Doktrinäre Vorbeugung und Katechese gegen die Sekten

Prof. Michael Hull, New York

Die Bedrohung durch Sekten ist für die katholische Kirche eine Sorge unserer Zeit. Der Heilige Stuhl hat in vielen Dokumenten – besonders in Sekten und religiöse Bewegungen: eine pastorale Herausforderung vom 3. Mai 1986 - zu dieser besorgniserregenden Entwicklung Stellung genommen und versucht, die neuen religiösen Bewegungen zu durchleuchten. Der heilige Vater hat sich insbesondere auf Lateinamerika konzentriert, wo sich Millionen von Katholiken zu protestantischen Sekten bekannt haben. Das Problem der Sekten wurde von anderen weltweit zu beobachtenden Trends zusätzlich verschärft, etwa von der New-Age-Bewegung, dem Synkretismus und der religiösen Gleichgültigkeit. Diese Gefahr gilt es durch apologetische Initiativen auf diözesaner Ebene anzugehen, in deren Rahmen die Katholiken mit ihrer eigenen Doktrin und der impliziten Bedrohung falscher Lehren vertraut gemacht werden sollten. Benjamin Franklin schrieb: „Eine Unze Prävention ist soviel wert wie ein Pfund Therapie". Gesunde Doktrin und Frühwarnung sind die besten Lösungen für das Problem der Sekten, besonders auf den untersten Ebenen der Diözese.

Die Revitalisierung der Doktrin unter Katholiken ist von wesentlicher Bedeutung. Als Nachfolger der Apostel müssen die Bischöfe mit gutem Beispiel voran gehen und dafür sorgen, dass ihre Priester und die Laien ihnen Folge leisten. Erfreulicherweise verfügen sie in dieser Hinsicht über eine Reihe sehr wirksamer Werkzeuge: Auf internationaler Ebene werden sie vom Heiligen Stuhl unterstützt, welcher in letzter Zeit eine große Zahl wichtiger theologischer Lehrmaterialien, etwa den Katechismus der Katholischen Kirche, veröffentlicht hat. Auf nationaler Ebene werden sie von den nationalen Bischofskonferenzen unterstützt, welche für die Vermittlung des echten Glaubens unter den jeweiligen spezifischen kulturellen, sprachlichen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen verantwortlich sind. Darüber hinaus hat die Kirche heute Zugang zu den wunderbaren Fortschritten in der sozialen Kommunikation – die so oft von den Sekten eingesetzt werden -, etwa Kabel- oder Satellitenfernsehen sowie Internet.

Die Revitalisierung der Doktrin muss ebenfalls die Überarbeitung und Analyse nicht nur der katholischen Wahrheit, sondern auch der falschen Lehren umfassen. Dies gilt insbesondere im Rahmen der religiösen Ausbildung der Kinder. In diesen Zeiten, in welchen Freiheit oft mit Zügellosigkeit und Mehrwert mit Tugend verwechselt werden, und in welchen das Neueste automatisch das Beste ist, muss dringend klargestellt werden, was gut und was schlecht ist. Es ist gefährlich, wenn die Katholiken die Domus Dei als ein Haus unter vielen gleichwertigen Häusern desselben Dorfs ansehen (s. 1Tim 3:15). Die Katholiken müssen vielmehr verstehen, dass die Kirche nicht auf den gleichen Sand gebaut ist, der die oft unsicheren Fundamente der Sekten umgibt (s. Mt 7:24-28 und Lk 6:47-49), sondern auf die Realität der Offenbarung Jesu Christi und seines Versprechens: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen." (Mt 16:18)

Die Bedrohung durch Sekten ist real und global. Nach einigen Schätzungen ist etwa die Zahl von radikalen Protestanten in Lateinamerika von 50.000 in 1900 auf heute 70 Millionen angewachsen. Vielleicht kann die Macht die Kirche nicht jedes Herz und jede Seele vor einem gefährlichen Irrglauben retten, aber es ist bestimmt ihre Pflicht, mit all ihren Kräfte zu vermeiden, dass ihre Kinder das Falsche mit der Wahrheit verwechseln, die uns befreien wird (s. Jo 8:32).