stark und mächtig ist er und sieht alles.
19 Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, er kennt alle seine Taten.
20 Keinem gebietet er zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht.
16 1 Wünsch dir nicht schöne Kinder, wenn sie nichts taugen, und freu dich nicht über mißratene Söhne!
2 Mögen sie auch zahlreich sein, freu dich nicht über sie, wenn sie keine Gottesfurcht besitzen.
3 Verlaß dich nicht auf ihre Lebensdauer, setz kein Vertrauen in ihre Zukunft! Besser als tausend ist einer [der Gottes Willen tut], besser kinderlos sterben als schlimme Nachkommen haben.
4 Durch einen einzigen Verständigen vermehrt sich die Stadt, durch die Sippe der Abtrünnigen verödet sie.
5 Viel von dem hat mein Auge gesehen, mehr noch hat mein Ohr vernommen:
6 Im Kreis der Frevler flammt Feuer auf; gegen ein sündiges Volk entbrennt der Zorn.
7 Er hat den Fürsten der Vorzeit nicht verziehen, als sie sich in ihrer Stärke empörten.
8 Er hat die Mitbürger Lots nicht geschont, als sie zügellos waren in ihrem Übermut.
9 Er hat das todgeweihte Volk nicht geschont, das wegen seiner Sünden das Land verlor,
10 auch nicht die sechshunderttausend Mann Fußvolk; sie wurden dahingerafft wegen ihres verbrecherischen Herzens.
11 Wie erst ergeht es dem einzelnen, der halsstarrig ist: Ein Wunder wäre es, wenn er straflos bliebe. Denn bei Gott sind Erbarmen und Zorn, er vergibt und verzeiht, doch auch den Zorn schüttet er aus.
12 Sein Erbarmen ist so groß wie sein Strafen, jeden richtet er nach seinen Taten.
13 Der Verbrecher entkommt nicht mit seinem Raub, doch der Hoffnung des Gerechten setzt Gott kein Ende.
14 Jedem Wohltätigen wird sein Lohn zuteil, jeder empfängt nach seinen Taten.15 [Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, der ihn nicht erkannte, obwohl seine Werke unter dem Himmel offenbar waren.16 Sein Erbarmen ist allen seinen Geschöpfen sichtbar, sein Licht und sein Dunkel hat er den Menschen zugeteilt.]
17 Sag nicht: Ich bin vor Gott verborgen, wer denkt an mich in der Höhe? In der großen Menge bleibe ich unbemerkt, was bin ich in der Gesamtzahl der Menschen?
18 Der Himmel, der höchste Himmel, das Meer und das Land, sie wanken, wenn er sie heimsucht.
19 Der Untergrund der Berge und die Grundfesten der Erde, sie erbeben gewaltig, wenn er sie anschaut.
20 Doch an mich denkt er nicht, und wer achtet auf meine Wege?
21 Sündige ich, sieht mich kein Auge, betrüge ich ganz heimlich, wer weiß es? -
22 Das gerechte Tun, wer macht es bekannt? Und was darf ich hoffen, wenn ich das Gebot halte?
23 Nur ein Unvernünftiger behauptet solches, nur ein törichter Mensch denkt so.
24 Hört auf mich, und lernt von meiner Erfahrung, richtet euren Sinn auf meine Worte!
25 Wohlüberlegt trage ich meine Gedanken vor, und bescheiden teile ich mein Wissen mit:
26 Als Gott am Anfang seine Werke erschuf und ihnen zu ihrem Dasein Gesetze gab,
27 hat er ihre Aufgabe für immer festgelegt und ihren Machtbereich für alle Zeiten. Sie ermatten nicht und werden nicht müde, sie lassen nicht nach in ihrer Kraft.
28 Keines seiner Werke verdrängt das andere, und bis in Ewigkeit widerstreben sie seinem Befehl nicht.
29 Dann hat der Herr auf die Erde geblickt und sie mit seinen Gütern erfüllt.
30 Mit allerlei Lebewesen bedeckte er ihre Fläche, und sie kehren wieder zu ihr zurück.
17 1 Der Herr hat die Menschen aus Erde erschaffen und läßt sie wieder zu ihr zurückkehren.
