Die Verwandlung des Menschen in ein neues Geschöpf
(In novam creaturam transformavit: LG 7)
Alfonso Carrasco Rouco, Madrid

Im Tod und in der Auferstehung Jesu Christi, des neuen Adams, hat sich bereits die Erneuerung der Welt vollzogen, die für das Ende der Zeiten erwartet wurde: der "neue Himmel" und die "neue Erde", die von den Propheten angekündigt worden waren (Jes 65,17; 66,22). Die neue Schöpfung, die vom Kreuz und der Glorifizierung Jesu eingeweiht wurde, ist eine authentische Antizipierung der eschatologischen Verwandlung.

Die "neue Schöpfung" und der "neue Adam" bedeuten jedoch nicht, dass der erste Adam im Stich gelassen wird, sondern sie bedeuten dessen Heil, die Fülle seiner Wahrheit und seines Schicksals. Die Welt und das Menschengeschlecht wurden in Erwartung Jesu Christi, des endgültigen Menschen, geschaffen. Er ist das Alfa und das Omega, die ursprünglichste Wahrheit, die im Vorhaben der Schöpfung und in ihrer endgültigen historischen Verwirklichung verborgen ist.

Die "neue Schöpfung" ist die Frucht der Inkarnation, in der der Sohn Gottes die menschliche Natur mit sich selbst vereint, den Tod und die Sünde mit seinem Kreuz und seiner Auferstehung besiegt und den Menschen erlöst und in ein neues Geschöpf verwandelt hat.

Der Beginn der "neuen Schöpfung" findet sich in der "Liebe Christi", der "für alle gestorben ist" und "für die Menschen auferstanden ist" (2 Kor 5,14-15). In dieser Liebe nimmt Jesus Christus die Sünde der Welt auf sich, erleidet den Tod (der eine Konsequenz der Sünde ist) und manifestiert das rechte göttliche Urteil über die alte, sündhafte Welt. Und mit dieser Geste manifestiert er auch die Barmherzigkeit des Vaters und zugleich seine grenzenlose Liebe zum Vater und zu den Menschen. Auf diese Weise hat Gott in Ihm die Welt mit sich selbst ausgesöhnt (vgl. 2 Kor 5,19). Die Antwort des Vaters auf den Gehorsam Jesu bis in den Tod, in dem er das Schicksal der Sünder annimmt, ist seine glorreiche Auferstehung. Diese verwandelt die Menschheit in die Fülle des Heiligen Geistes, "der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung" (1 Kor 1,30), damit "für alle Menschen die Rechtfertigung komme, die zum Leben führt" (Rm 5,18).

Das Menschsein Christi, die vom Geist glorreich verwandelt wird, ist die neue und definitive Schöpfung. Sie wurde vollzogen durch die höchste Manifestation der Liebe Gottes, die anerkannt und erwidert wird, die vor der Welt bezeugt und den Menschen durch Christus mittels der Auslieferung des eigenen Lebens mitgeteilt wird. Das Heil und die neue Schöpfung verbinden sich somit in der ewigen Barmherzigkeit der Dreifaltigkeit, die jedoch ihr endgültiges Werk nicht ohne die Freiheit und die menschliche Antwort vollbringen wollte, die Jesus Christus darstellt.

Die Wirklichkeit dieser Welt wurde im Ereignis Jesus Christus übertroffen. Die Kriterien, die in der Welt galten, die Mächte, die sie regierten, die Dialektik, die sie bewegte, die Drohungen und Reichtümer gehören der Vergangenheit an und bedeuten nichts mehr für den Christen, den Getauften, der sich in Christus inkorporiert: "Denn es gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur." (Gal 6,15). Nichts von dem, was dieser Welt angehört, stellt nunmehr die Hoffung oder den Ruhm des Christen dar: "Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie nichtig sind. Darum rühme sich niemand eines Menschen; denn alles ist euer: es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer." (1 Kor 3,21-23).

Durch sein Leben in Christus ist der Christ von den Mächten dieser Welt befreit, ebenso von der Sünde, vom Tod, von den Illusionen und den Plänen für sich selbst. Er lebt nicht mehr für sich selbst, sondern für Jesus Christus, den Herrn, kraft seines Geistes (vgl. 2 Kor 5,15; Röm 14,7-8). Die Tatsache, "in Christus" zu sein, in Kommunion mit seinem Körper zu sein, als sein Glied und nicht mehr Teil von dieser Welt, das ist die Kondition des neuen Geschöpfs. Denn in Christus, in seinem Kreuz und seiner Auferstehung hat Gott die endgültige Grundlage für die Wirklichkeit gelegt: "Es besteht alles in ihm." (Kol 1,17).

Die Kirche als Körper Christi macht mitten in der Welt die Ankündigung der Versöhnung mit Gott präsent (vgl. 2 Kor 5,18-20), die Erfüllung seines Plans, dass alles zusammengefaßt wird in Christus (vgl. Eph 1,10), den Beginn der neuen Schöpfung.

Diese neue Schöpfung manifestiert sich als Wirklichkeit der mit Gott ausgesöhnten Einheit der Menschen und der gesamten Menschheit (vgl. LG 1). Gestützt durch die Barmherzigkeit des Vaters, durch den Tod und die Auferstehung Christi, durch die Gabe seines Geistes sind diejenigen, die "in Christus" leben, in die Kommunion mit Ihm inkorporiert, sind in der Welt als Gesandte des Herrn, ohne in der Welt zu sein (vgl. Joh 17,14-17), und sie leben vom "Glauben, der durch die Liebe tätig ist" (Gal 5,6).

Auf diese Weise hat Christus durch die Gabe seines Geistes seine Brüder wie seinen Körper geschaffen (vgl. LG 7a), als eine "Gemeinschaft des Lebens, der Nächstenliebe und der Wahrheit" die Er annimmt "als Werkzeug der Erlösung und als Licht der Welt und Salz der Erde in alle Welt" sendet (vgl. LG 9).