Resurrectio tamquam eventus storicus et transcendens

Prof. Stuart C. Bate OMI, Johannesburg

In seiner Osterpredigt sagte St. Melito von Sardis ca. im Jahr 165 AD in Lydien: „Ihr müsst verstehen, meine Lieben, dass das Ostergeheimnis ist zugleich neu und alt, ewig und vergänglich, verderblich und unverderblich, sterblich und unsterblich" (vgl. Ch 2-7, 100-103). Diese Worte spiegeln eine ununterbrochene Tradition wider, welche das Ostermysterium als eine Verbindung zwischen Natürlichem und Unnatürlichem, Körperlichem und Seelischem, Historischem und Transzendentalem betrachtet. Dies ist ein grundlegender Aspekt des Ostermysteriums. Jeder Versuch, das Geheimnis der Erlösung zu einem rein menschlichen oder rein göttlichen Ereignis zu reduzieren, ist eine Ablehnung dieses göttlichen Heilsvorhabens, das so ausdrucksvoll in Eph 1:3-14 beschrieben wird, sowie der vollkommenen Menschlichkeit und vollkommenen Göttlichkeit Christi, welche in der Hymne der Philipper 2:6-11 gefeiert werden.

Die Auferstehung als historisches Ereignis

In der Geschichte haben viele versucht, den historischen Wahrheitsgehalt der Wiederauferstehung zu widerlegen. Manche argumentieren empirisch und behaupten, die Erzählungen des Neuen Testaments könnten auch anders als historisch ausgelegt werden. Andere argumentieren hermeneutisch und führen an, dass es für unseren Glauben nicht notwendig sei, nach einer empirischen Grundlage für die Wiederauferstehung zu suchen. Einige andere wiederum haben behauptet, die Wiederauferstehung Jesu sei eine unwahre Geschichte, gar „ein Produkt des Betrugs, ein Missverständnis, eine Halluzination, eine psychologische Kettenreaktion von Seiten von Männer, die hoffnungsvoll erwarteten, dass Jesus auferstehen würde und so weiter" (O'Collins 1973:30-31). Das Evangelium selbst spricht von Disputen um die Wiederauferstehung, welche sich bereits sehr früh ausgetragen würden. Matthäus (28:12 ff.) berichtet, dass die Juden die Römer bestachen, damit diese sagen würden: „seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen". Im zweiten Jahrhundert widerlegte Origenes (Contra Celsus II, 56) eine ähnliche Behauptung von Celsus.

O'Collins (vgl. 1973:31-2) widerlegt solche Theorien in drei Punkten. Zum Ersten führte die Auferstehung Jesu etwas Neues in die damalige Religionswelt ein. Zu der Zeit vertrat nämlich eine gewisse Strömung in der Religion die Idee einer möglichen Wiederauferstehung im Sinne einer Auferstehung aller Toten und eines letzen Gerichts am Ende der Zeit. Die Möglichkeit der Auferstehung eines einzigen Individuums noch in der Zeit hatte noch niemand in Erwägung gezogen. „Die ersten christlichen Meldungen der eschatologischen Wiederauferstehung Jesu – mit einem zeitlichen Abstand zur universellen Wiederauferstehung aller Toten – ist religionsgeschichtlich etwas Neuartiges." (vgl. Pannenberg 1968:96). Zum Zweiten hatten die Jünger die Auferstehung nicht erwartet. Die Kreuzigung war für sie ein harter Schlag. Aus den Schriften geht hervor, dass sie nach der Kreuzigung deprimiert, verängstigt und etwas desillusioniert zu sein schienen. Die Erzählung der Wiederauferstehung beschreibt sie als überrascht von diesem Ereignis und etwas misstrauisch. Und in der Tat hat „die Auferstehung die Jünger vollkommen überrascht... es ging vollends über das hinaus, was die Jünger erwarten konnten. In ihrer Vorstellung war kein Platz für eine Wiederauferstehung Jesu" (vgl. Regenstorf 1952:22). Eine Wiederauferstehung Jesu zu inszenieren passt nicht zu dem, was wir von ihrer Weltanschauung kennen. Als sie mit den Erscheinungen Jesu konfrontiert wurden, beschrieben sie die Schriften immer als zweifelnd und voller Erstaunen, etwa in der paradigmatischen Geschichte von Thomas (Jo 20). Aus diesem Grund lässt sich schließen, dass erst die Auferstehung den Glauben der ersten Apostel stärkte und dass sie nicht ihr Glaube an die von Jesus vor der Kreuzigung verkündete Botschaft dazu trieb, die Auferstehung zu inszenieren oder zu halluzinieren. Zum Dritten beschränken sich die Erscheinungen Jesu nicht auf den alten Kreis von Jüngern. Und Paulus, der sich erst später bekannte, hatte keinen Grund, seine Erzählungen der von ihm selbst einige Jahre nach den Ostererscheinungen erlebten Erscheinungen Jesu zu erfinden.