2 Gezählte Tage und eine bestimmte Zeit wies er ihnen zu und gab ihnen Macht über alles auf der Erde.
3 Ihm selbst ähnlich hat er sie mit Kraft bekleidet und sie nach seinem Abbild erschaffen.
4 Auf alle Wesen legte er die Furcht vor ihnen, über Tiere und Vögel sollten sie herrschen.5 []
6 Er bildete ihnen Mund und Zunge, Auge und Ohr, und ein Herz zum Denken gab er ihnen.
7 Mit kluger Einsicht erfüllte er sie und lehrte sie, Gutes und Böses zu erkennen.
8 Er zeigte ihnen die Größe seiner Werke, um die Furcht vor ihm in ihr Herz zu pflanzen.9 Sie sollten für immer seine Wunder rühmen
10 und seinen heiligen Namen loben.
11 Er hat ihnen Weisheit geschenkt und ihnen das lebenspendende Gesetz gegeben.
12 Einen ewigen Bund hat er mit ihnen geschlossen und ihnen seine Gebote mitgeteilt.
13 Ihre Augen sahen seine machtvolle Herrlichkeit, ihr Ohr vernahm seine gewaltige Stimme.
14 Er sprach zu ihnen: Hütet euch vor allem Unrecht! Er schrieb ihnen ihr Verhalten gegenüber dem Nächsten vor.
15 Ihre Wege liegen allezeit offen vor ihm, sie sind nicht verborgen vor seinen Augen.16 []
17 Für jedes Volk bestellte er einen Herrscher, Israel aber ist der Erbbesitz des Herrn.18
19 Alle ihre Taten stehen vor ihm wie die Sonne, seine Augen ruhen stets auf ihren Wegen.
20 Ihre Frevel sind vor ihm nicht verborgen, alle ihre Sünden stehen dem Herrn vor Augen.21
22 Das Almosen eines jeden ist bei ihm wie ein Siegelring, des Menschen Wohltat behütet er wie einen Augapfel.
23 Schließlich erhebt er sich und vergilt ihnen, er läßt die Vergeltung über ihr Haupt kommen.
24 Den Reumütigen aber gewährt er Umkehr und tröstet die Hoffnungslosen [und bestimmte sie für ein Leben in der Wahrheit].
25 Wende dich zum Herrn, laß ab von der Sünde, bete vor ihm, und beseitige das Ärgernis!
26 Kehre zum Höchsten zurück, und wende dich ab vom Bösen, hasse stets das Schlechte!
27 Wer wird in der Unterwelt den Höchsten loben anstelle derer, die leben und ihn preisen?
28 Beim Toten, der nicht mehr ist, verstummt der Lobgesang; nur der Lebende und Gesunde preist den Herrn.
29 Wie groß ist das Erbarmen des Herrn und seine Nachsicht gegen alle, die umkehren zu ihm.
30 Denn nicht wie Gott ist der Mensch, Gottes Gedanken sind nicht wie die Gedanken der Menschen.
31 Was ist heller als die Sonne? Und selbst sie verfinstert sich; so ist auch das Begehren von Fleisch und Blut böse.
32 Das Heer in der Höhe zieht er zur Rechenschaft, erst recht die Menschen, die nur Staub und Asche sind.
18 1 Der Herr, der in Ewigkeit lebt, hat alles insgesamt erschaffen, der Herr allein erweist sich als gerecht.
2 []3
4 Keiner vermag seine Werke zu verkünden. Wer ergründet seine großen Taten?
5 Wer kann seine gewaltige Größe beschreiben und seine großen Taten aufzählen bis zum Ende?
6 Man kann nichts wegnehmen und nichts hinzutun, unmöglich ist es, die Wunder des Herrn zu ergründen.
7 Ist der Mensch am Ende angelangt, steht er noch am Anfang, wenn er es aufgibt, ist er ratlos.
8 Was ist der Mensch, und wozu nützt er? Was ist gut an ihm, und was ist schlecht?
9 Das Leben eines Menschen dauert höchstens hundert Jahre.
10 Wie ein Wassertropfen im Meer und wie ein Körnchen im Sand, so verhalten sich die wenigen Jahre zu der Zeit der Ewigkeit.
