Alfonso Carrasco Rouco – Madrid

Die mütterliche Mittlerschaft Mariä in der Redemptoris Mater von Papst Johannes Paul II.

Die Enzyklika Redemptoris Mater, welche der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet ist, ist ein weiteres Beispiel der systematischen Rezeption der Lehren des II. Vatikanischen Konzils in das Lehramt von Papst Johannes Paul II.

In der eigenen mariologischen Abhandlung hatte das Konzil keinen quantitativen Fortschritt machen wollen, da es keine neuen dogmatischen Wahrheiten hinzugefügt hat – etwa im Rahmen der Mittlerschaft Mariä – und keine komplette Mariologie vorstellen, sondern die Reflexion vertiefen und eine Lehre über Maria erarbeiten, indem sie in den Heilsplan eingegliedert wird. Dabei wurde besonders den biblischen, patristischen und liturgischen Lehren gefolgt.

Auch die Redemptoris Mater will nicht das Dogma erweitern oder Maria neue Privilegien zusprechen, sondern allen Gläubigern eine Übersicht des katholischen Marienglaubens in ihrer einzigartigen Mission im Rahmen des göttlichen Heilsplans und im Leben der Kirche zur Verfügung stellen.

Dies gehört zum theologischen und seelsorgerischen Erneuerungsprozess der heutigen Kirche, wie er vom II. Vatikanischen Konzil beschrieben wurde. Die Kirche will der Welt das Evangelium über den Rationalismus hinweg verkünden, und zwar als Dialog und Einheit zwischen Gott und dem Menschen, welche in der Menschwerdung und in der Erlösung vollendet werden. Unter diesem Gesichtspunkt wird die Freiheit des Menschen nicht vernichtet, sondern auf neue und fruchtbare Art und Weise ermöglicht, wie die Rolle und die Mission Mariä beweisen. Ihre einzigartige Bedeutung kann und darf nicht bezweifelt werden, denn dies würde bedeuten, auch am Sohn Gottes, dem einzigen Erlöser und Mittler zwischen Gott und den Menschen, zu zweifeln.

  1. Nach langen Debatten im Rahmen des Konzils wurden weder die Bezeichnung der „Miterlöserin" noch von „Mittlerin aller Gnaden" ins VII. Kapitel der Lumen gentium aufgenommen. Dieses Dokument wollte die Einzigartigkeit Christi als Erlöser betonen, so dass es nicht einmal von einer „Opfergabe" Mariä am Kreuz seines Sohnes spricht (LG 58). Solche Ausdrücke werden in dieser Enzyklika gar nicht verwendet. Johannes Paul II. verwendet allerdings die Bezeichnung der „Mittlerin", wenn auch nicht oft, und zwar im Einklang mit der Lumen gentium (Nr. 62).
  2. Sowohl das II. Vatikanische Konzil als auch die Redemptoris Mater sprechen vielmehr von der „Mittlerschaft" Mariä, und betonen damit ihr Werk und ihre einzigartige Mission, welche sich in ihrem dem göttlichen Plan folgenden Leben entfaltete. Maria nimmt damit eine Rolle im Rahmen der Neuen Allianz ein, da sie aktiv an der Heilsgeschichte und am Leben der Kirche teilnimmt.

    In diesem Sinne versucht sowohl die Lumen gentium als auch die Redemptoris Mater, jegliche Verwirrung zwischen der Vermittlerrolle Mariä und dem Rang Christ zu meiden, denn sie nimmt keinen Teil an seinem tatsächlichen Heilswerk. Außerdem lehren die beiden Enzyklika, dass der höchste Mittler ein einziger ist und dass die Mission Mariä in keiner Weise die einzigartige Mittlerschaft Jesu Christi mindert. Ganz im Gegenteil offenbart sie ihre Wirkung: Denn wie die Gläubigen nehmen teil an den priesterlichen, prophetischen und königlichen munera Christi, so regt Maria in den Menschen Zusammenarbeit durch ihre Mittlerschaft an (LG 60, 62; RM 38). Andererseits wird Maria – da sie in der Nachkommenschaft Adams mit allen erlösungsbedürftigen Menschen verbunden ist (LG 53; cf. RM 10) – als Frau und „Tochter Sion" betrachtet, durch welche sich alle Verheißungen Gottes an sein Volk erfüllen (LG 55; RM 11, 14, 24).