Von einem hermeneutischen Gesichtspunkt wird darauf hingewiesen, es sei nicht notwenig, die Wiederauferstehung historisch zu belegen, um die Grundlagen des christlichen Glaubens aufrechtzuerhalten. Autoren wie Loisy („Autour d'un petit livre", S. viii, 120-121, 169; „L'Evangile et l'Eglise", S. 74-78; 120-121; 171) legen nah, die Wiederauferstehung sei etwas Übernatürliches und führen aus diesem Grund keinerlei Beweis auf der natürlichen Ebene. Der springende Punkt ist hier nicht die Wiederauferstehung selbst, sondern vielmehr die Realität vom unsterblichen Leben Christi in Einheit mit Gott. Diese Vorstellung wurde analysiert und abgelehnt in der sechsunddreißigsten und siebenunddreißigsten Proposition des Dekrets Lamentabili Sane von Pius X. (1907). Eine solche Aussage vermindert den Wert der Inkarnation, denn sie ist viel zu eng mit dem unrealistischen Dualismus verbunden, der in einigen modernen Bewegungen wieder zu finden ist, welche die menschliche Natur in natürlich und unnatürlich, Körper und Seele, erfassbar und unerfassbar unterteilen. Die jüngsten Fortschritte der Wissenschaftsphilosophie (vgl. Kuhn 1962) haben uns außerdem die Grenzen der wissenschaftlichen Methode gezeigt, wenn es darum geht, die Wahrheit über natürliche und historische Fakten zu erschließen. Es hilft uns daher nicht weiter, die historische Wiederauferstehung den wissenschaftlichen Paradigmen der Überprüfbarkeit und der Wiederholbarkeit zu unterziehen. Die Feststellung, dass die uns verfügbaren Beweise eine wissenschaftlich-empirische Nachprüfung nicht gestatten, bedeutet mitnichten, dass wir von den uns verfügbaren Informationen nicht darauf schließen können, was historisch geschehen sein möge. Denn alle humanistische Forschung – einschließlich der Geschichte – stützt sich auf die Prämisse, dass dies durchaus möglich ist. Es lässt sich beweisen, dass die Erscheinungen für diejenigen wahr waren, die sie erlebt und weitererzählt haben. Die Erscheinungen waren weitreichend: Jesus ist verschiedenen Leuten und zu verschiedenen Zeitpunkten erschienen. Deshalb konnte es sich dabei weder um einen von wenigen zusammengeschmiedeten Betrug, noch um Massenhalluzinationen handeln. Nachfolgend wird darauf eingegangen, wie dies zu beweisen ist.

Beweise der Historizität der Wiederauferstehung Jesu

Unsere Hauptquellen sind die Evangelien und die Schriften St. Paulus’. Die ältesten Zeugnisse der Auferstehung befinden sich in den Glaubenbekenntnisformeln wie in 1 Thess 1:10 und Gal 1:1. Die wichtigsten Formeln reichen so weit zurück in die Zeit wie 56 AD und sind in 1 Kor 3 wiederzufinden. Hier gibt Paulus an, was von GRUNDLEGENDER Bedeutung ist:

„Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Daß Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und daß er begraben worden ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und daß er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden."