11 Darum hat der Herr mit ihnen Geduld, und er gießt über sie sein Erbarmen aus.
12 Er sieht und weiß, daß ihr Ende schlimm ist; darum hat er so viel Nachsicht mit ihnen.
13 Das Erbarmen des Menschen gilt nur seinem Nächsten, das Erbarmen des Herrn allen Menschen. Er weist zurecht, erzieht und belehrt und führt wie ein Hirt seine Herde zurück.
14 Glücklich alle, die auf sein Erbarmen hoffen und seine Gebote annehmen.
15 Mein Sohn, bring keinen Makel auf deine Wohltaten, und füg zu keiner Gabe kränkende Worte!
16 Vertreibt nicht der Tau die Hitze? So ist das Wort mehr als die Gabe.
17 Ist das Wort nicht mehr wert als die Gabe? Dem Gütigen steht beides wohl an.
18 Der Tor schmäht in liebloser Weise, die Gabe des Geizigen macht die Augen traurig.
19 Bevor du redest, unterrichte dich, und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit!
20 Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen.
21 Demütige dich, ehe du zu Fall kommst; zur Zeit der Sünde laß Umkehr erkennen!
22 Säume nicht, ein Gelübde rechtzeitig einzulösen, warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden.
23 Ehe du gelobst, überdenk dein Gelübde, sei nicht wie einer, der den Herrn versucht.
24 Denk an den Zorn am Ende der Tage, an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Gesicht abwendet.
25 Denk zur Zeit des Überflusses an die Zeit des Hungers, in den Tagen des Reichtums an Armut und Not!
26 Vom Morgen zum Abend wechselt die Zeit, alles eilt dahin vor dem Herrn.
27 Ein Weiser nimmt sich immer in acht, in Zeiten der Sünde hütet er sich vor Verfehlung.
28 Jeder Verständige soll Weisheit lehren; wer sie gefunden hat, soll ihr Lob verkünden.
29 Wer klug zu reden vermag, ist selbst ein Weisheitslehrer und trägt in Bescheidenheit seine Sinnsprüche vor.
30 Folg nicht deinen Begierden, von deinen Gelüsten halte dich fern!
31 Wenn du erfüllst, was deine Seele begehrt, erfüllst du das Begehren deines Feindes.
32 Freu dich nicht über ein wenig Lust; doppelt so schwer wird dann die Armut sein.
33 Sei kein Fresser und Säufer; denn sonst bleibt nichts im Beutel.
19 1 Wer das tut, wird niemals reich, wer das Wenige geringschätzt, richtet sich zugrunde.
2 Wein und Weiber machen das Herz zügellos; wer sich an Dirnen hängt, wird frech.
3 [Moder und Würmer nehmen ihn in Besitz, freche Gier richtet den zugrunde, über den sie herrscht.]