    Deshalb nehmen alle Menschen an der Mittlerschaft Mariä teil. Zweifelsohne wirkt sie in dem Vermittlungswerk Christi auf besondere Weise mit, denn sie ist Mutter Gottes. Johannes Paul II. hat diese einzigartige und besondere „mütterliche Mittlerschaft" als ein Werk dargestellt, welches der Mutter Christi eigen ist, die im Heilswerk mitwirkt und uns Mutter in der Ordnung der Gnade ist (RM 38).

  3. Maria spielt im Heilsplan eine ganz genau definierte Rolle: Wenn die Zeit reif ist, nimmt durch den Heiligen Geist die Menschlichkeit Christi in ihrem Schoß Gestalt an. In diesem Moment entsteht auch die Kirche bzw. der Weg der Einheit durch Maria an Christus. Dieses fiat fasst die Braut- und die Mutterrolle zusammen (RM 1).
  4. Und in der Tat ist Maria als Mutter Christi auch besonders mit der Kirche verbunden. Das Mysterium der Menschwerdung setzt sich damit gleichsam im Mysterium der Kirche als Corpus Christi fort. Diese Sichtweise entsteht aus der traditionellen katholischen Mariologie und der Theologie des mystischen Körpers und wurde sowohl vom II. Vatikanischen Konzil (LG 52) wiederaufgenommen als auch in der Enzyklika erwähnt (RM 5). Johannes Paul II. zieht es allerdings vor, die historische Bedeutung des zweifachen Bunds zwischen Maria, Christus und der Kirche in der Perspektive der Antwort und der Pilgerfahrt der Jungfrau zu erläutern, welche an ihrem Bund mit Christi immer treu blieb (RM 5, 39). Der Papst bezieht sich andererseits oftmals auf die Stellungnahme der Lumen gentium.

    Um die Rolle Mariä zu begreifen, sollten wir also auf die Verkündigung und auf die Menschwerdung schauen. Der erste Ausdruck ihrer Unterwerfung an diese Vermittlungsmission zwischen Gott und Mensch ist ihre Annahme der Mutterschaft und ihr Konsens gegenüber dem Gotteswort, indem sie Gott ihre Jungfräulichkeit aufopfert, mit der Liebe der Braut, die sich ihm vollständig hingibt. Die gesamte mütterliche Teilnahme Mariä am Leben und an der Mission Christi wird von ihr mit voller und jungfräulicher Hingabe erlebt, und so soll sie auch betrachtet werden (RM 39).

    Ein wesentlicher Zug der unbefleckten Mutterschaft Mariä war bereits vom Anfang die Tatsache, dass sie „Magd Gottes" wurde (Lk 1, 38) bzw. „die Glückliche, die geglaubt hat" (Lk 1, 45). Diese Hauptdimension ihrer Mutterschaft wird durch die messianische Mission Jesu betont und zum Ausdruck gebracht, und zwar mit Worten, welche die Vorrangstellung dieser Mission gegenüber dem rein körperlichen Bund deutlich machen (Mk 3, 35; Lk 11, 28). Maria hörte ihrerseits weiterhin dem fleischgewordenen Wort zu und meditierte mit ihrem ganzen Gläubigenherzen darüber, denn es war die Offenbarung des lebendigen Gottes (Lk 2, 48-51). Je mehr die Mission ihres Sohnes vor ihren Augen und in ihrer Seele klar wurde, eröffnete sie sich auch dieser Dimension ihres Mutterdaseins. Damit ist Maria auf dem Glaubensweg bis ans Kreuz fortgeschritten und wurde damit zur ersten Anhängerin ihres Sohnes. Sie, welche als erste gerufen wurde, ist auch als erste ihrem Sohn gefolgt, vor jedem anderen Anhänger oder Jünger. Damit war sie nicht nur die „Mutter-Amme" des Menschensohnes, sondern auch seine großzügige und besondere Begleiterin (LG 61; RM 39).

    Mit ihrem Glauben nimmt Maria auf persönliche und einzigartige Weise die Wirkung der Mittlung Christi in sich auf und bereitet sich auf die Zusammenarbeit mit ihm sowie auf eine einzigartige – wenn noch unterlegene – Teilnahme an seiner Mittlerrolle. Diese Mittlerschaft Mariä ist einzigartig, weil sie auf der Gnade des Erlösers basiert. Sie wird zur „Magd des Herrn", welche Christus zur Mutter im Rang der Gnade machen wird.

