Ethische Implikationen von „Und er stand von den Toten auf"

Prof. Louis Aldrich, Taiwan:

Die Erklärung der Synode von Toledo – „und er stand von den Toten auf" – ist reich an Implikationen für das gesamte moralische Leben der Christen. Ich werde mich dabei auf die Erörterung einer wichtigen Implikation beschränken, die hinsichtlich vieler Probleme der menschlichen Ethik und Bioethik besonders relevant ist: Zum ersten bestätigt die Wiederauferstehung des Körpers die intrinsische Einheit von Körper und Seele im Menschen; zum Zweiten bestätigt diese den Wert des Körpers als etwas, was nicht nur von Gott geschaffen wurde, sondern dazu berufen ist, Gottes ewiges Leben zu teilen.

Die Bedeutung des Werts und der intrinsischen Einheit des Körpers und der Seele ist auch in der frühchristlichen Auseinandersetzung mit der Gnostik und dem Manichäismus wieder zu finden. Diese beiden Formen des Dualismus sahen eine Dichotomie zwischen der guten spirituellen Seele und dem bösartigen materiellen Körper vor. Es war deshalb keine intrinsische Einheit zwischen Seele und Körper möglich: Die gute Seele war im bösartigen Körper gefangen. Die praktischen Implikationen dieser Aussage führten zu Folgendem: Die Fortpflanzung sei etwas Bösartiges, weshalb Empfängnisverhütung nicht nur erlaubt, sondern sogar gefördert wurde. Ferner, da der Körper und die Seele keine Einheit besaßen, war jede Art von sexueller Praktik erlaubt, solange verhütet wurde (das Böse, das man mit dem Körper macht, hat keine Auswirkung auf die Reinheit der Seele). Schließlich, die Ehe war nicht gut, sondern lediglich ein notwendiges Übel, welches nur als Disziplinierungsmaßnahme der Schwächeren toleriert wurde (die Stärkeren waren die wenigen, die sich von der Zeugung durch vollkommene Enthaltsamkeit fernhalten konnten).

Die Kirchenväter, wie etwa Clemens von Alexandria, St. Ambrosius, St. Johannes Chrysostomus und St. Augustin, konterten die Argumente der Gnostik und des Manichäismus. St. Augustin ging davon aus, dass die große Würde, der große Wert und die Güte des Körpers sowie seine Einheit mit der Seele von der Wiederauferstehung bewiesen worden sind. Auf die Dualisten antwortete er deshalb wie folgt: Sowohl der Körper als auch die Seele sind in sich gut; das moralische Böse residiert im spirituellen Willen und nicht im materiellen Körper; die Ehe ist gut, weil sie ein Sakrament ist (weil sie die Gnade verleiht, von welcher das Paar und ihre Kinder gesegnet werden); die intrinsische Voraussetzung der Ehe ist die Zeugung bei jedem ehelichen Geschlechtsverkehr und die ausschließliche gegenseitige Treue; deshalb sind Empfängnisverhütung und jeder Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe verboten. St. Augustins Antwort fasst die Meinungen aller anderen Kirchenväter zusammen und räpresentiert bis heute die Stellung der Kirche zu diesem Thema.

Heutzutage muss sich die Kirche mit einer neuen Art von Dualismus auseinandersetzen, nämlich der Trennung zwischen Technologie und Ethik. Dieser Dualismus sieht den Körper zwar nicht als etwas Böswilliges an, doch er misst ihm keinerlei ethische Bedeutung bei. Ein Beispiel eines solchen Dualismus ist die Abtreibungsbewegung, nach welcher der sich in den frühen Entwicklungsstadien befindliche Körper solange keine rechtliche Stellung besitzt, bis er (niemand weiß, wie) er den Status einer „Person" erlangt; ein weiteres Beispiel ist die Überzeugung, dass Empfängnisverhütung – welche die biologischen Zeugungsprozesse unterbricht – solange erlaubt ist, wie ein verheiratetes Paar noch nach einer tiefen spirituellen Einheit suchen möchte. Und schließlich hat William May betont, dass das gesamte Gebiet der künstlichen Fortpflanzung, einschließlich der künstlichen und der In-vitro-Befruchtung, des Klonens und der verbrauchenden Embryoforschung auf der Ablehnung des Körpers als spiritualisiertem Körper basiert – bzw. der Ablehnung einer echten Einheit zwischen Körper und Seele.

Was wird uns vor den modernen Dualisten retten? Wohl nur ein tieferes Verständnis der Bedeutung des „Und er stand von den Toten auf". Dieser Satz kann nämlich allen innerhalb und außerhalb der Kirche erklären, dass ein intrinsisch spiritualisierter Körper weder eine Spielwiese sexueller Befriedigung noch ein Labor für die technologische Manipulation ist, sondern, wie St. Paulus schreibt, „der Tempel des Heiligen Geistes" und „für den Herrn".