Die Heilige Jungfrau Maria und die Frauen – Prof. Aldrich – Taiwan – 29. Mai 2002
Wo ist Maria im Leben der Frauen? Wir befinden nun an einem Scheideweg unseres katholischen Glaubens und unserer Devotion. Wie viele Pilger halten wir an, um uns umzusehen, um zuzuhören und von der Heiligen Mutter für unsere Zukunft zu lernen. Um mögliche Antworten auf die obige Frage zu liefern, werden wir auf die zwei Kirchendokumente über Maria eingehen, die im Anschluss an das II. Vatikanischen Konzil geschrieben wurden.
1. Marialis Cultus und Redemptoris Mater
Das Apostolische Schreiben von Papst Paul VI. Marialis Cultus wurde 1974 veröffentlicht, d.h. zehn Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil. Dieses Dokument betont, dass die Marienfrömmigkeit „aus Christus ihren Ursprung und ihre Wirksamkeit bezieht, in Christus ihren vollkommenen Ausdruck findet und durch Christus im Geist zum Vater führt". (1) Der Marienkult muss auf den Hauptthemen der Heilsgeschichte basieren. Er sollte von den Feiern des liturgischen Jahrs geprägt werden. Er sollte dem Ökumenismus aufgeschlossen sein, besonders im Hinblick auf die zentrale Bedeutung Christi und im Einklang mit den zeitlichen und räumlichen Umständen. (2)
Der Marialis Cultus betont den "aktiven und mitverantwortlichen Konsens" Mariä, besonders in Bezug auf die Frauen, welche am gemeinschaftlichen Entscheidungsprozeß teilnehmen möchten. (5) Wir können deshalb behaupten, dass der Papst den Frauen eine "schöne Überraschung" beschert, wenn er unterstreicht, dass Maria „alles andere als eine passiv fügsame Frau", sondern durchaus eine starke Frau war, die Armut und Leiden, Flucht und Exil erfahren hat. (6) Dies ist Grund zur Hoffnung für viele Frauen unserer Zeit, die um ihre Selbstverwirklichung kämpfen. Sie ahmen dabei die Leidende Mutter nach, indem sie der eigenen weiblichen Berufung als geweihte Jungfrauen oder Mütter und Ehefrauen in von vielen Kindern gesegneten Familien nachgehen.
2. Redemptoris Mater
Die Enzyklika von Papst Johannes Paul II. Redemptoris Mater wurde anlässlich des Gedenktags der Verkündigung der Seligen Jungfrau Maria, als Einweihung des Marianischen Jahres 1987 veröffentlicht. Das Marianische Jahr sollte den zweitausendsten Jahrestag der Geburt der Heiligen Jungfrau Maria feiern und zugleich als eine Vorbereitung auf den zweitausendsten Jahrestag der Geburt Christi fungieren. (8) Diese Enzyklika beabsichtigt etwas anderes als die Marialis Cultus: Sie ist eher doktrinär als devotional ausgerichtet, obwohl die doktrinäre Reflexion eine erneuerte Devotion zum Ziel hat.
Die Redemptoris Mater befasst sich mit einigen Fragen, die vom II. Vatikanischen Konzil nicht behandelt hatte. Dieses Dokument betont die „Einzigartigkeit der Rolle Mariä im Mysterium Christi sowie ihre aktive und vorbildliche Präsenz im Leben der Kirche". Ihre Mittlerschaft ist in Mittlerschaft in Christi. Diese hängt eng mit der Mutterschaft Mariä zusammen und weist vornehmlich mütterliche Züge auf, welche sie von anderen Persönlichkeiten unterscheiden. Schließlich ergibt sich ihre Mittlerschaft aus dem Inneren der Kirche, welche die ganze Menschheit umarmt. (9)
In der kirchlichen Mission der Liebe und des Dienstes führt Maria die neue Evangelisierung an, indem sie dem asiatischen Volk das Mitleid Jesu vermittelt, der heilt und versöhnt. Das Evangelium belegt ihre mitleidende Natur, welche sich durch stille und diskrete, zugleich aber wirksame Taten ausdrückt.
Fußnoten