  5. Diese Wandlung ihrer Mutterschaft findet also durch ihre Pilgerfahrt als großzügige Begleiterin Christi statt. Diese Rolle nimmt sie aufgrund ihrer Barmherzigkeit entgegen, die sie zur Mitwirkung bei der Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Menschen anspornt.
  6. Diese mütterliche Fürsorge trat zum ersten Mal in Kanaan in Galiläa (Jo 2, 1-5) an den Tag: Da tat sich eine neue spirituelle Mutterschaft kund, quasi eine Vorwegnahme ihrer Mittlerrolle vor. Johannes beschreibt die Fürsorge Mariä für das Wohl der Menschen, sowie dass Maria den Menschen aus ihrer Armut heraushilft und sie ins messianische Werk und in die Heilsmacht Christi einführt. Sie agiert als Mittlerin und als Mutter, welche ihrem Sohn hoffnungsvoll die Nöte der Menschen zeigt, damit er seine messianischen Kräfte anwendet. Sie zeigt den Menschen, dass sie dem gehorchen sollen, was ihr Sohn ihnen sagt, damit sie das Heil sehen und glauben (Jo 2, 11). Maria entfaltet damit ihre mütterliche Mittlerschaft, indem sie an Jesus glaubt und ihm auf einzigartige Weise verbunden ist und für die Menschen einschreitet, sowie die Offenbarung der Heilsmacht ihres Sohnes beschwört (RM 21-22).

    Am Kreuz kommt die ganze Wahrheit und die Natur dieser neuen Mutterschaft Mariä zum Vorschein, und zwar als Erweiterung ihrer mütterlichen Mission. Maria hat ihre Pilgerfahrt bis zu dieser endgültigen Entbehrung vollzogen und wird dort von Jesus der entstehenden Kirche zur Mutter gegeben (Jo 19, 26-27). Die endgültige Verwirklichung des Ostermysteriums des Erlösers zeugt eine neue Liebe und eine leidenschaftliche Barmherzigkeit in Maria am Kreuz ihres Sohnes; sie hat sich vollkommen ihrem Sohn hingegeben und nimmt jetzt seine heilende Liebe entgegen. Die mütterliche Mittlerschaft der „Magd des Herrn" erreicht eine universelle Dimension, denn das Heil betrifft alle Menschen. Sie gibt sich der Heilsmission und der universellen Mittlerschaft ihres Sohnes bedingungslos hin.

    Somit wird die mütterliche Mittlerschaft von Kanaan in der Kirche und durch die Kirche fortbestehen, denn Maria schreitet für das Heil ihrer Kinder ein und wirkt beim Heil und bei der Vereinigung von Gott und Mensch mit.

    Bei der vollen Offenbarung der Kirche an die Welt bzw. am Pfingsttag wird auch die Kontinuität dieser Mutterrolle Mariä deutlich: Diese Rolle entsteht im Schoß der neuen Kirche und vermittelt mit ihrem Gebet den Advent des Geistes (RM 23-24). Als sie zum Himmel auffuhr, vollzog sich in ihr die gesamte Wirkung der Mittlerschaft des Erlösers, und Maria wird ihrem Sohn verbunden bleiben. Sie wird mit ihm als diejenige herrschen, die an Christus geglaubt und ihm gedient hat. Sie darf nun weiter mütterlich seinen Plänen dienen und für die Menschen bis zur Krönung aller Auserwählten einschreiten (RM 40-41).

  7. Aufgrund ihrer auserwählten Mutterschaft und ihrer Innigkeit mit ihrem Sohn ist Maria auch von Anfang an innig mit der Kirche verbunden. Im Glauben und im Gehorsam hat Maria ihren Sohn gezeugt und ist ihm immer treu geblieben; als Jungfrau und Mutter ist sie für die Kirche ein ewiges Vorbild und wird als „Jungfrau und Mutter" bezeichnet (LG 63; RM 42).
  8. Maria hat in der Tat das Wort Gottes jungfräulich in sich aufgenommen und ist ihm bis ans Kreuz treu geblieben. Die mütterliche Dimension der Kirche ergibt sich auch aus der Tatsache, dass sie die treue unbefleckte Braut Christi ist, welche den Glauben in ihrem Herzen aufbewahrt und den Menschen verkündet. Die Kirche ist Mutter, weil sie das Wort Gottes in sich aufnimmt und durch ihre Verkündung und die Taufe ihre Kinder in ein neues und unsterbliches Leben ruft, welche damit durch den Heiligen Geist neu gezeugt werden. Die mütterliche Berufung der Kirche im Dienste des Heils der Kinder durch die Gnade ist eng mit ihrem sakramentalen Wesen verbunden (RM 43).