Mit diesen Worten wird zum ersten Mal der Wert der Wiederauferstehung im Leben der Urkirche anerkannt. Der Text sollte gemeinsam mit Apostelgeschichte 10:40-43 gelesen werden, wo geschrieben steht, es sei in Gottes Heilsvorhaben, dass der auferstandene Jesu vor bestimmten ausgewählten Zeugen erscheinen würde, damit die Apostel mit der Verkündigung der Heilsbotschaft Gottes durch den Glauben an Jesus beauftragt werden konnten. Die Erscheinungen Jesu waren nicht lediglich eine kleine Zahl vereinzelter Vorfälle. Die Schriften sprechen von relativ vielen Erscheinungen vor relativ vielen Menschen. Es waren allesamt echte Erfahrungen, welche dann in den Heiligen Schriften erzählt wurden. Laut Ullrich (vgl. 1995:588), geht „Paulus Zeugnis (1 Kor 15:3-5), welches um das Jahr 50 n.C. geschrieben wurde, auf zwanzig Jahre früher (bzw. auf seinen Besuch mit den Aposteln) zurück, d.h. auf zwei bis vier Jahre nach dem eigentlichen Ereignis [die Wiederauferstehung]". Schließlich darf nicht vergessen werden, mit welcher Kraft die historische Wiederauferstehung von der frühen Kirche verkündet wurde. Man siehe etwa 1 Kor 17:18: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren."

Wir sollten deshalb die Evangelien vor dem Hintergrund dieser vielen Erscheinungen Jesu im Leben der frühchristlichen Kirche verstehen. Das Evangelium beschreibt diese Erscheinungen, welche so unerwartet und erstaunlich waren. O’Collins (vgl. 1973:29) betont, dass es „zwei ursprünglich unabhängige und historisch verlässliche Traditionen gab, nämlich die Tradition von Petrus und anderen Jüngern, welche den auferstandenen Christus getroffen haben…und die Tradition der Frauen, welche das leere Grab Jesus fanden. Die erste Tradition beschreibt Vorkommnisse, die wahrscheinlich in Galiläa stattfanden. Diese waren eine Reihe von Treffen zwischen den Aposteln und dem auferstandenen Herrn. 1 Kor 15 liefert die früheste Erzählung dieser Treffen. Von Balthasar (vgl. 1990:235) stammt: "Wir werden nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt sein, wenn wir den Kern dieser Geschichte mit den authentischen, originalen Erscheinungen des Herrn vor den Aposteln in Galiläa identifizieren, zu welchen die Übertragung der vollen Macht an Petrus gehörte". Die zweite Tradition berichtet von dem, was um das leere Grab herum geschah und ist in ihrer frühesten Form in Markus 16:1-8 zu finden. Von Balthasar (vgl. 239) betont: „Für die Historizität spricht der Umstand, dass das leere Grab nicht als Beweis der Auferstehung Christi gelten kann und dass es in der alten Tradition auch nicht als solcher apologetisch verwendet wurde. Anfänglich, hat es nur für Terror und Verwirrung gesorgt". Nichtsdestotrotz kann die Erzählung der Auferstehung durchaus mit dem Befund des leeren Grabs durch die Frauen am selben Tag verbunden sein (vgl. 242). Dies, genauso wie die Theophanie der Engel vor dem Grab, sprechen für die Verlässlichkeit dieser Schriften.

Die Wahrhaftigkeit der Auferstehung ist eine von verschiedenen Zeugen bestätigte Tatsache, welche entweder die Erscheinungen des Herrn oder das leere Grab erlebt haben. Diese Ereignisse haben das Verhalten der Anhänger Christi nach seinem Tod zutiefst verändert und sie dazu ermutigt, die Heilsbotschaft Christi durch ihren Glauben ans Ostermysterium unermüdlich zu verkünden. Das Mysterium und die Realität sind zwei unterschiedliche und bewiesene Ereignisse: der Tod Christi am Kreuz und seine Wiederauferstehung zu einem neuen Leben. Diese zwei Ereignisse haben zu einer neuen Schöpfung und einem stärkeren Glauben geführt.