4 Wer schnell vertraut, ist leichtfertig, wer sündigt, verfehlt sich gegen sich selbst.
5 Wer sich über eine Schlechtigkeit freut, wird selbst verachtet, [wer den Lüsten widerstrebt, krönt sein Leben.
6 Wer seine Zunge beherrscht, lebt ohne Streit;] wer Gerede verbreitet, dem fehlt es an Verstand.
7 Verbreite niemals ein Gerede, dann wird auch dich niemand schmähen.
8 Rede weder über Freund noch Feind; wenn du einen Freund hast, enthülle nichts über ihn!
9 Denn wer dich hört, wird sich vor dir hüten und dir zur gegebenen Zeit seinen Groll zeigen.
10 Hast du etwas gehört, so sterbe es in dir; sei unbesorgt, es wird dich nicht zerreißen.
11 Um eines Wortes willen kommt der Tor in Wehen wie eine Gebärende durch ihre Leibesfrucht.
12 Wie ein Pfeil im Schenkel sitzt, so steckt das Wort im Leib des Toren.
13 Stell den Freund zur Rede, ob er etwas getan hat, und wenn er es getan hat - damit er es nicht wieder tut.
14 Stell deinen Nächsten zur Rede, ob er etwas gesagt hat, und wenn er es gesagt hat - damit er es nicht wiederholt.
15 Stell den Freund zur Rede, denn oft gibt es Verleumdung; trau nicht jedem Wort!
16 Mancher gleitet aus, doch ohne Absicht. Wer hätte noch nie mit seiner Zunge gesündigt?
17 Stell deinen Nächsten zur Rede, ehe du ihm Vorwürfe machst. gib dem Gesetz des Höchsten Raum!18 []19
20 Alle Weisheit ist Furcht vor dem Herrn; in jeder Weisheit liegt Erfüllung des Gesetzes.21
22 Schlechtes zu kennen ist keine Weisheit, der Rat der Sünder ist keine Klugheit.
23 Es gibt eine Schläue, die ein Greuel ist, und es gibt Einfältige, die nichts Schlechtes tun.
24 Besser ist es, arm an Klugheit und gottesfürchtig zu sein, als reich an Einsicht, aber das Gesetz zu übertreten.
25 Es gibt eine listige Schläue, doch sie ist ungerecht; mancher verstellt sich, um Rechtschaffenheit vorzutäuschen.
26 Mancher geht gebeugt und traurig einher, doch sein Inneres ist voll Tücke.
27 Er schlägt den Blick nieder und stellt sich taub; wo er nicht durchschaut wird, tritt er gegen dich auf.
28 Wenn ihm die Kraft fehlt, Unrecht zu tun, tut er doch Böses, sobald er Gelegenheit findet.
29 Am Aussehen erkennt man den Menschen, am Gesichtsausdruck erkennt ihn der Weise.
30 Die Kleidung des Menschen offenbart sein Verhalten, die Schritte des Menschen zeigen, was an ihm ist.
20 1 Manche Ermahnung geschieht zur Unzeit; mancher schweigt, und der ist weise.
2 Keinen Dank erntet, wer den Zornigen zurechtweist;
3 wer Lob erteilt, bleibt vor Schimpf bewahrt.
4 Wie ein Entmannter, der bei einem Mädchen liegt, ist einer, der mit Gewalt das Recht durchsetzen will.
5 Mancher schweigt und gilt als weise, mancher wird trotz vielen Redens verachtet.
6 Mancher schweigt, weil er keine Antwort weiß, mancher schweigt, weil er die rechte Zeit beachtet.
7 Der Weise schweigt bis zur rechten Zeit, der Tor aber achtet nicht auf die rechte Zeit.
8 Wer viele Worte macht, wird zum Ekel, der Anmaßende wird gehaßt.
9 Mancher Erfolg wird dem Menschen zum Schaden, mancher Gewinn wird zum Verlust.
10 Es gibt Geschenke, von denen man nichts hat, es gibt Geschenke, die man doppelt vergüten muß.
11 Es gibt Demütigung um der Ehre willen; mancher erhob sein Haupt aus der Erniedrigung.
12 Mancher kauft vieles billig ein und muß es doch siebenfach bezahlen.
13 Wer klug zu reden weiß, macht sich beliebt, die Liebenswürdigkeit der Toren ist umsonst.
14 Vom Geschenk eines Toren hast du nichts, denn sieben Augen hat er, nicht nur eines.
15 Er gibt wenig und schimpft viel, er reißt den Mund auf wie ein Ausrufer. Heute leiht er, morgen fordert er zurück; solch ein Mensch ist verhaßt.
16 Der Tor sagt: Ich habe keinen Freund, meine Wohltaten finden keinen Dank.
17 Alle, die sein Brot essen, haben böse Zungen: Wie oft und wie viel verlachen sie ihn!
18 Besser ein Fehltritt auf dem Boden als ein Fehltritt durch die Zunge; so schnell wird auch der Sturz der Bösen kommen.
