EINLEITENDE WORTE

Seiner Höchstehrwürdigen Em. Herrn Kardinals

Darío Castrillón Hoyos

Präfekt der Kongregation für den Klerus

Das priesterliche Dienstamt

Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen" (Jer 3,15). Die Worte Jeremias stellen noch heute die Antwort Christi auf die Probleme der Welt dar: Gott verspricht seinem Volk nach wie vor, dass seine Hirten es zusammenhalten und begleiten werden. Das will sein Herz, welches uns vom Guten Hirten, Christus, offenbart wurde (vgl. Johannes Paul II., Ap. Schreiben Pastores dabo vobis, 28).

Und die Völker werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich an euch vor ihren Augen als heilig erweise. Ich hole euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern… Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch" (Ez 36,23-25). Mit diesen Worten verkündet Ezechiel das Werk des Heiligen Geistes, welches sich zum ersten Mal im Jerusalemer Abendmahlsaal vollzogen hat, als das Priesteramt der Neuen Allianz gegründet wurde. Durch das Sakrament identifiziert sich dieses Amt mit dem Hohen Amt Christi, welches sich in der Priesterweihe verwirklicht. Jeder Priester wird somit seit zweitausend Jahren über die Kirche in die göttliche Heilsökonomie einbezogen, im Dienste des Gottesvolkes und der ganzen Menschheit.

Diese zwanzigste internationale theologische Telekonferenz konzentriert sich auf das priesterliche Dienstamt, die geheimnisvolle Gabe der göttlichen Liebe an die Menschheit.

Christus lebt im Priester: Diese hohe Wahrheit verleiht dem priesterlichen Amt seine Existenzberechtigung bzw. bindet es ontologisch an Christus.

Anlässlich der Feier des Heiligen Herzens Jesu und des Weltgebetstages für die Heiligsprechung der Priester, fordert die Kirche alle Gläubigen dazu auf, mit ihrem Glauben auf das Herz Christi – „den sie durchbohrt haben" (Jo 19,37) – zu blicken, denn dieses ist das lebendige Zeichen der unschlagbaren Liebe Gottes sowie unerschöpfliche Quelle der Gnade. Dieses Zeichen ist in den Priestern zu suchen, welche die Reichtümer des Herzens Christi hüten und verwalten.

Die Menschen möchten in den Priestern das Antlitz Christi sehen, sie möchten in ihnen denjenigen erkennen, der „für die Menschen eingesetzt [wird] im Dienst von Gott" (Heb 5,1). Der Priester soll St. Augustinus’ Worten entsprechen: „Unsere Wissenschaft ist Christus und unsere Weisheit ist ebenfalls Christus. Er ist es, der in uns den Glauben an die zeitlichen Wahrheiten nährt und der uns diese Wahrheiten der Ewigkeit erschließt" (St. Augustinus, De Trinitate 13, 19,24).

In seinem Brief an die Priester am Gründonnerstag 2002 schreibt Johannes Paul II.: „Was für eine wunderbare Berufung ist uns zuteil geworden, meine lieben Brüder im Priesteramt! Wir können tatsächlich mit dem Psalmisten wiederholen: ‚Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn’ (Ps 116, 12-13)." Der Priester ist für die Eucharistie verantwortlich, „von ihr lebt die Kirche. Von diesem lebendigen Brot ernährt sie sich", schreibt der Heilige Vater in seiner Enzyklika Ecclesia de Eucaristia (Nr. 7). Dabei weist er jeden Christen, namentlich die Priester, nachdrücklich auf die zentrale Rolle der Eucharistie sowie auf die Notwendigkeit hin, vor dem eucharistischen Gesicht Christi innezuhalten.

Die Gasttheologen dieser Telekonferenz werden sich mit den verschiedenen Aspekten dieses Themas auseinander setzen. Ihnen allen gilt mein herzlichster Dank. Diese Konferenz findet in direkter Verbindung mit zehn Nationen aus den fünf Kontinenten statt. Aus Rom, vom Sitz der Kongregation für den Klerus, sprechen S.E. Hr. Prof. Rino Fisichella und Hr. Prof. Bruno Forte. Aus New York spricht Hr. Prof. Michael Hull, aus Manila Hr. Prof. José Vidamor Yu, aus Taiwan Hr. Prof. Louis Aldrich, aus Johannesburg Hr. Prof. Stuart Bate, aus Bogotà Hr. Prof. Silvio Cajiao, aus Regensburg S.E. Hr. Prof. Gerhard Ludwig Müller, aus Sydney Hr. Prof. Julian Porteous, aus Madrid Hr. Prof. Alfonso Carrasco Rouco und aus Mosca Hr. Prof. Igor Kowalewsky.

Ich wünsche Ihnen eine gute und fruchtbare Konferenz.