Die Körperlichkeit des auferstandenen Christus

Bei der Wiederauferstehung Christi handelte es sich nicht bloß darum, dass ein Toter wieder ins Leben gerufen wurde, wie im Fall Lazarus’ geschah (Jo 11). Die Wiederauferstehung Christi war in vieler Hinsicht anders. Zum Ersten sah der auferstandene Körper Jesu nicht immer wie sein irdischer Körper aus. Manchmal musste Jesus die Apostel beruhigen, die dachten, sie sähen einen Geist. Er aß mit ihnen, er zeigte ihnen seine Wunden und forderte Thomas sogar dazu auf, sie zu berühren (vgl. Lk 24,40; Jo 20,20 27). Dadurch bewies er ihnen, dass sein auferstandener Körper jede Eigenschaft aller anderen Körper besitzt, obwohl er auch über diese Eigenschaften hinausgehen kann: Er kann im Raum und in der Zeit erscheinen, durch geschlossene Türen hindurchgehen (Jo 20:19) und verschwinden (Lk 24:31). Er kann das Aussehen ändern, mit welchem er seinen Anhängern erscheint. Maria von Magdala verwechselte ihn mit dem Gärtner, und Cleopas und sein Freund liefen mehrere Stunden mit ihm, ohne ihn zu erkennen. Der auferstandene Körper Jesu artikuliert sich in allen Dimensionen der Körperlichkeit, aber er ist nicht von Raum, Zeit und Geschichte eingeschränkt. Er ist körperlich umfasst und transzendiert zugleich das, was wir sind. Anders als Lazarus’ wird sein Körper nicht mehr sterben (vgl. Jo 12:10).

Die Wiederauferstehung und das Verhältnis

Die Wiederauferstehung Jesu ist eng mit Jesus’ Erscheinungen verbunden. Letztere sind niemals zufällig, sondern darauf gezielt, das persönliche Verhältnis mit denjenigen zu untermauern, welchen er nach und nach erscheint. Dadurch wird der Glauben gestärkt und Missionars- sowie Vertretungsbefugnisse übertragen. Dieses Verhältnis baut Jesus aus, indem er etwa den Vornamen desjenigen ausspricht, dem er erscheint (wie im Fall Mariä), oder er erscheint Thomas, dessen Glauben schwach ist. Petrus und den Aposteln erscheint er, um sie mit einem Ministerium zu beauftragen. Die Vertiefung des persönlichen Verhältnisses zwischen Jesus und seinen Anhänger durch die Erscheinungen ist zugleich die Grundlage der Kirche als Corpus von Menschen, die ein solches Verhältnis zu ihm pflegen. Dies zeigt sich besonders in der Geschichte von Emmaus, wo er erst dann erkannt wird, als er das Brot teilt. In dieser Episode finden wir deshalb einen liturgischen Akt, der die sakramentale Natur der Kirche begründet. In seinen Erscheinungen „nimmt [Jesus] ein definiertes Äußeres ein, in welchem er den Männern [sic] erscheint, aber dieses Äußere besteht in dem unauflösbaren Verhältnis, welches den sich in Christus hingebenden Gott mit dem Mann [sic] vereint, der diese Gabe annimmt und sich ihr anvertraut" (vgl. von Balthasar 1990 215-6).

Wiederauferstehung, Mission und Ministerium

Nicht nur vertiefen die Erscheinungen Christi das Verhältnis zwischen ihm und den Menschen, sondern oft dienen sie zugleich dazu, sie mit missionarischen und ministerialen Aufgaben zu betrauen. Maria von Magdala wurde beispielsweise zu den Jüngern entsandt, um ihnen anzukündigen, dass er in Galiläa wiedererscheinen würde (Mk 16:7). Saul wurde zum Haus Hananias entsandt (Apostelgeschichte 9). Als Jesus in dem Raum erschien, in dem sich die Jünger „aus Angst vor den Juden" (Jo 20:19) versammelt hatten, befiehl er ihnen mit dem Worten „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch", alle Sünden zu vergeben (Jn 20:21-23). Petrus traf Jesus am Ufer des Tiberias und beauftragte ihn damit, seine „Schafe zu weiden" (Jo 21). Jesus’ Erscheinung vor den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus ließ ihre Herzen „brennen", als er zu ihnen sprach und ihnen die Schriften erklärte (Lk 24: 32). Sofort wollten sie den anderen erzählen, was ihnen soeben geschehen war. Die Wiederauferstehung ist deshalb eine Offenbarung des Sakraments der Erlösung, welches die Jünger persönlich zu erleben Gelegenheit hatten. Und daraus leitet sich auch die Definition der Aufgabe der Kirche ab.