19 Ein Wort zur Unzeit ist ein Braten ohne Salz, im Mund des Ungebildeten findet es sich dauernd.
20 Ein Sinnspruch aus dem Mund des Toren wird verachtet, denn er spricht ihn nicht zur rechten Zeit.
21 Mancher sündigt nicht, obwohl er arm ist; er läßt sich in seiner Ruhe nicht stören.
22 Mancher richtet aus Scham sich selbst zugrunde; weil er (seine Not) verbirgt, geht er unter.
23 Mancher gibt aus Scham dem Freund Versprechen und macht ihn sich ohne Grund zum Feind.
24 Ein schlimmer Schandfleck am Menschen ist die Lüge; im Mund des Ungebildeten findet sie sich dauernd.
25 Besser ein Dieb als einer, der immer nur lügt; beide aber werden zugrunde gehen.
26 Das Ende des Lügners ist Schmach, immerfort haftet seine Schande an ihm.
27 Wer weise ist im Reden, kommt voran, ein kluger Mann ist bei den Machthabern beliebt.
28 Wer das Land bebaut, schichtet hohe Garbenstöße auf; wer den Machthabern gefällt, kann manches Unrecht gutmachen.
29 Geschenke und Gaben blenden die Augen der Weisen, wie ein Zügel im Maul lenken sie Vorwürfe ab.
30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz: was nützen sie beide?
31 Besser einer, der seine Torheit verbirgt, als einer, der seine Weisheit verbirgt.
21 1 Mein Sohn, hast du gesündigt, tu es nicht wieder, und bete wegen deiner früheren Sünden!
2 Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, sie rauben den Menschen das Leben.
3 Wie ein zweischneidiges Schwert ist jedes Unrecht; für die Wunde, die es schlägt, gibt es keine Heilung.
4 Gewalttat und Hochmut verwüsten den Wohlstand, das Haus des Übermütigen stürzt ein.
5 Das Gebet aus dem Mund des Armen dringt zu den Ohren Gottes, und rasch kommt Gottes Gericht.
6 Wer Ermahnung haßt, folgt der Spur des Sünders; wer den Herrn fürchtet, nimmt sie sich zu Herzen.
7 Von weitem erkennt man den Schwätzer; der Erfahrene merkt es, wenn jener entgleist.
8 Baut einer sein Haus mit fremdem Geld, sammelt er Steine für einen Schutthaufen.
9 Ein Bündel Werg ist die Versammlung der Ruchlosen, ihr Ende ist die Feuerflamme.
10 Der Weg der Sünder ist frei von Steinen; doch sein Ende ist die Tiefe der Unterwelt.
11 Wer das Gesetz befolgt, beherrscht seinen Trieb, und Gottesfurcht ist vollendete Weisheit.
12 Der Unkluge läßt sich nicht erziehen; doch es gibt auch Klugheit, die viel Bitterkeit einträgt.
13 Das Wissen des Weisen schwillt an wie ein Bach, wie ein lebendiger Quell ist sein Rat.
14 Das Herz des Toren ist wie eine geborstene Zisterne: Es hält keine Weisheit fest.
15 Hört der Verständige ein weises Wort, lobt er es und fügt andere hinzu. Hört es der Leichtfertige, lacht er darüber, er wirft es weit hinter sich.
