Die Ekklesiologie seit dem II. Vatikanischen Konzil: Das Verständnis der Communio

Prof. Julian Porteous, Sydney/Australia

Seit das Dokument Lumen Gentium die Natur der Kirche als Volk Gottes definiert hat, ist die Ekklesiologie zum fruchtbaren Nährboden theologischer Diskussionen geworden. Die Rolle aller Getauften wurde in dem im Anschluß an die Synode veröffentlichten Dokument Christifideles Laici noch stärker betont. Die Überarbeitung des Kanonischen Rechts (1983) legte die Rechte und Pflichten aller Getauften deutlich fest. Vor dem Hintergrund dieser Neubewertung der Natur der Kirche stand der Begriff der Communio, welche die Grundlagen einer weiteren Erkundung der Natur der Kirche gelegt hat. Dies alles stellt eine gute Gelegenheit dar, die Ekklesiologie lebendig zu machen, denn jeder Getaufte ist dazu berufen, einen notwendigen Beitrag zum Leben und zur Mission der Kirche zu leisten. Die australische Kirche hat positiv auf diese Sichtweise reagiert. Die Laien haben sich besonders auf Gemeindeebene und auf dem Gebiet der katholischen Erziehung stark engagiert.

Die australische Kirche kann eine enge Zusammenarbeit zwischen Priestern, Geistlichen und Laien im Alltag der Kirche beobachten. Das wird als eine der positiven Auswirkungen der konziliären Ekklesiologie angesehen. In Australien ist allerdings auch die westliche Sorge um die individuelle Freiheit und um die Gewissensrechte sehr deutlich zu spüren. Dies hat sich besonders eindeutig durch die Reaktion auf die Enzyklika Humanae Vitae gezeigt, als sich viele Stimmen gegen die Lehren der Enzyklika und für die persönlichen Gewissensrechte erhoben haben. Tendentiell wird hier das individuelle Gewissen und das persönliche Selbstbestimmungsstreben im Rahmen der Teilnahme am Kirchenleben noch immer als sakrosankt angesehen.

Der Begriff der Communio von wurde von einigen auch dahingehend mißverstanden, als würde die Communio bedeuten, daß ein „spirituelles" Verhältnis mit der Kirche möglich sei, ohne den praktischen Umgang mit ihr pflegen zu müssen und ihre Autorität anzuerkennen. Die ekklesiale Communio besitzt allerdings sowohl eine unsichtbare und spirituelle Natur als auch eine sichtbare und praktische Dimension im Sinne einer wahrhaftigen Einheit mit dem Nachfolger St. Petri.