Die Wiederauferstehung und die Gründung der Kirche

Jesus’ Erscheinungen waren niemals zwecklos: Sie offenbarten die Erlösung, indem sie den Glauben stärkten; sie förderten die Treue seiner Anhänger, indem sie das persönliche Verhältnis zwischen ihm und ihnen untermauerten; sie gründeten die Kirche als Gläubigengemeinschaft und sie beauftragten die Apostel mit der Mission, anderen die frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden. Ohne die Anwesenheit des auferstandenen Herrn unter den Jüngern, ware die Gründung der Kirche nicht vorstellbar gewesen, welche „Christus in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht" hat (LG7; vgl 1 Kor 13). Die Apostel selbst werden zu „Grundfesten seiner Kirche" (vgl. CCC 642). Aus diesem Grund wird die Wiederauferstehung zur conditio sine qua non der Gründung der Kirche. „In der Wiederauferstehung hat alle Kirchengeschichte ihren Ausgangspunkt, denn sie ist Garantie für die Existenz Jesu, für sein Kreuz und die weitreichenden Konsequenzen" (vgl. von Balthasar 1990:191). 

Und in der Tat beschreibt die christliche Gemeinschaft die Wiederauferstehung Christi niemals als einen einfachen historischen Umstand, sondern vielmehr mit großer Leidenschaft, Begeisterung und mit engagiertem Glauben. Es kann deshalb angenommen werden, dass dieses frühe Glaubensbekenntnis die Begründung der Kirche ist. Ohne Glauben an die Wiederauferstehung Christi als Offenbarung der heilenden Macht Gottes gegenüber den Menschen gäbe es keine Kirche und keine frohe Botschaft zu verkünden.

Die Wiederauferstehung als ein Moment des Glaubens an einen göttlichen Akt

Der Kern der frohen Botschaft kommt in der Formel des Glaubensbekenntnisses des Ostermysteriums zum Ausdruck, welches an sich von der früheren Kirche stammt. In einem Kommentar zu Paulus’ Erzählung der Ostererscheinungen aus 1 Kor 15 erkennt von Balthasar (vgl. 1990:192) „zwei wesentliche Bestätigungen der Formel": Zum Ersten betont Paulus, dass es damals zahlreiche Zeugen der Wiederauferstehung gab, die „noch dazu gefragt werden können". Damit will Paulus nicht wirklich die Wiederauferstehung beweisen, sondern eher die Absichten Gottes erklären, mit welchen er einige Menschen als Zeugen davon auswählte, dass Christus Gottes Richter aller Lebenden und Toten und Erlöser der Welt war (vgl. Apostelgeschichte 10: 40-43). Zum Zweite verbindet die Formel zwei Ereignisse, nämlich die Kreuzigung und die Wiederauferstehung, in ein einziges Glaubensbekenntnis.

"Die Wiederholung der Formel "nach den Schriften" deutet darauf hin, dass der Tod und die Wiederauferstehung zusammengehören, selbst wenn sie als zwei getrennte Ereignisse dargestellt werden. Entgegen dessen, was von Bultmann behauptet wurde, argumentiert Barth richtig, wenn er schreibt, die Wiederauferstehung sei ein spezifischer göttlicher Akt und nicht lediglich ein Akt der Bewusstwerdung über die Bedeutung des Kreuzes." (von Balthasar 1990:193).  

Wiederauferstehung und sakramentales Leben

Die Darstellung des Ostermysteriums durch diese Formel ist zugleich die Ausdrucksform der Liturgie in der frühen christlichen Gemeinschaft. Aus diesem Grund können die liturgische und die sakramentale Dimensionen der Erscheinungen Jesu einfach unterschieden werden. Die Eucharistie nimmt eine zentrale Stellung ein, denn durch sie ist Jesus unter seinen Leuten anwesend. Die Eucharistie ist der Höhepunkt der Emmaus-Episode: Jesus ist hier der Hohe Priester, der das Brot teilt (Lk 24). Indem er die Jünger damit beauftragt, Sünden zu vergeben, errichtet er das Sakrament der Buße (Jo 20). Die Erscheinung vor Saulus führt zu dessen Bekehrung und Taufe (Apostelgeschichte 9). Das Sakrament der Taufe kennzeichnet seitdem den Zutritt zu dieser Glaubensgemeinschaft, deren Natur in den liturgischen Formeln des Ostermysteriums beschrieben wird.