16 Das Gespräch des Toren ist wie eine Last auf der Reise, doch auf den Lippen des Verständigen findet sich Anmut.
17 Die Rede des Weisen begehrt man in der Versammlung, und seine Worte überdenkt man im Herzen.
18 Wie ein Gefängnis ist dem Toren die Weisheit, Erkenntnis ist dem Unverständigen wie eine Fessel.
19 Wie Ketten an den Füßen ist dem Unvernünftigen die Zucht und wie Handschellen an der rechten Hand.
20 Der Tor lacht mit lauter Stimme, der Kluge aber lächelt kaum leise.
21 Wie ein goldener Schmuck ist dem Weisen die Zucht und wie eine Spange am rechten Arm.
22 Der Fuß des Toren eilt rasch ins Haus, der Besonnene aber wartet bescheiden.
23 Der Tor blickt durch die Tür ins Haus hinein, der Wohlerzogene bleibt draußen stehen.
24 Ungezogen ist es, an der Tür zu horchen, der Verständige aber verschließt seine Ohren.
25 Die Lippen der Frevler erzählen ihre eigene Torheit, die Worte der Verständigen sind wohlabgewogen.
26 Die Toren haben ihr Herz auf der Zunge, die Weisen haben ihre Zunge im Herzen.
27 Verflucht der Ruchlose den Gerechten, so verflucht er sich selbst.
28 Sich selbst besudelt der Verleumder; wo er wohnt, ist er verhaßt.
22 1 Einem beschmutzten Stein gleicht der Faule jeder ruft pfui, weil er ekelhaft ist.
2 Einem Ballen Kot gleicht der Faule, jeder, der ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab.
3 Schande für den Vater ist ein mißratener Sohn, eine (mißratene) Tochter ist ihm zur Schmach geboren.
4 Eine kluge Tochter bringt ihrem Mann Besitz ein, eine schändliche macht ihrem Vater Kummer;
5 die trotzige bereitet dem Vater und dem Gatten Schande, von beiden wird sie verachtet.
6 Wie Musik zur Trauer ist eine Rede zur falschen Zeit, Schläge und Zucht aber zeugen stets von Weisheit.7 []8
9 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen, er sucht einen Schlafenden aus tiefem Schlummer zu wecken.
10 Wer mit einem Toren redet, redet einen Schlafenden an; schließlich fragt dieser: Was ist denn?
11 Über einen Toten weine, denn das Lebenslicht erlosch ihm; über einen Toren weine, denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod.
12 Die Trauer um den Toten währt sieben Tage, die um den Toren und Ruchlosen alle Tage seines Lebens.
13 Mit einem Unvernünftigen mach nicht viele Worte, und geh nicht mit einem Schwein! Hüte dich vor ihm, damit du dich nicht zu ärgern brauchst und nicht besudelt wirst, wenn es sich schüttelt. Geh ihm aus dem Weg, und du wirst Ruhe finden und keinen Verdruß haben mit seinem Unverstand.
14 Was ist schwerer als Blei? Wie könnte es anders heißen als: der Tor?
15 Sand, Salz und Eisenblöcke sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch.
16 Holzgebälk, eingelassen ins Mauerwerk, löst sich bei keiner Erschütterung: So ist ein Herz, gestützt auf überlegten Rat; zu keiner Zeit verzagt es.
17 Ein Herz, das auf kluge Überlegung gegründet ist, ist (fest) wie Sandverputz an glatter Mauer.
18 Steinchen, die obenauf liegen, halten dem Wind nicht stand: So ist ein feiges Herz mit törichter Gesinnung: Vor keinem Schrecken hält es stand.
19 Wer ins Auge stößt, treibt Tränen heraus; wer ins Herz stößt, treibt Freundschaft hinaus.
20 Wer mit Steinen nach Vögeln wirft, verscheucht sie; wer den Freund beschimpft, vertreibt die Freundschaft.
21 Hast du gegen den Freund das Schwert gezogen, verzweifle nicht: Es gibt einen Rückweg.
22 Hast du den Mund aufgetan gegen den Freund, verzage nicht: Es gibt eine Versöhnung. Doch bei Beschimpfung, Geheimnisverrat und tückischem Schlag entflieht jeder Freund.
23 Halte dem Nächsten in der Armut die Treue, dann kannst du mit ihm auch sein Glück genießen. Halte bei ihm aus in der Zeit der Not, dann hast du auch Anteil an seinem Besitz.
