Der Bischof und die Katechese

Benoît Malvaux

Präsident von Lumen Vitae

Wenn die Katechese als Initiation zum Geheimnis des Heils sowie zu einer neuen Lebensart und Verantwortung für die gesamte christliche Gemeinschaft verstanden wird, dann spielt der Bischof bei ihrer Organisation und Förderung innerhalb der Diözese eine so wesentliche Rolle, dass das Allgemeine Direktorium für die Katechese ihn als den ersten Verantwortlichen für die Katechese in der Partikularkirche bezeichnet. Seine Verantwortung ist in dem breiteren Rahmen der spezifischen Rolle des Bischofs als Lehrer der Kirche begründet. Er ist ein Moderator des Amts des Wortes in der Kirche, für welche er verantwortlich ist, und seine Berufung besteht darin, die Evangeliumsverkündung zur „Priorität der Prioritäten" zu machen. Daraus leitet sich seine Verantwortung für die Katechese ab, welche ein wesentliches Element des Evangelisierungsprozesses darstellt.

Dass der Katechese ein Ehrenplatz im pastoralen Bischofsamt zukommt, geht auf die Wurzeln der Kirche zurück. Die meisten Kirchenväter, von Irenäus von Lyon über Augustinus von Hippo und Kyrill von Jerusalem bis hin zu Johannes Christostomus oder Ambrosius von Mailand, waren vornehmlich Katechisten, die sich persönlich für die Initiation ihrer Völker zum christlichen Glauben engagierten. Als Bischöfe, haben sie die Katechese selbstverständlich als festen Bestandteil ihres Amtes betrachtet. Sie waren von Christus beseelt und wollten ihn ihr ganzes Leben lang verkünden.

Heute haben sich die Umstände verändert, aber die Verkündigung der Frohen Botschaft, zu der die Katechese gehört, muss die erste Sorge des Bischofs bleiben. Lumen Gentium Nr. 25 bekräftigt, dass die Bischöfe zugleich Glaubensboten sind, „die Christus neue Jünger zuführen", sowie „authentische, das heißt mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer… die dem ihnen anvertrauten Volk die Botschaft zum Glauben verkünden… und den Glauben fruchtbar werden lassen und die ihrer Herde drohenden Irrtümer wachsam fernhalten". Für die Katechese bedeutet diese zweifache Mission des Bischofs bei der Verkündigung des Evangeliums, dass ihm gewisse Spezialverantwortungen obliegen, welche im Direktorium Nr. 223 beschrieben werden.

Der Bischof ist demnach „erster Katechist" in seiner Diözese, d.h., er muss auch sich selbst aufopfern können, um die ihm anvertrauten Gläubigen einzuweihen. Er muss außerdem in die Glaubensübertragung direkt eingreifen können. Jede Predigt und jeder Pastoralbrief, die der Bischof an seine Gläubigen sowohl individuell als auch gemeinschaftlich richtet, sowie jeder Kontakt zwischen ihnen können eine authentische katechetische Dimension besitzen und dem Gottesvolk helfen, den Sinn des Geheimnisses des Glaubens zu verstehen. In diesem Kontakt kann der Bischof sogar Nahrung für seinen eigenen Glauben finden und selbst etwas von den Menschen lernen, die von ihm eingeweiht werden.

Der Bischof ist ebenfalls dazu aufgerufen, die Katechese in seiner Diözese zu fördern, indem er die Priester und seine Mitarbeiter motiviert, die direkt auf dem Gebiet tätig sind, sowie indem er die christliche Gemeinschaft hinsichtlich ihrer Verantwortung sensibilisiert und eine „echte und tiefe Liebe für die Katechese" weckt und pflegt, wie vom Direktorium vorgeschrieben. Dies basiert auf der Annahme, dass er sich selbst leidenschaftlich für die Initiation engagiert.

Diese Liebe darf nicht als ein bloßer Enthusiasmus angesehen werden. Sie muss nämlich auch in einer angemessenen und wirksamen Organisation konkrete Gestalt annehmen. Nur so kann der Bischof die materiellen und menschlichen Ressourcen mobilisieren und die Katechese aktiv und wirksam gestalten. Dabei sollte er immer sicherstellen, dass die Katechisten auf ihre Aufgabe angemessen vorbereitet und von der Kirchendoktrin durchdrungen sind, sowie dass sie über eine Grundausbildung in Psychologie und Pädagogik verfügen. Dazu könnte die Einrichtung einer Ausbildungsstätte für Katechisten wesentlich beitragen. Eine wirksame Katechese erfordert ebenfalls, dass der Bischof den Katechisten die notwendigen Mittel zur Verfügung stellt, etwa Lehrbücher, welche sie bei ihrer Arbeit tatsächlich unterstützen. Die Qualität der Lehrmittel sowie die Authentizität des Glaubens, den die Katechisten vermitteln sollten, sind dabei von grundlegender Bedeutung.

Schließlich sollte der Bischof die katechetischen Tätigkeiten der in seiner Verantwortung stehenden Teilkirche koordinieren. Dies bedeutet keinesfalls, dass er eine einheitliche Katechese für die gesamte Diözese zu entwickeln hat, denn unterschiedliche Lokalgegebenheiten könnten unterschiedliche Initiationsansätze erfordern. Es ist allerdings nicht weniger wichtig, dass die Diözese immer über einen globalen und kohärenten katechetischen Plan verfügt, welcher den Bedürfnissen der Gläubigen sowie der Grundausrichtung der diözesanen Seelsorge entspricht.

Die Verantwortung des Bischofs für die Katechese ist deshalb grundlegend. Sie geht davon aus, dass der Bischof ein Mann des Glaubens und zutiefst im Evangelium verwurzelt ist, das er verkünden soll. Er muss ein Mann sein, der Gewissen weckt und in seiner Kirche eine wahrhaftige „katechetische Dynamik" auszulösen vermag. Er muss ein Mann der Kommunion sein und eng mit Priestern und Katechisten zusammenarbeiten. Nur unter dieser Bedingung wird er in der Lage sein, eine wahrhaftig fruchtbare Katechese zu entwickeln, welche die Gläubigen in ihrer Kenntnis des Glaubens und ihrem christlichem Leben fördert.