Wiederauferstehung: historisch und transzendent

Die Verbindung zwischen den Erscheinungen Jesu und den Glaubensbekenntnissen in den Formeln der Schriften deuten darauf hin, dass die Wiederauferstehung nur als ein zugleich historisches und transzendentes Ereignis betrachtet werden kann. Als historisches Ereignis verwandelt sie die Natur der Geschichte selbst, indem sie der Menschheit ein neues Leben erschließt und ein stärkeres Verhältnis zu Gott schenkt, welches wiederum „Neues geworden ist. Aber das alles kommt von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus" (2 Kor 5:17-18). Die Wiederauferstehung Christi ist ein historisches Ereignis, welches historisch bewiesen wurde, wie das neue Testament bezeugt (vgl. CCC 639). Es ist allerdings auch ein Ereignis, welches über die Geschichte hinausgeht: „Die Auferstehung bleibt in dem, worin sie über die Geschichte hinausgeht, im Herzen des Glaubensmysteriums." (KKK 647) Dies hat damit zu tun, dass das Wesen der Wiederauferstehung der Übergang Christi in ein neues Leben und die Offenbarung einer neuen Schöpfung ist. Die Erscheinungen versichern uns, dass dieses neue Leben sinnlich erfassbar gemacht werden kann, aber die Erzählungen erinnern uns zugleich daran, dass dieses Leben im Himmelreich begründet ist, das die Welt transzendiert. Der auferstandene Christus offenbart sich deshalb nicht der ganzen Welt, sondern nur seinen Jüngern und denen, „die mit ihm von Galiläa hinauf nach Jerusalem gegangen waren; die sind jetzt seine Zeugen vor dem Volk" (Apostelgeschichte 13:31).

Die Wiederauferstehung stellt ein neues Leben dar: ein vollkommenes Leben (Jo 10:10). In dieser Welt kann dieses neue Leben durch den Glauben an Jesus erfahren werden. Jesus ist die erste Frucht, durch welche Gott zeigt, dass er „auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten" bewirken kann: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden" (1 Kor. 15:21-22). Aus diesem Grund kann die Wiederauferstehung nicht lediglich darin bestehen, dass ein Toter wieder ins Leben gerufen wird. Sie ist ein einzigartiges Ereignis, welches den Übergang zu einer neuen Existenz einleitet. Während die Wiederauferstehung geschichtlich durch die Erscheinungen Jesu bewiesen wird, verwandelt sie die Geschichte, indem sie Gottes kreativen Eingriff und eine erlösende Transzendenz einführt. Diese Transzendenz kann nicht als ein normales historisches Datum definiert werden. Es geht dabei um eine Vertiefung des Verhältnisses zwischen Gott und der Glaubensgemeinschaft und bewegt sich daher immer im Rahmen des Glaubens. In der Tat hat sich gezeigt, dass die historischen Ereignisse immer mit Glaubensereignissen verbunden sind. Jeder Versuch, das Historische vom rein Theologischen zu trennen, bleibt eine verkehrte Dichotomie der Fakten und ihrer Bedeutung.

Aus diesem Grund, wird die Unterscheidung zwischen „historisch" und „nicht historisch" als gefährlich betrachtet. Die Umbrüche, welche die Geschichte des Menschen und der Welt gegenüber Gott bestimmen, können nur insofern historisch (d.h. in der Geschichte) erkenntlich gemacht werden, wie Gott, der die Geschichte transzendiert, durch Denjenigen agiert, der durch seinen Tod den Lebenden half. Der in der Geschichte lebende Sohn offenbart, dass der Vater die Geschichte transzendiert (vgl. von Balthasar 1990:194-7)

Zitierte Werke

CCC 1994. The Catechism of the Catholic Church. Nairobi: Paulines.

Kuhn, T.S. 1962, 1970. The Structure of Scientific Revolutions. Chicago: University of Chicago.

O'Collins G 1973. The Easter Jesus. London: Darton, Longman & Todd.

Panneberg, W 1968. Jesus God and Man. Philadelphia: Westminster.

Regenstorf, K H 1952. Die Auferstehung Jesu. Witten-Ruhr.

Ullrich L 1995. Wiederauferstehung narratives, in Beinert and Fiorenza, Handbook of Catholic Theology. NY:Crossroad pp. 586-591.

Von Balthasar, H 1990. Mysterium Paschale. Edinburgh: T&T Clark.