    Von der Verkündigung bis zur Kreuzigung wird sich im Glauben Mariä diese „innere menschliche Dimension" erschließen, dank welcher der Vater die Menschen unendlich segnen kann: die Dimension der Neuen Allianz. Diese Dimension ist heute noch in der Kirche vorhanden, denn sie ist das Sakrament der Union mit Gott und der Einheit der Menschheit (RM 28).

    Deshalb ist Maria das Vorbild der Kirche, bzw. mehr als ein Vorbild. Maria ist nämlich anwesend und wirkt bei der spirituellen Mutterschaft der Kirche mit, welche die Menschen zu einem neuen übernatürlichen Leben bringt.

    Maria hat schon auf Erden mitgewirkt, und zwar vornehmlich als Mutter des Sohnes, treu dem Sohn in mütterlicher und spiritueller Liebe, welche aus dem Ostergeheimnis des Erlösers entstand. Bereits seit dem Anfang der Pilgerfahrt der Kirche im Glauben ist Maria dabei, wie sie sich beim Abendmahl unter den Aposteln gezeigt hatte und die Gabe des Geistes erbat, welche die Menschen zu neuen Kindern Gottes macht (RM 44).

    In der Tat geht ihr Weg allerdings allen anderen vor: Er fing nämlich bereits bei der Menschwerdung an, als sie das Wort Gottes in ihren Schoß aufnahm und sich Gott im Gehorsam des Glaubens hingab. Maria wird keine apostolische Mission erhalten, anders als jene, die Jesus am Anfang seiner Mission in Israel berief. Allerdings war Maria unter den Anhängern eine besondere Zeugin des Mysteriums Jesu, denn sie glaubte als erste und folgte ihm Schritt für Schritt in ihrer mütterlichen Pilgerfahrt und ihrem einzigartigen Bund zu ihm.

    Maria geht also vor allen anderen Gläubigen in der Pilgerfahrt des Glaubens. Die Grundlage der Kirche war schon immer und wird immer die „Magd Gottes" sein, „diejenige, die geglaubt hat". Der Glauben Mariä prägt den Anfang der Neuen Allianz in Christus und geht vor der apostolischen Mission der Kirche. Sie ist im Herzen der Kirche: Jeder, der glaubt, wird irgendwie immer an ihrem Glauben teilhaben (RM 26-27).

    „Gerade diese lebendige Teilnahme am Glauben Marias entscheidet über ihre besondere Gegenwart bei der Pilgerschaft der Kirche" (RM 27). Ihre mütterliche Mittlerschaft betrifft vornehmlich die fundamentale Berufung aller Christen, d.h. derjenigen, die zum Glauben Christi und zur Wiederauferstehung durch das lebendige Wort berufen sind, und nicht aus Vergänglichem, sondern aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiederauferstehen werden (LG 9a).

    Das ist eine neue Dimension der Mutterschaft, die darin besteht, sich immer auf die einzigartige Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu beziehen. Der Jünger ist demnach ein Sohn, nimmt die Mutter in sich auf und vertraut ihr als einer Mutter seine eigene Person an, damit sie sich um ihn kümmert und ihr dabei hilft, sich zu regenerieren und ihren Glaubensweg zu bewältigen (RM 45). Selbst diese Dimension der Mutterschaft stammt aus Christus und ist auf ihn ausgerichtet. Maria ist diejenige, die als erste geglaubt und die heilende Liebe des Vaters bezeugt hat. Mit dieser Treue der Braut und der Mutter will sie allen helfen, die sich ihr anvertrauen (RM 46). Diese Dimension ihrer Mutterschaft offenbart sich insbesondere im Kult der Eucharistie, in welchem sich der Körper wahr macht, der von der Unbefleckten geboren wurde und am Kreuz aufgeopfert wurde. Durch die Union mit ihm führt Maria nach wie vor alle Gläubigen zum Heil (RM 44).

  9. „Die Kenntnis der wahren katholischen Lehre über die selige Jungfrau Maria wird immer einen Schlüssel für das genaue Verständnis des Geheimnisses Christi und der Kirche darstellen."

