Eucharistie und Dreifaltigkeit
Prof. Michael F. Hull, New York

Von Eucharistie und Dreifaltigkeit zu sprechen heißt, das Mysterium Gottes in seiner Tiefe zu betrachten. Einerseits ist die Eucharistie heilig, nicht nur, weil sie der Heiligkeit geweiht ist, sondern weil sie die Heiligkeit selbst ist: Sie ist die reale, substanzielle Präsenz Christi. An der Eucharistie teilzunehmen bedeutet, am göttlichen Leben teilzuhaben. Andererseits ist die Dreifaltigkeit das göttliche Leben. Sie ist die Verbindung, die die drei göttlichen Personen Gottes vereint: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Die Teilhabe an der Dreifaltigkeit bedeutet das göttliche Leben. Weder die Eucharistie noch die Dreifaltigkeit können wir durch die menschliche Vernunft erfahren. Diese beiden Mysterien werden uns in Jesus Christus enthüllt, der Gott ist und Mensch, in Ihm, der Fleisch ward. Seine Präsenz in der Eucharistie als Leib, Blut, Seele und göttliches Wesen verändert seine Beziehung zu dem Vater und dem Heiligen Geist in der Dreifaltigkeit nicht, und seine kenosis mindert in keinster Weise Seine dreifaltige Existenz.

Durch die Eucharistie erlangen wir eine vollkommene Vertrautheit mit Christus, in diesem Leben wie im künftigen Leben. Jesus sprach: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen." (Joh 6,56-57). Das Leben in Christus ist die Grundlage der Sakramente. Mit der Eucharistie sind die anderen sechs Sakramente eng verbunden und schöpfen aus ihr die Fülle (PO 5 und Thomas von Aquin, Summa Theologiae, III, q. 73, art. 3). In der Fleischwerdung wurde das Menschengeschlecht durch das gehorsame Opfer Christi erhoben, um an Seinem göttlichen Leben teilzuhaben, um eins zu werden mit der Zweiten Person der Dreifaltigkeit, und so auf mysteriöse Weise in das Innenleben Gottes einzutreten. Wenn sie an der heiligen Kommunion teilnehmen, haben die Menschen am Leben der Dreifaltigkeit teil.

Die Dreifaltigkeit schafft den harmonischen göttlichen Ausdruck, dessen letztes Ziel die Vereinigung mit der Dreifaltigkeit ist. Dies drückt der Sohn aus, als er zum Vater betet, "damit sie alle eins seien" (Gv 17,21-23). Das Ergebnis der Parusie ist, dass "Gott sei alles in allem" (1 Cor 15,28). Das christliche Leben stellt damit ein gemeinschaftliches und individuelles Engagement dar, die Kommunion untereinander und mit den göttlichen Personen aufzubauen, deren Wechselwirkungen das Modell für sämtliche Beziehungen des Kosmos darstellen. Die Eucharistie erfüllt damit nicht nur das, was sie bedeutet, sondern ist in der Tat das, was sie bedeutet: die heilige Kommunion zwischen Gott und den Menschen. In der Eucharistie essen die Menschen den Leib und trinken das Blut Christi, der mit seinem Wesen und seinem Opfer die Menschen zur Kommunion mit der Dreifaltigkeit erhebt.

Eucharistie und Dreifaltigkeit sind in der göttlichen Harmonie vollkommen miteinander verbunden. Dies ist ein harmonischer Aufbau, an dem die Menschen teilhaben, wenn auch auf mysteriöse Weise. Diese mysteriöse Teilnahme bedeutet nicht, dass sie indirekt, irrelevant oder banal sei (genau das Gegenteil ist der Fall). Sie bedeutet vielmehr, dass unser Menschsein die göttliche Wirklichkeit, in der wir die Kommunion mit Gott, dem Schöpfer, Erlöser und Heiligsprecher erleben, nicht umfassen kann. Die Zweite Person der Dreifaltigkeit ist die, die Fleisch wurde unter den Menschen, um das Menschengeschlecht wieder zur Kommunion mit der Dreifaltigkeit zu bringen. Diese Kommunion vollzieht sich im Messopfer, in dem wir den Kreuzweg nachvollziehen und an Seinem Leib und Blut teilhaben, damit Er alles in Sich versöhnt und uns heilig und untadelig und makellos vor das Angesicht des dreieinigen Gottes stelle (Col 1,20-22).