Eine christliche Betrachtung zum „New Age"

P. Paolo Scarafoni, L.C.

Rektor der Ateneo Pontificio Regina Apostolorum

Der Päpstliche Rat für die Kultur und der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog haben ein wunderbares Dokument unter dem Titel „Jesus Christus, Träger des Wassers des Lebens: eine christliche Betrachtung zum New Age" herausgebracht, welches über das Phänomen des New Age berichtet und ein wertvolles seelsorgerisches Instrument für alle Priester darstellt.

„New Age" ist ein englischer Ausdruck, der „Neue Ära" bedeutet. Die Anhänger dieser Bewegung glauben, dass die Menschheit in ein „neues Zeitalter" des Friedens und Wohlstands eintritt, welches einen großen sozialen, politischen und religiösen Wandel mit sich bringen wird. Das New Age sollte auf das christliche Zeitalter folgen, und es stellt den Übergang vom astrologischen Zeitalter der Fische zum Zeitalter des Wassermanns dar. Aus diesem Grund sind die New-Age-Anhänger auch als „Aquarianer" bekannt. Das New Age definiert sich als etwas "Neues", aber in der Tat stammen viele seiner Ideen aus antiken Religionen und Kulturen. Wirklich neu ist die bewußte Suche nach einer Alternative zur westlichen Kultur und deren jüdisch-christlichen Wurzeln. Der katholischen Kirche wird vorgeworfen, nichts zur Förderung des Friedens und des Glücks zu unternehmen.

Der Erfolg des New Age selbst unter Christen und Katholiken hängt mit drei Elementen zusammen: mit einem menschlichen Element, d.h. einer dem Menschen innewohnenden Suche nach Spiritualität und Gebet; mit einem existentiellen Element, d.h. der Sehnsucht, sich von der Angst zu befreien, die viele in der heutigen westlichen Gesellschaft erfahren, welche ihnen keine Stabilität und keine Zukunft garantiert; mit einem psychologischen Element bzw. dem Umstand, dass sich diese neue Spiritualität aus der Zusammenkunft zwischen Esoterismus und Psychologie ergibt und dem Menschen dabei helfen solle, sich zu wandeln und durch besondere Techniken Frieden zu erlangen.

New-Age-Anhänger wollen Frieden dadurch erlangen, dass sie sich mit verschiedenen Mitteln von der Angst und der Zerrissenheit der westlichen Kultur zu befreien versuchen. Zu diesen Mitteln gehören die Mode der Reisen nach Indien, die Suche nach mystischen Erfahrungen, der Gebrauch von Drogen, mit welchen man höhere Bewußtseinsebenen erreichen und sich damit eins mit dem Kosmos fühlen solle, die Sexualmystik, welche durch die vollkommene Befreiung von sämtlichen Sexualtabus ein tieferes Liebesverhältnis erlauben solle, der Rückgriff auf den traditionellen Esoterismus (Gnostizismus, Alchimie, Astrologie, Magie, Spiritismus, Hexerei, Mysterien), der Satanismus und die okkulten Wissenschaften. Sehr vebreitet ist auch die Kristalltherapie. Einige New-Age-Bücher behaupten, Kristalle verfügten über eine verborgene Intelligenz, welche unser Leben beeinflussen könne. Sie beschreiben, wie man mit ihrer vermeintlichen Kraft in Kontakt treten könne. Außerdem ist eine wahrhaftige Fixierung auf Engel zu konstatieren, die die Aquarianer überall sehen. Mit den christlichen Engeln haben ihre Engel allerdings nichts gemeinsam. Sie tragen komische Namen und besitzen Kräfte, die denjenigen der Talismane und Amuletten ähneln. Hinzu kommen viele andere beliebte New-Age-Figuren, etwa die „Führergeiste" und ähnliche Entitäten.

Die Suche nach Frieden und Glück mit diesen (und anderen) Methoden führt zu folgenden Konsequenzen: Jede Wahrheit und jedes Dogma werden abgelehnt, da diese ein gespaltenes und verworrenes Bild der Realität zeichneten; man flüchtet sich in die Intuition und ins geheimnisvolle Irrationale; jede Kirche oder feste religiöse Institution, besonders die Hierarchie der katholischen Kirche, werden abgewiesen; man sucht nach einer neuen, allen zugänglichen Mystik.

Diese neue Mystik wird auch von vielen Katholiken praktiziert und nährt sich aus den verschiedensten, besonders östlichen, Gebetstraditionen; sie leugnet, dass Gott transzendent, getrennt und weit weg von uns ist; sie fordert auf zur inneren Reinigung und, nach einer Phase der inneren Entleerung, zur Zusammenkunft mit „sich selbst" bzw. dem echten Selbst, das eins mit Gott, dem Universum und allem Seienden sei. „Dieses Selbst kennt weder Subjekt noch Objekt, weder Leben noch Tod, weder Licht noch Finsternis, weder yin noch yang. Das echte Selbst geht über die Wandlungen und die Ängste des Samara hinaus und lebt in der Welt des Lichts" (vgl. William Johnston, sj, Mística para una nueva era, Desclée de Brower, 2003).

Dem New Age kann mit folgenden seelsorgerischen Prinzipien gegenüber getreten werden: Der Priester muss das Verhältnis zwischen Glauben und Vernunft erläutern, die reiche christliche Gebetstradition und die lebendige Teilnahme an den Sakramenten vermitteln, Jesus Christus als den lebendigen auferstandenen Sohn Gottes darstellen, der ständig mit dem Menschen kommuniziert, dessen Faszination alles andere übertrifft und dessen Präsenz dem Leben eines jeden Menschen Sinn gibt. Der Priester muss den Gläubigen zeigen, dass die Welt die Schöpfung Gottes ist und von ihm geliebt und zur Vollkommenheit geführt wird.