24 Dem Feuer gehen Rauch und Qualm voraus, ebenso dem Blutvergießen Streitereien.
25 Ist dein Freund verarmt, beschäme ihn nicht, und versteck dich nicht vor ihm!
26 Hast du einen Freund, plaudere von ihm nichts aus, sonst wird sich jeder, der dich hört, vor dir hüten.
27 Wer setzt eine Wache vor meinen Mund, vor meine Lippen ein kunstvolles Siegel, damit ich durch sie nicht zu Fall komme und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürzt?
23 1 Herr, Vater und Gebieter meines Lebens, bring mich durch sie nicht zu Fall!
2 Wer hält eine Peitsche bereit für mein Denken und eine Zuchtrute für mein Herz, um ihre Vergehen nicht zu schonen und ihnen keine Sünden zu gestatten,
3 damit meine Fehler sich nicht mehren, meine Sünden sich nicht häufen und ich nicht zu Fall komme vor meinen Feinden, so daß mein Gegner sich über mich freuen könnte?
4 Herr, Vater und Gott meines Lebens, überlaß mich nicht ihrem Plan!
5 Übermütige Augen gib mir nicht, halte fern von mir die Begierde!
6 Unzucht und Sinnenlust sollen mich nicht ergreifen, schamloser Gier gib mich nicht preis!
7 Ihr Söhne, vernehmt die Unterweisung über das Reden; wer sie beachtet, verfehlt sich nicht.
8 Durch seine Lippen verstrickt sich der Sünder, Lästerer und Stolze stürzen durch sie.
9 Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören, den Namen des Heiligen zu nennen, gewöhn dir nicht an!
10 Wie ein Sklave, der dauernd straffällig wird, von Striemen nie frei bleibt, so bleibt von Sünde nicht rein, wer immerfort schwört und Gottes Namen ausspricht.
11 Ein Mensch, der viel schwört, häuft Schuld auf sich, die Strafrute weicht nicht von seinem Haus. Verfehlt er sich unbedacht, lastet seine Sünde auf ihm; übersieht er den Schwur, sündigt er doppelt, schwört er falsch, bleibt er nicht ungestraft; ja, sein Haus wird von Leiden erfüllt.
12 Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; möge es sich im Erbland Jakobs nicht finden. Den Frommen liegt dies alles fern, sie wälzen sich nicht in Sünden.
13 Gewöhn deinen Mund nicht an Zuchtlosigkeit; denn es kommt dabei zu sündhaften Reden.
14 Denk an Vater und Mutter, wenn du im Kreis der Großen sitzt, damit du bei ihnen keinen Anstoß erregst und nicht durch dein Benehmen dich zum Toren machst und wünschen mußt, nicht geboren zu sein, und den Tag deiner Geburt verfluchst.
15 Hat sich einer an schändliche Reden gewöhnt, nimmt er sein Leben lang keine Zucht mehr an.
16 Zwei Gruppen von Menschen häufen die Sünden, drei ziehen den Zorn herbei: Leidenschaftliche Begierde, sie brennt wie Feuer und erlischt nicht, bis sie sich verzehrt hat; der Mensch, der am eigenen Leib Unzucht treibt und nicht aufhört, bis das Feuer verglüht;
17 der Wollüstige, dem jedes Brot süß schmeckt, der nicht aufhört, bis er tot ist;
18 der Mensch, der Ehebruch treibt auf seinem Lager, der bei sich denkt: Wer sieht mich? Dunkel umgibt mich, Wände verbergen mich, keiner sieht mich, warum sollte ich mich fürchten zu sündigen?
19 Er denkt nicht an den Höchsten, nur die Augen der Menschen fürchtet er. Er bedenkt nicht, daß die Augen des Herrn zehntausendmal heller sind als die Sonne, daß sie alle Wege des Menschen sehen und die geheimsten Winkel durchdringen.
20 Schon ehe es geschieht, ist ihm alles bekannt, ebenso, wenn es vollbracht ist.
21 Jener wird auf den Straßen der Stadt verurteilt; wo er es nicht vermutet, da wird er ergriffen.
22 So auch die Frau, die ihren Mann verläßt und von einem andern einen Erben zur Welt bringt:
23 Erstens war sie dem Gesetz des Höchsten untreu, zweitens hat sie sich gegen ihren Gatten vergangen, drittens hat sie in Unzucht die Ehe gebrochen und von einem andern Kinder zur Welt gebracht.