Das Kapitel VIII. von Lumen gentium leistet einen grundlegenden Beitrag zur konziliären Konstitution, indem es die vorangegangene Reflexion wieder ausgleicht, welche sich vielmehr auf die strukturelle, sichtbare und hierarchische Dimension der Kirche konzentriert. In einem gewissen Sinne steht dieses Kapitel in direkten Zusammenhang mit den ersten beiden, welche dem Mysterium der Kirche und dem Gottesvolk gewidmet sind. Es weist sogar auf ihre grundlegende Bedeutung hin. Es betont insbesondere die persönliche Natur dieser „Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Barmherzigkeit" (LG 8a), sowie dieser „Kommunion des Lebens, der Barmherzigkeit und der Einheit", die sich durch die Geschichte mit den richtigen Mitteln auf die ihre sichtbare und soziale Vereinigung vorbereitet (LG 9 b, c); das ist nur durch Menschen mit einem konkreten Namen und Gesicht möglich, allen voran Maria, als Anfang und Vollzug der Kirche des Neuen Testaments.

Maria kommt in ihrem historischen Weg vor dem Gottesvolk, welcher zeitlich und räumlich sichtbar war, dessen Hauptzüge allerdings innerlich sind: „Es handelt sich um eine Pilgerschaft im Glauben, in der ‚Kraft des auferstandenen Herrn’, um eine Pilgerschaft im Heiligen Geist, welcher der Kirche als unsichtbarer Beistand gegeben ist" (RM 25).

Die reale Präsenz, Mittlerschaft und Mitwirkung Mariä betont, dass die Kirche die Kongregation derjenigen ist, die „zu Christus als dem Urheber des Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens glaubend aufschauen" (LG 9c; RM 25). Auf dem Weg der Kirche ist nicht nur der Glauben wesentlich, sondern auch die spirituelle Mutterschaft, denn der Gläubige braucht vor sich einen „Spiegel, in dem sich die Großtaten Gottes in tiefster und reinster Weise widerspiegeln" (RM 25), um sich dem Glauben anzunähern; dieser Spiegel ist hauptsächlich Maria selbst.

In beiden Dimensionen der spirituellen, sakramentalen und persönlichen Mutterschaft der Kirche ist Maria anwesend und wirkt mit bei der Erzeugung und beim Wachstum des Glaubens der Menschen an Christus, den einzigen Mittler. Und doch hat es Johannes Paul II. in seiner Reflexion über die besondere Präsenz und mütterliche Mittlerschaft Mariä es vorgezogen, ihre persönliche Dimension zu betonen, welche aus der Pilgerfahrt Mariä und aller Christen hervorgeht: den Gehorsam des Glaubens.

Damit betont er einen wesentlichen Aspekt des Geheimnisses der Kirche, welches in der theologischen Reflexion sowie in der Seelsorge manchmal in den Hintergrund gerät. Das ekklesiale „Sakrament" enthält nämlich auch einen innerlichen menschlichen Aspekt der Einheit, mit konkreten Gesichtern und Menschen, welche die heilende Liebe Gottes bezeugen und die Nöte ihrer Brüder und Schwester verstehen, sowie für sie vor dem Herrn einschreiten und sie dazu auffordern, sich an Seine Worte zu halten, damit Er ihnen Seine heilende Macht zeigen kann.

Die Präsenz und die Mittlerschaft Mariä zu erkennen, von ihr den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zum Herrn Jesus Christus zu lernen, wird vermeiden, dass die Gläubigen ihren Glauben nur aus abstrakten Doktrinen oder Normen aufbauen müssen, und dass sie die Kirche zwar als eine vernünftige Einrichtung sehen, die jedoch nicht real und fürs wirkliche Leben geeignet ist. Vor Maria wird den Gläubigen, die an sie glauben und sich ihrer mütterlichen Mittlerschaft anvertrauen, dabei geholfen, sich als Kinder zu verstehen und in ein Leben zu treten, in dem sie Zeugen Christi und seiner einzigartigen Mittlerschaft sind. Maria geht vor ihnen zusammen mit anderen Brüdern und Schwestern, die mit ihrer mütterlichen Fürsorge bzw. großzügigen Begleitung dem Christen helfen.

Das „Leben der pilgernden Kirche" (RM, Titel) bezieht seine mütterliche Fruchtbarkeit aus denselben Quellen Mariä. Maria ist die Frau, die „voll der Gnade" ist und sie ist seit dem Anfang und für immer Vorbild der Selbsthingabe sowie des unbefleckten Gehorsams des Glaubens am Gott der Offenbarung.