24 Sie wird vor die Gemeinde geführt, und ihre Kinder werden es büßen müssen.
25 Ihre Sprößlinge werden keine Wurzel treiben, und ihre Zweige keine Frucht bringen.
26 Ihr Andenken hinterläßt sie zum Fluch, ihre Schande wird niemals getilgt.
27 Alle Bewohner des Landes werden erkennen, alle Nachkommen werden einsehen: Nichts ist besser als die Furcht vor dem Herrn, nichts süßer, als seine Gebote zu halten.
24 1 Die Weisheit lobt sich selbst, sie rühmt sich bei ihrem Volk.
2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes und rühmt sich vor seinen Scharen:
3 Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor, und wie Nebel umhüllte ich die Erde.
4 Ich wohnte in den Höhen, auf einer Wolkensäule stand mein Thron.
5 Den Kreis des Himmels umschritt ich allein, in der Tiefe des Abgrunds ging ich umher.
6 Über die Fluten des Meeres und über alles Land, über alle Völker und Nationen hatte ich Macht.
7 Bei ihnen allen suchte ich einen Ort der Ruhe, ein Volk, in dessen Land ich wohnen könnte.
8 Da gab der Schöpfer des Alls mir Befehl; er, der mich schuf, wußte für mein Zelt eine Ruhestätte. Er sprach: In Jakob sollst du wohnen, in Israel sollst du deinen Erbbesitz haben.
9 Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen, und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.
10 Ich tat vor ihm Dienst im heiligen Zelt und wurde dann auf dem Zion eingesetzt.
11 In der Stadt, die er ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, Jerusalem wurde mein Machtbereich.
12 Ich faßte Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.
13 Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, wie ein wilder Ölbaum auf dem Hermongebirge.
14 Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.
15 Wie Zimt und duftendes Gewürzrohr, wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt.
16 Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus, und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut.
17 Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht.18 []
19 Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, sättigt euch an meinen Früchten!
20 An mich zu denken ist süßer als Honig, mich zu besitzen ist besser als Wabenhonig. [Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Generationen.]
21 Wer mich genießt, den hungert noch, wer mich trinkt, den dürstet noch.
22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, wer mir dient, fällt nicht in Sünde. [Wer mich ans Licht hebt, hat ewiges Leben.]
23 Dies alles ist das Bundesbuch des höchsten Gottes, das Gesetz, das Mose uns vorschrieb als Erbe für die Gemeinde Jakobs.24 []
25 Es ist voll von Weisheit, wie der Pischonfluß (voll Wasser ist), wie der Tigris in den Tagen der ersten Ähren;
26 es strömt über von Einsicht, ähnlich der Flut des Eufrat, ähnlich dem Jordan in den Tagen der Ernte;
27 es fließt von Belehrung über, ähnlich dem Nil, ähnlich dem Gihon in den Tagen der Weinlese.
28 Wer als erster es erforschte, kam nicht ans Ende, ebensowenig ergründet es der letzte.
29 Übervoll wie das Meer ist sein Sinn, sein Rat ist tiefer als der Ozean.
30 Ich selbst war wie ein Bewässerungsgraben, wie ein Kanal, der hinabfließt zum Garten.
31 Ich dachte: Ich will meinen Garten tränken, meine Beete bewässern. Da wurde mir der Kanal zum Strom, und mein Strom wurde zum Meer.
32 So strahle ich weiterhin Belehrung aus wie die Morgenröte, ich lasse sie leuchten bis in die Ferne.
33 Weiterhin gieße ich Lehre aus wie Prophetenworte und hinterlasse sie den fernsten Generationen.
34 Seht, nicht allein für mich habe ich mich geplagt, sondern für alle, die Weisheit suchen.
Jesus Sirach (EUS) 13